Volltext Seite (XML)
MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Nr 184 85 ZatzrgKNA Telsgi.-Adr,: ,Amt-blatt Das »Wilslnmffcr Tageblau» erscheint täglich nachm. S ^r den v-n- die Bot^n L°,M Mk^.s be^-UoftbesteNung der Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2Mk. im Monat, der susleänng oura; gcdühi. Ein 'Ammern M-.ÄWanstL Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend träger und Geschäftsstellen^ . «rica oder sonstiger Betriebsstörungen besteht Lein Anspruch anf Lllsernng - Ra-bsenbnng -inges-nbter Schriststüche erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. -er.,..rr.nngs,reuen entgegen Das Wilsdruffer Tageblatt enthärt die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. Postscheck: Dresden 2840 Montag, dkN 9. August 1826 für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. "mahmebks^L'A^r Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. b LÄ'chIg°?°Wg'^. SeEH-fra«zöWtt Handel. Viele Monate haben die Verhandlungen gedauert, in denen wir mit Frankreich handelspolitisch endlich zu ver tragsmäßigen Zuständen kommen wollten. Nach den kleinen Provisorien und Abmachungen ist nun ein neues Provisorium zustande gebracht worden, nicht aber ein endgültiger Handelsvertrag. Doch nicht bloß bei einem Provisorium ist es geblieben, sondern in dieses vorläufige Abkommen sind große Wirtschaftszweige nicht hineingenommen worden, so dis gesamte Schwer industrie und dis Textilindustrie. Das erstere ist erklärlich, weil hierüber demnächst besondere Abmachungen zwischen den Interessenvertretungen ab geschlossen werden sollen. Daß man die Textilien nicht in das Provisorium aufnahm, wird damit begründet, daß Deutschland für den künftigen endgültigen Handelsver trag noch ein paar Trümpfe in der Hand behalten wollte. Denn das Provisorium dauert nur sechs Monate. Schon aus diesem Grunde wird das Abkommen auf mannig fachen Widerspruch stoßen, wenngleich es immerhin ein gewisser Trost ist, daß wir jetzt doch wenigstens teilweise aus dem bisherigen vertragslosen Zustande herausgekom men sind. Die Schwierigkeiten bei den Verhandlungen sind ganz außerordentlich große gewesen, weil sie nicht bloß technischer, sondern auch wirtschaftlicher, vor allem aber währungspolitischer Art sind. Die fran zösische Zollgesetzgebung kennt nicht bloß einen Maximal-, sondern auch einen starken Minimaltarif; das heißt, daß unter einen bestimmten Zollsatz französischerseits nicht heruntergegangen werden kann. Wir aber haben den au tonomen Tarif; das heißt, daß bei den Verhandlungen die deutsche Regierung an einen bestimmten Satz über haupt nicht gebunden ist. — -Die bisherigen Klagen über die früheren Provi sorien richteten sich besonders gegen die starken Vergün stigungen, die deutscherseits der französischen Einfuhr von landwirtschaftlichen Erzeugnissen, beson ders von Gemüsen, Obst und Wein, gemacht worden sind. Auch jetzt wieder erklärt dis deutsche Regierung, daß es nicht möglich gewesen sei, Frankreich als fast reinem Agrarland diese Konzessionen zu verweigern, abgesehen vom Wein, wo Frankreich seine Absichten nicht ganz durchgesetzt hat. Ebenso ist die sranzösische Luxuswaren- industrie in dem Abkommen recht bevorzugt, was man wirtschaftspolitisch vom deutschen Standpunkt aus nicht gerade als erfreulich bezeichnen muß. Und unerfreulich ist des weiteren, daß die Zollsätze aus Per Grundlage des Papierfranken festgesetzt sind, die Ausführung des Abkommens also an diese überaus schwankende fran zösische Währung geknüpft wurde. Auf der anderen Seite soll aber nicht verkannt werden, daß durch den Vertrag eine ganze Reihe von Benachteili gungen, denen bisher die deutsche wirtschaftliche Betäti gung in Frankreich unterlag und die Ausnahmemaßregeln uns gegenüber darstellten, nunmehr beseitigt worden sind. Die uns schon früher von Frankreich zugesicherte Meist begünstigung, die also hier nur den Genuß der Minimal zölle bedeutet, wird damit erst wirklich durchgeführt. Be grüßenswert ist- daß auch die verkehrspolitischen Beziehun gen zwischen uns und Frankreich in diesem Sinne geregelt sind, daß also die deutschen Schisse genau wie vor dem Kriege sämtliche französischen und Kolonialhäfcn anlaufen können, während es bekanntlich bisher vor allem für K a - merun und Togo verboten war. Ebenso ist ein nor males Verhältnis wieder hergestellt in der Frage des . Niederlassungsrechtes deutscher Gesellschaften in Frank reich und seinen Kolonien; auch hier sind die Ausnahme- maßregelu gegen uns beseitigt worden. Ein Provisorium konnte es auch nur deswegen sein, währungspolitischen Verhältnisse immer noch sehr stud und man tue kommende Entwicklung des Fran k e n angesichts der unsicheren innerpolitischen Laas Frankreichs nicht voraussehen kann. Immer wieder muß ja betont werden, daß wir Deutsche an der Stabilisierung der französischen Wahrung das allergrößte Jnteress? haben, daß aber natürlich em endgültiger Handelsvertrag erst nach gelungener Stabilisierung geschaffen werden kann weil bei einer Entwertung des Franken nun wiederum die Gefahr einer Valutaunterbietung entsteht, Ae durch ein- für allemal festgelegte Zollsätze dann nicht mehr bekämpft werden kann. Nun sollen ja die Unter händler in kürzester Frist Wieder zusammentreten um einen endgültigen Vertrag zu schaffen. Bis da^n wird es dann wohl auch gelungen sein, die größte Schwierig leit, nämlich die Auseinandersetzung über die gegenseitigen schwerindustriellen Beziehungen, zu regeln. Aufstand in der LLkraine. Russische Truppen sollen meutern. Rumänische Blätter bringen Nachrichten über angeb lich in der Ukraine herrschende größere Verwirrungen. Die Truppen des ukrainischen Generals Lessevici weigerten sich ^uach zuerst, die Befehle der Negierung zu befolgen. Re- ! ko!« r.erwe - Soldaten töteten den Regicrungs-! Wistar Draeenco, schlugen ihm den Kopf ab und ! von ans der Spitze einer Lanze in den Straßen gierig umher, indem sie riefen: „Nieder mit der Re- " des Terrors und des Zwanges!" Die Infanterie-! LaMwins „nirarrlkätblige" kottckatt. Die Lage der englischen Vergarbeiter. Vermittlungsbereitschaft der Regierung. Die englischen Bergarbeiter machen dis angestrengte sten Versuche, den nun schon über drei Monate dauernden Streik auch weiterhin durchzuhalten. Erst vor kurzem haben sie an die Arbeiterschaft Europas einen dringen- denAppellumHilfe gesandt, in dem etwa 20 Mil lionen Mar? als Unterstützungsgelder angefordert wurden. Auch nach Amerika hat sich eine englische Arbeiter abordnung begeben, um dort Unterstützungsgelder für die englischen Bergarbeiter zu sammeln. Diese finanzielle Hilfe scheint dringend notwendig, wenn man in Betracht zieht, daß nach einer kürzlich veröffentlichten Meldung der englische Bergarbeiter nur etwa 1,60 Mark wöchentlich als Streikhilfe von seiner Organisation ausgezahlt erhält. Anläßlich der Wmerikasahrt der englischen Arbeiter abordnung hat sich Premierminister Baldwin einem amerikanischen Journalisten gegenüber über die Lage der englischen Bergarbeiter geäußert. Baldwin erklärte, daß die Berichte, nach denen die englische Bergbaubevölkerung am Verhungern sei, jeder Begründung entbehren. Tat sächlich erhielte sie in dem gegenwärtigen Konflikt mehr Hilfe, als dies je in der Vergangenheit bei ähnlichen Ge legenheiten der Fall gewesen sei. Im Monat Juni habe sich zum Beispiel die an Frauen, Kinder und Angehörige der Bergarbeiter in England und Wales von der Ar me nsürsorge überwiesene Summe aus rund eine Mil lion Pfund belaufen. Ferner erklärte Baldwin, man müsse daran erinnert werden, daß die Erziehungsbehörden in Großbritannien berechtigt seien, im Falle der Rot den Kindern Mahlzeiten zu verabreiche«. Tagtäglich würden Hunderttaussnde von Mahlzeiten verab reicht. ES sei in der Tat Grund sür die Annahme vor handen, daß die Kinder in vielen Bezirken aeaenwärtia regimenter Nr. 20, 25 und 35 hätten unter dem Kommando ! des Hauptmanns Potnikow, nachdem sie General Lessevici ! und die anderen von der Tscheka verhafteten Offiziere be- freit hatten, den Kampf mit den regierungstreuen Trup pen ausgenommen. Die Stadt befände sich in den Händen der Aufständischen. Nach anderen Meldungen empörten sich zuerst Pioniere und Artilleriekommanden. Man sagt den Anschluß der Schwarzen-Meer-Flotte an die Auf-! ständischen voraus. Außerhalb Odessas hätten sich zwei! frühere Adjutanten Budjenhs an die Spitze der Empörer gestellt. Da Rumänien der russischen Sowjetregierung wenig freundlich gegenübersteht, sind die Meldungen vorläufig mit Vorsicht aufzunehmen. Auffindung der Leiche Kikcheuers? In Norwegen angeblich angeschwsmmt. Nach der in London veröffentlichten Meldung eines Engländers namens Power will dieser das Grab des Lords Kitchener, der während des Weltkrieges in der Nordsee mit einem britischen Kriegsschiff versank, in einem norwegischen Fischerdorf ausgesunden haben. Die Leiche Kitcheners sei, nachdem der Kreuzer „Hampshire", auf dem Kitchener nach Rußland fuhr, im Juni 1916 in der Nähe der Orkneyinseln in die Lust geflogen sei, dort angeschwemmt worden. Power will den Leichnam nach London bringen, wo er unter feierlichem Zeremoniell auf gebahrt werden soll. Amtliche Nachrichten über die Richtigkeit dieser Angaben lagen einstweilen nicht vor. Wohnungsbau zur Arbeitsbeschaffung. Vorschüsse an die Länder. Der Gesamtplan des Reiches für die Arbeitsbeschaf fung enthält den Hinweis auf eine verstärkte Irrgang; i des Wohnungsbaues, da zurzeit noch über 100 000 Vaufacharbeiter Erwerbslosenunlerstützung erhalten. Die Durchführung und Finanzierung des Wohnungsbaues ist sert der Dritten Steuernotverordnung in erster Reihe Sache der Länder. Es mußten deshalb zunächst mit den Ländern Verhandlungen eingeleitel werden, um für ein zusätzliches Bauprogramm, das in erster Linie der Arbeits beschaffung zu dienen hat, die Aufbringung der notigen Mittel in die Wege zu leiten. Neben verstärkter Heran-, ziehung der Hausziussteuer kommt hier nur die Auf nahme von Anleihen in Betracht. Die Verhandlungen mit den Ländern haben in dieser Richtung zu einem ge wissen Abschluß geführt. Die Aufnahme der Anleihen kann Nur allmählich durchgesührt werden. Das Nei^> bot sich deshalb bereit erklärt, den Ländern Vorschüsse auf die im Zanke der Zeit auszunehmenden Anleihen bis zu einem ^stimmten'HöcMbetrage zur Verfügung zu stellen. Da- wrch wird ermöglicht, daß mit dem zusätzlichen Baupro- - in aller Kürze begonnen werden kann. wen bester genährt würden, als es vor dem Streik der Fall gewesen set. . Zum Schluß seiner Erklärung betonte Baldwin noch einmal, daß eme weitere Subsidienzahlung an den Kohlcn- bergbau durch nichts gerechtfertigt wäre. Man könn e dem Bergbau nicht weiter Subsidien 3 " h l e ", nur um der Kohlenkommission Zeit zu geben, stcy mrt den Verhältnissen vertraut zu machen. Die Lasten seien zum großen Teil von anderen Industrien des Lan- des getragen worden, von denen einige sogar in weniger günstiger Lage seien als der Bergbau und in denen die Arbeiter selbst schlechter entlohnt würden als die Berg arbeiter. Alle notwendigen Voraussetzungen zu Verhand lungen und schiedsgerichtlicher Regelung seien nunmehr vorhanden; es läge darum kein Grund vor, die Subsidien- zahlungen fortzusetzen. Die englische Negierung sei nach wie vor gewillt, zu vermitteln, wenn Anzeichen dafür vor handen seien, daß die Anstrengungen Erfolg versprechen würden. Im Prinzip habe die Regierung die Schieds gerichtsbarkeit angenommen. Im Lager der Bergarbeiter und der Arbeiterpartei Hatzen diese Erklärungen Baldwins große Erregung ver-i ursschi. Es müsse, so wird betont, entschieden in! Abrede gestellt werden, daß die Familien der Berg arbeiter keine große Not litten, und die Handlungsweise! Baldwins könne nicht scharf genug verurteilt werden. Der „Daily Herald" überschreibt die Baldwinsche Ver öffentlichung mit den Worten: „Baldwins niederträchtige Botschaft an Amerika!" Gleichzeitig veröffentlicht das Blatt einen Leitartikel, in dem der sofortige Rücktritt der Regierung Baldwin verlangt wird. Es gebe keine! Baldwinregierung, denn die englische Regierung setze sicb' aus Vertretern der Finanz, des Großhandels, der land-! wirtschaftlichen Interessen und der Interessenten des ! Alkoholhandeks usw. zusammen. Bonner Giudenienschaft gegen Deutsche Giudentenschafl. Bonn, 8. August. Wie die Unabhängige Nationale Korrespondenz mel det, hüt die Vertretung der Bonner Studentenschaft in einer besonderen unmittelbar nach Abschluß des Deutschen Studententages stattgesundenen Sitzung auf der die Vor gänge des Studententages zur Erörterung standen, den wegen des Flaggenzwischenfalles zu Beginn des Stu-! dententages zurückgetretenen Vorsitzenden der Studenten-, schäft der Bonner Universität Kand. theol. Mager wie-! dergewählt. Die Hochschulringvertreter hatten die Wahl! abgelehnt, weil sie nicht allein auf Grund des Berichtes! Magers urteilen wollten, sondern vorher die Anhörung eines Vorstands- oder Hauptausschußmitgliedes der Deut schen Studentenschaft für erforderlich hielten. Die Minder-^ heilen hatten gleichzeitig den Antrag auf ein Vertrau- ensvotum fürKultusminister Becker in der Angelegenheit Lessing im Gegensatz zu der einheitlichen Stellungnahme des Studententages gestellt. Der Antrag, konnte wegen Beschlußunfähigkeit der Studentenkammer nicht zur Abstimmung gelangen. Der Ärmelkanal durchschwommen. Miß Ederles Rekordleistung. Miß Gertrud Ederle, eine junge Amerikanerin aus Newyork, hat in 14 Stunden den Ärmelkanal durch schwommen. Sie war von Kap Grisnez abgeschwommem Die Amerikanerin hat den Kanal in der kürzesten Zeit überquert, die überhaupt bisher erzielt wurde. Einer Frau gelang das Wagestück zum erstenmal. Der Erfolg der erst 19jährigen Amerikanerin erregt größtes Aufsehen. Als sie sich der englischen Küste östlich von Dover näherte, herrschte infolge einer aufkommenden Brise ein so schwerer Seegang und Regen, daß die See leute in Dover der Ansicht waren, die mutige Schwimme rin werde kurz vor ihrem Ziel den Versuch ausgeben müssen. Es gelang ihr jedoch, bei der Rettungsbootstation von Kingsdown zu landen. Die Schwimmerin wurde bei ihrer Landung von lautem Beifall der versammelten Menge begrüßt, die an der Küste Leuchtfeuer angezündet hatte, um ihr den Weg zu weisen. Miß Ederle hat zum Durchschwimmen des Kanals ungefähr 14 Stunden 39 Mi nuten gebraucht. Webb durchschwamm im Jahre 1875 den Kanal in 21,45 Stunden, Burgeß gebrauchte dazu im Jahre 1911 Z2,35 Stunden, der Amerikaner Sullivan 1921 27,23 Stunden, der Italiener Tiraöoschi im Jahre 1923 16,23 Stunden und ebenfalls im Jahre 1923 Toth 15,54 Stnnden. Zeitungsmeldungen aus Newyork zufolge herrscht dort über den Erfolg der amerikanischen Schwim merin große Begeisterung.