Suche löschen...
Dresdner Journal : 01.06.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-06-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189606014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-06
- Tag 1896-06-01
-
Monat
1896-06
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 01.06.1896
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Vei««»»rets: Für TreSden vierteljährlich 2 Mart 50 Pf, bei den Kaiser- lich drulschen Popanstalten vierteljährlich 3 Mart: außer halb de« Deutschen Reiche- Post- und Stempelzuschlag. Einzelne Nummern: 10 Ps. Erscheine»: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abends Fernjpr -Anschluß: Nr12S5. Dresdner Murnal. Pntünsi»u»«Sstbütre«: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift 80 Pf. Unter „Eingesandt" die Zeile so PH Bei Tabellen- und Zifsernsatz entsprechender Ausschlag. Her««»,eher: Königliche Expedition de« Drcsdner Journals Dresden, Zwuigerstr 20. Fernspr -Anschluß: Nr 12-ä. ^124. Montag, den 1. Juni, abends. 1896. Amtlicher Teil. HZekcrnntrncrchung. Das Ministerium des Innern hat 1. der Töpfer-Kranken-Unterstützungs- und Be gräbnißkasse zu Pirna, 2. der Krankenkasse der Klempner und verwandter Berufsgenossen in Dresden und Umgegend, 3. dem Kranken- und Begräbnis; - Unterstntzungs Verein der Stadt Groitzsch, eingeschriebene Hülfskassen, auf Grund zu I. bereu ersten Nachtrags vom 12. April 1896 zum revidirten Statute vom 28. November 1892, zu 2. des dritten Nachtrags vom 29. Februar 1896 zu ihrem Statute vom 25. Oktober 1892, zu 3. des ersten Nachtrags vom 5. Mai 1^96 zum revidirten Statute vom I. Juni 1893 anderweit bescheinigt, daß sie, vorbehaltlich der Höhe des Krankengeldes, den Anforderungen des 8 75 des Krankeuversicherungsgesetzes vom 15. Jnni 1883 in der Fassung der Novelle vom 10. April 1892 nach wie vor genügen. Dresden, am 27. Mai 1896. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. Bodcl. Lippmann. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Departement »er Finanzen. Bei der Postverwaltung sind ernannt worden: Friedrich Max Richter und Karl Friedrich Wunderlich, zcither Postassistenten, als Büreau- assistenten bei der Kaiserl. Ober-Postdirektion zu Leipzig; Franz Emil Dietrich, Friedrich Hermann Grätz, Emil Felix Häckel, Julius Reinhard Matthias, Ernst Wilhelm Otto und Heinrich Friedrich August Hellwig, zeither Postanwärter, als Postassistentcn im Bezirke ter Kaiserl. Ober-Postdirektion zu Dresden. Departement des Innern. Angestellt: Rcgierungs rath Johannes Heinrich Paul Schecker bei der Versicherungs anstatt sür das Königreich Sachsen in Dresden als juristischer HülsSarbeiter der Amtshauptmannschast Pirna. Versetzt: Regierungs-Assessor Martin Otto Hanovsky bei der Amtshauptmannschast Bautzen zur Kreishanptmannschast Leipzig, Regierungsrath Emil Friedrich Albert Georg Heinl bei der Amtshauptmannschast Pirna zur Krewhauptmannscha st Zwickau, Regiernngsassessor vr. jur. Georg Schmaltz bei der Amlshauptmannschaft Oschatz zur Aniishanpimannschaft Chemnitz, Bczirlsasscssor Karl Friedrich Curt von Seydewitz bei der Amtshauptmannschast DrcSten-Neustadt zur Amtshauptmann schaft Bautzen. Departement des Kultus uuv öffentliche» Unterrichts. Zu besetzen: die neugegründete Schuld»eltorstelle in Stein- pleis Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 2250 Mark Gehalt und sreie Wohnung. Gesuche sind unter Beifüg ung sämtlicher PrüsungS- und AmtSsührungszeugnisse bis zum 17. Juni bei dem K. Bezirksschulinfpektor Schulrat Lohse in Zwickau einzureichen. Nichtamtlicher Teil. Dir Etöffmulg brr ölirrrcichischen und ungarischen Delegationen bat vorgestern in Buda Pest stattgefundcn. Die ersten Sitzungen dieser beiden Körperschaften sind wie üblich mit Wahlen und mit der Darlegung des für das nächste Jahr berechneten gemeinsamen Staatsvoranschlags hingegangen. In der österreichischen Delegation hat der neuaewähltc Präsident, Frhr. v Chlmneckp, in kurzer Denkrede unter lebhaftem Beifall seiner Be friedigung über die friedliche Lage in Europa, die das Ergebnis der ruhigen Politik der habsburgischen Monarchie und ihrer Verbündeten sei, Ausdruck ver liehen und zugleich die Hoffnung ausgesprochen, daß auch die jüngsten Erscheinungen im Südosten die herr schende Friedenszuversicht nicht trüben würden. Ohne dafür Bcifallsäußerungen zu ernte», hat er ferner seine Freude darüber kuudgegeben, daß die Zusammen gehörigkeit der beiden Reichshälften durch die Millen- niumSfrier eine neue Bekräftigung erhalten, und des weiteren betont, daß die Vertreter der österreichischen Völker mit dem ungarischen Bruder volke über den glänzenden Aufschwung beglückt seien, den Ungarn unter der Herrschaft der bestehenden staats rechtlichen Ordnung genommen habe. Ungeteilten Bei fall fand jedoch wieder die Beteuerung des Präsidenten, daß die Millenniumsfeier zugleich eine Huldigung für den Monarchen darstelle, dem alle Völker des Reiches gleiche Liebe und Dankbarkeit entgegenbrüchten. Den vom Präsidenten der österreichischen Delegation beabsichtigten Zweck, Ungarn für die ihm in letzter Zeit im österreichischen Reichsrate' ost widerfahrene Unbill schadlos zu halten und die leitenden Buda- Pester Kreise für die Westhälfte der Monarchie ver söhnlicher zu stimmen, hat diese Rede allerdings wohl nicht erreicht, zumal sich iu der neuen Zusammensetzung der österreichischen Delegation die ungarnfeindlichen Ele mente gegen früher noch verstärkt haben. Unter den 40 Mitgliedern, die der österreichische Reichsrat in die Delegation entsendet, giebt es diesmal 5 Juugtschecheu (bisher nur 4), 2 Antisemiten (l),4 Deutschnatiouale (3>, die sämtlich von glühendstem Unzarnhaß erfüllt sind, während die Vertreter der Bereinigten Linken und des Hohenwartklubs durch den Mangel an Entgegenkommen seitens der ungarischen Ouotendeputation bezüglich der österreichischen Ausgleichsvorschläge sich behindert fühlen, dem „ungarischen Brudervolke" wie ehemals „selbst lose Freundschaftsgefühle" entgegenzubringen. Der gemeinsame Staatsvoranschlag für das Jahr 1897 enthält zudem einen neuen Mehraufwand von über 4 Millionen Gulden, dessen Bedeckung den in West österreich schwer empfundenen Truck ungleicher Mehr belastung der diesseitigen Hälfte der Monarchie die österreichischen Delegierten noch stärker empfinden lassen dürfte. Das Gesamterfordcrnis beträgt für das nächste Jahr 160 584 751 Gulden — also 4 293288 Gulden mehr wie im laufenden Jahre, und hiervon werden — nach Abrechnung der gemeinsamen Zotteinnahmen und der zu Lasten des ungarischen Staates entfallenden 2 Prozent Präcipuum der ehemaligen Militürgrenze — 107 270 338 Gulden durch die Ouotenbeiträgc der beiden Hälften der Monarchie aufzubringen sein. Nach dem bisher geltenden Bcrechnungsschlüssel wird Österreich abermals um mehr als 2^ Millionen zu Gunsten der ungarischen Reichshälfte geschädigt werden. Es ist deshalb vorauszusehen, daß der Verlauf der Tagung der österreichischen Delegation nicht durch weg ruhige uud streng fachliche Verhandlungen lei der Prüfung der im Voranschläge enthaltenen Mehr- sorderungen des gemeinsamen Kriegs- und Marine Ministeriums bringen, sondern vielfach von nngarn- fcindlichen Auseinandersetzungen gestört werden dürfte. Gegen die Erhöhung der Gcsamtziffcr des gemein samen Staatscrfordernisses wird in der österreichischen Delegation kaum ein namhafter Widerstand von den Regierungsgegnern geleistet werden. Tas Mchr- erfordernis von 4,2 Millionen Gulden betrifft das Kricgsbndget nur im Gesamtbeträge von 4,07 Millionen Gulden, wovon 2,10 Millionen Gulden auf die schon früher bewilligte diesjährige Rate bei Beschaffung von Repetiergcwchren entfallen, während der Rest fast ganz von dem zur Ausbesserung der Mannschafts kost benötigten Mehraufwand in Anspruch genommen wird. Überdies ist der österreichische Kriegsminister Kunst und Wissenschaft. K. Hoftheater. — Altstadt — Am 30. Mai: „Der Waffenschmied". Oper in drei Akten von Lortzing. Diese komische Oper LortzingS ist gestern als am fünfzigjährigen Gedenktage der erste» Ausführung, die am 30. Mai 1846 im Theater an der Wien stattgcsunden hat, auf Allerhöchsten Befehl zum Besten der Lortzingschen Erben gegeben worden Da« Kunstinstitut schließt sich mit dieser ErinnerungSseier würdig den heroorragenvcn deutschen Bühnen an, welche den Komponisten nicht allein durch Aufführungen ehren, sondern sich auch die materielle Förderung seiner Hinterbliebenen als einen Akt aus- qleichender Gerechtigkeit angelegen sein lassen Denn dem Urheber so manchen bis auf den heutigen Tag Frohlaunc und gemütvolles Behagen verbreitenden Opernwerke» ist es im Leben trüb genug ergangen; widrige Schicksale ver sagten ihm hartnäckig die Früchte emsigen Schaffen« und rieben die Kraft des vielseitigen, Darsteller, Kapellmeister, Textverfasser und Komponist in einer Person vereinigen den Mannes vor der Zeit auf. Während seine liebens würdig-anspruchslosen Melodien bei den Zeitgenoffen bald Volkstümlichkeit gewannen, kämpfte ihr Sänger den Karten Kampf ums tägliche Brot. Darin ist er hoffent lich der Letzte gewesen, da« erfolgreiche Talent — und Bühnenerfolge haben Lortzing nicht gefehlt — braucht ja heutzutage nicht mehr zu darben Den, „Waffenschmied" ist es in Wien ähnlich wie der ein Halbjahrhundert zu vor entstandenen „Zauberflöte" ergangen Au« einem Theater der Vorstadt, dessen Unternehmer (Pokorny) in der zweiten Hälfte der vierziger Jahre der Kaiser lichen Hofoper Konkurrenz bereiten wollte, wanderte er hinaus, um schließlich zu den anspruchsvollsten Bühnen Zugang zu finden... Die vorgestrige Aufführung wurde durch einen von Hrn Karl Uebcrhorsl gedichteten und gesprochenen Prolog markiert. An die persönlichen Be ziehungen des Verfassers zum Tondichter anknüpfend, har monierte diese Ansprache durch ihr schlichtes, jeden rheto rischen Überschwang meidendes Wesen recht glücklich mit dem Charakter der Lortzingschen Muse und fand den ver dient lebhaften Beifall feiten des nicht allzu stark be suchten Hauses Die Darstellung der Oper selbst gehörte von jeher zu den vorzugsweise gelungenen unseres Hof- theatcrs. Sie empfängt ihren hellsten Glanz durch den lebenvwarmcn, in der Schönheit der gesanglichen Durch führung erquickenden Konrad des Hrn Scheidemantel. Neben ihm erfreuten Hr Nebuschka als biderber Sta- dinger und Frl Bossenbergcr, in der dankbaren Rolle der Marie voll Frische und Munterkeit, wie denn über haupt alle Mitwirkenden, besonders Hr. Erl (Georg), nächstdcm Hr. Eichberger und Frl. Löffler in ihren Chargen unter Hrn v Schreiners Leitung mit ersicht lichem Eifer zu einem abgerundeten Ensemble sich ver einigten —st. Vom 25. Chirurgcnkongrest in Berlin. III Die Nachmittagssitzung am Donnerstag wurde mit Erörterungen über Anwendung der Röntgenstrahlen in der Chirurgie eröffnet Kümmell-Hamburg sprach über die Diagnose der Knochcnherde durch Röntgenstrahlen Die lange Expositionüdauer, wie sie früher bei den Ausnahmen mit Röntgenstrahlen unerläßlich war, bildete ein beträcht liches Hindernis sür die Anwendung dieser Strahlen in der Chirurgie. Dem Vortragenden ist eS gelungen, durch Vervollkommnung der Apparate die Expositionszeit auf 30, 10, ja selbst auf 3 Sekunden, je nach dem zu photo graphierenden Gegenstand«, zu vermindern Er benutzt einen Funkeninduktor von 10—20 cm Funkenlänge nebst einer besonders gut gearbeiteten, haltbaren Röhre Die Wirbelsäule eines achtjährigen Kinde» beispielsweise ivar wiederum in der erfreulichen Lage, auf den Unverhältnis mäßig gering ansteigenden militärischen Etat der habs burgischen Monarchie verweisen zu können, der sich im Laufe der letzten zehn Jahre um 35 Millionen Gulden, also im ganzen nur um 30 Prozent vergrößert hat, während die Erhöhung der Wehrkraft in allen übrigen europäischenKontinentalstaaten einen viel größeren Aufwand erfordert hat. Der friedliche Charakter der allgemeinen Lage, sowie auch der Umstand, daß die freundschaftlichen Beziehungen der habsburgischen Monarchie zu allen auswärtigen Staaten, insbeson dere auch zu Rußland, in d.m seit d.r letzten Tagung der Delegationen verstrichenen Zeitabschnitte sich sehr günstig ausgestaltet haben, werden daher dem gemein samen Ministerium die Aufgabe, die Notwendigkeit der Bewilligung des gemeinsamen Staatshaushalts Voranschlages für das kommende Jahr nachzuweisen, nicht wesentlich erschweren, zumal die auswärtige Politik Österreich-Ungarns anch in der österreichischen Delegation, wo es doch an staatsfeindlichen Elementen auch nicht gefehlt hat, bisher niemals einer grundsätz lichen Opposition begegnet und selbst auf seit.n der jungtschechischen Russenschwürmer stets nur unter be sonderen Gesichtspunkten angegriffen worden ist. Zum internationalen Berqarbeiterkongrcst in Aachen, von dem und auf dem viel Lärm gemacht worden ist, verzeichnen wir die folgenden Äußerungen zweier deutscher Blatter: Die „Kreuzzcitung" schreibt: Beachtenswert bis zn einem gewissen Grade ist der internationale Bcrgarbeiterkangreß, der in Aachen versammelt gewesen ist und eine Anzahl radi kaler Beschlüsse gesaßt hat, die aber freilich wegen der ver hältnismäßig schwachen Beteiligung vieler wichngen Länder, zu denen vor allen Deutschland selbst gehört, sowie bei den weilgehendcn Meinungsverschiedenheiten, die sich unter den Vertretern geltend machten, von keinem sonderlichen Gewicht sein können. Überhaupt scheinen die internationalen Versamm lungen ihren Zauber mehr und mehr zu verlieren Damit ist übrigens nicht gesagt, daß nicht manches, was in Nachen be schlossen worden ist, an sich der Beachtung würdig wäre. Wenn sich der Kongreß zum Beispiel Gr Verstaatlichung des Berg baues erklärt hat, so ist das eine Forderung, mit der die Sozialdemokratie keineswegs allein steht. Tie Kohle zum Bei spiel muß gegen Vergeudung noch mehr geschützt werden, als selbst der Wald, weil es sich hier um Unwiederbringliches han delt Daß dies aber nur unter der Voraussetzung so wirk samer Aussicht des Staates geschehen kann, wie sie durch dessen eigenen Besitz gesichert wäre, liegt wohl aus der Hand. Tie Thatsache, daß in Großbritannien zum Beispiel ans der rinen Seite über drohende Erschöpfung der Kohlenschätze gejammert wird, während es auf der andlren gestattet bleibt, mit diesen Schätzen einen sehr umfangreichen Ausfuhrhandel zu treiben, spricht ganze Bände. Wie es speziell mit der deutschen Vertretung beschossen ge wesen ist, daraus weist die „Post" hin: Man hat in majoiein j-Iorinm der internationalen Sozialdemokratie, welche aus jenem Bergarbeitcrtage, wenn auch noch nicht die Alleinherr schaft, doch die Vorherrschaft führte, den Mund ungemein voll genommen und dadurch bei einem Lei c der Presse den An schein erweckt, als handele cs sich wirklich um Kundgebungen der nach Hnndcrttouscndcn zählenden Brrgarbeiterschast Tie einzelnen Delegierten legten sich unverfroren die Zahl der Stimmen der gesamten Belegschaft derjenigen Bcrgreviere zu, aus denen sie entsendet waren, gleichviel wie groß oder klern die Zahl derjenigen Bcrgmänncr war, welche ihnen wirtlich ihre Vertretung übertragen hatten. In Deutschland steht in Wirklichkeit hinter dcn Delegierten nur ein verschwindender Brnchtcil der Bergarbeiter, und es entspricht nicht dcn That- suchen, wenn jene z B. mit 150 000 Stimmen für das Ruhr- rcvier, mit 30 000 sür das Saarrevwr operierten Jnw eweit dies auch betreffs der Engländer, Belgier und Franzosen zu- triff», vermögen wir mit Sicherheit nicht zu übersehen; nur zu wahrscheinlich aber ist es, daß anch dort, wenn auch nicht >n so ungeheuerlichem Maße, wie betreffs der Deutschen, mit großen Zahlen renommiert worden ist. Tie Überzeugung, daß hinter den deutschen Delegierten nichts steht, ist wohl auch eine der Hauptursachen dafür gewesen, daß diese hinttr d e Engländer, ja selbst hinter Franzosen und Belgier weil zurückgctreten sind lind eine klägliche Rolle gespielt he ben. Mau scheint sie seitens der Ausländer einfach als qunntitü näßliKcudle behandclt zu haben Und das von Rechts wegen Der absolute Mangel an Nationalgcsühl und Nationalstvlz, welcher unsere Sozialdemo kratie in so beschämender Weise auszeichnet, kann bei Eng ländern und Franzosen, welche auch gegenüber der internatio nalen Verbrüderung ihren nationalen Stolz nicht verleugnen, natürlich nur Geringschätzung Hervorrusen Tagesgeschichte. Drntsches Reich. * Berlin Ihre Kaiserlichen Majestäten trafen am Sonnabend morgen von der Wildparkstation auf dem Bahnhof Großgörschenstraße ein und begaben Sich von dort nach dem Tempelhofer Felde, wo Se. Majestät der Kaiser von 9 Uhr ab die Frühjahrsparade über die Truppen der Berliner und Spandauer Garnison abhielten. Nach der Parade nahmen Se. Majestät auf den« Paradefelde militärische Meldungen entgegen und ritten sodann mit der Fahnencompagnie nach dem hiesigen König!. Schlöffe, wo um '42 Uhr Frühstückstafel stattfand Um 6 Uhr abends ivar Paradediner zu etwa 340 Gedecken im Weißen Saale und den angrenzenden Gemächern des Königl. Schlosses Nach dem Diner besuchten Ihre Majestäten mit den anderen erlauchten Herrschaften die Parade festvorstellung im Königl. Lpernhause und kehrten dann nach dem Neuen Palais zurück — Die Hauptversammlung der deutschen Kolonialgesellschaft fand vorgestern in der deutschen Kolonialausstellung in einem besonders hergerichteten Zelt vor dem Hauptrestaurant unter dem Vorsitz Sr. Hoheit des Herzogs Johann Albrecht zu Mecklenburg unter sehr zahlreicher Beteiligung statt Nachdem der Jahres bericht genehmigt war, wurde in die Beratung der neuen Satzungen eingetreten, welche dadurch notwendig wurde, weil die Gesellschaft die Rechte der juristischen Person erwerben will. Nach längerer Debatte wurde in die Satz ungen ein Passus eingcschoben, wonach die Bildung von mehreren Abteilungen in einer Stadt der Genehmigung des Vorstandes unterliegt. 'Nachdem die Satzungen an genommen worden waren, wurde der Ausschuß beauftragt, die Erlangung der korporativen Rechte zuständigen Ortes zu beantragen. Von den weiteren Anträgen sei folgender Antrag der Abteilung Hannover erwähnt, welcher ein stimmig angenommen wurde: In Erwägung, daß der gegenwärtige Zustand der deutschen Kriegsflotte, sowohl wegen der numerischen Unzulänglichkeit ihres Schiffsmaterials als auch des bedenklich unzeitgemäßen Zustandes eines wesentlichen Teiles des vorhandenen, weder dcn Anforder ungen an die Verteidigung der heimischen Meeresgrenzen, der Aufrechterhaltung der so unerläßlichen überseeischen Lebensmittel-Zufuhren im Kriege, der Abwehr feindlicher Blockade der deutschen Küsten, ferner weder denjenigen der In schutznahme unseres Kolonialbesitzes, noch den großen poli tischen und wirtschaftlichen überseeischen Interessen Deutsch lands ausreichend entspricht, beauftragt die deutsche Kolonialgescllschaft ihr Präsidium: an den hohen Reichs tag gelegentlich seiner nächsten Sitzungsperiode die Bitte zu richten, der durch den Staatssekretär des Auswärtigen bereits angekündigten neuen Flottenorganisationsvor lage, soweit diese — woran nicht zu zweifeln — in den Grenzen der unbestreitbaren Bedürfniskrage sich hält, seine Zustimmung geben und angesichts der vorhandenen Notlage und der ernsten Bedenklichkeit ihres weiteren Be stehens sich auch nicht vor der Bewilligung größerer Mittel scheuen zu wollen Schließlich wurde nach längerer Debatte noch folgender Antrag angenommen: Ten Aus schuß zu beauftragen, der Deportation von Straf gefangenen nach den Kolonien und ihrer Beschäftigung bei öffentlichen Arbeiten näherzutreten Tie nächste Hauptversammlung wird in München abgehalten werden Tic Versammlung verlief in vollkommenster Harmonie. Tas Festessen, welches im Hauptrestaurant der Kolonial ausstelluna aus Anlaß der Hauptversammlung statlsand, verlief recht animiert Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg brachte das Hoch auf den Kaiser aus, Staats minister v. Hofmann auf die Gäste und die auswärtigen Mitglieder — Ter Vorstand des Deutschen Anwaltsvereins hct einen Anwaltstag auf den 11. und 12. September 1896 nach Berlin berufen Gegenstand der Verhandlung werden sein: die Vernehmung der Parteien als Zeugen im Zivilprozeß, die Erhöhung der Revisionssumme, die Er weiterung der Zuständigkeit der Amtsgerichte, die Revision bei riner CrposinonSzril von zwci Minutcn sehr gut aus genommen. Tic krankhaften Veränderungen der Knochen können auf dcn Bildern mit Sicherheit wahrgcnommen werden Vortragender gedachte auch des Bariumplatin- cyanürschirmes, mit dessen Hilse er eine angeborene Hüft- gelenkverrenkung am lebenden Körper gesehen hat. Ter folgende Redner, Geißler-Berlin, legte Photographien von gut und schlecht geheilten Knochcnbrüchcn, angeborenen Verrenkungen. Knochen mit Eiterherden u s w vor Dergleichen Darstellungen haben beispielsweise für Unter- richtszwecke großen Wert Feilchenfeld-Berlin machte daraus aufmerksam, daß bei einer länger (über eine Stunde) währenden Ausnahme mit Röntgenstrahlen Er scheinungen auf der Haut dcS Photographierten ausgetreten sind, die große Ähnlichkeit mit dem Lcrenm solare, der durch Sonnenbestrahlung hervorgcrusenen Hautentzündung zeigten Redner sprach die Ansicht aus, daß die Sonnen brandhautentzündung aus das Vorhandensein von Röntgen strahlen im Sonnenlicht zurückzusühren sei, und daß man Vorsicht bei langdauerndcn Aufnahmen üben möge, weil vielleicht auch innere Teile durch die X-Strahlen beeinflußt werden könnten Zur Lehre von den Gelenkkörpern sprach Barth-Marburg. Braatz-KönigSberg und Storn- KönigSberg erörterten die Behandlung des typischen Radiusbruche« Die Sitzung vom Freitag vormittag begann mit einem Festvortragc de« Geheimrates Pros Olshausen-Berlin: Die Prinzipien der vaginalen Exstirpation des carcinomatösrn Uterus. An diesen Vortrag knüpften sich Mitteilungen von Dükrßen-Berlin über eine neue Methode der tünstlichen lNburt, die leichter und ungefähr licher ist al« der Kaiserschnitt. Auch Schuchardt-Stettin erörterte eine neue dahingehende Methode Baum gärtner-Baden sprach über die von ihm geübte (blutige) Methode der Hämorrhoidenoperation, die vor der ältere» den Borzug besitze, daß sie Verluste an Schleimhaut ver« meide König-Berlin erklärte demgegenüber, daß er an der alten Methode des Ausbrcnnens ihrer Einfachheit und Ilngcsährlichkeit halber fefthaltr Sodann stellte Lorenz- Wien eine Anzahl von Kindern vor, die mit angeborener Hüftgclenksverrenkung behaftet waren und von ihm nach einer neuen, unblutigen Methode behandelt sind Die Methode besteht darin, daß das Bein herabaezogen wird, bis der Gelenkkopf der Gelenkpfanne gegenübersteht So dann wird der Gelenkkopf durch Abbiegen und Drehen des Beines in die verkümmerte Pfanne hineingebracht Damit ist die Operation eigentlich beendigt; man läßt das Kind einfach gehen, ganz ohne Apparat Anfangs macht das Schwierigkeiten; aber bald geht es ganz gut, und gerade der Gebrauch des Gliedes, verbunden mit der Wirkung der Körperlast, verursacht ra^ch eine bessere Ausbildung, ein Nachwachsen der Gelenkpfanne Von 43 solcherweise be handelten Fällen ist nicht ein einziger mißglückt, und Redner behauptet, daß jede einseitige angeborene Hüst- gelenkverrenkung bis zum 6, jede doppelseitige bi« zum ü. Lebensjahre nach seiner Methode zu heilen ist. Die Apparate, die von anderen zur Unterstützung der Heilung angewandt werden, namentlich das Streckbett, bezeichnete Redner als Marterinstrumente, die man entbehren könne Mickulicz-KönigSberg nahm demgegenüber seine eigene Methode, bei der Apparate zur Anwendung kommen, in Schutz. Sehr beachtenswerte Beobachtungen über PhoSphornekrose teilte sodann Riedel-Jena mit Zunächst nehme die Krankheit seit einigen Jahren wieder an Häufigkeit zu E« liege da« an der neuerdings betriebenen Fabrikation der Vulkan« fchweselhölzer, bei der erhebliche Vergiftungen vorkämen Vortragender hat in den letzten Jahren 24 Fälle von Pho«phornekrose in Behandlung gehabt, die zum Teil au» Fabriken von Vulkanschweselhölzern stammten Wa« unsere Kenntnis von der Entstehung der Krankheit betreffe, so sei sie selbst durch die Wagnerschen Untersuchunaen nicht gefördert worden Doch enthalte da« Wagnersche Werk einen Obduktionsbefund, der ein helles Licht auf da« Wesen der PhoSphornekrose werfe Er zeige, daß
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite