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Weitzeritz-Jeitung Tageszeitung unö Anzeiger für DWolSiswal-e, Schmieöeberg N.R Piertellährlich ^MK-obneZ«. iragen. — Einzelne Dummem Pf. — Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde M. L Duneindeverbands-Girokonto Äir. 3. PoWcheck» Konto: Dresden 12548. Netteste Zettuug -es Aeztrks Meses Blast enlhSN -le amtlichen Bekanntmachung« -er Amtshauplmannschast, -es Amlsgerichßs und -es Sla-lrats zu Dtppol-iswal-e WWM' bauptmannschc^ § Pin, im amwch«» «UI iE E «M BedördeMdie^le^M^-LvvAmvlMtz 8 / «»«»>>»»»»»- H—»«,,,,, ' VerantwoMchsk Redakteur: Vonlgekne. - Dmck und Verlag- Carl Iehne in Divvoldiswalde. Nr. 154 Mittwoch den 5. Juli 1922 88. Jahrgang <I«»1 —- — 7_> .... > — Aiütliche Zkkgnntinchuiiütii. Auf Blatt 208 des hiesigen Handelsregisters, betr. die Kommanditgesellschaft unter der Firma Paul Bellmann L Lo.' in Hausdorf, ist heute eingetragen worden: Die Gesellschaft ist aufgelöst, die Firma ist erloschen. 1 Reg. 40c./22. Amtsgericht Dippoldiswalde, am 30. Juni 1022. Oeffentiiche Sitzung des Schlrlansschussts zu Tippu!viswa!de Dienstag den 4. Juli 1922 abends 6 Uhr iin Nathaussaal. Tagesordnung hängt in, Nathause ans. Ein P: such in dri küchc do, Mtifo. Frau Mäfo stellt sich zunächst dem Leser als die Namens kürzung der Mädchenfortbildungsschule vor. Als AnterrichtS- räume stehen ihr ein Lehrzimmer, eine Küche und ein Aufwasch raum im Dachgeschoß der Stadtschule zur Verfügung. Mit freund licher Erlaubnis der Lehrerin Fräulein Baikowski statte ich am Donnerstag nachmittag der Küche einen Besuch ab. An diesem Tage hat das zweite Fortbildungsjahr der städtischen Abteilung Kochunterricht. (Für die ländliche Abteilumi ist dieser Unterricht auf Montag angesetzk. Jetzt sind einige Monate Ferien.) Zu nächst sehe ich mich in der geräumigen Küche um, in der sechs Herde und dahinter ebensoviel Tische und eine genügende Anzahl Holzschemel stehen. Große Schränke sind mit allerlei Kochgeräten gestillt. Eine lange Tafel zu Zurichtungsarbeiten und ein Pult für die Lehrerin vervollständigen die Einrichtung. Im daneben befindlichen Aufwaschraum gibt ein großer Waschkessel genügend warmes Wasser fürs große Reinemachen. Nun sehe ich dem Tun und Treiben der 16 Schülerinnen zu (4 fehlen entschuldigt) und da die meisten von ihnen der von mir vor 7 Jahren zuletzt ge führten Sladtschulklasse angehörlen, so ist mein Interesse für sie umso reger. Die Mädchen sind auf 3 Herde verteilt und die Lehrerin bestimmt jede für eine beim Zurichten und Kochen nötige Arbeit. Heute soll eS zum Abendbrot Klöße und Pflaumensauce geben. Vorangegangen ist ein theoretischer Unterricht über Auf bewahrung, Verwendung und Nährwert der Kartoffeln und des Obstes. Nun geht es flink an die Arbeit: Feuer anzünden und nachlegen, Kartoffeln waschen und zusehen, Semmelbrocken rösten Kartoffelmehl walzen und quirlen zum Seimigmachen der Sauce. Während die Kartoffeln kochen, werden Holzspäne für den näch sten Kochtag geschnitzt und gebündelt, daß sie nicht liederlich um- -erliegen, oder Aufräumungsarbeiten verrichtet. Jetzt sind die Kar toffeln gar und nun gibt es wieder viel Arbeit. Auf jedem Tische schälen 2 Mädchen die Kartoffeln, 2 reiben sie und eins^gewisfer- maßen der Obmann des Tisches, mengt den Teig mit Mehl und bie Lehrerin zeigt, wie man von außen nach innen kneten und Larauf sehen muß, daß keine Kartofselklumpen im Teige bleiben. Bald liegen auf sauberen Tellern schön geformte und gerundete Klöße, im Innern knusprige Semmelbrocken bergend, die nun mit Kellen dem siedenden Wasser anvertraut werden. Diese etwas langweiligen Arbeiten werden von den Mädchen durch zwei stimmigen Gesang bekannter Volkslieder verkürzt, die Tische «erden wieder gesäubert, als Tischtücher dienen die Rückseiten zu- sammengetragener Plakate, auf jedem Platze steht ein Teller mit zwei Gabeln, denn Klöße werden nicht geschnitten, sondern nur «rissen. Eine Deputation von drei Mädchen ladet mich mit freundlichen Worten zu Gaste und angesichts des dampfenden und jsüß duftenden Gerichts kann ich der Einladung zu einer Kostprobe nicht widerstehen. Ein Mädchen serviert die Klöße, ein anderes die Sauce, beide richtig zur linken Seite, alles schmeckt so vor- treffflich, daß ich es mir nicht versagen kann, den Köchinnen und Ihrer Lehrein meine vollste Anerkennung zu zollen. Nach Tisch blieb man noch bei fröhlichem Geplauder einige Minuten sitzen. Dabei erzählten die Mädchen lachend, daß ihnen vor acht Tagen bte grünen Klöße mit Speckfauce nicht so gut gelungen seien. Sie Klöße waren zu fest und die Sauce zu dick. Ja, ja, durch Schaden wird man klug. Endlich wurde das Geschirr ausge waschen und in die Schränke geräumt, wo für jeden Tisch ein besonderes Fach bestimmt ist. Bald sah es in der Küche wieder blitzblank auS. Die Materialien für Lie Küche werden vom Schul- «rbande geliefert, die Schülerinnen zahlen für das Abendbrot le 2 M. In der Obstzeit soll das Einkochen in Apparat und Koch topf vorgenommen werden, und es kann den Hausfrauen sehr Empfohlen werden, ihre Vorräte an Obst der Frau Mäfo zum Ein- bochen zu übergeben, wie auch.Geschenke an Obst und Gartrn- rüchten zu obigem Zwecke gewiß sehr gern angenommen würden, flir gewissenhafte Behandlung der Früchte wird Frl. Baikowski chon sorgen. Als ich die Küche der Frau Mäfo wieder verließ, ang mir die fröhliche Mädchenschar ein wohlgemutes Abschieds- led. Oberlehrer i. R. Buckel. Oertliches und Sächsisches Mppoldlswalde. Der vom Gewerbelehrer Michael als , 1. Bibliothekar in der Hauptversammlung des Gewerbe- ' Vereins erstattete Jahresbericht über die Volksbücherei ! konstatiert erfreulicherweise abermals gegenüber dem Bor- ! fahre eine Zunahme der Leserzahl und der entliehenen Bücher (5407 gegen 4251), wenn damit auch picht gesagt sem soll, daß eine noch stärkere Inanspruchnahme der reichen Bücherschähe nicht erwünscht und möglich sei, z. B. durch -le Gewerbeschüler, die" Handelsschülerinnen und die Fort- Uldungsschüler beiderlei Geschlechts. Die Zunahme der Leserzahl bezieht sich auf alle Altersklassen beider Ge schlechter, die Zähl der durchschnittlich von einem Leser ent- nommenen Bände sank bei den männlichen Lesern ein wenig, stieg aber bei den weiblichen Lesern umsomehr. Für Neu anschaffungen wurden 578,10 M., für Einbinden dieser Bücher 531 M. und für Instandhaltung der alten Bestände 759,25 M. ausgegeben, während die «Entschädigung" der 5 Bibliothekare, deren je zwei an den drei wöchentlichen Ausleihtagen Dienst tun, wozu für den 1, Bibliothekar noch die Statistik kommt, zusammen 275 M. betrug. Daß hier das Interesse an der Sache und nicht zuletzt am Gewerbeverein die Triebfeder für die fast unentgeltliche Arbeitsleistung ist, bedarf keines Mortes. Man sehe sich die Zahlen an, wo die Bolksbibliotheken in Gemeindeverwaltung sich befinden. Die Verhältnisse brachten den Beschluß auf Verdoppelung des Lesegeldes mit sich (Mitglieder des Gewerbevereins haben das Lesen in gewissen Grenzen frei.) Die Gesamteinnahme hierfür betrug 1178,15 M. (381,10 M.). Der Gewerbeverein steuerte 1089,10 M. bei, die Stadt neben dem Lokal 800 M., der Staat nichts. Anter den 257 Lesern waren 73 Mitglieder des Gewerbevereins: 226 waren aus Dippoldiswalde. Am 1. 4. 22 verfügte die Bücherei über 3425 Bände. Sie war an 148 Abenden geöffnet. Die seit längerer Zeit brennend gewordene Lokplfrage fand Lösung durch Aeberlassung eines Raumes im Rathause. Gelegentlich der Erledigung der Anker stützungsgesuche wurde dem Gewerbeverein vom Skadtrak mitgeteilt, daß der Verwaltung der hiesigen Gewerkschafts bibliothek von den städtischen Kollegien nahegelegt worden sei, diese mit der Volksbibliothek zu verschmelzen, und daß man ihr anheimgegeben habe, sich deshalb mit dem Gewerbeverein ins Einvernehmen zu setzen. Der Vorstand des Gewerbe vereins erklärte sich in seiner nächsten Sitzung im Prinzip ein verstanden und bereit zu Verhandlungen mit dem Gewerk- schaftskarkell, von wo aus aber bis heute nichts erfolgte, sodaß angenommen werden muß, es besteht Neigung zur Verschmel zung nicht. Zustimmen muß man aber dem Berichterstatter, wenn er zu dieser Sache sagt, daß in einer Zeit, wo man mit öffentlichen Mitteln sparen muß, die Unterstützung zweier Büchereien, die das gleiche Ziel — Dolksbildungsarbeit zu leisten — und die Leser in der Hauptsache aus gleichen Kreisen haben (das lehrt die eingehende Statistik), für unsere Stadt im höchsten Grade unwirtschaftlich ist. Noch gar manches enthält der Bericht, der im ganzen beweist, daß der Gewerbe verein mit der Volksbücherei dank der Opferwiillgkeit der Bibliothekare Nennenswertes auf dem Gebiete der allge meinen Volksbildung tatsächlich leistet. — Die Hauptversammlung des Frauenverelns, die am Donnerstag abend 8 Ahr in der «Sonne" stattfand, war besser besucht als die früheren. Gleichwohl hätten bei der großen Mitgliederzahl des Vereins noch weit mehr da sein können und müssen: sie würden es sicher nicht bereut haben, wenn sie der sehr anregend verlaufenen Versammlung beigewohnt hätten. Im Auftrage der Vorsitzenden, Frau Rechnungsrat Franke, leitete der Schriftführer, Herr Superintendent Michael, die Versammlung und begrüßte unter den Erschie nenen besonders den Vertreter der Stadt, Herrn Stadtrat Fritsch, und die anderen Gäste. Anknüpfend an das bittere Los der armen Kinder der Wolgadeutschen, die Ende April in den Bodelschwinghschen Anstalten in Bethel Aufnahme fanden, zeichnete er auf dem Hintergründe dieses düsteren, ergreifenden Bildes ein freundliches Bild vom Leben unserer Kleinen in der hiesigen Kinderbewahranstalt, das sie und alle Beteiligten mit Dank erfüllen muß, und gab sodann den Jahresbericht über 1921. Daraus sei besonders hervorgehoben das Wachstum der Mitgliederzahl von 109 auf 147 und gegenwärtig auf 282. Die Jahresbeiträge sind infolge dieses Anwachsens und der freiwilligen Erhöhung der Beiträge auf 2388 M. gestiegen, während sie 1921 nur 530 M. und 1920 3M M. betragen haben. Dank der tatkräftigen Unterstützung der Stadt (über 6000 M.), des Landesvereins für Innere Mission, amerikanischer Freunde u. a. war es möglich, ohne Fehlbetrag die Rechnung abzuschließen. Die Rechnung selber, die bereits geprüft worden war, wurde hierauf richtig ge sprochen und ebenso der vom Vorstand aufgestellte Voran schlag für 1922 mit einem Bedarf von 40 250 M. genehmigt. Etwas Neues brachte die Versammlung insofern, als zum ersten Male zwei Damen des Vereins kurze Vorträge hielten, die von allen Anwesenden mit großem Interesse und Dank ausgenommen wurden. Frau Oberlehrer Eidner berichtete über die von ihr besuchte Jahresversammlung des Landesver bandes für christlichen Frauendienst, hierbei eine dort von einem jungen Mädchen gegebene Anregung über Sammlung und geistige Pflege von Fabrikarbeiterinnen zur Aussprache stellend. Die Aussprache gestaltete sich dann auch ziemlich leb haft. Da der hiesige Jungfrauenverein den Wünschen jenes jungen Mädchens entspricht, wurde allgemein zum Ausdruck gebracht, daß auch aus den Kreisen der zur Fabrik gehenden Mädchen sich recht viele dem Jungfrauenverein anschließen möchten. Sodann berichtete Fräulein Hellriegel aus ihrer Tätigkeit als Gemeindeschwester und Wohlfahrkspflegerin, zeigte, in welcher Weise beides vereinigt worden ist, und gab einen Aeberblick und tieferen Einblick in ihre überaus mannigfaltige, allen Kreisen in Dippoldiswalde und Umgegend zu gute kommende Arbeit. In Anschluß daran wurde die Aufmerksamkeit u. a. auf den Großmütterchenverein gelenkt, dem man durch eine sofortige Sammlung von 180 M. freund liches Interesse bekundete. Zum Schluffe kamen noch ver schiedene Vereinsangelegenheilen zur Sprache. So beschloß man, eine Kopfsteuer von 2 M. für den Landesverband für christlichen Frauendienst von 1923 ab zu erheben, für dieses Jahr dem Verband 100 M. aus der Kasse zu zahlen. In Aussicht genommen wurde ein Ausflug der Vereinsmit glieder, vielleicht nach Georgenfeld. Nach einem warmen Dankeswort des Herrn Stadtkassierer Schubert an den Vor stand und Fräulein Friedrich gedachte der Schriftführer der durch Tod aus dem Vorstand ausgeschiedenen Frau Kantor Hellriegel und der demnächst von hier gehenden und damit auch aus dem Vorstand scheidenden Fräulein Klug und wid mete ihnen herzliche Dankesworte für treue Mitarbeit. An deren Stelle sind Frau Postgutsbesitzer Flemming und Frau vr. Endler in den Vorstand gewählt worden. Mit besten Wünschen für den Verein und die Kinderbewahranstalt wurde die Versammlung V-11 Ahr geschlossen. — Tagesordnung zur 4. öffentlichen Sitzung des Schul ausschusses Dienstag den 4. Juli abends 6 Ahr im Rathaus saale. Oeffenkliche Sitzung: 1. Mitteilungen. 2. Versäum nis-Anzeigen. 3. Festsetzung der Schulferien. 4. Eingabe und Baulichkeiten im Schulgebäude. — Hierauf nichtöffent liche Sitzung: — In Dippoldiswalde waren am 1. Juli 1922 weder Voll erwerbslose noch Kurzarbeiter vorhanden. — Der Kreisausschuß genehmigte in seiner letzten Sitzung einen Nachtrag zur Gemeindesteuerordnung der Stadt Dippoldiswalde, den Zuschlag zur staatlichen Gewerbesteuer betreffend. — Aus der deutschen Müllerschule. Der Verband deutscher Müller hat der hiesigen Müllerschule auch sür dieses Jahr 5000 M. Ünterhaltungsbeitrag bewilligt. — Am Sonntag besuchten etwa 50 Müller der tschccho-slowakischen Mühlen- genossenschast die Anstalt und sprachen sich sehr lobend über das Gesehene aus. — Am Montag fand eine kurze, würdige Gedächtnisfeier für den auf so tragische Weise Hingeschiedenen Reichsminister vr. Rathenau statt. — Nachdem nun auch die zweite Semesterhälfte des Unterrichts begonnen hat, wird die Schule von 192 Schülern, darunter 52 Ausländern besucht. — Die Angaben in Nr. 152 über den Wert von Natural- und Sachbezügen der nicht in der Landwirtschaft Beschäftigten sind dahin zu berichtigen, daß sie für Gehilfen, Gesellen usw. monatlich 615 (nicht 616), für weibliche Dienstboten usw. monatlich 525 (nicht 225 M.) betragen. — Gegen die Wanderunsitten. Der Arbeitsausschuß zur Bekämpfung der Wanderunsitten hat an die Jugend folgenden Aufruf in Plakatform gerichtet: Deutsche Jugend! Kleidet euch auf euren Wanderungen einfach und anständig! Fort mit Zipfelmützen, bunten Narren- und Maskenkostümen, unnützem Zierrat! Betragt euch anständig und unauffällig! Singt und spielt, aber lärmt nicht ohne Unterlaß, vor allem nicht in Ortschaften, auf Bahnhöfen und in den Zügen! Schützt unsere Wälder und Felder! Beschädigt nicht Bäume, Sträucher, Blüten und Früchte, Schonungen, Holzstapel, Harz zapfeinrichtungen, Anlagen, Bauwerke, Zäune, Bänke, bestellte Aecker! Hetzt, quält und tötet nicht die Tiere! Besudelt nicht den Wald durch Papier, Abfälle und Unrat! Verunreinigt nicht die Gewässer durch Scherben, Büchsen und ähnliche Dinge! Zündet kein Feuer im Walde an! Der deutsche Wald sei euer Heiligtum! — Neue enorme Erhöhung des Preises für Zeikungs- papler. Mährend alle Bemühungen, den unerträglich hohen Druckpapterpreis für die Zeitungen im öffentlichen Interesse zu senken, bisher nicht die geringste Milderung der katastro phalen Zustände herbeigeführt haben, wird den Zeitungen jetzt durch das Syndikat unter Hinweis auf die wetteren Frachterhöhungen und den neuen Aufschlag auf die Kohen- preise und insbesondere auf die Preise der Zellstoffabriken und die Preistreiberei und gleichzeitige Zurückhaltung der Holzbesitzer auf dem Holzmarkt mitgekeilt, daß der Preis für Druckpapier um rund weitere 30 000 M. für den Magen heraufgeseht wird. Die Zeitungen, die durch ihre notgedrun-