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Geschäftsstelle und Redaktion, Dresden»A. 16» Holbeiuftratze 46 Nr. 88 IT. Jahrg. Sonnabend den 15. April 1916 Fernsprecher 21366 Postscheckkonto Leipzig Nr. 14 7S7 v«zn,»pr»i», A»<aab» > mit iiluftr. Beilage viertcljührlich it.Itt In Dresden und ganz Deullch- land frei Haus it.küt ; u> Ocllerrcich 4 48 ii. Ao<gabe » Dresden >- » vierteljShrlich I.d!« ^ In en und ganz Denlichland frei HanS in Oesterreich 4.07 X. «inzcl-Nummer I« 4. Die ESchflsche BoltSzeitung erscheint an allen Wocheniagcn nachmittags. Anzeige» 1 Annahme von Keschaslennzeigen dis laui-r. von Fa»»l>ena»zc,ge» I»i l I Uhr vorm Preis für diePetii-SpnNzeill 28 im Rella. nieteü 8t» giir undeutlich gelchricdrue. sowie durch Aern- svrecher ausgegedcue Anzeigen können wir die Velantworllichkcii fiir dicslnchligkeil Les repe» fj nicht llbenichme». Ehrcchsiunde der Redaklion: 11—12 Uhr vorm. r l Organ der Zentrumspariei. Einzige Tageszeitung für die katholische Bevölkerung im Königreich Sachsen. Ausgabe ^ mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe 8 nur mit der Wochenbeilage. parrsltsn :: Steingut:, Kristall Qsbrsueds- u. Hek'gsgsnetäncss t(§I.l-Iof!.Z^nlHSULSr,l<ömA^o!i3NN8^!'. Seidenbaus iuliu8 ^8eliuel<6 Lpsl. 8iloli8. Hollisksravt sper.: Skzul- lilil! »Mreikliieii!» LiMklimiet- seillksilzgei ii> sgliiüm llfoscjvn.i.ll.isreluiiiisllliers. Jerusalem, Jerusalem . . .! Der glotze Prophet zieht in Jerusalem ein — die Er füllung einer alten, die Veranlassung zu einer neuen Prophezeiung, neu wenigstens in dieser Fassung: „Und als er näher kam und die Stadt sah, weinte er über sie und sprach: Wenn doch auch du es erkenntest, und zwar an diesem deinem Tage, was dir zum Frieden dient; nun aber ist es vor deinen Augen verborgen! Denn es werden Tage über dich kommen, wo deine Feinde mit einem Walle dich umgeben, dich ringsum ein- schlietzen und von allen Seiten dich beängstigen werden. Sie dich und deine Kinder, die in dir sind, zu Boden schmettern und in dir keinen Stein auf dem andern lassen, weil du die Zeit deiner Heimsuchung nicht erkannt hast." (Luk. 19, 41—44.) Tie Tränen des göttlichen Heilands, die Mutterklage seines wehen Herzens, die er anderswo in die Worte ge kleidet hat: Jerusalem, Jerusalem . . ., die Palmen des Triumphes, die stark duftenden Blumen des Festes, die doch den Verwesungsgeruch eines untergehenden Volkes nicht verdecken können, das Hosianna und jenes schreckliche Crucifige, das im Herzen der wankelmütigen Menschen binter der offenen Gittcrtür des Gefühls wie ein blut lechzender Tiger zum Sprunge bereit liegt — was gibt es Ergreifenderes in der Weltgeschichte als die erschütternde Tragik der Passion im Rahmen des Palmsonntages, hinzu- gerechnct die Prophezeihung des Herrn, die mit wenig Worten in greifbarer Deutlichkeit den Untergang der hei ligen Stadt malt. Wir hören und sehen alles: Komman dos, Signale, blitzende Schiverter, stolze Adler, das An rücken der Sturmlegionen, das Schlagen der Hufe auf dem Pflaster, das Prasseln der Balken, das Wimmern der Kin der — — Jerusalem, Jerusalem . . .! Es ist Unrecht, Propheten zu töten, Prophezeiungen totzuschweigen. Freilich, nicht alle, die es meinen, sind Propheten, wie nicht alle Apostel und Lehrer sind. Der heilige Geist wählt«sich den Tempel aus, in dem er wohnen, den Mund, durch den er sprechen möchte. Nöm. 10,15: „Wie können sie predigen, ohne gesandt zu sein?" gilt auch von unberufenen Propheten. Prophezeiungen von Palmen und Triumphen, von Niederlagen, Todeskämpfen, Kreuzen und Kronen der Kirche leben im katholischen Volke. Die Prophezeiungen über die Päpste: Issvis arckeim, verzehrendes Feuer (Pius X.), religio ckvpopulat», entvölkerte Religion (Benedikt XV.) bis zu Petrus II. sind bekannt; ebenso visionäre Betrachtungen des ehrwürdigen Bartholomäus Holzhäuser (f 1658), der seligen Katharina Emmerich (f 1824), der begnadeten Maria Steiner (f 1862) und anderer demütig-frommer Seher und Späher vom Welt kriege und von gewaltigen Heimsuchungen, von einer Zeit des Friedens und des Trostes, von einem mächtigen Monarchen und einem heiligen Papste, vom Siegeszug der Monstranz, bis der Herr die Trauben seines Wein berges auspressen läßt durch den grausamen Antichrist, den Mensch der Sünde, die Inkarnation Satans. Diese und ähnliche Prophezeiungen, die nicht das Amts- siegel der Kirche tragen, doch tiefgläubigen Herzen ent- stammen, sind Privatsache. Sie können dienen zur Er bauung und Erleuchtung der Christen, wenn sie die Seele erinnern an den geheimnisvollen Gang der Vorsehung, den Ernst des Lebens und seiner Prüfungen, vor allem an dis Propheizung des größten und heiligsten aller Propheten, der über das Schicksal seines verblendeten Volkes, aller Völker und Seelen, die in ihm vorgebildct sind, weint: Jerusalem. Jerusalem. . .! Was die zahlreichen Prophezeiungen über unser Vater land angeht, das wir so heiß zu lieben begehren, wie Christus sein Jerusalem geliebt, das — so wünschen wir — seinen Herrn und Gott so innig wiederlieben möchte, wie Christus von Jerusalem geliebt zu werden verdient Hlex. 1^. Müller l)'^ v. 8. Amerika promoviert kür 2stmli«ilkunck« unck 2aknersstr (k^rsnr ttünßer ^aclillg.) kniker V/allstrLÜe 25 Ore8äen-F. i°u« ZeestraKe 4 vernspr. >4214 NskrstukI Das Neueste vom Tage Zer MW »Me MMU (W. T. B. Amtlich.) Großes Hauptquartier 15. April 1916. Westlicher Kriegsschauplatz Ein starker Vorstoß der Engländer gegen die Tnchter- stelluugen südlich von St. Eloi wurde nach Hniidgraiiaten- kampf völlig znrückgeschlageu. In den Argounen und östlich davon teilweise lebhafter Artillerie- und Minenkainpf. Links der Maas konnten feindliche Angriffsabsichten gegen unsere Stellungen auf „Toter Mann" und südlich des Raben- und Cumieres-Waldes, die durch große Steige rung des Artilleriefeuers vorbereitet wurden, in unserem vernichtenden, von beiden Maasuferu auf die bereitgestellten Truppen vereinten Feuer nur mit einigen Bataillonen gegen „Toter Mann" znr Durchführung kommen. Unter schwersten Verlusten brachen die Angriffswellen vor unserer Linie zusammen, einzelne bis in unsere Gräben vorge drungene Leute fielen hier im Nahkampse. Rechts der Maas sowie in der Woevre-Ebene blieb die Gefechtstätigkeil im wesentlichen auf heftige Feuerkämpfe beschränkt. Zwei schwächliche feindliche Handgranatenan griffe südwestlich der Feste,Duaumont blieben erfolglos. Oestlicher Kriegsschauplatz Die gestern wiederholten örtlichen Augriffsversuche der Russen nordwestlich von Dünaburg hatten das gleiche Schick sal wie am vorhergehenden Tage. Am Serwetsch südöstlich von Korelitschi brachten.wir einen durch starkes Feuer ein geleiteten Vorstoß schwächerer feindlicher Kräfte lkicht zum Scheitern. Balkan-Kriegsschauplatz Keine Ereignisse von Bedeutung. Oberste Heeresleitung. Eine energische griechische Erklärung Dem „Berl. Lokalanz." wird unter dem 13. April aus Athen berichtet, daß Skuludis erklärt habe, nicht ein mal i in Prinzip über eine etwaige Besetzung der Eisenbahn Patras—Athen und Athen—Larissa durch die Entente in eine Diskussion eintreten zu wollen, und daß die Entente angesichts der starken griechischen Opposition von ihrem Vorhaben absehen werde. Die Presse betone fast einstimmig, daß Griechenland jeden Versuch einer mili tärischen Besetzung in seinem Innern mit jedem Mittel ab weisen müsse. Entrüstung holländischer Kauflcute Verschiedenen Morgenblättern zufolge wird in hollän dischen Kaufmanskreisen die Abschneidung der Zufuhren von Getreide und Nährstoffen nach Holland, wie aus dem Festhalten mehrerer Getreideschiffe durch England hervor- geht, deren Ladung sogar an die holländische Regierung adressiert war, mit Empörung besprochen. Zu der neuen Kriegsrcde Wilsons bemerkt ein Berliner Morgenblatt: Die mexikanischen Räuber, die friedliche amerikanische Bürger im Schlafe überfallen und beraubt haben, seien gewiß aller Rücksicht auf die Menschlichkeit bar, und gegen sic richte sich doch sicher auch Herrn Wilsons kriegerischer Enthusiasmus. Oder etwa nicht? Der türkische Bericht Ko n sta n t i n o pe l, 14. April. Das.Hauptquartier teilt u. a. mit: An der Jrakfront Ruhe. An der Kaukasus- front wurde im Tschoruk-Tale ein feindliches Bataillon bis auf 70—80 Mann aufgerieben. Sonst nur Schar- mützel. An den übrigen Fronten nichts Wichtiges. vr-estlen-k ZNImsi'Irl 8 in l k'nsgei' 34 liest« liexu»-^,>nvll«! Voi-Lüglivk« pizi«I«0S N6US unck gsdraiiokts, »II« Hol?.- unck Liilaickou, sovvio vacli 2«iellnunK »6NR06IUI6S von 60 Knrk an Rissig« ^.usvvslll, günstig« TkckMvsiss, llollsr Kasssnrabatr! STVI-rLDilSLNK - oncsoen hat, — so weisen manche davon nach unten, viele nach oben, einige an Palmen und Kreuzen vorbei zu herrlichen Kronen. Wie Gott will! Es gibt keine reinere und tiefere Vaterlandsliebe als die, welche den Willen des ewigen Vifters ergründet und anbetel. Jerusalem ging unter, weil die Inden Gott und Gottes Sache verlassen hatten. Deutschland wird nicht untergehen, solange es seinen .Herrn und Gott nicht verläßt, möge mehr als ein Golgatha zwischen »ns und dein deutschen Ostermorgen liegen. Das ist die einfache Logik aus der Geschichte eines hervorragenden Volkes, die uns der Patinsonntag mit seinem Licht und Schatten, seinen Freuden und Leiden, seinem Hosianna und seinem leisen, in der Ferne anheben den Ernrifige so eigenartig und erschütternd, so wehmütig schön und ernst zu schildern weiß, und die wir auf die kurze Formel, den Mutterlieben, tränenerstickten Mahnruf Jesu bringen können, der gegolten hat und immer gilt: Jeru salem, Jerusalem .' S. Kriegstagung der sächsischen Presse Gleich nach Ausbruch des Krieges faßte das Reichs amt des Innern den Entschluß, in regelmäßigen Zu sammenkünften den Redaktionen der Berliner Blätter und den Berliner Vertretern auswärtiger Blätter Aufklärungen über die Kriegslage, über die Lage im Innern, über die. Lebensmittelversorgung usw. zu geben und diesen Vor trägen eine zwanglose Aussprache folgen zu lassen. Diese Zusammenkünfte finden alle 14 Tage im Reichstagsgebäude statt. Sie haben sich gut bewährt, indem sie nicht nur zu verlässiges Material boten, sondern auch zahlreiche Miß verständnisse klärten. Es bestand nun schon lange der Wunsch, für die sächsische Presse eine ähnliche Einrichtung zu schaffen, jedoch ist es nicht möglich gewesen, in den ver flossenen Kriegsjahren den Gedanken zu ve. wirklichen. Jetzt endlich ist der langgehegte Entschluß znr Tat geworden. Das Ministerium des Innern hat in Gemeinschaft mit dem stellvertretenden Generalkommando die sächsische Presse nach Dresden eingeladen und diese ist, überzeugt von der Wichtigkeit dieser Einrichtung, min schon zweimal sehr zahl reich zu einer solchen Besprechung erschienen. Es ist gut, wenn der Leser weiß, daß solche Zusammenkünfte statt- finden, denn dann wird er viel eher geneigt sein, dem Ur> teil seiner Zeitung über unsere militärische und wirtschaft liche Lage Bedeutung beizumessen. Wenn wir daher heute unseren Lesern die Behauptung wiederholen, unsere mili tärische Lage ist günstig, an unserem Sieg ist nicht zu zweifeln, so darf man uns glauben, daß dieses Urteil be stärkt worden ist durch die Ausführungen ernster, gereifter Männer, die die Einzelheiten der Kriegslage kennen und die durch ihre ganze bisherige Arbeit eine Gewähr für dis Wahrheit ihrer Behauptung bieten. Die sächsische Presse ist des deutschen Sieges stets gewiß gewesen, aber sie darf nach den beiden Besprechungen mit der größten Zuversicht: ihr bisheriges Urteil wiederholen. Unsere Gegner können durch ihre leitenden Staatsmänner immer ivieder den Ge danken an den Sieg ihrer Waffen aussprechen lassen, das wird nichts daran ändern, daß für unsere Auffassung des Kricgsansganges alle Tatsachen sprechen. Hierin find wir sachverständig bestärkt worden. Für uns Daheim gebliebenen ist die Frage wichtiger, ob es unseren Feinden, namentlich den Engländern, gelingen wird, uns trotz unserer günstigen militärischen Lage den Sieg dadurch zu entreißen, daß man uns aushungert? Besteht wirklich die Gefahr einer wirtschaftlichen Niederlage? Gelingt es, uns in absehbarer Zeit durch Hunger auf die Kniee zu: zwingen? Nein. Mit ruhigem Gewissen und ohne auch! nur einen Strich von der Wahrheit abzuweichen, können wir heute wiederholen, wir sind in der Lage, das ganze deutsche Volk auch weiterhin zu ernähren. Der Hunge* wird nicht über uns kommen, wir können und wer«