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reib ergerAnzeig^ Md Tageblatt AMSVlan Mr die lömglicheu und -ädttschea Behörden zu Frewers und Braud. »«»«ttWoMich« Lett»«-r »«*«« »«vkvardt. ,/» «rschetnt jeden Wochentag «d<md« '/.«.IHrfLrdeu , Ins-rare werden bi»Bormitlag U Uhr ^0^0 W 232. > j Donnerstag, den 6. Oktober, j >^LLLN?» 8,^ I 1«»». Die BrandverficherungSveitrSge für da» S. Halbjahr 1«S« stad am 1. Oktober dieses LahreS fällig und bei der Gedtuve-Versicherung mit 1 Pfennig, bei der freiwilligen Versicherung mit 1'/, Pfennig von jeder Beitragseinheit binnen v Lage» an daS Stadtsteueramt hier zu entrichten. Freiberg, am 27. September 1898. Der «tadtrath. Vir. Bgm. Sächsische Pferdezucht-Ausstellung. Anläßlich der Sonntag, den 9. Oktober dieses JahreS stattfinden IV. Sächsischen Pferde zuchtausstellung werden zur Vermittelung des Personenverkehrs nach und von dem Ausstellungs platze bei Reick die Personenzüge 515, 431, 517, 519, 521, 430, 432, 518, 520 und 440 in Reick halten. Näheres ist'aus den Anschlägen auf den Stationen zu ersehen. Dresden, am 1. Oktober 1898. Königliche Senrraldirektian der Sächsischen Staatseisenbahnen. Zu No. 8923 6. l. V«»a»»ai»u. Kolzversteigerung auf Borstendorfer Staatsforstrevier. (Leubsdorfer Parzellen.) Pleißners Gasthof zn Hammerlenhsvorf. Freitag, den 14. Oetober 1«S«, vormittags ü Uhr. 1126 ficht. Stämme von 10—31 em Mittenst., > 755 ficht. Schleifhölzer von 7—12 am Oberst-, 52 buch. Klötzer , 18—51 „ Oberst., 669 „ Derbstange« „ 9—15 „ Unterst, 619 ficht. „ - „ 13—72 „ „ I 10 „ Reisslängen „7 , „ ' 23 rm h. u. 14 rm w. Brennscheite, 22 rw h. u. 13 rm W. Brennkuüppel, 8 na h. u. 4 rm w. Aeste, 350 Gebund h. u. 7000 Gebund w. Abraumreisig. Auf den KahlschlSgen in 48, 61, 63, 68, auf dem Wegeaufhiebe in 67 und i« der Durch forstung in 51. . . Kgl. Forstrevierverwaltnng Borstendorf n. Kgl. Forftrentamt Augustusbnrg, am 1. October 1898. VvImeldULl». sl. 6.8294 Aus Chma. Im vergangenen Winter hatte in der angesehensten japanischen Zeitschrift eine sehr gewichtige Persönlichkeit, nämlich der Präsident der ersten japanischen Kammer, den Plan eines Bündnisses zwischen Japan und China lebhaft verfochten und der Meinung Ausdruck gegeben, daß in China eine revolutionäre, liberalen Reformen wohlgeneigte Strömung vorhanden sei, die von Japan aus unter stützt werden müsse. Dieser Auffassung hatte sich auch die eng lische Presse angeschlossen, die wohl erkannte, daß eine liberalt- sireude Richtung in China für England günstig sein müsse. Denn eine liberale Strömung mußte sich naturgemäß mehr zu Eng land hinaezoaen fühlen, als zu Rußland. Die Engländer würden sich wenig Bedenken daraus gemacht haben, eine revolutionäre Bewegung zu Gunsten liberaler Re form zu unterstützen. Es schien ihnen aber viel leichter gemacht werden zu sollen, denn vor einigen Wochen wurde die Welt durch die Kunde überrascht, daß der Kaiser unter dem Einflüsse eines aufgeklärten Günstlings weitgehende liberale Reformen einführen wollte. Englands Weizen schien zu blühen. Aber die Freude dauerte nur kurze Zeit, denn die konservativ gesinnte Kaiserin- Mutter machte den Reformplänen gar bald ein Ende, indem sie die Regierung an sich riß. So ist eine im Sinne Englands „falsche" Revolution «inge- treten, die Revolution von oben. Es kann aber kaum einem Zweifel unterliegen, daß diese Revolution einer viel gefährlicheren Umwälzung, der Revolution von unten, vorgebeugt hat. Die Engländer und Japaner befanden sich nämlich in einem Jrrthume, wenn sie auf eine große Volksbewegung zu Gunsten einer liberalen Richtung gerechnet hatten. Die bisherigen zahlreichen Ausstände hatten nichts von einer liberalen Regung, wie etwa die euro päischen Revolutionen am Ausgange des vorigen und in der Mitte dieses Jahrhunderts, an sich. Der Taiping-Ausstand von 1850 bis 1865 war theils religiöser Natur, theils gegen die Dynastie der MandschuS gerichtet. Der große Aufstand, der noch während des Taiping-Ausstandes entstand unv bis in die Mitte der siebziger Jahre dauerte, ging von den Mohamedanern aus, die sich bedrückt fühlten; er war also ebenfalls religiöser Natur. Die Unruhen im Jahre 1891 gingen aus dem Hasse gegen dieFremden und gegen das Christenthum hervor. Auch der vor einigen Monaten entstandene Aufstand ist auf den Fremdenhaß zurückzuführen. Nach der Geschichte dieser Aufstände ist es nur zu wahrscheinlich, daß die Folge liberaler Reform ein gegen diese Reform gerichteter, von den Mandarinen, deren Einfluß durch Reformen jeder Art gefährdet wird, genährter furchtbarer Ausstand gewesen wäre. Jenes entsetzliche Wort pommerscher Bauern zur Zeit der Bauern befreiung „wir wollen nicht frei sein", entspricht ganz dem Em pfinden des chinesischen Volkes. Liberale Reformen hätten deshalb Rcht nur kein Verständniß gefunden, sondern sie wären auf direkten Widerstand gestoßen. Und wenn, woran wohl kaum zu zweifeln ist, Rußland bei dem von der Kaiserin-Mutter ausge- sührten Staatsstreich die Hand im Spiele hat, so kann ihm China nur dafür dankbar sein, daß cs vor Erschütterungen schwerster Art durch das Eingreifen Rußlands bewahrt worden ist. Freilich hatte Rußland nicht sowohl die Absicht, den Chinesen einen Dienst zu erweisen, als seine eigene durch die Resormpläne gefährdete Stellung in China wiederherzustellen. Diese Absicht ist den Russen im vollsten Umfange gelungen. England und Japan sind durch die Revolution von oben kalt gestellt. Japan allerdings sollte eigentlich dafür dankbar sein, daß der Plan des Bündnisses mit China vereitelt worden ist, denn der Erfolg dieses Bündnisses märe nur gewesen, Japan in Verlegenheiten zu stürzen. Das Wort Napoleons III.: „Man verbündet sich nicht mit einem Leichnam" war in seiner speziellen Anwendung (auf Oesterreich) unrichtig, objektiv aber ist es richtig, und es sollte Japan ein für alle Mal daran verhindern, seine Bündnißversuche zu erneuern. England hingegen ist durch die Revolution von oben thatsächlich schwer geschädigt, weil es schlimmer daran ist, als wenn die Reformplane garnicht inS Merk gesetzt worden wären. Denn durch das Scheitern dieser Pläne ist Englands Ansehen noch mehr erschüttert worden, als ts ohnedies schon durch das ständige Mißgeschick in der ost- afiatischen Politik erschüttert worden war. WaS wird nun England thun? Der englische Gesandte hat auf die Frage Li-Hung-TschangS, was die Konzentration der englischen Flotte im Golfe von Pe-tschi-li bedeute, drohend ge antwortet, sie solle die englischen Interessen wahrnehmen. Diese SSbelrasselei erschreckt nachgerade Niemand mehr. Und ganz be sonders im gegenwärtigen Falle kann England nicht daran denken, das Scheitern der Reformpläne zum AuSgange einer kriegerischen Aktion zu machen. Denn es kann sich nicht etwa daraus be rufen, der Vollstrecker deS Willens des chinesischen Volkes zu sein. DaS chinesische Volk will von Reformen im josephinischen Stile nichts wissen. Wenn irgend wo, so muß hier der Fortschritt auf die vorsichtigste Weise in die Wege geleitet werden. Politisch- Umschau. Freiberg, den 5. Oktober Deutschland. Aus Potsdam wird geschrieben: Im Neuen PalaiS harrt Prinz August Wilhelm seiner gänzlichen Genesung von dem schweren Halsleiden, daS ihn vor einiger Zeit betroffen. Die Prinzessin Viktoria Louise und Prinz Joachim sind im Marmor palais, wo auch das Kaiserpaar nach der Rückkehr aus Rominten Wohnung nahm. Im Potsdamer Stadtschloß endlich befinden sich seit Sonnabend die Prinzen Adalbert und Oskar; auch der Kronprinz und Prinz Eitel Friedrich verleben hier die Michaelis- serien. Nach der Rückkehr des Kaiserpaares aus Palästina wird daS Stadtschloß bezogen werden; dort soll auch das Weihnachts fest gefeiert werden. Das Neue Palais soll aus Gesundheits rücksichten vorläufig nicht mehr bezogen werden. Um die dortigen Verhältnisse zu verbessern, soll um das Gebäude ein tiefer Graben gezogen werden, in welchen zahlreiche Drainageröhren, mit denen der Park von Sanssouci ausgestattet wird, einmünden sollen. Dieser Graben wird seinen Abfluß durch das Golmer Bruch nach der Havel haben. An der Havel soll ein Pumpwerk aufgestellt werde». Mit dem Bau dieser Anlage soll im Frühjahr begonnen werden. Der Kaiser hat daS Anerbieten deS Landraths a. D. und Rittergutsbesitzers Birkner, er möge die ihm testamentarisch ver machte Herrschaft Cadinen schon bei Lebzeiten Birkners in Besitz nehmen, angenommen. Die Herrschaft, etwa 7000 Morgen zwischen Elbing und Tolkemit gelegen, gehört zu den schönsten Besitzungen WestpreußenS. Ein neuesAbzeichen für guteSchießlei st ungen ist vom Kaiser verliehen worden. Es ist den Unteroffizieren der 2. Kompagnie des 2. Thüringischen Jnsanterie-Regiments Nr. 32 in Meiningen zugedacht, die im Schießen bisher im Durchschnitt die beste des deutschen Heeres war und in diesem Jahre zum dritten Male hintereinander für die besten Schiebleistungen inner halb des XI. Armeecorps das Kaiser-Abzeichen erworben hat. Das neue Abzeichen soll auS zwei gekreuzten, in die Uniform eingestickten Fahnen bestehen, die 15 Centimeter hoch von weißer Farbe sind und im orangefarbenen Felde den schwarzen Adler tragen. Der „Straßb. Post" wird dazu aus Berlin geschrieben: In der Armee sind die Urtheile über diese und ähnliche Neuer ungen sehr getheilt. Diese Anhäufung von Abzeichen wird eigen artige Erscheinungen in die Unifornurung Hineinbringen, wenn man beispielsweise den Fahnenträger des oben genannten Regiments betrachtet, wenn dieser den größeren Theil der bestehenden Ab zeichen besitzt. Zunächst kann er mit der schwarz-weiß-rothen Schützenschnur mit den Eicheln daran geschmückt sein; dann trägt er vielleicht das Kaiserabzeichen und das neu erfundene Abzeichen, endlich den Ringkragen und eine besondere Art von Seitengewehr, ferner kann er noch die Adlerknöpfe für den Besuch der Jnfanterie- Schießschule, sowie das Schnur-Abzeichen einer Unteroffizierschule an den Schulterklappen tragen. In der Verschiedenheit an Ab zeichen werden wir von anderen Armeen jetzt kaum erreicht, während wir früher durch eine besondere Einfachheit in dieser Beziehung bekannt waren. Gutem Vernehmen Nach ist man im preußischen Staats ministerium schon seit einiger Zeit damit beschäftigt, Maßregeln zur Verhütung des Bekanntwerdens vertraulicher Aktenstücke zu treffen. Bei dieser Gelegenheit erfährt die „B. B. Z." die überaus interessante Thatsache, daß der viel besprochene Erlaß des Ministers v. d. Recke gar nicht vertraulich war. Sonach hat der „Vorwärts" unrecht gehabt, das Aktenstück als ein vertrauliche- zu bezeichnen, was sicher seitens seines In formators nur darum geschah, um der Indiskretion den Charakter einer sensationellen That zu verleihen. Der vom „Vorwärts" veröffentlichte Erlaß de» preußische« Ministers des Innern über den Waffen-Gebrauch der Polizei ist alsbald Gegenstand lebhafter Erörterungen i« der Presse geworden. Die demokratischen Blätter erheben ein wahres Zetergeschrei und suchen aus dem Erlaß für ihre einseitige«, Partei-Interessen politische» Kapital zu schlagen, indem sie in dem Kampfesruse „Wider die Polizei!" die langersehnte Wahl-Parole für die Landiagswahlen gefunden zu haben glauben. Zuvörderst liegt nun hier wieder eine grobe Entstellung und Verdrehung deS wirklichen Thatbestandcs vor. Die Opposition stellt e» so dar, als bringe der Erlaß völlig neue Grundsätze zur Geltung, al» bedeute derselbe einen radikalen Bruch mit der bisherigen Praxis deS Wassen-Gebrauchs der Polizei. Nicht» von alledem. Der Erlaß bringt einzig und allein bestehende Verfügungen zu folge richtiger Anerkennung. Gilt für die Landgendarmeric die Be stimmung, daß in jedem Falle, wo von der Schußwaffe Gebrauch gemacht werden muß, dies in vollem Maße stattzufinden hat, so, ist es doch eigentlich selbstverständlich, daß die gleiche Anordnung auch den städtischen Polizeibeomten zur Richtschnur zu dienen ha« Ja, man darf mit vollstem Rechte sagen, daß gerade für die Polizeimannschaft der Städte die Nothwendigkeit derartiger Be stimmung in erhöhtem Maße gegeben ist, da erfahrungsmäßig di» Städte viel häufiger der Schauplatz von Ausruhr-Szenen und Straßen-Tumulten zu sein pflegen, als das platte Laud. Der Erlaß des Ministers erscheint demgemäß nur als natürliche und nothwendige Konsequenz rechtsgiltiger Ordnung. In dem Lärmest und Schreien der oppositionellen Presse offenbart sich wieder ein mal in wahrhaft erschreckendem Maße jener unheilvolle Individualis mus und Subjektivismus der Demokratie, dem jegliche» Ver- ständuiß für die Bedürfnisse eines organisirten Staatswesen» mangelt. Mag die Autoritätder Behörden zu Grunde gehen, wenn nur die persönliche Freiheit des Individuums keinen Schaden leidet! Und was für Individuen sind es denn, um deren Schutz man sich auf demokratischer Seite so ängstlich besorgt zeigt? Wahrlich in der Stellungnahme der Demokratie liegt eine nicht genug zu geißelnde Ungerechtigkeit gegenüber dem ordentlich gesinnten, friedliebenden Theile der Bevölkerung. Man beraubt diesen Theil der Bevölkerung des Schutzes, auf den er vollgiltiaen Anspruch hat, indem man das Schwert in den Händen der Obrigkeit abzustumpfen unternimmt, in dem man schützend die Hände über Rowdies und sozialdemokratische wie anarchistische Unruhestifter auszubreiten versucht. ES ist übrigens höchst interessant zu beobachten, wie sich die Sozial demokratie zu dem Erlasse stellt. Das sozialdemokratische Centralorgan, der „Vorwärts", ist vor Wuth ganz außer sich. Dieses Gebühren erscheint im höchsten Grade widerspruchsvoll. Die Sozialdemokratie ist doch nach jedem Krawalle sofort bei der Hand, um zu erklären, daß ihre Anhänger dabei «nbe- theiligt seien, und daß man gerade auf sozialdemokratischer Seite alles aufbicte, um Ruhestörungen zu verhüten. ES seien immer nur „Ballonmützen-Proletarier", die solche anzettelten. Nu«, wenn es der Sozialdemokratie wirklich ernst ist, mit der Ver hütung von Unruhen, so müßte sie eben deshalb alle dahi« zielenden Vorkehrungen der Polizei mit Freuden begrüße«. Die Wuthausbrüche der Sozialdemokratie wider den Erlaß des Ministers aber beweisen, daß man den Schutz der Unruhestifter als Schutz der eigenen Parteigenossen ausfaßt, waL allerdings den thatsächlichen Verhältnissen der Hauptsache nach auch durch aus entspricht. Im Anschluß an den mitgetheilten Erlaß deS preußischen Ministers des Innern, betreffend den Waffengebrauch durch Polizeibeamte, wird es interessiren, die Vorsichtsmaßregeln kennen zu lernen, die für das Militär in dieser Beziehung vorgeschrieben sind. Es gelten hier folgende Bestimmungen: „Der einschreitende Militär-Befehlshaber hat vor der versammelten Volksmenge einen Trommelwirbel oder ein Horn- oder Trompeten signal geben zu lassen und dann etwa mit folgenden Worten die Versammlung mit lauter Stimme zum Auseinandergehen aufzu fordern: „Ich fordere die hier Versammelten auf, ruhig auS- einanderzugehen, da ich sonst von den Waffen Gebrauch machen muß." Nach kurzer Pause sind Signal und Aufforderung zu wiederholen, und wieder nach kurzer Pause ist nach dem dritten Trommelwirbel, Horn- oder Trompetensignql die dritte, letzte Aufforderung etwa in folgenden Worten zu erlassen: „Ich fordere die hier Versammelten zum dritten und letzten Male auf, ruhig auseinanderzugehen, da ich sonst sofort von de« Waffen Gebrauch