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port". berg. «1 Sen ru sxreekM Drvsckeu, , TLursu ete. leatertLurer. and. Ambacher. über 189K VN 2 oerbevereins: nt Achsen- Theilmhmer zneidermeister er-a Inserate werden bis Vormittag 11 Uhr angenommen. Preis für die Spaltzeile 13 Pfg, Außerhalb des Landgerichtsbezirks 15 Pfg 18S6. ^iöergerAilzeiger NN- Tageblatt F 215 Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg Md Brand. Verantwortliche Leitung: Georg Burkhardt. ' —- 49. Jahrgang. Dienstag, den 15. September. Erscheint jeden Wochentag Abends Uhr sür den anderen Tag. Preis vierteljährlich 2 Mk. 25 Pfg. zweimonatlich 1 Mk. 50 Pfg. u. einmonatlich 75 Pfg. Bekanntmachung. Zur Verhütung von Schadenfeuern wird nach Gehör des Bezirksausschusses für den ge säumten Bezirk der unterzeichneten Königl. Amtshauptmannschast Folgendes anderweit in Er innerung gebracht beziehentlich neu angeordnet: I. Streichhölzer und Zündwaaren aller Art sind in den Haushaltungen stets so aufzubewahren, daß Kinder nicht dazu gelangen können. Gegenstände solcher Art dürfen an Kinder unter 14 Jahren nicht verkauft oder sonst ver abreicht und noch weniger von ihnen selbst Vertrieben werden. II. Die Aufstellung von Getreide-und Strohfeimen darf nur in einer Entfernung von mindestens SO m von bewohnten oder unbewohnten Gebäuden erfolgen. Den Feimen sind Anhäufungen von Stroh, Getreide oder Heu in Mengen von mehr als 2 Fudern, sowohl in unregelmäßigen, unbedeckten Haufen als unter teilweise offenen, sogenannten Schauern, gleichznachten, wenn sie länger als sechs Tage liegen sollen. III. Das übliche Verbrennen des Kartoffelkrauts wird, weil dieses Kraut höchst wertvolle Düng stoffe enthält, die beim Verbrennen nutzlos zerstreut werden, im eigensten Interesse der Besitzer dringend widerrathen. Verboten wirb dagegen das Entzünden von Kartoffelfeuern durch Kinder unter 14 Jahren, sowie das Anzünden solcher Feuer in größerer Nähe als 50 m von Gebäuden, Feimen und öffentlichen Wegen. Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Anordnungen und Verbote werden an den Zuwider handelnden und soweit der Vertrieb von Streichhölzern und das Entzünden von Kartoffelfeuern durch Kinder in Frage kommt, nach Befinden an deren Eltern oder den sonst zu ihrer Erziehung oder Beaufsichtigung verpflichteten Personen mit Geldstrafe bis zu 60 Mark oder mit Haft bis zu 14 Tagen geahndet. Sämmtliche Ortspolizeibehörden des hiesigen Bezirks erhalten hiermit Anweisung, für ge hörige Verbreitung dieser Bekanntmachung innerhalb ihrer Bezirke Sorge zu tragen, die Durch führung der darin getroffenen Anordnungen sorgfältig zu beaufsichtigen und Zuwiderhandlungen anher anzuzeigen. Freiberg, den 1. Juli 1896. Königliche Amtshauptmannschast. Dr. 8te1»«i7k. Bekanntmachung, das Auftreten der Blutlaus betreffend. Anher erstatteter Anzeige zufolge ist neuerdings in einigen Gärten in Freibergsdorf die Blutlaus aufgetreten. Es werden deshalb die Besitzer von Gärten in Freibergsdorf veranlaßt, ungesäumt ihre Bäume auf das Vorhandensein dieses Schädlings zu untersuchen und eventuell sofort sowie im nächsten Frühjahr die in der diesseitigen, an hiesiger Kanzleistelle sowie beim Gemeindevorstand zu Freibergsdorf einzusehenden Bekanntmachung vom 1. April 1884 empfohlenen Maßnahmen zur Vertilgung dieses Jnsects zur Ausführung zu bringen. Die Gemeindebehörde zu Freibergsdorf ist angewiesen worden, sämmtliche Gärten durch einen Sachverständigen untersuchen zu lassen, dessen Anordnungen Seiten der Gartenbesitzer bei Strafe bis zn 60 Mark unweigerlich Folge zu leisten ist. Freiberg, den 12. September 1896. Königliche Amtshauptmannschaft. 11 r . Bekanntmachung, das ZiehtinVerwesen betreffend. Die zweite der durch Bekanntmachung vom 30. August 1886 angeordneten ärztlichen Hauptuntersuchungen der im hiesigen Stadtbezirke befindlichen Ziehkinder, welche noch nicht schulpflichtig und nicht bei verwandten Personen untergebracht sind, findet in diesem Jahre Montag, den 21. September 1896, Nachmittags 3 Uhr in der Kastenstube des Kaufhauses statt. Es werden demgemäß die Ziehmütter mit dem Bemerken, daß sie auf Erfordern auch Auskunft über Namen, Geburtsort, Alter und sonstige Familienverhältnisse ihres Ziehkindes und dessen Eltern geben müssen, aufgefordert, ihre Ziehkinder zu genannter Zeit dortselbst unter Vorzeigung des polizeilichen Erlaubnißscheines den mit der Untersuchung beauftragten Herren Aerzten vorzustellen. Durch unentschuldigt« Berfäumung der Borstellung des Kindes wird di« Berechtigung zum Halten von Ziehkindern verwirkt. Freiberg, am 11. September 1896. Der Gtadtrath» »r »««L. R. Einladung. Zu Ehren des zum Oberbürgermeister der Stadt Chemnitz erwählten und Mitte dieses Monats aus seinem dermaligen Amte scheidenden Herrn Bürgermeister vr »««L soll nächsten Dienstag, den 15. September 1896, Abends ^28 Uhr im Saale des Ge Werbehauses ein Festmahl veranstaltet werden. Die Mitglieder der hiesigen Behörden, sowie die Bewohner hiesiger Stadt werden zur Theil- nahme an diesem Festmahl hierdurch ergebenst eingeladen. Tafelkarten L 3 Mk. wolle man bis spätestens den 14. September Abends bei Herrn Restau rateur Helbig im Gewerbehause entnehmen. Freiberg, den 10. September 1896. Der Stadtrat h. Hö^lvr. Bekanntmachung. Die diesjährige Hauptkonferenz der Herren Direktoren und Lehrer an den Volksschulen deS Schulinspektionsbezirks Frecherg findet Dienstag, den 22. 1»^. von ^lO Uhr vormittags an im »Bairischen Garten" hier statt. Freiberg, den 14. September 1896. Der Königl. Bezirksschulinspektor. I)i. Personen-Sonderzüge Dresden-Reick. Anläßlich der am Sonntag, den 20. September d. I. stattfindenden Pferderennen bei Reick werden an diesem Tage Personen-Sonverzüge von Dresden-Ältst, nach Reick und zurück nach Bedarf ab gelassen und zwar: a) in der Richtung von Dresden-Ältst. (Böhm.Bhf.) nach Reick vor Beginn des Rennens von nachm. 1 Uhr 30 Min. ab bis 1 Uhr 50 Min. b) in der Richtung von Reick nach Dresden - Ältst, von nachm. 5 Uhr 35 Min. ab bis 5 Uhr 55 Min. Zu diesen Zügen werden in Dresden-Ältst. Rückfahrkarten zum Preise von 60 Pfg. für II. und 40 Pfg. für III. Wagenklasse ausgegeben. In Reick sind einfache Fahrkarten nach Dresden-Ältst, zum Preise von 50 Pfg. für die II. und 30 Pfg. für die III. Wagenklasse ver käuflich. Zur Vermeidung von Unglücksfällen wird das Publikum aufgefordert, bei der Rückfahrt ab Reick das früher wiederholt beobachtete vorzeitige Aufspringen auf die einführenden Sonder züge zu unterlassen. Zuwiderhandlungen werden nach AZ 61 und 62 der Betriebsordnungen für die Eisenbahnen Deutschlands bestraft. Dresden, am 10. September 1896. Königliche Generaldirektion der Sächsischen Staatseisenbahnen. No. 8621 61. HoKinaiui. Politische Umschau. Freiberg, den 14. September. Wie der „Hamb. Korr." aus Görlitz meldet, hat der dentsche Kaffer den General-Oberst der Kavallerie Graf Waldersee zum Chef des Schleswigschen Feldartillerie-Regiments Nr. 9 ernannt. Die „N. A. Z." schreibt: „In einem Theile der Presse wird »och immer eine Diskussion über den wahren Wortlaut des Trinkspruchs unterhalten, den Se. Majestät der Kaiser von Rußland bei dem Festmahle in Breslau ausgcbracht hatte, ob gleich eine zuerst von unverantwortlicher Seite hinaustelegraphirte falsche Lesart durch den alsbald bekannt gegebenen wirklichen Text berichtigt worden war. Demgegenüber können wir noch- umls konstatiren, daß, wie alle im Saale anwesenden und der französischen Sprache kundigen Personen bestätigen können, die Worte Seiner Majestät des Kaisers Nikolaus, der laut und im ganzen Saale vernehmlich sprach, so lauteten, wie sie der offizielle Text wicdergegeben hat. Es wäre daher gut, jene Betrachtungen als dnrchans müßig einzustellen. — Das Interesse der diplo matischen Kreise wird übrigens lebhaft durch die Frage beschäftigt, wie es möglich sein konnte, daß der offiziöse Telegraph im Zu sammenhang mit der Anwesenheit des Zaren in Breslau zunächst einen Wortlaut des Toastes, den der Kaiser von Rußland an geblich nusbrachte, verbreiten konnte, der den Franzosen Wasser auf die Mühle und den Deutschen ein Schlag ins Gesicht war. Wie ans Hofkreisen verlautet, ist hieran die Organisation schuld, die jetzt im Dienste der sogenannten Versorgung der Presse um deswillen Platz gegriffen hat, weil man Allerhöchsten Orts eine grundsätzliche Abneigung gegen die Zulassung von berufsmäßigen Vertretern der Presse zu irgendwelchen Veranstaltungen hat, die den Hof berühren. In Folge dessen mehrt sich von Jahr zu Jahr die Zahl der Unrichtigkeiten in der Berichterstattung über Festlichkeiten, in deren Mittelpunkt der Kaiser selbst steht. Wie die „M. P. K." erfährt, soll nun hierin Wandel geschaffen werden, damit sich derartige Vorgänge nicht wiederholen, die un liebsame Folgen hervvrzurusen im Stande sind. Es finden sich immer noch Leute, die es für gut halten, sich über die bei den Breslauer Festen ausgetauschten Reden die Köpfe zu zerbrechen. So besonders der Reichsbote, der über die beiden Lesarten des Toastes des Kaisers Nikolaus noch allerlei meditirt und schließlich feiner Antipathie gegen Rußland also Ausdruck giebt: „In Deutschland macht sich Niemand mehr über Rußland Illusionen. Rußland ist der Bundesgenosse Frank reichs. Das fagt Alles. Man hebt zwar hervor, Rußland dämpfte die französische Nachsucht gegen Deutschland. Bis jetzt haben wir davon nichts gemerkt; freilich treibt es Frankreich auch nicht zum Krieg, weil ein europäischer Krieg auf seine Aktion in Asien störend und hemmend wirken würde. Auf diese aber kommt es ihm jetzt an! Und es gebraucht das Bündniß mit Frankreich als ein Jmpelle für Deutschland, sich freundlich zu den russischen Absichten in Asien zu stellen. So lange Deutsch land das thut, hat Rußland kein Interesse daran, der französischen Rachsucht die Zügel schießen zu lassen. Was aber werden wird, wenn Rußland seine Zwecke mit Hilfe Frankreichs erreicht hat, das steht auf einem anderen Blatte. Ein starkes Deutschland ist Rußland nie sympathisch gewesen. Alexander II. machte darin eine Ausnahme, die schwerlich wiedcrkehreu wird." — Die Kölnische Volkszeitung gelangt, gegenüber den verschiedenen Deutungen, die man den Breslauer Ereignisse» untergeschoben hat, zu einer recht skeptischen Auffassung: „Heute schaut aus dem Nebel nichts greifbares und festes heraus, und selbst die Offiziösen zeigen sich zwar befriedigt, sagen aber nicht, warum. Das läßt kaum aunehmcn, es sei Großes erreicht worden. Und deshalb wiederholen wir unsere Ansicht, daß erst der Zarenbesuch in Paris nns Klarheit fchaffen wird. Dort muß sich zeigen, ob Nikolaus Arm in Arm mit Frankreich das Jahrhundert m die Schranken fordern will oder nicht. Ist es der Fall, dann wird man urtheilen können, daß die schlesische Zusammenkunft nichts zu bedeuten gehabt habe; weigert sich aber der Zar, sich Frank reich hinzugeben — was cvent. auch deutlich genug erkennbar sein würde — dann geht daraus hervor, daß Rußland sowohl mit Deutschland als Frankreich gute Nachbarschaft halten will. Die französischen Revanche-Männer müßten dann ihre Hoffnungen einsargen; dies aber könnte dazu führen, daß das Bündniß mit Rußland als „zwecklos" aufgegeben würde. Jedenfalls stehen uns auf internationalem Gebiete in den nächsten Wochen Ent scheidungen von der höchsten Wichtigkeit bevor; es hat lange keine politisch so bedeutungsvolle Epoche gegeben." Daß für den Sicherheitsdienst während der Kaisertage in Breslau sowohl von preußischer, wie von russischer Seite die ausgiebigsten Maßnahmen getroffen waren, ist selbstverständlich und erklärlich. Daß die Sorge der russischen wlitischen Polizei nicht unbegründet war, ergiebt sich aus folgen der Mittheilung, die der „Vosf. Ztg." aus Breslau zngegaugen ist und die aus dem Munde der Dame selbst herrührt, von der im Folgenden die Rede ist: Neben dem Ständehause, dem Ab steigequartier der russischen Majestäten, wohnt eine adelige Dame. Bei dieser erschien ein fein gekleideter Herr, der bei ihr anfragte, ob in dem Hause eine Wohnung oder auch nur ein Zimmer zu miethen wäre; die Gasthäuser wären alle besetzt, er könne nir gends eine Unterkunft finden. Die Dame erwiderte ihm, daß sie nichts zn vermiethen hätte. Darauf bietet ihr der betreffende Herr, wenn sie ihm auch nur ein Zimmer abtreten würde, 50 Mk. täglich. Die Dame bleibt dabei, sie hätte nichts zu vermiethen. Der Herr läßt sich nicht abweisen nnd meint, es sollte ihm nicht darauf aukommen, einen höheren Preis zn bezahlen, wenn er nur endlich ein Unterkommen hätte. Er bietet 100 Mk. und schließ lich, als die Dame auch bei 500 Mk. sich weigert, äußert er, die Dame könne ja sagen, was sie haben wollte. Sie bleibt jedoch fest, daß sie kein Zimmer zu vermiethen hätte. Der Herr ist eben- zur Thür hinaus, da fällt ihr mit einem Male ein, es könne eur Nihilist sein. Sic schickt schnell Jemand zur Polizei und rust den Herrn wieder zurück und theilt ihm mit, daß ste es doch rch überlegt hätte, cs wäre ihr vielleicht doch noch mogllch, ein Zimmer abmqeben Sie sucht ihn daher aufzuhalten, der Herr muß »edoch etwas gemerkt haben, denn ehe die Polizei kam, war er ver schwunden. Später wurden der Dame von der Polizei die Photo graphien der Nihilisten vorgelegt und sie glaubte, in eurem der