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Amtsblatt für die königlichen und städtische» Behörde» zu Freiberg und Brand. Donnerstag, dm S. Juli. 1876. 154. Erscheint Inserate jeden Wochentag l M W werden bis Bor« «bendS 6 Uhr für D W /M mittags ll Uhr für UsM U" zweimonatl. 1Mk. M W U I W > U D I > I I / M IW U I W W W W deren Raum mit w ALVS, Die Redaktton be« F V an die Expedition, findet sich Rinnen. Frotscher'sche Buch« gaffe S«^. II. Et. Handlung, zu senden. und Tageblatt. Der Waarenhandel Mischen Deutschland und Rußland. Unser Handelsverkehr mit Rußland gab uns unlängst Veranlassung zu dem Wunsche, es möge bei den gegen wärtig intimen Verhältnissen beider Staaten darnach ge trachtet werden, die lästigen Zollplackereien an der deutsch russischen Grenze einigermaßen zu beseitigen. Deutschland ist nun einmal unter allen europäischen Handelsstaaten mit Rußland am nächsten benachbart und daher in dieser Frage am meisten interessirt. Wie lange auch noch das russische Gouvernement an seiner heutigen Politik der Ab sperrung und der Zollchikanen festhalten möge, immer und immer wieder wird der deutsche Handelsstand die Besserung dieser Beziehungen im Auge behalten, bis einst der Tag kommt, wo Rußland selbst die Nothwendigkeit einsieht, seine Zollbarriören niederzureißen. Was uns heute wieder veranlaßt, auf diese Frage zurückzukommen, das ist eine Abhandlung von großer Wichtigkeit für den betheiligten Handelsstand. Wir finden dieselbe im neuesten Hefte der amtlichen deutschen Statistik unter dem Titel veröffentlicht: „Der Waarenhandel zwischen dem deutschen Reiche und Rußland in den Jahren 1872 bis 1874." Das kaiserliche statistische Amt führt in der Einleitung zu dieser seiner neuesten Untersuchung an, daß eine spezielle und umfassende Darstellung des Waarenhandels Deutsch lands mit irgend einer fremden Nation bisher noch nie mals versucht worden sei nnd verschiedene Schwierigkeiten darbiete, welche jedoch gerade ber Bearbeitung des deutsch russischen Verkehrs relativ gering sind. Die von der russi schen Regierung an den Einbringer der Waaren gerichteten Anforderungen, sagt das statistische Amt, bringen es mit sich, daß nicht allein in der Regel ein längerer Aufenthalt beim Grenzübergange entsteht, welche den das Urmaterial sammelnden Organen der Zollverwaltung die genaue Fest stellung der Menge des Waarenausganges erleichtert, sondern auch, daß der Absender zu einer genaueren Be zeichnung des Inhalts der Waarenpost genöthigt wird, als dies beim Versandt nach den übrigen Ländern der Fall zu sein pflegt, deren Zollsystem im Interesse einer freieren Verkehrsbewegung an die Deklarationspflicht des Absenders oder Transportanten der Waaren weniger weit gehende Anforderungen stellt. Zu diesem für die statistische Erhebung des Waarenverkehrs mit Rußland günstigen Um stand tritt noch der weitere hinzu, daß sich der Seeverkehr dorthin vorwiegend auf einfachere Massenartikel beschränkt, deren Ermittelung mit weit geringeren Schwierigkeiten ver bunden ist, als die komplizirten transatlantischen Handels beziehungen der deutschen Seeplätze. Das statistische Amt bemerkt weiter, daß die Angaben über den Verkehr mit Rußland in doppelter Beziehung lückenhaft sind, sofern nämlich die mit den Staatsposten von dort versandten Waaren nicht annotirt werden und die mittelst des Schleichhandels nach Rußland ausgeführten Waaren sich selbstverständlich gleichfalls der Annotirung entziehen. Die Ermittelungen beziehen sich also nur auf den Generalhandel zwischen beiden Ländern, d. h. die Durchfuhr ist von der Einfuhr respektive Ausfuhr nicht getrennt. Das statistische Amt meint indessen, daß diese Vermengung der Waarendurchfuhr mit der Einfuhr und Ausfuhr die Brauchbarkeit der gewonnenen Zahlen nur wenig beeinträchtige, da sich annehmen lasse, daß der Waarenverkehr durch Deutschland nach und von Rußland ganz überwiegend vom deutschen Kapital vermittelt wird, also ein integrirender Bestandtheil des deutschen Eigen handels ist. Die hauptsächlichsten Resultate sind nun folgende. Es betrug im Jahre 1872 die Gesammteinfuhr aus Rußland 323,235,900 Mark, die Gesammtausfuhr nach Rußland 337,072,300 Mark und der deutsch-russische Gesammt-Umsatz 660,308,200 Mark; im Jahre 1873 die Gesammteinfuhr aus Rußland 417,187,200 Mark, die Gesammtausfuhr nach Rußland 347,047,100 Mark, der deutsch-russische Gesammt-Umsatz 764,234,300 Mark; im Jahre 1374 die Vom Kriegsschauplätze. Gesammteinfuhr aus Rußland 468,526,400 Mark, die Gesammtausfuhr nach Rußland 359,703,800 Mark und der deutsch-russische Gesammt-Umsatz 828,230,200 Mark. Die Waarengattungen, welche bei der Einfuhr aus Rußland vorzugsweise in Betracht kommen, sind Getreide, Bau- und Nutzholz, rohe Spinnstoffe, Vieh, Haare, Häute, Felle u. s. w.; bei der Ausfuhr nach Rußland: Kolonialwaaren, sämmtliche Halb- und Ganzfabrikate der Textil-, Metall-, Leder-, Holz- und Papier-Industrie, Kurzwaaren, Kunst- und literarische Gegenstände. In den genannten drei Jahren betrug beispielsweise der Werth der Einfuhr aus Rußland 55 Millionen Mark oder 16 Prozent mehr, als der Werth der Ausfuhr nach Rußland. Das statistische Amt bemerkt: „Hierbei ist zu berücksichtigen, daß die Werthe der Einfuhr sowie der Ausfuhr nach dem Waarenpreise im Jnlande bemessen sind und eine solche Berechnung selbst bei vollkommenen Ausgleich zwischen Einfuhr und Ausfuhr einen höheren Werthertrag der Schutz nehmen, und wer das nicht thut, ist unser Feind, d en erwartet nichts als schmählicher Tod oder noch schmäh licheres Leben; der wird jenseits das Antlitz Gottes nicht erblicken, und die Pforte der heiligen orthodoxen Kirche, sowie jene der Freiheit bleiben ihm verschlossen. — Muth denn, du beschimpftes, entehrtes und verleumdetes Voll'. Idee der Gleichberechtigung des Menschengeschlechtes. Wir kämpfen für die goldene Freiheit, deren sich alle Völker Europas — uns ausgeschlossen — bis jetzt erfreuen; wir kämpfen für das orthodoxe Kreuz, an welchen: der Welterlöser siegend starb ; wir kämvfen für unser Haus und unsern Herd, für unsere weinenden Mütter, Töchter und Gattinnen, wir kämpfen für die Zivilisation, die noch vor der Schlacht bei Ismail durch den Halbmond zu erlöschen bedroht war. — Zu den Waffen also — wer sich Mann fühlt, wer kein Weid ist! Zu den Waffen! Erhebet euch! Jede verlorne Minute ist für uns ein Dezennium, und wenn jetzt die Pforte eurer Freiheit mit Waffengewalt nicht eröffnet wird, fo bleibt sie für immerwährende Zeiten geschloffen, und statt ein freies Volk werdet ihr Knechte der Fremden sein, die das zivilisirte Europa eher verachten als bemitleiden wird. — Brüder! Zeiget euch vor dem Antlitze aller Welt der Freiheit und eurer glorreich gefallenen Väter würdig. Unsern Sieg wird das gesammte Christenthum begrüßen, in euch sollen die europäischen Völker Spartaner der Neu zeit sehen. Gebt also ein Beispiel, wonach jedes unter drückte Volk uns künftighin als Vorbild nehmen soll. Die nicht am Kriege betheiligten Mohamedaner nehmen wir, sowie ihre Ehre, ihr Hab und Gut in unsern Schutz, und wir heben nur die Waffen gegen diejenigen auf, welche für die Sklaverei gegen die Freiheit kämpfen wollten. Die Christen aber, nachdem wir sie mit Proviant, Waffen und Munition versorgt haben werden, müssen sich selbst in General Tschernajeff hat bei seinem Uebertritte über die Grenze folgende Pr oklamation an die christlichen Völker des Balkan erlassen: „Brüder! Mit zum Himmel gewandten Blicken und im Vorgefühle des Sieges betreten wir euer Land, um euch aus den Banden der Barbaren zu befreien. Bienenschwärmen gleich laufen unzählige ihrer waffenfähigen Jünglinge zu unsern Fahnen, sie erblicken in uns den Retter ihres unglücklichen Vaterlandes, das wir der mörderischen Hand des Feindes, der euch eurer Menschen rechte, eurer Sprache, eurer Religion berauben will, ent reißen wollen. Die Stimme des unterdrückten Vaterlandes und der goldenen Freiheit rufk euch Alle ohne Unterschied des Alters zu den Waffen. Es bleibt euch nichts übrig, als unserm brüderlichen Rufe nachzukommen oder vom Feinde vertilgt zu werden. Vor euch steht der Weg des Ruhmes, der Freiheit, der Zivilisation oder ewige Schmach und Schande! — Zu den Waffen also, freiheitliebende Söhne des Balkan! Wir kämpfen nicht aus unedlen Mo tiven, sondern um die heilige Idee des Slaventhums, die nicht, wie es unsere Feinde behaupten, die Herrschsucht und Präpotenz in allen Welttheilen in sich schließt, sondern die Mo hammedaner von 17 bis 70Jahren an. Ferner meldet dasselbe Blatt aus der Herzegowina: Gestern über fielen die Türken chie Vorposten der Montenegriner bei Podgorizza; es entspann sich ein blutiger Kampf. Beider seitige Stellungen wurden behauptet. Konstantinopel, 4. Juli. Der Fürst von Monte negro beantwortete telegraphisch das vor acht Tagen an ihn gerichtete Telegramm des Großveziers mit von vor gestern datirter Kriegserklärung. Der Fürst dankt für An erkennung seiner loyalen Haltung, erklärt aber, die Zu sicherungen der Pforte nicht annehmen zu können. Die Pforte sei durch die lügenhaften Berichte ihrer Agenten getäuscht worden. Die Blokade bestehe faktisch, die tür kischen Truppen an der Grenze Montenegro's seien in letzter Zeit vermehrt worden, er habe mit Mühe, den Rath der Mächte befolgend, die Unterthanen von der Be theiligung an der Insurrektion abgehalten, die Pazifikation unterstützt, doch eingesehen, daß heute das Volk nicht im Stande ist, den Kampf zu beenden, er selbst billige diese Ansicht und ziehe die offene Kriegserklärung vor. Belgrad, 4 Juli. Ein offizielles Bulletin meldet: Auf der ganzen Linie an der serbisch-türkischen und montenegrinisch-türkischen Grenze ist der Krieg irw vollen Gange. Die Serben sowohl als die Montenegriner haben zu gleicher Zeit die Offensive ergriffen. Wie immer lauten die Nachrichten über die ersten Treffen je nach der Quelle, aus welcher sie stammen, sehr verschieden. Wiener Blättern zufolge haben die türkischen Truppen einige serbische Schanzen gegenüber Widdin eingenommen und die Serben geschlagen. Diese Nachricht erscheint aber dadurch schon verdächtig, daß der Verlust der Serben auf 2000 Mann angegeben wird. Von serbischer Seite wird dagegen be richtet, daß General Tschernajeff das türkische Lager bei Babi na Glaca besetzt habe und die Festung Nisch be schieße. Da er vorher die in dem Lager von Nisch befind lichen türkischen Streitkräfte in der Zahl von 30 bis 40,000 Mann geschlagen haben müßte, so kann auch diese Mittheilung nur mit Mißtrauen ausgenommen werden. Allen glaubwürdigen Nachrichten zufolge hat bisher noch kein Zusammenstoß größerer Truppenmassen stattgefunden. Thatsache ist nur das Eine, daß die Pforte ihre Donau flotte unter ihrem tüchtigsten Admiral Hobart Pascha gegen das lerbische Gebiet in Bewegung gesetzt hat. Entweder ist also die Nachricht von einem Einsprüche mehrerer Mächte nicht wahr, oder die Türkei hat sich daran nicht gekehrt. Jedenfalls ist damit gegen Serbien ein böser Streich geführt. Die betreffende Nachricht kommt aus Turn-Severin und lautet: „Die bisher in Widdin vor Anker gelegene türkische Donau-Flottille, im Ganzen aus 17 Kanonen-Schaluppen und mehreren Transport-Schiffen bestehend, hat soeben (am 3. Juli) Turn-Severin passirt. Es heißt, daß sie Be fehl erhalten habe, Semendria, Belgrad und die übrigen an der Donau gelegenen serbischen Ortschaften niederzu brennen. — Von gut unterrichteter Seite wird versichert, daß die Mehrzahl der türkischen Kanonenboote einen zu großen Tiefgang habe, so daß es, selbst abgesehen von den Hindernissen, welche denselben serbischerseits bereitet werden dürften, mit Schwierigkeiten verbunden sein wird, sie vor Ablauf von acht Tagen bis vor Belgrad zu bringen. Wir schließen hieran folgende neuere telegraphische Meldungen: Wien, 4. Juli. Die „Pol. Korr." erfährt aus zu verlässiger Quelle, daß die Donaumonitors „Leitha" und „Varos" Befehl erhielten, nach Semlin zu gehen, um dort zum Schutze der österreichischen Staatsangehörigen dem Generalkonsul sich zur Verfügung zu stellen. Der Grenz kordon soll durch eine bei Mhabatzd aufzustellende Armee division verstärkt werden. Dasselbe Blatt meldet telegraphisch von Konstantinopel gegenüber dem serbischen Ultimatum: Die Pforte richtete eine Zirkularnote an die Pariser Sigualurmächte, besagend, daß sie sich durch den Angriff der Serben gegenüber Serbien jeder Beengung als entbunden erachte und vom Rechte der Vertheidigung auch über tue serbische Grenze hinaus Gebrauch machen werde. Es ver lautet, daß von mehreren Seiten, namentlich von England, »»» bereits billigende Antwort eingetroffen, heute auch zu-! Der Finger Gottes zeigt euch den Weg des Ruhmes. Wir , ^ort von Rußland signalisirt sei. »werden nicht unterliegen, und sollte uns das wandelbare Korr." meldet aus Bosnien-.!Glück verlassen, so wird dieser heilige Boden mit >rxr cuttan ordnete telegraphisch die Bewaffnung aller dem theuern Blute des russischen Brudervolkes muß w«l darin § A° tzE-n TruM», übnIchnU S°m^ « 4 Ar kosten rc. rir wert höherem Grade, als rn dem Werthe der Truppenabtheilung Jovanowis besetzte Secenia und Du- Ausfuhr enthalten sind." Wir sind der Meinung, bei dulie und schlug die Truppen Giorgevis zurück und be- dieser Differenz kommt vor Allem in Betracht, daß die setzte die Höhen von Topolnica. Montag griff Tschernajeff Waaren, welche wir aus Rußland einführen fast sämmtlich das von mehreren Batterien vertheidigte Türkenlager Ba- Mk-i d-i nns -i^°-, wchr-nd R»nd NE, welche nur ausfuhren, ganz unerträglich hohe Zölle erhebt.! Rückzug. Gleichzeitig überschritten Truppen den Drinafiutz nud drangen bis Belina vor, wo ein heftiges Feuergefecht entstand.