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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.08.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-08-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189108144
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910814
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910814
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-08
- Tag 1891-08-14
-
Monat
1891-08
-
Jahr
1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.08.1891
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Grscheiirt täglich früh 6'/, Uhr Kr-actio« »nd Erpr-itisv Jodailvetgasst 8. Zprrchkundru -er Urdartion Lormittags Il>—IL Ubr. Nachmittag- 5— K Uhr. k«8» KU,«»« ,»>l>'i«ndlcr M-»»'cn,l« »acht Ich S>» Red»«,«,. »>ch« «krdmrtu». iti»«h«r »er für »«e iiSchstsslgkntze »«»er ffrstimmten Inserate an Sachentazrn »t» 8 Uhr Nachmittags, »Latin- nn»-efttagr« srütz fft«' ,S Uhr. Zi trn Filialen für 3ns.-^nnahmr: ttw <>«»«'« Larii«. («tsre» Hahn), Uaiversitälssiraße 1, L«ni» Lösche, tNharmenpr. IS, park. und LönigSpIatz V, nnr bis ,,8 Uhr. 228, Amtliche Bekanntmachnngen. Bekanntmachung. Da officiellt Ansang der diesjährtgeu Wichaelts«efse M auf den 28. Leptemffcr, »ad »r endigt dieselbe mit dem 17. vetader. väbrend dieser 3 Wochen können olle in- und ausländischen Headclsleute, Fabrikanten und Gewerbtreibende ihre Waaren hier össrntlich srilbielen. Dach kann »er «rotzhandel in der bisher üblichen Weise bereit» in »er »nm Ausnacken bestimmten Vorwoche vom LI. September an betrieben werden. Ta- AnSpacken der Waaren ist de» Inhabern der Mcfflocale ia den Häusern ebenso wie den in Buden und auf Stände» seit- haltender Verkäufern in der Woche vor der Böttcherwoche gestattet. Zum Linpacken ist da- Lffciihalten der Mefftocate in den Häusern auch in der Woche nach der Zahlwoche erlaubt. Jede frühere Eröffnung, sowie jedes längere Lfsenbalten eine- 'eichen Berkaus-locale-, ebenso da- vorreittae AliSpackrn an den Standen und in den Buden wird, außer der sofortigen Schließung jedetmal, selbst bei der ersten Zuwiderhandlung mit einer Geldilrasc bis zu 7 ff oder entsprechender Haft geahndet werden. Äu-wärtigen Spediteuren ist von der dauptzollamtlichen Lösung de« WoarenverichlusseS an bi- Ende der Woche nach der Zahlwoche da« LpeditionSgejchäft hier gestattet. Leipzig, deu LI. Juli 1891. Der «ath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Pücker. Bekanntmachung, »ie An- und Abfahrt für die am IS. und IS. August er. stattstndenden Rennen betreffend. l) An diesen Tagen sind Nachmittags von 1—6 Uhr der Scheibenweg vom Schltutziger Wege ab bi- zum Iohannaparkwege r»d der Schlerchiger Weg von der Brandbrücke bi- zu den südliche» Schrebergärten für den öffentlichen Fahr- und Reitverkehr, ingleichen der Scheibenweg vom Schleußiger Wege bi» zum Aettrnsteg auch für den Fntzverkehr gesperrt. L> Die Pestalozzi-Etratze ist mit Ausnahme de- Pferdebahn, verkehr» für allen Fahr- und Reilverkehr gesperrt. 3) Dir Ausahrt zur Rennbahn hat ausichließlich vom Schleutziger Arge aus zu erfolgen und haben sich die Wagen streng in der Sleihensolg« zu halten. Diejenigen Wagen, deren Insaffen an der Tribüne ausstcigen wollen, haben link» von der an der Tribüne errichteten Lin- ickdigung hitttereiuander und nicht nebeneinander anzufahren: diejenigen Wagen, welche mit starten versehen sind und direct nach dem Wagenplay fahren wollen, haben recht« an der Einfriedigung vorüberrusahren. I) Bis zum Schluff der Rennen haben sämmtliche Wagen durch da« Scheibenholz abzusahren. Nach dem Rennen kann die Absohrt durch da» Scheibenholz oder nach dem Schleuffiger Wege zu ersvlgen. bi Nach Schluff der Rennen haben die zur Rückfahrt bestimmten Vagen ausschliefflich aus der Westseite der Einsriedigung an- bez. vorüberzufahren. Das Vorfahren vor der Tribüne ist verboten. 6) Nachmittags von 1—6 Uhr darf aus dem Schleuffiger Wege kein Wagen halten. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu 30 oder mit Hast bestraft. Leipzig, am 10. August 1891. Der Roth un» das Polizei««» der Stad» Leipzig. vr. Lröudlin. In Stellvertretung: vr. Echmid. Bekanntmachung. Im Schuppen des hiesigen ExmittirtenhauseS lagern noch ver- schiedene, dem am 24. Januar 1850 zu Teuchcrn geborenen Drechsler Albert Kranz Rorckrl gehörige Gegenständ«, insbesondere DrechSlerhandwerkzeuge. Ta p. Noeckrl zur Empfangnahme dieser Sachen sich bisher bin nicht wieder gemeldet hat, auch der gegenwärtige Aufenthalt desselben unbekannt ist, so bitten wir, den Genannten im BelrctungS- ivlle hieraus aufmerksam zu machen und zur Abholung seiner Sachen auszufordern, sowie die vou ihm abgegeben« Erklärung uns »itzulheilen. Leipzig, den 7. August 1881. Der Roth brr Stabt Leipzig. (Armen-Amt.) 1. L. 1 1354 b. He ntschel. Anzeiger. Drgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. NbonnemeitlsPreiS vierteljährlich 4", Mk sn Alt-Leipzig, incl. Bringerlobn Mk., durch L:e Post bezogen ti Mk Einzelne Nrn. 20 Pt. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren iür Ertrabetlagea tin Tageblatt-Formal gtsaizt» «h»c Postbesörderuug 60 ML, mit Postbesörderung 70 Mt. Insrrgse Ogcixaltcnc Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schrisien laut uns. Preisverzeichmß. Tadeüarljchrr u-Zisserusay noch HSHerm Tarif. Keclgmrn unter dem Nedactionsstrich die 4g»sp»kk Zeile bOPi. vor den FamiliennachrrchteH die ügeipalten« Zeile 40 Ps. Juierair sind iiels an die Expedition »» senden. — Rabatt wird nutz! gegeben. Zahlung pra«ltum»iiutti<« oder durch Post» Nachnahme. KreitaH den 14. August 1891. 85. Jahrgang. Bekanntmachung. Internationale Ausstellung für Musik und Lheaterwesen in Wien 1898. Unter dem Protectorat Seiner K. K. Hoheit des Erzherzogs Larl Ludwig soll in Wien vom Mai bis Oktober 1892 eine inter- nationale Ausstellung für Theater und Musik stattfinden, bestehend in einer Fach-Ausstellung, welche Theater und Musik in ihrer histo rischen, künstlerischen und technischen Entwickelung darstcllen soll, »nb in einer gewerblichen Tpkkial-Aussteüung. welche durch Abführung aller für Theater und Musik ersorderiichen gewerblichen und industriellen Erzeugnisse die Schaffenskraft uud deu Absatz aus diesem Gebiete anregen und neu beleben soll. Zur Berichterstattung darüber ausgesordert, ob aus eine lebhafte Vetheiligiuig der Industrie unsere- Bezirks an der gewerblichen Ab- «Heilung zu rechnen sei, ersuchen wir diejenigen Firmen, welche nach der Art ihre« Geschäftszweiges in der Lage sein würden, sich an einer iolche» Ausstellung zu dethetligen, un« über ihre etwaige vor- laujiqe Geneigtheit dazu baldmöglichst und längstens dt» j»M 17. b. W. Mittheilung zu machen. Da« Programm der AuS- bellung liegt nebst den allgemeinen Bedingungen aus unserer Kauzlei, Neue Börse, Lr. 1., zur Einsichtnahme au». Leipzig, deu 1L. August 1891. Die HanSrlSkammer. A. Thiem», vr. Geosel, S. Vorsitzender. Bekanntmachung, AasfteHang tn Wie« betreffe«». Nach einer der hiesigen Gewerbetammer zugegangenen Eröffnung de« Zkönigi. Sachs. Ministerium« de« Innern, soll im Mai nächsten Jahres in Wie« eine Fach-Aulstellung eröffnet werden, weiche rtzestrr und Musik in ihrer historischen, künstlerischen und technischen Entwickelung darstellen soll. Mn dieser Ausstellung soll eine gewerbliche SpectalauSftellong verbinden werden, welche durch Borsubrung aller sllr Theater un» Risik erforderlichen aewerbtiche« uud i«bnstrte>e« Erzeugnisse di« Schaffenskraft uud de» Absatz aus diesem Gebiete anregen und »e» beleben soll. Interessenten können alles Näher« In unserem Bureau, Schloff- «affe 22 24. einsehen und bitten wir bezüglich» Anmeldungen zur Beschickung dieser Ausstellung »1« G«b« »lese» «ouat» an unS «änngen zu lassen. Leipzig de» 13. Angnst 1SSI. Die Gr«»erbeka»»er. D. T. vatzlar, «ach. Harz»», v. Tie Mctzbörse sür dir Lederindustrie in nächster Michaelis- messe wird Dienstag den 22. September b. I., Nachmittags van L L Uhr im Saal« der „Neuen Börse" hier abgehalten werden. Leipzig, den 2l. Juli 189l. Der Nath der Stadt Leipzig. Vr. Tröndlin. Pücker. Wolinungs-Beriniethimg. Di« in der L. Etage de» Hintergebäudes des der Stadt gemeind« Leipzig gehörigen Grundstücks ttiiiversitätsstratzr Nr. 22 gelegene kleine Wohnung ist solar« oder von, 1. Oktober d. Is. an gegen cittvirrtrljährigc Kündigung aiidtriveil zu vrrmiethr». Mlethgesuche werden auf dem Nachhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 8, cnlgegengenoinincn. Leipzig, den 10. August 1KSI. Der Nath der Stadt Leipzig. Vr. Tröndlin. Wagner Auswärtige und innere Politik. Die internationalen Angelegenheiten beanspruchen in be wegten Zeilen stet- den Borrang vor den inneren, und wenn diese auch noch so wichtig sind — daö habe» die Ereignisse der letzten Wochen wieder überzeugend dargctban. So sehr unS auch die svcialc Frage beschäftigt, so cingehende Auf merksamkeit wir den Preisen der »orkwrndizslcn Lebensmittel zuwenden, so sehr unS die Steuerreform und der Abschluß de- SelbstverwaltnngSwcrkeS durch die Laiidgemeindeordl.iiug in Preußen intercssirt, so gespannt wir endlich die dort sich vorbereitende Unlcrrichtörrsorm beobachten, so sind doch die beiden Brennpunclc der öffentlichen Aufmerksamkeit beule die Beziehungen des Dreibundes zu Frankreich und Rußland und die Berhaiidlungen, welche den Handelsverkehr zwischen den Mächten für die Zukunft zu regeln bestimmt sind. Hinter der Bedeutung der Erneuerung des Dreibundes traten alle anderen Fragen in den Hintergrund, »nd diese Tbatsache ist eS, welche i» Berbindnug mit der Hinneigung England- zum mitteleuropäischen Frieden-bunde die wichtige Bewegung der gegenseitigen Annäherung Frankreichs und Rußlands zur Folge gehabt bat. Alle», waö seit Anfang vorigen Monats auf internationalem Gebiete geschehen ist, trägt das Gepräge des SlrebcnS, die Gegensätze in den beiden Nich- tuirgen, welche die europäischen Mächte eingeschlagen haben, scharfer hervorzubeben, Klarheit zu schaffen zwischen den Heiden einander gegen überstellenden Macht-Bereinigungen. Die Grund lage der internationale» Verhältnisse in Europa ist durch die neue Bewegung nicht verändert, sondern nur allgemein zum Bewußtsein gebracht Worten. Nur ein Punct bedarf »och der Feststellung, und da» ist die Tendenz des russisch- sranzösischen Bündnisse-. Die Theilnehmer dieses Bundes sind bemüht, den Schein zu erwecken, als solle er der Ans- rcchlhaltung des Friedens dienen, als sei sein Zweck die Bertbcidigung, nicht aber der Angriff. Gegen diese offen bare Unwahrheit tritt jetzt mit vollem Recht das Organ der italienischen Negierung, die „Opinivnc", ans und spricht eS ohne Nückbalt aus, daß ein Bund der Russen und Fran zosen nur gegen den Frieden gerichtet sein kan». Das ist so klar, daß nur Jemand daran zweifeln könnte, welcher die letzten zwanzig Jahre auf einer wüsten Insel, abgeschieden und ausgeschlossen von allem menschlichen Ver kehr, zngebracht bat, oder der Fähigkeit cnlbchrt, Ursache und Wirkungen zu verstehen. Und dennoch wird uns von russischer und französischer Seite zugcmuthet, daß wir die Fabel von dem russisch-französischen VerlbeidiguiigSbündniß für haare Münze nehmen sollen; der „Figaro" stellt sogar den Bruch zwischen Frankreich und Rußland in Aussicht, falls Frank reich nicht an dem Grundgedanken des Bündnisses festhalte, der auf die Bcrtheidignng gerichtet sei. Es ist keine gute Sache, die sich in der wichtigsten Frage, der Frage ob Krieg oder Friede, auf Winkelzüge stützt, die sich nicht scheut, der Wahrheit ins Gesicht zu schlagen, um ihren Zweck zu erreichen. Wenn man cs mit ehr lichen Gegnern zu tbun bat, dann weiß man, woran man ist, und hat keine Ursache zur Erbitterung. Jeder mann weiß, daß Rußland mit dem Ausgange des letzten Krieges gegen die Türkei nicht zufrieden ist, daß ihm weder die Verwaltung Bosnien» und der Herzegowina durch Oester reich - Ungarn, noch die Selbstständigkeit Bulgariens behagh und daß es darauf bedacht ist, bei günstigeren Zeitumständcn darin eine durchgreifende Aenderung hcrociziisührcii. Es ist ebenso allgemein bekannt, daß Frankreich die Scharten des letzten Krieges gegen Deutschland auözuwctzcii bemüht ist, daß eS Straßburg und Metz und das linke Rheinnfcr haben will, und daß eS einen Weg dazu benutzen würde, nm das Deutsche Reich in seine Bestandtbeile aufzulösen. Statt das offen zu bekennen, bat man in Frankreich das Wort von der nationalen Vcrtheidigung, welches die republikanische Regierung des 4. September 1870 auf ihre Fahne schrieb, zur StaatS- raison erhoben und hebt de» letzten Mann, der Waffen tragen kann, aus — für BertbcidigungSzweckc. Kein Mensch in Deutschland, Oesterreich-Ungarn und Italien hegt Angriffs gedanken gegen Frankreich oder Rußland, alle drei Groß niäckte sind mit Dem zufrieden, was sie haben, und gönnen Rußland und Frankreich Alles, was sie aus friedlichem Wege erreichen können, um ihre Macht und ihre Wohlfahrt zu be festigen und zu erhöben. ES ist deshalb die Frage nicht nur gestattet, sondern un umgänglich nothwcndig: Welchen Zweck verfolgt die Ber brllderung der beiden Mächte Rußland und Frankreich? Da dieser Zweck ganz willkürlich und ohne jede innere Be rechtigung al» Vcrtheidigung gegen die AngriffSpläne des Dreibünde- ausgegeben wird, so haben die Tbeilnebmer diese- Bundes alle Ursache, dem neuen Bunde das höchste Mißtrauen entgegen zu bringen und ihre Wehrkraft au das irgend erreichbare Maß anzuspanncn. Es sind in Moskau und in Paris in den letzten Tagen so unzweideutige Kund gebuinzen erfolgt, welche den wahren Sinn deS russisch französischen Bündnisses verralhen, daß man darnach nicht besonder- Ausschau zu halten nöthig hat. Die Nennung der Namen Tschernajcw und Dsroulöde genügt, um zu zeigen, aus welchen Grundlagen das russisch-französische Bundnitz ruht. UnS bleibt solchen Kundgebungen gegenüber nur übrig, wachsam zu sein und unS für alle Möglichkeiten bereit zu halten ES ist Wohl kaum ein Zufall, daß sich in neuester Zeit mehrere Fälle ereignet haben, in welchen russische Schiffe murr Brdrakr» errrzevdeo Umständen dir Dardanellen zn durchfahren suchten. Die türkische Regierung bat wickcrbolt achgegeden, obwohl der vom russische» Botschafter geltend gemachte Unterschied zwischen Soldaten und Reservisten nabe an Hob» gegen die Türkei streift. Die Türkei muß cö sich daran genüge» lassen, daß sie die öffentliche Meinung für sich hat und daß ihre militairischc LeislungSsäbigkeit ibr gestaltet, auch einmal nachzugcben, wo sic offenbar im Rechte ist. DäS russische Getreide-AuSfubrvcrbot ist eine ernste Sache, die zwar zunächst Rußland selbst betrifft, aber auch aus den delillchrn Nachbar eine sehr fühlbare Wirkung äußert. Wenn ei solchen Unglückssällcn, wie sic eine schlechte Ernte darstellt, überhaupt von einer günstigen Seite die Rede sei» kann, so besteht sic darin, daß ei» große- Reich, dessen Bevölkerung tbeilweise dem Mangel ausgcsctzt ist, nicht an auswärtige Uutcrnchmungcn denken kann, besonders nicht, wenn eS denn Gegner auch nicht auf Ucderstuß stößt. Deutschland siebt zwar nicht vor einem Notbstandc, aber cs giedt bei uns Gegenden, welche der Einfuhr von Roggen bedürfen, wen» die Ernte so aussällt, wie ffe erwartet wird. Rußland ist der Staat, aus dessen Hilfe Deutschland iu dieser Beziehung hauptsächlich angewiesen ist, wenn aber diese Hilfe in Folge dcö Ausfuhrverbotes auöbleibt, so trete» allerdings schwierige Verhältnisse ein, auf deren Vc- eitigung wir unser Augenmerk richten müsscii. Die Ungunst der Witterung, welche unS in diese Lage versetzt hat, konnte vor zwei Monaten nicht vorauSgcsehcn werde», aber wir werden Mittel und Wege finken, um aus diesen Schwierig keiten bcrauSzukommcn, besonders weil durch die Speeulatiou große Vorrälhe augehäuft sind, welche sich jetzt aus dem Hintcrbalt hervorwagcn werden. Außerdem ist Weizen genug vorhanden, daß schon dadurch ein Ausgleich hcrveigcsuhrl werden kann. Hier berühre» sich auswärtige und innere Politik, und cS wird sich zunächst darum handeln, scst- zustellen, ob in Folge deS russische» AussubrverboleS ein wirklicher Notbstand oder nur ein künstlich durch die Spccu lation erzeugter hcrvortrcten wird. * Leipzig, 14. August. * Bei der Parade am Mittwoch in Petersburg hielt der deutsche Botschafter während de» Borbei- dcfilirenS der Truppen neben dem Kaiser, bei dem päter stattfindenden Frühstück saß derselbe neben der Kaiserin. Diese Meldung scheint mit den russischen Abwiegelungsversuchcn in Frankreich in Einklang zu bringe» »u sein. * Tchorlemer-Alst bat mit seinen Worten gegen den „Osservatorc romano" in Düsseldorf schon einen Erfolg erzielt. Es ist nämlich den vaticanischen Blättern wegen eine- anzeblichcn Bündnisses deö ValicanS mit Frankreich auszuführen befohlen, daß der Papst für Frankreich durch die Erklärung, daß die Bekämpfung der republikanischen Staats orm vom kirchlichen Slanvpunete ungerechtfertigt wäre, genau dasselbe wie für die anderen Staaten gethan bade. Was den Dreibund detrcfsc, so sei natürlich, daß der Papst ihn nicht lobe, da italienische Staatsmänner wie EriSpi beflissen ieicn, demselben ei» der Kirche scindseligcS Wesen zuzuschreiden. UnS Protestanten kann eS gleichgiltig sei», was der Papst tbut, den deutschen Katholiken aber dürste dieser verclausulirte Satz bemerklich machen, daß der Papst nicht nur daö Ober Haupt der Kirche, sondern in erster Linie franzosensreund- lich ist und daß er eine objective Auffassung weder seines Amtes noch der Weltlage hat. * lieber ben Ausfall der Wahl in Tilsit-Niederung stellt die frciconservative „Post" folgende Betrachtung an: Der Ausgang der Wahl in Tilsit-Ntederung zeigt, baff die Annahme, al« ob die vergleichsweise geringe Wahlbelheillgmig am 28. Juli d. I. aus starke Reserven der conjervativen Partei schließen Neffe, irrig war. Der conservative Eandidat vereinigte in der Stich wahl nur sehr wenig mehr Stimmen auf sich als im ersten Wahl gange, während die Zahl der dculschfreisinnigen Stimmen um über 2ü00 wuchs, von denen allerhöchste»» die Hälfte aus den Zuwachs aus den anderen bei der Stichwahl ausiaüenden Parteien entfällt. Es darf daher nicht mehr daran gezweiselt werden, daß eine nicht unbeträchtliche Zahl der Wähler au« dem conservativen i» daS geg nerische Lager übergegangen ist. lieber das Gewicht der Tbatsache tauscht man s,H weder mit dem Hinweis a»s den eben in Memel-Hende- krug erfochtenen Wahlsieg fort, denn dort war die Wahl de» cvnjer- valiven Eandidalen nicht ernstlich bestritten, noch dadurch, daß man da« Cartel zum Sündenbock stempeln will, denn in Ostpreußen ist das Eartel kaum überhaupt zur praktischen Geltung gelangt und in Tilsit-Niederung schon 1890 dem conservaliven Candidalen ein nationalliberaler Mitbewerber entgegengetreten. Die Thatsache eines erheblichen Rückganges der conservaliven Stimmuna zu Gunsten des Freisinnigen ist für Jeden, der sich nicht selbst belügen will, klar; mit Ibr wird man rechnen müsse», wenn ander mal, nicht Gefahr lause» will, falsch zu rechnen. Forscht man den Ursache» der Erscheinung nach, so wird man, vor behaltlich noch nicht vorliegender näherer Mittheilungen lin dem Wahlkreise selbst, al» entscheidenden Factor die Höhe der Preise der LebenSmittel, namentlich des Getreide-, und die Getreidezülle ansehen müssen. Die Frage hat den Mittelpunkt deS Wahlkampfes gebildet und ist namenllich von den Freisinnigen als wirksamster Sturmbock gegen die conservative Position angewandt. Schon in früheren Fällen, namentlich bei den Wahlen von 1890 ist da. wo diese Frage die Wahlbemegung beherrschte, eine strenge Scheidung der Wähler >e nach dem Interesse der Production und Lonsumtivn ohne Rücksicht aus die sonstige Parieistellung beobachtet worden. Es scheint, daß der augenblickliche Truck der ungewöhnlich hohen Preise »ine Anzahl von Wählern, deren dauernde« Interesse sich an da« Gedeihen der Landwirlhschast knüpft und sie deshalb in normalen Zetten tn das konservativ« Lager führt, zum Abfall ge- bracht hat. Auch mit dieser Wirkung der hohen Preise wird man in der Folge rechnen müssen; sie erweisen sich somit, wie im wirldschastSpoltttschen, so io, politischen Jnteresse als ein schweres Uebel. * Gegen Wiederwahl de» Herrn Obrrpräsidenten von Puttkamer im Wahlkreise Stolp-Lauenburz tritt das Stöcker'sche „Volk" ein. Da- Blatt behauptet, daß weite conservative Kreise die bewäbrte, echt konservative Persönlich keit de- Herrn v. Ham meist ein im Reichstage vermißte» Von verschiedenen Seiten sei der lebhafte Wunsch geäußert Herrn v. Hammerstcin seinen alten Wahlkreis wieder zu ver schaffen Ter Wiedereintritt deS Herrn v. Hammerstcin in die conservative ReichStagSsracticn sei im Interesse einer festen, zielbewußten Politik unbedingt erforderlich. * Der erste Spatenstich zum Dortmund - EmS Canal, bei welcher Gelegenheit der hierzu besonder» ge stiftete silberne Spaten zur Anwendung kommen wird, soll nunmehr in vier b>S fünf Wochen unter entsprechender Feier lichkeit io der Nähe der UedergangSstrlle de» EaoalS über di« Lippe stausiad«. * DaS preußische Staatsministerium hat kürzlich Veranlassung gebubt, sich mit der Frage zu beschäftigen, ob die erkennende DiSciplinarbcbördezu einer nochmaligen elbstständigc» Prüfung der von dem Strafrichter bejahten Sckuldsrage berechtigt und verpflichtet, oder ob sie an die lrasrechltiche Beziehung der Schuldsrage gebunden und nur darüber zu entscheiden berufen ist, welche Diöciplinarstrase anzuweiideu sei Im Gegensatz zu einem richterlichen Er» lenntniß bat sich das Staat-Ministerium gegen die letztere :'lllcriiative aus folgende» Gründen ausgesprochen: Nach ts. 38 de» DiSeipIiuargcsetzeS vom 21. Juli 1852 bat die TiSciplinarbcbörte bei ihrer Entscheidung nach ihrer freie», a»S dem ganzen Inbegriff der Verbandtungen und Beweise zcschöpstcn ileberzeugung zu bcurtbe»Ien. inwieweit die An- chuldiguiig sür begründet zu erachten ist. Eine Ausnahme von diesem Grundsätze ist nur dabin festgesetzt, daß »m Falt« eines fr ei sprech ende» richterlichen Unheils wegen der ge richtlich erörterte» Tbatsache» nur noch insofern ein TuS« cipliilarverfabren statlsindet, als dieselben ohne Beziehung z» dem untersuchte» criminellen Thatbestande ein Dienstvergehen enthalte». Für den Fall einer gerichtlichen Berurthei- ung ist dagegen eine analoge Bestimmung, daß der Di»« cipliiiarrlchtcr au die die Schutdsrage betreffende Entscheidnng der Strafrichter gebunden sein solle, weder ausdrücklich ge troffen, noch indirekt dadurch angcdcutet, daß der DiSciplinar- inslaiiz die Entscheidung darüber Vorbehalten ist, ob außerdem, da» beißt außer dem Criminalvcrfahren, ein DiSciplinar- versabrc» ciiizulcitc» sei. In Ermangelung einer gesetzlichen Bestimmung ist der allgemeine Grundsatz des tz. 38 auch sür den Fall einer vorbcrgcgangeiicn criminellen Vernrtheiluog anzuwcntc» Erwägungen allgemeiner Natur, wie die Rüct- icbt aus die praktischen Uln-trägticbkeiten, die aus einer entgegengesetzten Entscheidung der Schuldsrage seiten« deS Eriminal- und des DiSciplinarrichterS entstehen können, und die Betrack'liing, daß im Erimiiialversabrcn und im DiS- ciplinarvcrsahrcn dieselbe Staatsgewalt, dieselben öffentlichen- Jntcresscn verfolgt, und daß in beiden nach gleichen BeweiS- grulidsätzeii entschiede» tverde, können gegenüber positive» Gesetzesbestimmungen nicht in Betracht kommen. * Gelegentlich einer Gerichtsverhandlung in BreSlau gab der Sachverständige, Regierung«- und Baurath Grosse, die Erklärung ab, tag die im StationS-Tclegraphen-Bureau be- 'chästigtcu Telegraphisten in der Woche an fünf Tagen je acht Stunden und an zwei Tage», Sonnabend und Sonn tag, >e zwölf Stunden hintereinander Dienst haben. Hierzu kommt, daß ihnen alle neu» Wochen ein dienstfreier Tag gewährt wird. Das ist in der Tbat vom Staate ver werflich. Freilich lieben auch andere fiScalische Unternehmungen, ihre Arbeiter zu lange zu beschäftigen. * Wie alljährlich in Südwestdcutschland findet auch in diesem Jahre, und zwar i» WormS am 30. August rin gcmciiisameS Fest der nationalliberalcu Vereine und Parteigenosse» au« Bade», Hessen, Hessen-Nassau, der Pfalz und Württemberg statt, „das der Eriunerung an die ruhm reiche» Zeiten der Wiedererrichtung des neuen deutschen Kaiserreiches gilt". Der seitens de« FestauSschufsrS an die Eentrallcitung der Partei ergangenen Einladung werden in Vertretung des EentralwahlcomilvS die Herren RcichStagS- abg. I>r. Boettcher und LandtagSabg. Geh. Reg.-Rath Simon entsprechen. * Weil, wie der „Dzicnnik Pozn." mittheilt, die Semi naristen polnischer Nationalität weder in den Lehrer seminaren, noch auch schon vorher in den Präparandrn- Aiistaltcn einen methodischen polnischen Sprachunterricht er halte», so daß sie also auch schwer im Stande seien, einen genügenden polnischen Sprachunterricht zu ertheilcn, richtet da« gciianntc polnische Blatt an de» preußischen Minister die Bitte: er möge durch die Provinzial-Echul- collegicn in den Lehrerseminaren der Provinzen mit polnischer Bevölkerung für die polnischen Seminaristen polnischen Sprachunterricht einsühren lassen. * AuS Rom wird der „Franks. Zeitung" gemeldet, in vaticanischen Lkreisen verlaute, die Curie bade eine neue Vor schlagsliste Preußens für die Besetzung de- erzbischöf lichen Stuhles in Posen abgelchnt, weil sic nur deutsche Candidaten enthielt, und der Papst bei dem Ent schlüsse verharre, keinen Erzbischof für Posen zu ernennen, der nicht der Sympathien der Bevölkerung sicher wäre. * Die Bischosscoiiferenz in Fulda wurde am Mittwoch im Hohen Chor des TonicS, nicht in der BonisaciuSgrust, welche rcnovirt wird, mit einer Andacht eröffnet, die eine Viertelstunde währte. Anwesend waren: Erzbischof von Köln, Kremciltz, Fürstbischof Kopp von BreSlau, Bischof Thiel vom Ermland, Bischof Redner von Kulm, Bischof Sommerwerk gen. Jacobi de» Hildcshcim, Bischof Höring von Osnabrück, Bischof H Dingclstad von Münster, Bischof Klein von Limburg, Bischof Korum von Trier, Bischof Weyland von Fulda, Fcldpropst 1>r. Aßmann auS Berlin. DaS erledigte Erzbiöthum Polen und Gnesen ist vertreten durch den Wcihdiscbos Ilr. LikowSki auS Posen und Capitularvicar Krau« von Gnesen, Paderborn durch den Capitularvicar Etuckmann. Wegen deS preußischen DiLceseiianibeilS sind außerdem an wesend: 1>r. I. C RooS von Freiburg und Bischof I>r. P. L. Haffner von Mainz. Ten Vorsitz fübrtc der Erzbischof von Köln. Die Eonscrcnz wird voraussichtlich zwei Tage dauern, die Gegenstände der Beratbung sind nicht bekannt. * Für die bavrrischcn LandtagSersatzwablen in Ingolstadt und Traunstein ist jetzt der 18. d. M. an- bcrauml. worden. Mil welchen Mitteln bei diesen Wahlen der Klerus arbeitet, mag nach der „M. Z." daraus abgc- nommen werden, daß in Traunstein am Abend vor der Wahl eine Wahlmännerversammlung stattfinden soll, zu der nur die auf den ofsicicllcn „patriotischen" Eanditaten Hofstattcr cingeschworenen Wablmänner Zutritt baden sollen; am nächsten Morgen werte» diese dann im geschloffenen Zuge von ihren geistlichen Führern an den Wabltiscb geleitet. Trotzdem halt man die Wabl deS unabhängig-klerikalen Or. Kleitner nicht sür ausgeschlossen^ selbst geistliche Wahl männer baden auf jenes ibr Amt verzichtet, weil sie zwischen dem Terrorismus der „patriotischen" Kammerfübrcr und der Ge sinnung ibrer Auftraggeber in einen unlösliche» Eonslict gerietbea. Welches Ansehen unterdcß sich die „patriotische" AgilationS- weise errungen bat, beweisen die VorberritungSardeiten für da- gemeinsame Stiftungsfest der katbolischcn Vereine in München: für diese« haben der Reich-lagSabgeordnete Graf Konrad Preysing und daS neu ernannte Mitglied der ReichSrathskammer Frhr. v. Herfliug da« Prästdeu» «ff»
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