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Voigtlän-ischer Anzeiger. Fünfundsechszigster Jahrgang, Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Jährlicher AbonnementSpreiS für diese- Blatt, auch bet Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 6 Ngr. — Die ZnserliouSgebühren —werden mit 1 Ngr. für die gespaltene CorpuS-Zeile berechnet, größere Schrift nach Verhältniß de- Raumes. — Sonnabend. 1.45« L. December 1854. A-itungen Sachsen. Dresden, im Dec. Se. Maj. der König fährt fort, die Dresdner Staatsanstalten persönlich zu be. suchen und Alles sehr genau in Augenschein zu nehmen. (Das Auge des Herrn sieht am Swärfsten.) Der Gouverneur der Residenz, Gen.-Maj. von Sichart, ist gestorben. Zittau, 2. December. Im Laufe dieser Woche haben mehrfache Verhandlungen des hier anwesend gewesenen Hrn. Geh. Raths vr Hübel mit dem Slaktraths- und Staklvcr- ordnetencollegium staltgehabt, infolge deren die von der hohen Slaalsregierung schon längst gewünschte Vereinigung des seither für sich allein dagestandenen städtischen Gymnasiums mit einer Realschule, nunmehr zu Ostern ins Leben treten wird. Mit di.ser Bereinigung wild kann allerdings das Aufhüren der hiesigen Gcwerbtschule verbunden sein, während die königl. Bauqewerkenschule auch noch ihren ferneren Fort, gang haben wird. Aus der Lausitz, 3. December. Nach den von den im Stptbr. d. I. noch Amerika ousgkwanderten 500 Wenden in der Lausitz angekommenen Bri.fen ist die Lage derselben .eine beklagenswerthe. Sie waren, von ihrer in Bautzen er. folgten Abfahrt gerechnet, nach Verlaut von vier Wochen in Liverpool am Bord eines englischen Segelschiffes gegangen. Schon am dritten Tage nach der Abfahrt war der Capitain gezwungen zurückzukehren, und im Hafen zu Kingstown ein zulaufen, indem die Cholera auf dem Schiffe ousgebrochen war. 96 Auswanderer sind ihr bereits zum Opfer gefallen. Neuesten Nachrichten zufolge blsinden sie sich noch in dem dürftigsten und kläglichsten Zustande in Kingstown. — Am verfloßenen Dienstag wurde in Zschorna bei Löbau eine Ehefrau von Drillingen entbunden. Vom Kriegsschauplatz. In Finnland hat ein vom 13. Novbr. batirtes kaiserliches Decret die Errichtung von ferneren zwei Bataillonen des nationalsinnischen Militairs, ferner eines 5. und 6. Scharfschützenbataillons besohlen. Aus Odessa erfährt man, daß ein kaiserlicher Ukas ver öffentlicht worden, womit die Befreiung von der Recrutirung in Launen bewilliget ist; dann wird sehr über den frühen Eintritt der schlechten Witterung geklagt, sowie über die da durch entstandenen schlechten Wege, wodurch das Osten- Sackcn'sche CorpS, welches nach der Krim rückt, viel leidet, und Menschen und Pferde verliert. - - Französische Berichte vom Kriegsschauplatz in der Krim besagen: Der Sturm vom 14. November hat wirk, lich mit beispielloser Gewalt gewüthet: man kennt jetzt die Zahl der gescheiterten Handelsschiffe, sie beträgt nicht weniger als 34. In dem Hafen von Sebastopol selbst sind auch den Russen zwei Schiffe zu Grunde gegangen. Das eine der bei der Einfahrt versenkten Schiffe ist durch die Gewalt der Wogen und des Windes dermaßen aus der Stelle ge- rückt worden, daß die Russen sich haben entschließen müssen, um die Sperre wieder vollständig zu machen, noch ein neues Schiff zu versenken. Aus dem Lager vor Sebastopol, 17 Novbr., wird der Patrie geschrieben: „Seit der Schlacht vom 5. Novbr. ver suchte der Feind mehrere Ausfälle, ward jedoch von unserer Infanterie, die ihm einen nicht zu beschreibenden Schrecken »inflöße, zurückgeschlagen. In der Nacht vom 12. auf den 13. machten die Russen einen Ausfall auf die große Marine batterie, und in weniger als einer halben Stunde wurden ihre Truppen niedergeworfen und zogen sich in Unordnung nach der Quarantäne zurück. In der Nacht vom 14. auf den 15. machten sie, den 26 Stunden lang zu Wasser und zu Lande wülhenden Orkan benutzend, einen zweiten Versuch, erlitten jedoch eine neue und ernsthaftere Schlappe. Man versichert, kaß sie mehr als 200 Tobte auf dem Schlacht, felde gelassen und an Gefangenen 150 Mann eingebüßt haben." Konstantinopel, 23. Novbr. Ueber den ungeheuren Schaben, welchen der Sturm am 14. anrichtete, erfährt man täglich neue Details. Der Commandant des Magnan wurde durch einen herabstürzenden Balken verwundet. Der Dampfer Benar ist mit 2500 Clr. Wintrrmontirungen beladen unter- gegangen. Die türkische Flotte kehrt mit mehreren beschädig ten Fahrzeugen der Franzosen und Engländer im Schlepptau hierher zurück. Auch sie hat mehrere Schiffe verloren. Unsere letzten Nachrichten aus Varna, schreibt der „Globe," sind vom 14. November. Der Verkehr zwischen dieser Stadl und der Krim ward trotz der Stürme noch immer durch Dampfer vermittelt. Für die Armee bestimmte Proviant sendungen kamen regelmäßig von Adrianopel aus in Burgas und Baltschik an, von wo sie nach Balaklava geschickt wurden. Die Lieferanten sind durch den französischen Consul davon in Kenntniß gesetzt worben, daß das Heer in der Krim vom 1. Jänner k. I. an die doppelte Anzahl von Rationen nölhig haben wird. Die Nachrichten aus Jassy und Bukarest vom 25. November bestätigen, daß Omer Pascha die Offensive bald ergreifen werde. Der Uedcrgang über dm Pruth soll auf