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'N ' - M^ibergerAHej^ und Tageblatt Amtsblatt sür die königlichen «nd Müschen Behörden z« Freiberg und Brand. Verantwortliche Leitung: Georg Burkharvt. ö Erscheint jeden Wochentag AbmdS '/,7 Uhr für den HI — 49. Jahrgang. Inserate werden bis Vormittag 11 Uhr /»o anderen Tag. Preis vierteljährlich 2 Mk. 25 Psg. angenommen. Preis für die Spaltzeil- 13 Pfg. zweimonatlich 1 Mk. 50Psg. u. einmonatlich75Psg. Außerhalb deS LandgerichtSbezirkS 15 Pfg LW Vo Die Landrenten und Landescnltnrrenten für S. Termin 1896 find bis längstens 39. dieses Monats zur Vermeidung zwangsweiser Einhebung an die Stadtsteuereinnahme hier zu entrichten. Freiberg, am 18. September 1896. Der Stadtrath. LÖ88l«r. Anction in Niederschöna. Freitag, den 25. dieses Monats Vormittags 11 Uhr soll in der Wirtschaft Nr. 47 daselbst ein Schwein gegen sofortige Bezahlung versteigert werden. Freiberg, am 22. September 1896. Der Verwaltungs Vollstr^Beamte. LeSvrer. Bestellungen auf «nfere täglich erscheinende Zeitung Merger Anzeiger nnd Tageblatt aus das 4. Vierteljahr werden zum Preise von 2 Mark 25 Pfg. von allen kaiserlichen Postanstalten, sowie von den bekannten Ausgabestellen und der unter zeichneten Expedition angenommen. Dit Erpkdition des „Freiberger Anzeiger und Tageblatt". Eine Anklageschrift gegen die christlichen Großmächte und zugleich ein Aufruf an das christliche Deutschland will die eben erschienene Schrift von vr. Johannes Lepsius: „Armenien und Europa" (Berlin-Westend, Akademische Buchhandlung von W. Faber, 1896. 246 S. gr. 8". Mk. 2.—) sein. Der Verfasser hat im Mai dieses Jahres zwei jener Provinzen besucht, welche in den vorhergehenden Monaten Schauplatz der furchtbaren armenischen Greuel waren. Ueberall drängte sich rhm die Wahrnehmung auf, daß die Mohammedaner selbst die Niedermetzelung der Armenier als von der türkischen Negierung angeordnet betrachteten. An der Hand eines reichen statistischen Materials und unter Benutzung zuverlässiger Quellen will vr. Lepsius „die Wahrheit über Armenien" geben, zumal dieselbe gerade in Deutschland nur kleinen Kreisen bekannt ist. Zunächst werden uns „trockene Zahlen" mitgetheilt. Dieselben find dem Berichte entnommen, welchen die Vertreter der sechs Großmächte im Februar d. I. selbst dem Sultan unterbreiteten. Rechnet man die Opfer der einzelnen Blutbäder in den ver schiedenen Vilajets zusammen, dann kommt man zu folgendem furchtbaren Ergebniß: „in den Massacres erschlagen etwa 85000, Städte und Dörfer verwüstet etwa 2500, Kirchen und Klöster zerstört 568, zwangsweise zum Islam bekehrt 559 Dörfer mit allen überlebenden Emwohnern und Hunderte von Familien in den Städten, in Moscheen verwandelte Kirchen 282, Zahl der Rothleidenden etwa 500000. Diese Zahlen bezeichnen nur den Umfang unserer statistischen Informationen, nicht den der That- sachen selbst, die sich also bei Weitem schrecklicher herausstellen werden." „Etwas für starke Nerven" ist das Kapitel überschrieben, in welchem die armenischen Greuel geschildert werden. Daß ein wehrloses und unschuldiges Volk niedergemetzelt wurde, geht schon daraus hervor, daß selbst nach der amtlichen türkischen Statistik unter den Getödteten die Mohammedaner nur nüt geringen Zahlen vertreten sind. Die Blutbäder waren für die Türken Feste, welche mit Trompetenstößen begannen und mit Prozessionen beendet wurden. In der entsetzlichsten Weise wurden die Armenier ge foltert und gemordet, ihre Frauen geschändet und auf die Sklaven märkte geschleppt, selbst die Kinder wurden nicht geschont und sogar die Leichen noch in der unerhörtesten Weise beschimpft. Die Religionsfreiheit, welche in der Türkei vertragsmäßig anch den Christen gewährt wird, steht nur auf dem Papier. Bei den armenischen Greueln war die Losung: Tod oder Uebertritt zum Islam! Gerade die ungeheuere Zahl der Zwangsbekehrungen stempelt die Verfolgung der Armenier zu einer Christenverfolgung im furchtbarsten Smne. Die Blutthaten waren von den Civil- und Militärbehörden gemeinsam inszenirt und geradezu in Regie genommen. Sie haben die Vorbereitungen dieser Metzeleien nicht gehindert, sondern noch nach Kräften gefördert dnrch vorher vor genommene Entwaffnung der armenischen nnd Bewaffnung der mohammedanischen Bevölkerung. Die höchsten Beamten bethei- ligten sich am Morden und Plündern und suchten hernach die Thatsachen zu verschleiern, indem sie die Schuld auf die Armenier warfen. Dieselben wurden gezwungen, in lügenhaften Erklär ungen sich selbst alle Schuld beizumessen und sogar Dankadressen an den Sultan zu richten! Zum Glück erwiesen die gleichzeitigen Berichte der europäischen Konsuln in Armenien diese bestellten Erklärungen als starke Lügen. Nicht die Armenier sind die Schuldigen, denn sie haben sich widerstandslos foltern und tödten lassen, mit Ausnahme der Bewohner von Zeitun, welche, bei Zeiten gewarnt, die türkische Besatzung über wältigten und den ganzen Winter hindurch einem Heere von 80000 Mann widerstanden. Diese, welche somit thatsächlich gegen den Sultan eine rcvolutionäreHaltung eingenommen haben, erhielten dank dem Dazwischentreten der Mächte Straflosigkeit und setzten bei der Pforte alle ihre Forderungen durch! Auch englisches Geld und englische Waffen haben keine Rolle gespielt. Nicht Thatsünden, sondern Unterlassungssünden sind es, die das Gericht der Welt geschichte England nnd mehr noch als England den anderen Groß mächten zum Vorwurf machen wird. Vielmehr kommt Glad stone anscheinend der Wahrheit an: nächsten, wenn er den Sultan den „Mörder auf dem Throne" nennt: nach einem einheitlichen Wir bitten des deutschen Reiches sind. Bußzug 1076 antrat. Wie schön könnte man diese Erinnerung auffrischen nnd unter Heinrich IV. und Bismarcks Namen die Worte schreiben: „Nach Canossa gehen wir nicht. "" ". .. auch, die Festrede bei der Einweihung einem der im Kultur kämpfe vertriebenen Hannoveraner zu überlasseu, etwa dem hochw. Herru Pfarrer I. Krone in Marienrode, der nach mehr monatlicher Kerkerhaft 6—7 Jahre am Fnße der Maxburg in der Verbannung lebte. Es wäre auch gut, das Fundament der Säule recht solid zu fertigen, denn diese stolze Säule „könnte stürzen über Nacht", man denke nur an den Orkan, der dieses Frühjahr der Burg so übel mitspiclte." — Kein größeres Kompli ment für Bismarck ist denkbar, als der inkarnirtc Haß derer gegen ihn, die er durchschaut, erkannt nnd erfolgreich bekämpft hakte. Die versteckte Aufforderung an exaltirtc Ultramontane zeigt am l Der Gouverneur von Deutsch-Ostafrika, Major Wißmann, welcher gegenwärtig in Berlin weilt, hat mehrfach längere Unter redungen mit dem Kolonialdirektor vr. Kayser gehabt, wobei es sich um Fragen prinzipieller Natur gehandelt haben soll, deren befriedigende Lösung die Vorbedingung für das Verbleiben Wiß manns in seiner jetzigen Stellung sei. Der Verband deutscherGewerbevereine ist gestern unter sehr zahlreicher Betheiligung von Delegirten der deutschen Gewerbevereiue, Gewerbekammern und technischen Hochschulen zu seiner 5. Hanptversammlung in Stuttgart zusammengetreten. Geh. Oberregierungsrath vr. Wilhelmy-Berlin begrüßtedie Versammlung Namens der deutschen Rcichsregierung, Oberregierungsrath Mos6 Has un Auftrage der württembergischen Regierung, Oberbürger meister Rümelin im Auftrage der Stuttgarter städtischen Behörden. Letzterer sprach den Wunsch ans, daß der Verband den Entwurf zur Organisation des Handwerks nicht vollständig verwerfen, son dern in dieser Frage zu einem positiven Resultate kommen möge. Die badische nnd die hessische Regierung haben ebenfalls je einen Vertreter entsandt. Den ersten Vortrag hielt Finanzamtmann vr. Trüdinger-Stnttgart über die Lage des kleinen Handwerks nach den Erhebungen des Vereins sür Sozialpolitik. Neber den Krawall in Opalenitza werden noch ver schiedene Berichte mitgetheilt, die — aus verschiedenen Partei lagern kommend, den Vorgang mit seltener Einmüthigkeit im Wesentlichen so darstellen, wie es auch an dieser Stelle geschehen . ist. Nur vvu polnischer Seite wird die Sache anders dargestellt. ! Für die Stimmung der polnischen Bevölkerung schon vor dem : Erscheinen des Distriktskommissars ist die Thatsache bezeichnend, . daß ein Kaufmann durch'Zerschmettern der Ladenfensterscheiben zum Illnnnuiren gezwungen wurde. Die „Pos. Ztg.", von der mau gewiß nicht einseitige Parteinahme für einen Beamten er warten kann, stellt noch Folgendes fest: Die Zufahrt zum Bahn hof ist durch die Volksmenge versperrt gewesen ; der Beamte hatte, wie Jedermann, der zum Bahnhof will, das Recht, Freigabe der Passage für sei» Gefährt zu fordern. Da die Menge dicht aneinandergedräugt den Znfnhrweg versperrte, finden wir es erklärlich, daß der Kommissar durch Pfeifen, vielleicht auch durch nnmuthiges Schelten sich Platz zu verschaffen suchte. Daß der Beamte provozirende Schimpfworte gebraucht habe, soll erst noch bewiesen werden; dagegen kommt es überhaupt nicht in Betracht, daß, wie der „Knryer" anführt, die Menge sich in feierlicher Stimmung befunden nnd der Beamte dieselbe gestört habe. Der Bahnhof ist nicht der geeignete Ort sür Massenknndgebungen der gedachten Art. Wollte man dem Erzbischof eine Huldigung sn mässe darbringen, so konnte man sich einen anderen Ort dafür wählen; den Verkehr durfte man auf keinen Fall hemmen. — Sehr merkwürdig berührt die Nachricht des „Pos. Tagebl.", daß der Erzbischof sich bald nach seinem Eintreffen in Posen in einem christlichen Berichte beschwerdeführend an den Oberpräsidenten gewandt nnd am Tage darauf bei diesem in der Angelegenheit nochmals persönlich vorgesprochen habe. Das Blatt fügt hinzu: „Da nicht anzunehmen ist, daß dein Erzbischof in Opalenitza die Mißhandlung des Distriktskommissarins entgangen ist, so muß ihm die Erregtheit dieses Mannes doch erklärlich gewesen sein. Wir würden daher dem hier schon seit einigen Tagen kursirenden Gerücht, daß der Erzbischof sich über den Distriktskommissarius Politische Umschau. Freiberg, den 22. September. Der deutsche Kaiser ist gestern Vormittag 10 Uhr in Trakehnen eingetroffen und hat sich mit dem Grafen Dohna zu Wagen nach Theerbnde begeben. Se. Majestät wurde von der Bevölkerung jubelnd begrüßt. Die Nachricht, daß man dem F ü rsten Bis m a r ck auf der Maxburg eine Denksäule errichten wolle, bringt die ultramontane „Pfalz. Ztg." in folgender Form: „Auf gewisser Seite geht mau mit dem Plane um, Fürst Bismarck auf der Maxburg ciue Denksäule zu errichten. Wir wünschen dem Unternehmen alles Glück. Man könnte auch nicht einen geeigneteren Platz finden. Bekanntlich war die Maxburg, eine Sahlischc Besitzung, einst Eigenthum der Schwester Heinrichs IV., und es ist nicht ganz unglaublich, sagt Remling, daß der Kaiser von hier aus seinen Plan sind die Metzeleien aufgeführt und mehr als einmal haben sich die türkischen Befehlshaber auf den ausdrücklichen Befehl des ' Palastes berufen. Den Sultan bezeichnet sein eigenes Volk als den Urheber dieser Massenmorde. Weil die Mächte Reformen in Armenien verlangten, zu welchen sich der Snltan ausdrücklich ! in einem Briefe an Lord Salisbury durch sein Ehrenwort ver pflichtete, sollten die Armenier vorher vernichtet werden, um die Ausführung dieser Reformen unmöglich zu machen. Hätten die Mächte anstatt den Armeniern den von Griechen bewohnten west lichen Provinzen Klein-Asiens ihr Interesse zugewendet, so würde diesen sicher das furchtbare Schicksal der Armenier bereitet wor den sein. Die Folge der entsetzlichen Greuel ist eine furchtbare Huugersnoth uud über 500000 Menschen sind ans die Unter stützung der Christen des Abendlandes angewiesen. Der voll ständige wirthschastliche Ruin des ganzen östlichen Kleinasiens und des nördlichen Mesopotamiens ist schon jetzt eine ansgemachte , Thatsache. Auch manche deutsche Firmen leiden darunter, daß sie in Armenien ihre Rückstände einfach verloren geben müssen. Außer dem ist nunmehr der Fanatismus der Muhammedaner im ganzen türkischen Reich gewaltig gewachsen und der christlichen Bevölkerung hat sich das Gefühl großer Unsicherheit bemächtigt. Die armenische Frage kann bald wieder brennend werden, denn 500000 Menschen ohne Habe und Nahrung sind in der Verzweiflung zu jedem Schritt fähig. Jetzt giebt es gerade erst recht eine armenische Frage und wer könnte es den maßlos Gepeinigten verdenken, wenn sie das türkische Joch abwerfen wollten? Sie brauchen nur von irgend einer Seite her mit Geld und Wassen versorgt zu werden. Was die Großmächte .zu thnn gedenken, um die Ehre der Christenheit gegenüber den: IS lau» zu retten, wissen wir nicht. Wir wollen nur uoch die Frage beantworten: was gehen denn uns Deutsche die Vorgänge in Armenien an? Lepsius erinnert selbst an das Wort von den „Knochen des pommerschen Grenadiers," deren kein Bulgare und also anch kein Armenier werth zu achten sei. Aber „ist denn überhaupt schon davon die Rede, daß deutsches Blut an den Gestaden des Bos porus fließen muß? Zwischen höflichen diplomatischen Noten und > einer Kriegserklärung ist wahrlich für die europäische Diplomatie, « wenn sie nnr einen ernstlichen Willen besitzt, Spielraum genug, i um bei der ohnmächtigen hohen Pforte etwas durchzusetzen." ! Aber wenn auch, „wie von maßgebender Seite versichert wnrde," ! der deutschen Diplomatie in den letzten zehn Monaten nur die ! eine Richtschnur vorgezeichuet war, „jede Berührung mit der > armenischen Frage wie das höllische Feuer zu slicheu," daun i sollte doch das evangelische Deutschland seine Pflicht thnn nnd in , den Riß treten, umsomehr als die römische Kirche sowie die evange- i lischen Kirchen in Holland und der Schweiz mit Wort und That > den Armeniern ihre Antheilnahme bekundet haben. Lepsius wirft - die schmerzliche Frage auf: „Was haben die großen evangelischen Landeskirchen in Deutschland, was hat die preußische Landes kirche gethan? — Gebietet anch ihnen die hohe Politik zu schweigen? — Nun. wir glauben, daß Unkenntniß ihnen znr Ent- : schuldigung dient, und daß die evangelische Kirche, wenn auch , spät, so doch endlich sich anfmachcn wird, um auch ihrerseits an ! der unter die Räuber gefallenen Christenheit des Morgenlandes i ihre Pflicht zu thun." beschwert habe, keinen Glauben beigemessen haben, wäre es unS nicht von verläßlicher Seite als zutreffend bezeichnet worden." Man schreibt der „Tgl. Rdsch." ferner: „Die Rädelsführer bei den Thätlichkeiten sind verhaftet und sehen ihrer Bestrafung entgegen; was aber geschieht mit dem, in dessen Macht es stand, den unerhörten Vorfall im Entstehen durch ein Wort zu verhüten und der doch ruhig die Rasenden gewähren ließ, was geschieht, fragen wir, mit dem geistlichen Oberhirten des fanatischen Pöbels, den: von der Kirche bestellten Mahner zur Eintracht und christlichen Versöhnlichkeit? Der Hero Erz bischof von Gnesen-Posen, Vr. von Stablewski, nährt geflissent lich die nationalen. Hoffnungen der polnischen Bevölkerung seines Erzbisthums; Diplomat genng, seine Gesinnungen nicht durch die Sprache auszudrücken, läßt er sich gern nationalpolnische Em pfangsfeierlichkeiten bei seinen Reisen durch die Provinz gefallen, nnd der Instinkt des polnischen Pöbels erkennt darin die Ge sinnung des Mannes, dessen Bestätigung als Erzbischof einer der größten Fehler war, den die Regierung in der Polenpolitik ge macht hat. Die Art, wie solche Empfänge veranstaltet werden, wäre oft lächerlich, wenn nicht der ganze Unfug so unheilvolle Folgen für das Erstarken des Deutschthums in der Ostmark hätte. Sogar polnische volksparteiliche Blätter machen sich über derartige Empfänge lustig; so hat es unlängst der „Postemp" gethan.; Diese Mahnung wird selbstverständlich ungehört verhallen; viel leicht erfüllt aber — und dazu ist es die höchste Zeit — die preußische Regierung den Wunsch des „Postemp", indem sie alle derartigen polnischen Kundgebungen beim Einholen des Erz- - bischofs ein- für allemal untersagt. Das kann ohne Schwierig- ke t in jedem Einzelfalle geschehen, die Ortspol,zc.bA nur einmal angewiesen werden, jedem Anträge zur Veranstaltung on exau,rce ",,ramonn...e eines solchen Empfangs die besten, weß Geistes Kinder die Gegner des BegründerslZuwiderhandlungen ohne Weller^ streng zu ahnden oder hoherm chen Reiches sind. «Orts znr Anzeige zn bringen. Wir können schlechterdings nicht