Suche löschen...
Dresdner Journal : 21.06.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188706212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870621
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870621
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-06
- Tag 1887-06-21
-
Monat
1887-06
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 21.06.1887
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
V140. La»»U»pr«1»« l» U««» r IS ^MrUoi»: L SO kk. Liviela« Kaouoor»! 10 kt. 1«»—r^tt ä«, äsattvl»«» L«Lvt»„ trittkott- luiä 8t»n>p«1«uoltt»^ triLiu. 6«o k»iiM E«r »«p»It»L»L 2«il« U«u»«r 8«t»rik 90?k. Oster äi« Lells KO kk. vei 1'sdeUes- s»ä Lillersestt «stepr. Xukctä»^. I'RUÜob wit ^n»Q»tuiie äer 8s»s- iiLlt kliert»^« »deoä». kervepreett-Fseviilu»,! Ur. 19VS. Dienstag, den 21. Juni, abends. Dres-nerÄaurml. Für die Gesamtleilun- verantwortlich: Dtto Banck, Professor der (itteratur- und Kunstgeschichte. 1887. von L»N>»aiU»U« »«rnLrt»» Lstptt,: F> O»mmi«ion»r ä«« l>re»cill«r ^oan»»!,; N»»d»ri - LerUs - Vt« - l^tpttU-Z»»«l-9r,^»»-rr»iUl1^r» ». ».: Ikaa»en«t«»n <9 ^o-isr,' NerU»-Vl«»-N«d»iU. kr», Letpet, kr»s9«r« «. N.-NL»eL«L: L-«t. Lto««/ k»rt» LosSos - UerUs - 5r»sK«rt N 5t»ttL»rt: Da««b« <9 Oo.,' SerUs: 0»rUt»: S. LtUUer« ^acX/oio«',- Usssorerr 6 N»U« ». I.: F Larct <9 0°. Uer»a»»«d«r, Nüvisl. krpeäitiov <t« Dreelloer ^our»»!», Drsellsll, L^lQ^sritr. Ho. 90. ^ersepreoh-Aseollu«: l^r. »9SÜ. Aestellungen auf das „Dresdner Journal" für da- nächste Bierteljahr werden zum Preise von 4 M. 50 Pf. angenommen für Dresden bei der unter zeichneten Expedition (Zwingerstr. M. 20), für n»s»irts bei den betreffenden Postanstallen. In Dresden - Nenßndt können Bestellungen abgegeben werden in der Hofmusikalienhandlung des Herrn Adolf Brauer (F. Plötner), Haupt straße 2, bei Herrn Kaufmann T. R. Albani (Albertplatz gegenüber dem Alberttheater), wo selbst auch Ankündigungen zur Beförderung an unfer Blatt angenommen werden, und bei welchen ebenso wie bei Herrn Kaufmann Müller, Pillnitzer Straße 64, dem Bahn hofsbuchhändler Herrn Weigand (böhm. Bahn hof), dem Herrn Buchhändler Knecht (Kiosk am böhm. Bahnhof) und Herrn Kaufmann Lebr. Weffer, Prager Straße 50 einzelne Nummern de- „Dresdner Journals" zu haben sind. Auküudiguuge» aller Art finden im „Dresd ner Journal" eine fehr geeignete Verbreitung, und werden die Vebihre» im Ankündigungs- teile mit 20 Pf. für die kleingefpaltene Zeile oder deren Raum berechnet; für Ankündigungen unter „Eingefandtes" sind die Gebühren auf 50 Pf. für die Zeile festgestellt. König!. Expedition des Dresdner Journals. Fernsprech-Anschluß Nr. 1295. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der pract. Arzt vr. msä. Warnatz zu Dresden das ihm von Sr. Durchlaucht dem Fürsten Reuß jüngere Linie verliehene Ehrenkreuz Hl. Elaste annehme und trage. - — - - — — Se Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Fisckcrmeister und Lootsen Carl Soch er in Dresden da» allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Nichtamtlicher Teil. telegraphische Wachrichien. Parts, 20. Juni. (W.T.B.) In einem Tunnel, welcher bei BeauridreS durch den Col de Cabze für die Eisenbahn von ASpreS snr vuech nach Dw gebaut wird, fand hente eine Entzündung schlagen der Wetter statt, bei welcher 12 Arbeiter getötet warben. Die «eisten find Italiener. Nom, 20. Juni. (W. T. B.) Der König empfing nachmittag- den deutschen Botschafter Grafen GolmS in Antrittsaudienz. Die Deputiertenkammer genehmigte mit 252 aegev 4S Stimmen die Vorlage der Regierung, lietreffend die Erhöhung des Cerealienzoll» auf 0 Ares. Die Regierung hat da- franzöfische Kabinett davon verständigt, daß sie sich au- finanziellen Rückfichten an der Pariser Weltausstellung of fiziell nicht beteiligen werde. London, 2V. Juni. (W. T. B.) Der Groß- Herzog und der Erbgroßherzog von Hessen, sowie die Prinzrsfinnen Irene und Alire, ferner die Prin zessin v. Leiningen und der Prinz und die Prin zessin Ludwig v. Battenberg sind heute früh hier eingetroffen. Die amtliche Zeitung veröffentlicht eine große Anzahl Ordensverleihungen und Beförderungen in der Armee und Marine anläßlich deS Re- gierungSjubiläumS der Königin; außerdem wur den Kronprinz Rudolf zum Ritter deS Hosenband ordens, Großfürst SergiuS, sowie der Erbgroß. Herzog von Hessen, der Erbgroßherzog von Sachsen- Meiningen und der Khedive zu Großkreuzen deS BathordeuS ernannt. Dresden, 21. Juni. Das Regierungsjubiläum der Königin Victoria von England. Heute begeht ganz England die fünfzigste Wieder kehr des Tages, da mitten in heftigen, Großbritannien spaltenden Parteikämpfen die achtzehnjährige Tochter des Herzogs v. Kent, Prinzessin Victoria, dem König Wilhelm I V. in der Regierung folgte. Die Regierung Ihrer Majestät der Königin Victoria hat an Dauer diejenige fast aller ihrer Vorgänger, sogar bereits um fünf Jahre diejenige, der Königin Elisabeth über troffen. Zwar ist England während der langen Re gierungszeit Ihrer Majestät nicht verschont geblieben von kriegerischen Tagen, ja mehrere der in diesen 50 Jahren stattgehabten kriegerischen Aktionen England» — vor allem der Krimkrieg, aber auch andere, wie die Expeditionen nach China und Birma, die Nieder werfung des indischen Aufstande», die ägyptische Expedition von 1882, welche zur Besetzung Ägypten» durch englische Truppen führte u. a. m. sind von großer, ja zum Teil von weltgeschichtlicher Bedeutung. Nichtsdestoweniger liegen die Haupterfolge der Re gierung der Königin Victoria auf friedlichem Gebiete; eine Reihe der wichtigsten Reformen auf den Gebieten der Gesetzgebung, der Industrie, der Handel»- und Kolonialpolitik welche in diesen Zeitraum fallen, haben das heutige Großbritannien erst geschaffen. Die Kolonien haben zu einem großen Teil eine zeit gemäßere Verfassung erhalten, Britisch-Jndien ist nicht mehr ein Gebiet der Ausbeutung der englisch-indischen Kompagnie, sondern eS bildet einen integrierenden Be- stanvteil des britischen Reichs und die engere Ver bindung dieser mächtigen Kolonie mit dem Mutter lande, sowie die gesteigerte Bedeutung derselben für letzteres hat darin ihren beredten Ausdruck gesunden, daß die Königin durch Proklamation vom 28. April 1876 den Titel einer Kaiserin von Indien annahm. Zahlreiche politische, kirchliche, soziale und aus wärtige, zum Teil sehr schwierige, verwickelte Fragen haben die Sorge der Königin in Anspruch genommen. Als sie ihre Regierung antrat, war die Bewegung gegen die Korngesetze, der Kampf zwischen Whig» und Chartisten in Gang. Religiöse Schwärmereien, wie der PuseiSmus, verwirrten die Köpfe. Unter ihr voll zog sich die Umgestaltung der inneren englischen Ein richtungen, die Verallgemeinerung deS Wahlrechts, welches seit der jüngsten Gladstoneschen Wahlreform fast sämtliche Engländer umfaßt. Ein allgemeiner und ungeheurer Aufschwung des Handels und der Industrie und damit de- Nationalwohlstandes ist während ihrer RepierungSzeit erfolgt. Zwar ergaben sich damit zu gleich wichtige und schwierige Fragen sozialer Natur, aber e» ist da» Verdienst der englischen Regierung in der Regelung dieser Fragen Europa lange Zeit voran- aegavgen zu sein und die endgütige Erledigung der selbe« ohne umwälzende Kämpfe in die Wege geleitet zu haben. Ob auch die brennende irische Frage durch die Maßnahmen der jetzigen Regierung, welche mit der nötiaen Strenge gegen alle verbrecherischen Auswüchse der trischen Bestrebungen doch eine möglichste Rücksicht auf berechtigte Forderungen der Iren beobachtet, einer gedeihlichen Lösung entgegengeführt wird, kann freilich erst die Zukunft lehren, da diese Frage, bei der eS Jahrhunderte alte» Unrecht zu sühnen gilt, un zweifelhaft zu den schwierigsten Aufgaben zählt, welche die Weltgeschichte den Nationen gestellt hat. In allen diesen großen Zeitfragen aber hat der Einfluß der Königin, wenn derselbe auch oft dem Fern stehenden nicht leicht erkenntlich war, mäßigend und beruhigend gewirkt. Großbritannien chat — allerdings auch zum Teil Dank der glücklichen Ausnahmestellung, welche da» Jnselreick einnimmt — alle die ihm drohen den Gefahren glücklich überstanden und feiert mit dem Jubiläum seiner Königin das Andenken an einen der segensreichsten Teile seiner Geschichte. Doch nicht minder denn ihre Thätigkeit als Herr scherin eine- mächtigen Reiches erheischt das weibliche Gemüt der Königin unsere vollste Sympathie. Ihre am 10. Februar 1840 eingegangene Ehe mit dem Prin zen Albert von Sachsen-Cobur^Gotha bietet ein be zauberndes Bild glücklichsten Familienlebens. Von ihrer aufrichtigen Zuneigung zu ihrem Gemahl giebt die bekannte Darstellung, wie sie unter den vielen Freiern um ihre Hand sich den Prinzen erkor, geben chre eigenen Aufzeichnungen und die des Prinz-Gemahls Kunde. Die bürgerliche Einfachheit dieses Familien leben» und die stille Zurückgezogenheit, in welcher das hohe Paar, wenn irgend die Obliegenheiten ihrer Stellung dies ihnen gestattete, sein höchstes Glück fand, sind da» sicherste Zeichen dieses sprichwörtlich gewordenen ebelichen Glück». Bewundernswert ist eS, wie diese innere Harmonie der beiden Gatten und ihr feiner Takt dem Prinz- Gemahl die vielfachen Schwierigkeiten feiner offiziellen Stellung besiegen half. Zwar versuchte eine Zeit laug eine feindliche Opposition, welche geltend machte, daß eirp Prinz, der nicht selbst König sei, keine Einwirkung auf die Politik ausüben dürfe, den moralischen Ein fluß de» Prinzen auf die Königin zu befeitigen; aber der treffliche Charakter deS Prinzen und das Bestreben der Königin, welche, von Liebe zu ihrem Gatten er füllt, dessen Stellung in England zu festigen suchte, wußten schließlich alle Stimmen de» Widerspruchs »um Schweigen zu bringen und der Prinz-Gema^, in dessen Anschauungen die Königin sich in echt weibkicher Weise immer mehr hineinlebte, hat bei der peinlichsten Innehaltung der ihm verfassungsmäßig gezogenen Grenzen doch einen nachhaltigen und segensreichen Einfluß auf die Geschicke Englands ausgeübt. Als am 14. Dezember 1861 der Tod des Prinzen dem ehelichen Glücke deS hohen Paare» ein jähes Ziel setzte, da zeigte die allseitige, tiefe Trauer des eng lischen Volkes, welche allgemeine Liebe sich der Gemahl der Königin erworben hatte. Nichts aber vermag die dumpfe Verzweiflung zu schildern, welche die Königin erfaßte, und wenn auch mit der Zeit die Herbigkeit des Schmerzes einer stillen Ergebung Platz gemacht hat, wenn auch die Königin, welche jahrelang in tiefster Zurückgezogenheit ihrem Schmerze lebte, später wieder mehr in die Öffentlichkeit zurückkehrte, so ist ihr doch seit jener Zeit eine ausgesprochene Vorliebe für die Ein samkeit geblieben, in welcher der Geist ihres fürstlichen Gemahls sie umschwebt. Für un» Deutsche ist daS fünfzigjährige Regie rungsjubiläum Ihrer Majestät besonder» erfreulich. Wie Wenige ihrer Vorgänger und Vorgängerinnen auf dem Throne hat die Königin Viktoria ihren Sym pathien für Deutschland thätigen Ausdruck verliehen. Die glänzende, aus den deutschen Regentenhäusem zu den Feierlichkeiten nach London entsandte Vertretung legt Zeugnis hierfür ab. Die innigen Beziehungen, welche die Königin mit ihren deutschen Verwandten pflegt, berühren wohlthuend das für den Zauber eines innigen Familienlebens jederzeit empfängliche Gemüt des Deutschen Volkes. In Deutschland nimmt man daher an dem Freudenfest der Briten den herzlichsten Anteil, und die wärmsten Segenswünsche nehmen an läßlich des heutigen Festes ihren Weg zu der alt ehrwürdigen Westminsterabtei. Tagesgeschichte. * Dresden, 21. Juni. Nach weiteren anher ge langten Mitteilungen haben Se. Majestät der König von Vliessingen nach Port Viktoria auf der König!. Dacht „Viktoria und Albert" eine sehr schöne Über fahrt gehabt. In Vliessingen stellte sich ein Adjutant der Königin — Colonel Poying — zur Verfügung, der mit der Leitung der Reise beauftragt war. In Port Viktoria wurde Se. Majestät von dem Admiral Prinzen von Leiningen und dem Kommandanten von Chatham begrüßt, auch stellte sich Sr. Majestät der zu Allerhöchstdemselben befehligte I,or<j iu vaitiuz Lord Hopetown vor. Bei der am 18. d. Mts. nachmittags 5 Uhr erfolgten Ankunft in London wurden Se. Majestät, wie wir bereits gestern be richteten, von dem Prinzen von Wales und dem Prinzen Christian von Holstein sowie dem deutschen Botschafter Grafen Hatzfeld empfangen. Eine ausgestellte Ehren wache salutierte unter den Klängen der Nationalhymne. Geleitet von einer Abteilung Horse 6uar6s fuhren Se. Majestät mit dem Prinzen von Wales nach dem Buckinghampalast. Dresden, 21. Juni. Der kommandierende General Prinz Georg, König!. Hoheit, begab sich in Be gleitung des Chefs des Generalstabes Oberst von der Planitz, sowie des Adjutanten im Generalkommando Hauptmann d'Elsa gestern früh 6 Uhr mittelst Bahn nach Langenberg und von dort mit Wagen nach dem Schießplätze bei Zeithain. Höchstderselbe besichtigte dar 1. Feldartillerierrgiment Nr. 12 im Exerzieren und abteilungsweise im Zielschießen in Gegenwart de» Brigadekommandeurs Generalmajor- v. Schweingel. Nach der Besichtigung besuchte Se. Künigl. Hoheit den infolge eines Sturzes mit dem Pferde erkankten Kommandeur des Regiments, Oberst Haberland, und nahm das Frühstück im Offizierskasino des Baracken lagers ein. Die Rückkehr erfolgte mit dem 2 Uhr 34 Minuten nachmittags in Dresden eintreffendrn Zuge. * Berlin, 20. Juni. Wie die „Nordd. Allg. Ztg." meldet, ließ sich Se. Majestät der Kaiser im Lause des heutigen Tages vom Oberhof- und HauS» marschall Grafen Perponcher Vortrag halten, arbeitete später mit dem Chef des Zivilkabinetts wirkl. Geh. Rat v. Wilmowski und hatte demnächst auch noch eine Konferenz mit dem Staatssekretär deS Auswärtigen Amts, Grafen Herbert Bismarck. Über das Befinden des erlauchten Monarchen erfährt das Blatt, daß, nachdem der Schlaf in den vergangenen Nächten be friedigender gewesen, der Zustand Sr. Majestät den Eindruck größerer Kräftigung macht. Auch in der letztvergangenen Nacht war der Schlaf wieder recht befriedigend und sonst ist keine wesentliche Veränderung eingetreten. Ebenso hat auch der Appetit in erfreu licher Weise zugenommen. Bei günstiger warmer Witterung steht zu hoffen, daß Se. Majestät der Feuilleton. Ein treues Herz. Etae Geschichte «u» dem wendischen Bolle von Heinrich Penn. (Fortsetzung.) Anka begann erst zögernd, antwortete dann auf mehrere rasch geführte Fragen, und schließlich hatte sie gar bald die große Neuigkeit erzählt, daß sie Braut sei. Hätte Anka ihre Freundin besser beobachtet und wäre sie nicht so ganz in ihr Glück versunken gewesen, so hätte sie wahrgenommen, daß Luise lebhaft erregt wurde, von der Mitteilung sehr unangenehm berührt schien und im ersten Momente ihr Auge eigenartig aufblitzte. „So, so?" fragte sie endlich, sich zur Gleichgiltig keit zwingend. „Aber geht die Sache nicht etwa« zu schnell?" „Warum?" fragte da» Mädchen bettoffen. Doch die andere blieb ihr die Antwort schuldig. Auch hörte man in diesem Augenblicke die Schwester in der Krankenstube heftig husten, deshalb eilte Luise zu dem offenen Fenster und fragte durch dasselbe die Kranke, ov sie etwa» wünsche. Auf die Antwort, welche sie erhielt, sagte sie rasch zu Anka: „Warte, ick komme bald zurück." Damit eilte sie in» Hau» und blieb ziemlich lange au». Anka saß geduldig auf der Gartenbank, sie blickte auf die Hecke, wo die Spatzen herumsprangen und zwitscherten, aber sie hörte diese Stimmen nicht, ihre Gedanken waren weit von hier in der Stadt. Mit ihrer Stickerei in der weißen Hand kam end lich Luise wieder zurück, setzte sich neben die Freundin und begann von ganz gleichgiltigen Dingen zu reden, fragte bald nach diesem, bald nach jenem. Endlich fragte sie: „Denkst Du noch an unsern Ausflug, entweder eine» Werktags oder an einem Sonntag, wenn mein Schwager wiederkommt?" „Ja." „Es versteht sich, daß Dein Bräutigam mit un» kommt." Hierauf begann sie wieder an ihrer Stickerei zu arbeiten. Anka getraute sich nicht, weitere Fragen an da» Fräulein zu richten wegen jene» Geständnisse», da» sie früher mit glücklichem Herzen und vollem Ver trauen gemacht. Und doch hätte sie so gerne davon mit ihrer Freundin gesprochen. Warum schien ihr die» so wenig wichtig? Zum ersten Male fühlte Anka in ihrem Leben, obgleich sie sich von diesem Gefühle weder in Ge danken noch in Worten Rechenschaft zu geben ver mochte, wie bitter e» dem vollen Herzen ist, wenn e» nicht eine freundschaftliche, offene Seele zur Seite hat, der e» ohne Sorge alle» entdecken könnte. Rasch stand Anka auf und sagte: ,Zch muß gehen." „Schon?" fragte da» Fräulein kühl. „ES ist spät." „Gute Nacht." Diesmal war e» daS erste Mal, daß ihr die Freundin nicht sagte: „Komm morgen wieder!" Luise hatte nämlich auch ihre eigenen Gedanken, und jeder Mensch ist dann mit ihnen am liebsten allein. * * * In dem großen Bienenhause Kolodeys waren Heuer allein zweihundert neue Völker. Deshalb gab eS bei dem schönen Wetter, das der Sonntagnachmittag brachte, ein so dichtes Gewimmel und Gesumme, daß eS sich wie eine förmliche Wolke um daS Bienenhaus legte. In der Mitte dieser Wolke fleißig herumfliegender Immen stand der alte Luka, mit einer Hand die Pfeife haltend, der mächtige Rauchwolken entqualmten, die andere in der Tasche bergend, und sah, breitspurig hingepflanzt, eifrig dem fleißigen Treiben der Bie nen zu. „Sie werden Dich stechen", sagte in diesem Augen blicke Pridan, welcher hinter dem Bienenhause hervor- aekommen war und etwa» entfernt von demselben stehen blieb. ,,Wa» noch!" lachte Luka und rührte sich nicht. Nach diesem eigentümlichen Gruß und Gegengruß blieben die beiden Männer jeder aus seinem Platze ruhig stehen, dennoch dachte der Alte verwundert bei sich selbst, welche Ursache den Vetter um diese Stunde zu ihm brächte. Pridan wieder überlegte, wie er von dem zu reden beginnen könne, wa» er vor batte. Sonst war er niemal» um Worte verlegen, er las ja Zeitungen, aber die heutige Angelegenheit war eine besonders heikle und fatale. „Ich habe den Tabak zu Hause vergessen," sagte Pridan enolich und fuhr zweimal über fern Beinkleid, daß die Silbermünzen in seiner Tasche klangen. Diese Prahlerei ist den krainischen Bauern schon eigen. „Da," sagte Kolodey und warf seinen ledernen Tabaksbeutel dem Nachbar zu. Aber bei dieser Be wegung war ihm eine Biene in die Haare geraten und suchte nun zornig dem Manne bis zur Haut zu kommen und ihm ihren Stachel fühlen zu lassen. Mit einem Sprunge war der Alte aus der Wolke, aber die Feindin ließ nicht nach, ihn zu verfolgen, bi» sie ihren Stachel in seine Stirne gesenkt hatte. „Hat sie Dich? Sie hat's. WaS habe ich Dir gesagt?" rief Pridan, trat rasch zu dem Alten und zog ihm mit geübter Hand rasch den Stachel aus der Stichwunde. „Sie haben Honig und fürchten für ihn, deshalb sind sie böse", sagte vollkommen ruhig Luka, denn er war abgehärtet gegen jeden Schmerz und gewöhnt an solche Stiche. „Ja, ja! Kennst Du nicht den alten Spruch, daß die Bienen deshalb böse sind, weil sie Weiber sind? Die Drohne hat keinen Stachel Nur das Weib sticht, wie uns die unsern gestochen haben. Du weißt eS ja, Gott gebe ihnen den E>immel. Aber wir haben sie doch gerne gehabt die Weibec, als wir noch jung waren, wir haben eS doch", lachte Pridan. „Geh, geh", mahnte ihn der ältere Kolodey. „Ei, was stellst Du Dich, als wenn Du ein Eis zapfen wärest. Sei mir nur still. So war es und wird es sein. Und ist noch, Luka, und ist noch." „WaS?" fragte der andere verwundert. „Ich meine nicht Dich oder mich. Aber sieh, Du hast einen Sohn, der schon sieht, als wäre .... ei, nun, was brauche ich Dir zu sagen, Du weißt eS so." (Fortsetzaa, sol^)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite