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Dresdner Journal : 27.04.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-04-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187504278
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750427
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750427
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-04
- Tag 1875-04-27
-
Monat
1875-04
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 27.04.1875
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R?S5. Dienstag, een 27. April. 1875 Lb»»»«»»»t»Prol»i «»m. . . 1« N»rk 4 It»r^ »0 ?L 1* kt. «ME» L«oL« tritt?«»- ES St»»p*t»««UtzU d-W» I»«i»t«»Kr»l»»t pW» WM N»»» «to«r HO IT. V»E ^wWEurckt« cki» L«U»i 4» kt THUll«^ mit A«»»U»» L» San» »»S palaiWU^ Fd»»ck» IVr L«, Sol^oS»» VvW. Dres-nerIMmal. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. I»»«r»eo»»»»»n»» »««BArU» F>. 6vi»»ü»io«M O» , OrEto« ^aanuU»; «druck»- : /Sias«, I-'arl, L-md«, >«rU» »».! <4 »«rUo Vi«i SEd<UU-Nr»U-l^tp«iU^ ».». - L»ck tKo«-, N«rU»: ä /»vatick«^ A Ftör««W1,' iE»«»: L LoiUott«/ L Stö»-«»'» vürrro; 0d«mir»: F°r. V«»»ddll< »>.: 2L /a«Ae^^d« a. F. 6 //«^MaMiroo« kucdd., /1a»L«<sv»., Md-Ur,: , L-»»-,«».- 6 LÄU,»/«-. rit»- ^lava«, I^tt«, L-Üi«« <4 0», L-a>»ö« «»yv., u—dv,: L7-»«r,«, vu»r L c-M-tt». N«r»»»O«H»ri LDpjsl. tcipsckitioo ck— ^»«»OWtz ^Ur«ck«L, N»rO»r«td«»»tznE» M» ». Amtlicher Theil. Dresden, 23. April. Mit allerhöchster Genehmigung ist dem Director der Annenrealschule zu Dresden, Eduard Martin Job der Titel „Professor" verliehen worden. Bekanntmachung, die Einführung des Lehrbuchs der Hebammenkunst von vr. CredF und Or. Winckel betreffend, vom 1b. April 1875. Nachdem die im Jahre 1863 veranstaltete Auflage des Lehrbuches der Hrbammenkunst von Dr. Woldemar Ludwig Grenser vergriffen war, ist dasselbe im Auf trage des Ministeriums des Innern von dem Director der Entbindungsschule zu Leipzig, Herrn Geheimen Me- dicinalrath Professor Dr. Creds daselbst, und dem Dirrctor des Entbindungsinstituts zu Dresden, Herrn Hofrath Professor Dr. Winckel hicrselbst, einer neuen Bearbei tung unterzogen worden und unter dem Titel: „Lehr buch der Hebammenkunst. Auf Grund von W. L. Grenser's Lehrbuch im Auftrage des königlich Säch sischen Ministeriums des Innern neu bearbeitet von Dr. Credä in Leipzig und Dr. Winckel in Dresden. Mit 26 Holzschnitten. Verlag von S. Hirzel in Leipzig" im Druck erschienen. Es wird dies hierdurch mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß das unterzeichnete Ministerium beschlossen hat, gedachtes Lehr buch vom 1. Juli dieses Jahres an als allgemeines Lehrbuch der Hebammenkunst für das Königreich Sach sen einzuführen und zum Leitfaden des Unterrichtes in beiden Hebammenschulen des Landts dienen zu lasten. Dresden, den 15. April. 1875. Ministerium des Innern. v. Nostitz-Wallwitz. Körner. ««W» ,W„„ 1 - 1 ,1 ———— Nichtamtlicher Lheil. llebersicht. Telegraphische Nachrichten. Taaesgeschichte. (Dresden. Berlin. Aus Kurhesten. Straßburg. Metz. Darmstadt. Wien. Prag. Paris. Brüssel. Neapel. London. Christiania. Athen. New-UorÜ) Dre-dner Nachrichten. Provinzial-Rachrichten. (Leipzig. Löbau.) LermisckteS. Statistik nnd LolkSwirthschaft. Eingesandt«-. Feuilleton. TageSkalender. Inserate. Beilage. Zur Feier des königlichen Geburtstage-. (Zwickau. Annaberg. Schneeberg. Lößnitz. Roßwein. Meißen. Dippoldiswalde. Pirna. Kamenz. Weißenberg.) Statistik und Lolk-wirthschaft. EingesandteS. Börsennachrichten. Telegraphische Witterungsberichte. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Pari-, Sonntag, LS. April, Abend-. (W. T. B.) Die „Nöpublique fran^aise" veröffentlicht eine Rede, welche Gambetta in einer in Belleville statt gefundenen Versammlung gehalten hat Gambetta vertheidigt in derselben die Errichtung de- Senats al- einer den demokratischen Interessen förderlichen Tagesgcschichle Institution und erklärt, daß in Bezug auf die sein will. — Bekanntlich bestanden, obwohl selbst officiöse Verhältnisse zum AuSlande auch die demokratische Correspondenzen dies in Abrede stellten, in Bezug auf Partei die friedlichsten Gesinnungen hege. (Vgl. das Klostergesetz noch zwischen den Ansichten deS ") Kaisers und des Staatsministeriums einige Differenzen, Firmen in Italien betreffend. * Berlin, 25. April. In Wiesbaden sind zum Besuche des Kaisers gestern die Prinzessin Elisabeth, Gemahlin des Prinzen Karl von Hessen, und die beiden Prinzessinnentöchter des Großherzogs von Sachsen-Wei mar eingetroffen. Dieselben nahmen mit dem Kaiser und der Großherzogin von Baden gemeinsam das Frühstück rin; später fand eine Spazierfahrt Statt. Gestern Abend wollte der Kaiser einer Soiree bei der Prinzessin von Lippe-Schaumburg beiwohnen. Bei der vorgestern Abend stattgehabten glänzenden Beleuchtung des Schloßplatzes und der evangelischen Kirche n urde der Kaiser von der zahlreich versammelten Volksmenge sehr enthusiastisch be grüßt. — Ueber das Befinden des Fürsten Bismarck hört die „D. R.-C.", daß dasselbe soweit wiederum dem Wege der Besserung zuneigt, daß der Fürst heute wohl das Bett, nicht aber das Zimmer verlassen konnte. Nebenbei wird auch mitgetheilt, daß auch die Fürstin in den letzten Tagen in ähnlicher Weise, wie der Reichs- kanzler, erkrankt sei. Die Reise des fürstlichen Paares nach Lauenburg ist daher um so mehr fraglich geworden und dürste wohl mit Rücksicht darauf unterbleiben, daß der Fürst unter allen Umständen schon vor dem Ein treffen des russischen Kaisers in Berlin von dieser Reise, wenn sie noch unternommen werden sollte, zurückgekehrt jedoch nicht so erheblicher Natur, daß dadurch in Frage käme, ob überhaupt das Gesetz dem Landtage in der gegenwärtigen Session noch vorgelegt werden werde. Wie man in sonst gut unterrichteten Kreisen glaubt, sind diese Differenzen gegenwärtig vollständig ausge glichen und heißt es, daß vorgestern in dieser Angelegen heit von dem geh. Legationsrath v. Bülow, welcher mit Depeschen des Staatsministeriums sich nach Wiesbaden beheben hatte, dem Kaiser die betreffende Vorlage über reicht worden sei. Man erwartet in der nächsten Woche mit Bestimmtheit, daß das Gesetz dem Landtage zugehen werde.— Die Commission des Herrenhauses, welche zur Vorberathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Provinzialordnung, gewählt worden ist, wird am 27. d. ihre Arbeiten beginnen. Nach der „D. R.-C." ist schon jetzt mit Sicherheit anzunehmen, daß der Ge setzentwurf in der vom Abgeordnetenhause angenommenen Fassung die Zustimmung des Herrenhauses nicht fin den wird; jedenfalls wird der Entwurf einer eingehen den Berathung der Commission unterworfen werden.— Der vorläufige Entwurf des Neichseisenbahngesetzes ist veröffentlicht worden. Es wird darin ausdrücklich bemerkt: Die neue Redaction des Entwurfs ist nicht als etwas Abgeschlossenes, zur Vorlage an die Gesetzgebungs- factoren Reifes, sondern nur als die Grundlage für die in Aussicht genommene informatorische Vorberathung zu betrachten und dazu bestimmt, durch abermalige Ver öffentlichung in weiterm Kreise zur Beurtheilung anzu- regen; Aenderungsvorschläge bezüglich der gesetzlichen Bestimmungen des Frachtgeschäftes der Eisenbahnen fin den sich diesmal in dem Entwürfe nicht vor und bleibt dies Capitel einer Revision des Handelsgesetzbuches Vor behalten. — Der Austausch der Ratificationen der Olympiaconvention hat, wie der „Nordd. Allg. Ztg." telegraphischer Meldung zufolge gemeldet wird, am 23. d. zu Athen stattgefunden. — Wie das Amts blatt der Mindener Regierung meldet, ist dem frühem Bischof von Paderborn, Dr. Konrad Martin, nach verbüßter 2monatiger Festungshaft die Stadt Wesel zum Aufenthaltsorte angewiesen worden. — Die Nichtigkeits beschwerde der Gräfin v.Droste-Vischering und der übrigen adligen Damen in Westfalen, welche sich an der Adresse an den Bischof von Münster betheiligt hatten, gegen die vorinstanzlichen Erkenntnisse, wurde vom Ober tribunal in der Sitzung vom 20. d. zurückgrwirsen. Madrid, Sonntag, 25. April, Morgens. (W. T. B.) Von den neu au-gehobenen Mannschaf ten befinden sich, wie von der Regierung mitgetheilt wird, vereitS 43,660 Mann unter den Fahnen. Nach einer weiteren Mittheilung der Regierung find an EntschädigungSgeldern für die Rostocker Brigg „Gustav" und für daS deutsche Schiff „Gazelle", sowie al-Ersatz für den Schaden, wet- chen deutsche Staat-angehörige in Carthagena wäh- rrnd der Belagerung erlitten haben, nunmehr im Ganzen 85,666 Peseta- (73,440Mark) an die deutsche Regierung gezahlt worden. Konstantinopel, Montag, 26. April. (Tel. d. Dresdn. Journ.) . Die „Agence HavaS - Reuter" meldet die Absetzung de- Großwefirs. Die Nachricht von dem Abschlusse des Vertrage- wegen der rumrlischen Bahnen ist unbegründet. Die Verhandlungen dauern vielmehr noch fort. unsere Pariser Eorrrspondenz unter „Tagesgeschichte.") Rom, Montag, 26. April. (Tel.d. Dresdn.Journ.) Bei einer gestern stattyebabten Versammlung der Majorität der DrpuNrtenkammer wurde durch gehend- die Nothwendigkeit der Aufrechterhaltung der Majorität und einer Einigung über da- Aus gabebudget betont. Neapel, Sonntag, 25. April, Abend-. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Kronprinz deS deutschen Reiches und von Preußen ist in Begleitung deS deutschen Gesandten, v. Keudell, au-Florenz über Rom hier eingetroffr«, wurde auf dem Bahnhofe von dem Generaladjutanten Medici und dem königl. CabiuetSchef empfangen und begab sich in einer Hofeauipage nach dem königl. PalaiS, wo er von dem König Victor Emanuel begrüßt wurde und eine Stunde verweilte Der Kronprinz wobnt auf Einladung deS Königs im PalaiS. Die Kron- Vatican" einen Artikel, in welchem sie einige „Enthül lungen" zum Besten giebt, die ihr Gewährsmann angeb lich aus der ersten Quelle im Vatican geschöpft hat. Unter diesen „Enthüllungen" befindet sich folgender Passus: „Daß sich übrigens nach dem provisorischen Schluffe des Concils die Stellung des Papstes zur preußischen Krone nicht geändert Halle, dies aber später allerdings der Fall war, weiß Fürst Bismarck sehr gut; deuu auf seinen Befehl haben sich Personen seines Vertrauens, als noch der Krieg wüthetr, prä- sentirt, um den Papst zu veranlassen, als Friedensvermittler m Frankreich ausnttreten, was, da es sich um Frieden handelte, auch geschehen. Dies« dem Papst vollkommen zusteheode Frie densvermittelung aber brachte — so stellt Cardinal Antonelli die Sache dar - Bismarck auf deu ganz grundfalschen Gedanken, daß er den Papst auch zu andern Zwecken in Preußen verwenden könne." Hierauf entgegnet nun die „N. A. Z." in ihrer heu tigen Sonntagsnummcr an der Spitze des Blattes Fol gendes: „Daß Fürst Bismarck sich an den Papst gewandt und durch dessen Vermittelung versucht hat, die Gam- belta'scbe Regierung zum Friedensschlüsse zu bewegen, ist allerdings richtig. Dagegen müssen wir entschieden der Behauptung widersprechen, daß die Friedensvermit- tclung des Papstes den Fürsten auf den Gedanken ge bracht habe, „den Papst auch zu andern Zwecken in Preußen zu verwenden". Dies hätte doch logischerweise nur dann der Fall sein können, wenn die päpstliche Ver DreSden, 26. April. Vom Reichs-Gesetzblatt ist das 16. Stück vom Jahre 1875 heute hier eingc- troffen. Dasselbe enthält: Nr. 1069) Declaration des Artikels 6 des Handelsvertrags zwischen dem Zollver ein und Großbritannien vom 30 Mai 1865, vom 14. _ Die Wiener „Presse" brachte jüngst unter der Apnl d. Js.: Nr. 1070) Bekanntmachung vom 2<>. AprN Ueberschrift: „Die preußische Centrumspartei und der d. IS-, den Schutz deutscher Warenzeichen, Namen und - - — - - — Mittelung etwas gefruchtet hätte. Allein, das-gerade Gegenthril fand Statt — der Fürst hatte bei: diesem Anlaß Gelegenheit, sich von der gänzlichen Ohnmacht des Papstes den Franzosen gegenüber zu überzeugen. Obwohl der Papst durch die französischen Bischöfe im Sinne des Friedens auf die Gambctta'sche Regierung einzuwirken versuchte, so mißlang ihm dies so vollkom men, daß dem Fürsten jede Lust vergehen mußte, jemals wieder den Versuch zu machen, den Papst zu andern Zwecken zu verwenden. Den übrigen „Enthüllungen" der „Presse" gegenüber bemerken wir, daß in Betreff der Centrumsfraction kein weiterer Briefwechsel zwischen dem Reichskanzler und dem Vatican stattgefunden hat, als der, welchen wir vorgestern veröffentlicht haben, und daß wir daher alle Mittheilungen, welche der „Presse" über sonstige Correspondenzen von ihrem Gewährsmann gemacht worden sind, als unrichtig bezeichnen müssen." D. Berlin, 24. April. In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses waren am Ministertische die Staatsminister Dr. Falk, Dr. Achenbach und Dr. Friedenthal anwesend, und wurde zunächst vom Hause der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Betheilignng des Staates an dem Unternehmen einer von Neumünster über Heide nach Tönning führenden Eisenbahn, in drit ter Lesung ohne Discusston /genehmigt. Den zweiten Gegenstand der Tagesordnung bildet die Berathung des Nachweises über die Verwendung des in dem Eisen bahnetat pro 1873 zu unvorhergesehenen außerordent lichen Ausgaben für die Staatseisenbahnen ausgesetzten Disposittonsfond von 150,lXX) Thlr. Das Haus über weist diese Vorlage an die Rrchnungscommisston und tritt hiernach in die dritte Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Ausführung der 88 5 und 6 des Gesetzes vom 30. April 1873 wegen der Dotation der Provinzial- und Kreisvrrbände. Nach kurzer De batte, an welcher sich die Abgg. v. Saucken-Tarputschen, Dr. Röckerath und Schlüter, sowie der Handelsminister Dr. Achenbach brtheiligen, wird nach einer unwesent lichen redactionrllen Aenderung der 88 8—10 das Ge setz mit großer Majorität genehmigt. Es folgt die zweite Berathung des Entwurfs eines Gesetzes über die Ver mögensverwaltung in den katholischen Kirchmgemeinden. 8 1 ist von der Commission nicht verändert worden, er lautet: „In jeder katholischen Pfarrgemeinde sind die kirchlichen Vermögensangelegenheiten durch einen Kirchenvorstand und eine Gemeindevertretung nach Maßgabe dieses Gesetzes zu be sorgen." Nachdem die Abgg. Dauzenberg und Dr. Brüel ge gen, Haucke, Petri, sowie der Regierungscommissar Di rektor Dr. Förster für diesen Paragraphen gesprochen, wird derselbe vom Hause genehmigt. Ebenso 8 2. In der Discusston über 8 3 erklären sich dir Abgg. Dr. Brüel und Dr. Statz gegen die Commissionsvor- schlägr, der Regierungscommissar Geh. Rath Dr. Brandt spricht für die Vorlage. Ebenso der Abg. Petri, für welchen das Centrum nach einer Aeußerung, es werde endlich doch dahin kommen, daß das thörichte katholische Volk nicht mehr sein sauer erworbenes Geld nach Rom trage, einen Ordnungsruf verlangt. Der Präsident Dr. Löwe erklärt, den Ordnungsruf nicht ertheilen zu kön nen, da der Redner nicht von dem gesammten katho lischen Volke gesprochen habe. Hiernach spricht Abg. Dauzenberg gegen die Vorlage. Abg. Haucke beantragt in Nr. 3 die Streichung der Worte: „oder durch andere Personen zu kirchlichen Zwecken". Nachdem der Abg. Dr. Windthorst die Commissionsvorschläge bekämpft und sich nur für die Nummern 1 und 2 des Paragraphen er klärt, wird der 8 3 in folgender Fassung genehmigt: «Zu dem kirchlichen Vermögen im Sinne dieses Gesetzes gehören: i) das für Cultusbedürsnisse bestimmte Vermögen, einschließlich des Kirchen- und Psarrhausbausonds, der zur Besoldung der Geistlichen und andern Kirchendiener bestimm ten Vermögensstücke und der Anniversarien; S) die zu irgend einem sonstigen kirchlichen Zwecke oder zu wohlthätigen oder Schulzwecken bestimmten kirchlichen Vermögensstücke; ») die Erträge der durch kirchliche Organe zu iirchlichen, wohlthätigen oder Schulzwecken innerhalb und außerhalb der Kirchcngcväude veranstalteten Sammlungen rc.; 4) di« zu kirchlichen, wohl- thätigen oder Schulzwecken innerhalb deS Gemeindebezirks be- Feuilleton. Redigier vou Ott» Vanek. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 24. April: „Des Löwen Erwachen", komische Operette in einem Act, nach einer ältern Idee. Musik von Johann Brandl. (Zum ersten Male.) Das von einer übermüthigen Laune dictirte und trotz seiner Unwahrscheinlichkeiten recht amüsante Sing spiel erblickte das Lampenlicht vor drei Jahren am Wiener Carltheater: Tert und Musik sind aber Nichts, als eine vollständige Copie nach dem Französischen. Ed. Hanslick erinnerte sich bei der erstmaligen Auf führung der Piöce, in Paris eine hübsche Operette „Do moulin joli" (Text von Clatrville, Musik von Varney) gehört zu haben, welche dort sehr ansprach. Dieser hat man das Libretto entnommen, währens der geschickte Kapellmeister der genannten Bühne das „Umcomponiren" besorgte. Es ist dies dieselbe Geschichte wie mit Suppö's „schöner Galatea", die auf den Theaterzetteln als eine Erfindung Poly Henrion'S paradirt, obgleich sie nur dir Bearbeitung eines französischen Originalteftes ist, nämlich der „ Galatee" von M. Carrs und I. Barbier, mit Musik von Victor Masss. Wenn damals rin Thril der Wiener Kritik die Composition Brandl's auf Kosten Offenbach's und mit den üblichen Seiten- hieben auf den Letzten, verherrlichen zu dürfen glaubte, so war eine solche Ueberschätzung lächerlich. Im Geaen- theile belehrt uns jeder neue Versuch auf dem Gebiete des Heftern Singspiels, daß wir in diesem Genre wohl von den Franzosen lernen, nie jedoch mit ihnen con- currirrn können. Der gebildete Geschmack wird durch den Mangel an Originalität wett weniger unangenehm berührt, als durch jene Sorglosigkeit und Plumpheit, mit welcher bei uns possenhafte Einfälle musikalisch illustrirt zu werden pflegen. Das deutsche Publicum hat sich leider bis her gegenüber der komischen Muse nur in geringem Grade wählerisch erwiesen und ist daher auch kaum ge neigt, vornehmere Haltung, den Reiz der Grazie und ein complicirteres musikalisches Gewebe nach Verdienst zu würdigen. Die erwähnten Eigenschaften darf aber die Musik zu „des Löwen Erwachen" für sich beanspruchen. Brandl nahm diejenigen Producte der Feder Offenbach's zum Muster, welche das schöpferische Talent desselben von der schönsten und liebenswürdigsten Seite zeigen, und verstand es auch, den adoptirten Stil in sämmt- lichen Nummern durchzuführen. Wie werthvoll dieses Verharren in der gleichen Atmosphäre ist, ergiebt der einfache Hinweis auf die, den Charakter des Stückes ge radezu alterirende Einschiebung des sentimentalen Lied satzes von Suppö. Die Operette war von Hrn. Musikdirector Ricciu s mit viel Fleiß und Sorgfalt einstudirt, und die Kapelle brachte den Orchesterpart zu glänzender Geltung. Auch die Darsteller hatten es an gutem Willen nicht fehlen lassen. Frl. Pollitzer, vom königl. Thecuer am Gärt- nerplatz in München, gab die Hosenrolle des Gaston mit viel Natürlichkeit und Frische, kann aber nach der gesanglichen Seite nur bescheidenen Ansprüchen genügen. Hr Engelhardt (Magister Placide) und Frl. Löff ler (Paquerette) boten Löbliches, während der Nivelle des Hrn. Witte-Wild eine sehr schwache Leistung war. Den Rest des Abends füllten „Herrn Kaudel's Gardi nenpredigten" und „Das Versprechen hintrr'm Herd", in welchem Frl. Pollitzer sich verabschiedete. R. Gthr. K. Hoftheater. — Neustadt — Am 24. Aprils Gesammtgastspiel der Mitglieder des Fried rich-Wilhelmstädter Theaters in Berlin. Zum ersten Male „Der Karneval in Rom", Operette in 4 Acten von Joseph Braun, Musik von Johann Strauß. Das ungenannte Original für das Sujet dieser Operette ist ein reizendes und rührendes Schauspiel von Sardou „Piccolino", und ihm ist der Zusammenhang und der Rest von edlerer Empfindung zu danken, wel cher sich bei der trivialisirendrn Bearbeitung Braun's noch erhalten hat. Was Letzterer als pikante Beigaben im Sinne der Offenbach'schen Operetten nicht sowohl an Humor, als an Persiflage und Parodie hinzugefügt hat, geht mit zu starker Färbung und zu wenig Geist in eine höchst bedenkliche Geschmackssphäre über und führt, wie schon Ambros bei der Wiener Aufführung mit Recht rügte, „mit ungenirter naiver Offenheit die Un sittlichkeit als etwas ganz Selbstverständliches ein." Die Liebesabenteuer einer leichtfertigen Gräfin und die treue Liebe eines Mädchens, das seinem leichtsinnigen Geliebten, einem Dialer, nach Nom folgt, ihn dort sucht, findet und als Gatten erringt, ergeben den Stoff der Hand lung. Für das erheiternde Amüsement um jeden Preis ist das locker gefügte Textbuch geschickt genug und mit unterhaltendem Wechsel der Bilder behandelt. Einige der anstößigsten Scenen im dritten Act sind beseitigt. Nur in Bezug auf die Orgie, welche, um den rechten baut xvut zu gewinnen, Braun von deutschen Malern in Rom mit ihren weiblichen „Modellen" in der Osteria neben dem Kloster abhaltrn läßt, sei bemerkt, daß dergleichen Bacchanale dort nie Statt finden, daß die Sitten der Maler wie der Modelle in Rom ganz anderer und besserer Art sind, und diese Schilderung Braun's voll kommen unwahr ist. Für die gefällig melodische Musik von Strauß gift das bereits Gesagte. Aber die Tänze in der „Fleder maus" haben mehr Schwung und Frische, der Ernst und die Empfindsamkeit, welche diesem Sujet in der Person und dem Verhältniß der Marie beigemischt ist, haben Strauß zu etwas mehr Abweichung von seinen Tanzweisen bewogen; er hat geistreichere dramatische Musik gesucht. Zwar hat er diese nicht gefunden, aber doch einige stimmungsvollere, feiner empfundene Gesang- sätze. Die Darstellung war eine vortreffliche. Die gesang lichen Anforderungen sind dilligcrwrise nach den Eigen schaften dieses Operngenrcs zu bemessen; sie wurden durchaus befriedigend erfüllt. Und die Mitglieder dieser Bühne haben sich bei der speciellen Hingabe an dieses moderne Operngenre zwei Vorzüge errungen, die nicht zu unterschätzen sind und bei den Sängern der Oper, welche der musikalischen Kunst angehört, leider nur ganz ausnahmsweise zu finden sind. Gewandte, lebendige und frei Behandlung des Dialogs und des Spiels. Alle haben sich hierin mehr oder minder einen genügen den Grad der Beherrschung angeeignet, wodurch allein eine so in allen Theilen fertige, wirksame und unter haltende Gesammtausführung möglich wird. Die Hauptpartien wurden vorzüglich gegeben. Frl Meinhardt entfaltete ein reizendes Talent und ge wann sich sofort die Theilnahme des Publicums. Ihr Mezzosopran hat zwar etwas Kehlton, seine Ausbildung ist noch unfertig, die Aussprache undeutlich, aber der Klang der Stimme ist höchst sympathisch, und Fräul. Meinhardt singt nicht nur mit musikalischer Empfin dung, sondern mit warmerregtem, wahrhaftem und fesseln dem Gefühlsausdruck, und damit vereinigt sie ein in Bewegung und Mimik natürliches, ost fein gezeichnetes Spiel, voll Anmuth und Temperament, ohne jene er kaltende Beimischung der conventionellen Routine. Hr.
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