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UMMibW-W Wochen- und Kachrichlsblatt zugleich KWsts-AWM fiir Hohköors, UW, BcnisSoü, UMg, St. KgiSicn. Hkimichsorh Klirik»» mi> Riilseii. Amtsblatt fiir den Stadtrat zu Lichtenstein. — 40. Jahrgang. —— — —— Nr. 21. Sonntag, Nen 26. Januar 1890. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige.— Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. W Sparkaffen-Expeditronstage in Lichtenstein: Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. BelannMüchung. Nächsten Montag, als am Geburtstage Sr. Majestät des Kaisers, wird früh ein Weckruf des hiesigen Sladtmusikchors in Begleitung von Abteilungen der Schützengesellschaft, der Feuerwehr, des Militär-, Krieger- und Turnvereins ergehen. Die öffentlichen Gebäude werden beflaggt. Lichtenstein, den 25. Januar 1890. Der Rat zu Lichtenstein. Fröhlich. Statistik des Kaiserlichen Postamtes Lichtenstein-Cal lnberg. Gesamt-Ein- uni» Abgang. Briefe Pakete u. Gelder Nach- U nahmen D Post- 8 Aufträge^ Post- I Anweisgjz Zeitun gen Zusammen: jährlich j täglich Stuck Stück Stück Stück Stück Stück Stück Stück 1889 835,458 79,571 7,040 3,100 36,674 103,685 1,065,528 2,919 1879 253,134 41,994 3,024 1,611 18,147 74,811 672,807 1,843 Zu- nähme S82,8S1 37,577 4,016 1,489 ! 18,527 28,874 392,721 1,076 Kaffencrgebnis. 1880 1870 Zunahme: s Etatsmäßige Einzahl- Aus, Einn. Ausgabe ungen um , Mark j Mark Mark M Hahl- ungen Mark Mark Mark Mark 45,712 49,157 19,636 1,344,665 962,043 2,422,091 29,521 24,091 25,047 14,461 861,477 647,859 4,006,613 10,586 5,175 1,415,478 18,935 Porto- Einn. Rein gewinn 21,621 24,110 Gesamt- Kasscn- umsatz 483,188fi 314,184 Ncujahrsbricfverkchr. Vvm 31. Dezember 1889 mittags bis 2. Januar 1890 mittags. 1889 Eingegangen 15,123 Stück; Abgegangen 7,284 Stück 1888 „ 11,147 „ „ 8,990 „ Tagesgeschichte. *— Lichtenstein, 24. Jan. Die in hiesiger Ratsexpedition ausliegendeu Reichstags-Wahllisten Weisen 1273 Stimmberechtigte auf. Im Jahre 1889 Dor Erbe des Hartes. Roman von Hermine Frankenstei n. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) Blanche hatte niemals lieblicher ausgesehen, als an diesem Abende, mit ihren großen, glänzenden, treuen Augen, in deren durchsichtigen Tiefen jedoch diese gedankenvolle Traurigkeit lag, welche Sir Ar thur bemerkt, aber nicht verstehen konnte. Die Drei nahmen ihre Plätze bei Tische ein. Purmton, der würdige, alte Haushofmeister, beauf sichtigte mit großer Umsicht die beiden Diener und die Mahlzeit ging fast stillschweigend vorüber. Erst als der Wein und das Dessert aufgetragen waren und die Diener samt Purmton sich zurückge zogen hatten, schien Sir Arthurs Ernst etwas zu weichen. Er sagte gleichsam, als ob er die allge meine trübe Stimmung aufheitern wollte, mit einem Lächeln: „Du siehst verstimmt aus, Hugh. Selbst Blanches Gegenwart ist nicht im Stande, die Wolke von Deiner Stirne zu vertreiben. Ich glaube, Du bist gar nicht derselbe, seit Du heute Nachmittag diesen Bettelbrief empfingst und die Zusammenkunft mit dem sonderbaren Fremdling hattest." Lowder hatte sich eingebildet, daß er für jede Anspielung auf Palestro's Brief vorbereitet und die Aufregung, die er bei dessen Empfang gezeigt hatte, vorüber sei, aber jetzt erschrak er unwillkürlich. Sir Arthur bemerkte den Schatten, der über das hübsche Gesicht des Eindringlings glitt und sah, daß Lowder mehr als erschrocken — daß er beunruhigt war. waren in den hiesigen Reichstags-Wahllisten 1235 Wahlberechtigte aufgesührt. Deren Zahl hat sich sonach für die bevorstehende Wahl um 38 erhöht. *— Der am Freitag abend im „Kaufmännischen Verein" hier gehörte Vortrag des Herrn Ur. Pohl- meyer aus Berlin: „Der Deutsche Kaufmann in Ver gangenheit und Gegenwart", zählte zu den besten bisher gehörten, so daß zu bedauern war, daß dem selben nicht eine noch zahlreichere Zuhörerschaft bei wohnte. An dem deutschen Kaufmann der Vergangen heit, des Mittelalters, der Blüte der Städtebünde, der Hansa, den Thaten der Osterlinge, den ausgedehnten Handels - Verbindungen und -Unternehmungen, der Streitbarkeit des Kaufmanns jener Tage, den selbst ständigen Sluatsvcrträgeu mit mächtigen ausländischen Herrschern, welche die Deutschen zur größten und ersten handeltreibenden Nation damaligerZeiteu machten, zeigte Redner die Macht des Handelsstandes jener Zeit, nnd den großartigen Einfluß, welchen das Wirken desselben auf die ganze Entwicklung und die hohe Stellung Deutschlands in Europa ausübten, an dem späteren Niedergang und dem Aufkommen anderer Nationen, die Einflüsse, welche dies bewirkten. Dem deutschen Kaufmanne der Gegenwart zeigte der Vortragende die Aufgaben, welche im Wettkampf um den Welthandel mit den handeltreibenden Nationen der Jetztzeit für die Zukunft ihm erwachsen, und im näheren Eingehen auf den Bildungsgang des heutigen Kaufmannes, den Lehrmitteln und Lehranstalten, die hierzu zur Verfügung stehen, den Weg, welcher zu beschreiten sei, die Heranwachsende Generation zu befähigen, dem künftigen Wettbewerb um den so not- „Du — Du hast diesen Menschen gesehen?" stammelte Lowder in heiserem, sonderbaren Tone. „Ich sah ihn, als er aus einer Allee im Parke hervortrat, um Dich zu begrüßen," entgegnete Sir Arthur, jetzt vollends überzeugt, daß die Vergangenheit seines vermeintlichen Sohnes irgend ein Geheimnis berge. „War er nicht ein ehemaliger Bekannter von Dir, Hugh?" Lowder erzwang ein unruhiges Lächeln. „Welch' sonderbare Idee?" rief er aus, ohne von dem rotbackigen Apfel, den er mit sichtlich zit ternden Händen schälte, aufzuschauen. „Der Mensch war ein Landstreicher, ein gewöhnlicher Bettler, der sich ohne Zweifel nach dem Namen der ersten Fa milien in der Grafschaft erkundigt hatte, um seine Börse zu füllen. Ich gab ihm eine halbe Krone und schickte ihn fort." Sir Arthur schaute seinen Sohn mit verwirrtem Ausdruck au. „Aber Hugh," sagte er ganz ruhig, „Du hast mit dem Menschen eine Stunde lang ge sprochen. Paxter sah ihn ans dem Park schleichen, als Du ihn entließest. Es war beinahe zwei Uhr." „Paxter, ah, der Verwalter," murmelte Lowder. „Der Bursche hat vielleicht noch in dem Parke herum- geluugert, nachdem ich ihm befohlen hatte, zu gehen. Aber davon weiß ich natürlich nichts. Der Mensch ist mir, wie ich schon früher sagte, gänzlich fremd." Sir Arthur erwiderte nichts, aber der verwirrte Ausdruck iu seinem Gesichte machte der schlechtver- borgcnen Angst Platz. Er glaubte, daß Lowder ihn belüge und das unbestimmte Mißtrauen gegen ihn vertiefte sich sehr. wendigen Handel mit dem Auslande gewachsen zu sein. Die größte Aufmerksamkeit und reicher Beifall lohnte den Redner. *— Am 27. dss. M. ist der Postschalter nur wie Sonntags geöffnet. *— Zu den Obliegenheiten der Landbriefträger gehört bekanntlich auch die Annahme von Postsend ungen auf ihren Bestellungsgängen. Dieselben haben zu diesem Zwecke ein Annahmebuch bei sich zu führen, welches zur Eintragung der von ihnen an genommenen Sendungen mit Wertangabe, Einschreib sendungen, Postanweisungen, gewöhnlichen Pakete und Nachnahmesendungen dient und nach jedem Bestellgange von einem Beamten der Postanstalt durchgesehen wird. Die Auflieferer können derartige Sendungen entweder selbst in das Annahmebuch eintragen, oder die Eintragung den LandbrieDägern überlassen. Geschieht das letztere, so hat der Land briefträger das Buch mit dem betreffenden Eintrag deni Auflieferer auf Verlangen vorzulegen. Auf diese Weise ist jedermann in den Stand gesetzt, bei Auflieferung einer Sendung — abgesehen von ge wöhnlichen Briefen — durch Vermittelung des Land briefträgers deren richtige und pünktliche Weiterbe förderung von vornherein sicher zu stellen. Postan weisungsbeträge nehmen die Landbriefträger übrigens nur dann entgegen, wenn ihnen gleichzeitig das ord nungsmäßig ausgefüllte Formular zur Postanweisung mit übergeben wird. — Hausschwamm. GuteSchwammmittel müssen giftfrei, geruchlos, feuerfest, trockenlassend, nicht un nütz ätzend und zerfressend und doch zugleich nach- Mit einem Seufzer ließ er den für ihn so un angenehmen Gegenstand fallen und sagte: „Ich habe an ein Hochzeitsgeschenk für Dich ge dacht, Hugh. Ich hörte vergangene Woche, daß die Roy-Farm, welche an Dein Gildethorpe stößt, zu ver kaufen ist. Früher gehörte sie zu Gildethorpe und ich habe immer daran gedacht, daß sie wieder damit vereinigt werden sollte. Der jetzige Eigentümer sieht sich gezwungen, sie zu verkaufen, weil er in Schulden geraten ist. Ich habe beschlossen, die Roy-Farm für Dich zu kaufen und die kleine Besitzung, die Du von Deiner Mutter geerbt hast, zu vergrößern. Ich habe bereits alle einleitenden Verfügungen getroffen und werde morgen vormittag, wo ich um 10 Uhr mit Herrn Roy eine Zusammenkunft bei dem Advokaten in Ard- leigh habe, den Kauf abschließen". „Das wird ein fürstliches Geschenk sein, mein Vater", sagte Lowder, den Kopf erhebend. „Die Roy-Farm ist eine der schönsten in der ganzen Graf schaft. Wie viel mußt Du dafür bezahlen?" „Zweitausend Pfund!" Lowder erschrak wieder und senkte seine Augen. Zweitausend Pfund! Das war gerade die Summe, die er brauchte, um das ihm drohende Un heil von sich abzuwenden! „Wie viel von dem Betrage wird als Schuld darauf bleiben?" fragte er, bemüht, sorglos zn sprechen. Sir Arthur schaute ihn überrascht und verletzt an. „Wenn ich Geschenke mache, Hugh," sagte er etwas kalt, „so mache ich sie nicht halb, sondern ganz. Ich werde den Betrag bar anszahlen und mir die Besitzurkuude ausfertigen lassen."