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ÄmUei V IHritzeli ßrlrkN für DreWm, SmekihM Ichmtzmil, Imch, Drsdorf, KM, MnmnsßM, Jilchftiii 8wMtiiil«l. Ain». Ahn, SIniMi, SInWiitl,. Mj-üt, Kußeii. Schräm, StMitz, Am, Mlfshii«. ZMtiW mS II»Ml MU einer illustrierten Sonntags - Vrilage. Dieses Blatt erscheint in Naunhof jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, Nachmittag 6 Uhr, mit dem Datum des nachfolgenden Tages und kostet monatlich 3b Pfg., vierteljährlich 1 Mark. Für Inserate wird die gewöhnliche einspaltige Zeile oder deren Raum mit 8 Pfennigen, für solche außerhalb der Amtshauptmannschaft Grimma, sowie für Anzeigen am Kopfe und im Reklameteile, mit 10 Pfennigen, berechnet, bei Wiederholungen tritt Preisermäßigung ein- Nr. 126.Freitag, den 26. Oktober 1900.11. Jahrgang. Neues und Altes vom Feldmarschall Grafen Waldersee. (Fortsetzung und Schluß.) Graf Waldersee hatte in der Nacht vom 27. bis 28. Nov. 1870 in Pithiviers Quartier genommen und war am 28. morgens gerade mit der Abfassung seines Berichtes an den König beschäftigt, als Kanonendonner hörbar wurde. Der Graf beendete schnell seinen Be richt, sandte ibn ab, warf sich aufs Pferd und eilte nach dem südöstlichen Ausgange der Stadt, da der Kanonendonner von dorther zu kommen schien. Bald deutete die zunehmende Stärke auf einen ernsten Kampf, und ein schneller Ritt brachte den Grafen nach dem etwa zwanzig Kilometer entfernten Schauplatz, wo er bereits gegen 11 Uhr beim kommandirenden General des angegriffenen 10. Korps, General von Voigts- Rheets, am Bahnhof von Beaune eintraf. Schon auf seinem Ritte hatte er den immer heftiger werdenden Angriff auf Beaune wahrgenommen, konnte dem General aber auch schon Mitteilung machen, daß die nächsten Truppen des 3. Korps, die 5. Division, etwa in zwei und einer halben Stunde zu erwarten seien, eine Nach richt, die wesentlich zu dessen Entschluß, sich unter allen Umständen zu behaupten, beitrug. Aber noch ehe das Eingreifen dieser Truppen wirksam wurde, trat die Krisis des Tages ein. Schon sollten auf die unrich tige Meldung hin, daß Beaune verloren sei Rückzugs befehle erlassen werden, als der Oberstleutnant von Caprivi, damals Stabschef beim 10. Korps, den General bewog, davon abzustehen und erst noch genauere Mel- düngen abzuwarten. Vor allem sei das heranrückende 3. Korps zum beschleunigen Eingreifen aufzufordern. Graf Waldersee erbot sich sofort, dorthin zu reiten, was der General zunächst ablehnte. Ein ausgesandter Kavallerie- Offizier kehrte zu Fuß zurück, da sein Pferd schon von zwei französischen Schützen erschossen war. Nun hielt es den Grafen nicht mehr dort, und obwohl noch ein anderer Offizier, Leutnant von Podbielski — der heu tige Staatssekretär — entsandt wurde, dem erst Infan terie den Weg bahnen mußte, jagte der Graf doch in der Richtung des unmarschierenden 3. Korps um die französischen Schützenlinien herum auf die heranrückende preußische Infanterie zu, der in die Richtung zum ent scheidenden Eingreifen wies. Eine französische Granate sprang über seinem Kopf, ohne ihn zu verletzen. Weiter ging der Ritt zum kommandirenden General des 3. Korps, dem General von AlvenSleben, den er über die Lage unterichtete, und dem er ebenfalls den Punkt an gab, wo ein Eingreifen am entscheidendsten sein mußte. Die Orientirung erwies sich al» so richtig, daß der General von AlvenSleben nichts an seinen Befehlen zu ändern brauchte, als genauere Nachrichten über den augenblicklichen Stand des Kampfes eintrafen. Graf Waldersee hatte auch sofort starke Artillerieentwickelung vorgeschlagen, um die vorrückende feindliche Infanterie bald zur Umkehr zu bewegen. Dann müsse Kavallerie den Erfolg vollenden. Das Anerbieten des Grafen, bei den Truppen zu verbleiben, nahm AlvenSleben mit den Worten an: .Niemand ist besser unterrichtet als Sie, ich möchte mich schon deshalb Ihres Rates ver sichern; alter Artillerist und da möchte ich Sie bitten, meine Artillerie anzusetzen, wenn Sie meinen, daß Ihr Auftrag dies erlaubt." Nach einer Erkundigung für geeignete Stellungen führte der Graf die erste ankom mende Batterie sogleich dahin vor und ließ das Feuer eröffnen. Als bald starke französische Jnfanterielinien in großer Unordnung zurückwichen, machte der Graf, getreu seinem ersten Rate, darauf aufmerksam, daß nun Kavallerie den Erfolg vollenden müsse. Leider wurde die Gelegenheit, hier eine glänzende That auszuführen und den Tag zu entscheiden, von der anwesenden Ka- valerie nicht ausgenutzt, wie es auch trotz des ausge weichten Erdreich wohl möglich gewesen wäre. Schon am 29. früh ist Waldersee wieder iu Be aune, um seinen Bericht an den König zu ergänzen. Der 30. führt ihn wieder mit dem Prinzen zusammen, der das Schlachtfeld besichtigte. Nach mehrfachem Schwan ken war dieser von dem Plan einer Offensive am 30. wieder zurückgekommen; nun bedauerte er, sie unter lassen zu haben. „Doch selten kehrt," wie er zum Grafen sagte, „das Soldatenglück mit derselben Gunst zurück." Als der Graf am 1. Dezember spät abends die Gewißheit gewann, daß es am folgenden Tage bei der westlich der großen Straße Orleans-Paris operirenden Armeeabteilung des Großherzogs voraus sichtlich zu ernsteren Kämpfen kommen werde, beschloß er sofort, noch vor Tagesanbruch dorthin zu eilen, da der Schwerpunkt der Ereignisse zunächst dort liegen mußte. So wurde es ihm möglich, auch der entschei denden Schlacht bei Loigny am 2. Dezember beizu wohnen und auch hier erfolgreich in den Gang der Ereignisse cinzugreifen. Schon auf seinem Ritt am frühen Morgen des 2. Dez. 1870 zur Armeeabteilung fand Graf Walder see Gelegenheit, starke, östlich der Straße Orleans-Pa ris vorrückende Massen des Gegners genau zu beobach ten. Seine unter größten Schwierigkeiten teils durch einen Reiter, teils mit dem Telegraphen an den Prin zen hierüber gesandte Meldung war so wichtig, daß sie den Prinzen bewog, noch an diesem Tage nach Westen sich der Armeeabteilung zn nähern, so daß da mit ein Zusammenwirken zum entscheidenden Angriff auf Orleans möglich wurde. Um Mittag traf Graf Waldersee bei dem Großherzog auf dem Schlachtfelde ein, den er nun ebenfalls über die ihm von Osten drohende Gefahr unterrichten konnte, und begab sich dann wieder zum Brennpunkte des Kampfes bei Loigny, wo General von Treskow, früher langjähriger Chef des Militärkabinetts, seit kurzem Kommandeur der 17. Division, den Befehl führte. Als im weiteren Verlaufe des hin und her wogenden Kampfes am Nach mittag ein Vorstoß starker französischer Kräfte bei Loigny die Deutschen an einigen Stellen zum Weichen brachte, da nahm Graf Waldersee freudig die Gelegenheit wahr, auch einmal persönlich in den Kampf einzugreifen. Mehrere zurückgehende Abteilungen brachte er zum Hal ten, sprang vom Pferde, dessen Zügel er einem Husa ren zuwarf, stellte sich an die Spitze einerZ geschlossenen Kompagnie, ergriff selbst ein Gewehr und führte, alles mit sich fortreißend, die nächsten Truppen auf Loigny vor. Auf nächste Nähe an den Feind gekommen, rief er: „Halt — Schnellfeuer, hundert Schritt!" Er selbst feuerte mit, und die Wirkung des Feuers aus dieser Nähe war von höchstem Erfolge. Nach Erlöschen der Schlacht ritt der Graf nach dem Orte Janville und berichtete von hier kurz mit dem Telegraphen nach Ver sailles und an den Prinzen Friedrich Karl, der hier durch die erste Nachricht von dem glänzenden Siege der Armeeabteilung erhielt. Die glänzende und erfolgreiche Thätigkeit des Grafen Waldersee in den Tagen vom 25. November bis 5. Dez. bewogen den Prinzen Friedrich Kart, den König zu bitten, ihm den Grafen noch zu belassen. Der König gewährte die Bitte, und so verblieb dieser noch einige Zeit im Hauptquartier der II. Armee. Dem König aber und dem Grafen Moltke hatten seine überaus klaren und sachlichen Berichte den Beweis für seine hohe militärische Befähigung gegeben, wozu noch kam, daß er es verstanden hatte, auch seine Stellung zu den verschiedenen in Frage kommenden Persönlich keiten überaus taktvoll zu gestalten, wie er es auch ver mied, jemals in seinen Berichten irgendwie Bemerkungen über Persönlichkeiten zu machen, sich immer auf das Sachliche beschränkend. Als er das Weihnachtsfest wieder in Versailles begehen durfte, da war das Eiserne Kreuz erster Klaffe der Dank des Königs für die großen Dienste, die er vor Orleans geleistet hatte, und als dann beim Großherzog von Mecklenburg ein Stabschef ernannt wurde, war es der Graf Waldersee, der am 4. Januar 1871 diese Stelle erhielt. So wurde es ihm vergönnt, die entscheidenden Tage von Le Mans an verantwortungsvoller Stelle mitzuverleben. Auch hier erwarb er sich wieder das volle Vertrauen seines großherzoglichen Führers. Er ist somit, wenn wir von den prinzlichen Führern, dem König und dem Prinzen Georg von Sachsen absehen, der einzige deutsche aktive General, der noch am Feldzuge in einer höheren ver antwortungsvollen Stelle teilgenommen hat und Kriegs erfahrungen besitzt, wie sie eben nur an höherer Stelle in diesem Umfange gemacht werden können. Deutsches Reich. — Reichskanzler Graf v. Bülow hatte dem Bundes rat seine Ernennung durch folgendes Schreiben angezeigt: Berlin, 19. Oktober 1900. Nachdem Seine Majestät der Kaiser und König Seine Durchlaucht den Fürsten zu Hohenlohe-Schillingsfürst von der Stellung als Reichskanzler, als Präsident deS preußischen StaatSministeriumS und als Minister der auswärtigen Angelegenheiten entbunden und mich zum Reichskanzler, Präsidenten des StaatSministeriumS und Minister der auswärtigen Angelegenheiten ernannt hat, beehre ich mich, dem BundeSrate hierneben Abschrift der betreffenden beiden allerhöchsten OrdreS vom 17. d. M. zu übersenden. — Gleichzeitig bemerke ich ergebenst, daß ich die Geschäfte heute übernommen habe. Die beiden allerhöchsten Ordres lauten, wie folgt: 1. Auf Ihren Antrag will ich Sie von der Stellung als Reichskanzler, sowie als Präsident meines StaatSministeriumS und als Minister der auswärtigen Angelegenheiten unter Be willigung der gesetzlichen Pension hierdurch in Gnaden ent binden. Zu Ihrem Nachfolger habe ich dm StaatSminister und Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Grafen v. Bülow ernannt. Homburg v. d. H., 17. Oktober 1900. gez. Wilhelm, I. k. ggez. Graf v. PosadowSky. An den Reichskanzler Fürsten zu Hohenlohe-Schillings für st, Prinzen von Ratibor und Corvey. 2. Nachdem ich den Fürstm zu Hohenlohe-SchillingSfürst seinem Anträge gemäß von der Stellung als Reichskanzler entbunden habe, will ich auf Grund der Bestimmung der Verfassung des deutschen Reiches (IV. Artikel 15) Sie unter Entbindung von Ihrem bisherigen Amte hierdurch zum Reichs kanzler ernennen. Homburg v. d. H., 17. Oktober 1900. gez. Wilhelm, I. R. ggez. Graf v. PosadowSky. An den StaatSminister und Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Grafen v. Bülow. Berlin, 23. Okt. Der bisherige Unterstaatssekretär Frhr. v. Richthofen ist zum Staatssekretär im Aus wärtigen Amt ernannt worden. — Der Vorstand des Vereins der Hamburger Rheder, Carl Laeisz, Vorsitzender, richtete an den Reichs kanzler Grafen Bülow folgende Depesche: „Durch das mit England getroffene Abkommen ist dem deutschen Handel und der deutschen Rhederei freie Bethätigung in China gewährleistet. Ew. Excelle nz gestattet sich der unterzeichnete Vorstand seinen ehrerbietigen Dank für den neuen Beweis wirkungsvoller Fürsorge für die wirt schaftlichen Interessen Deutschlands im fernen Osten aus zusprechen." — Dem Reichstag wird bei seinem Zusammentritt eine Vorlage zugehen, worin er von der Reichsregierung wegen der Kosten des chinesischen Feldzuges um Jn- demnitätserteilung ersucht werden wird. Der Zug nach China wird in dem Gesetze als eine Strafexpedition hingestellt werden, zu deren Aussendung der Kaiser als oberster Kriegsherr berechtigt gewesen sei. — Im Rhöngebirge am Oberrhein, wo ein furcht bares Schneegestöber wütete, wurden drei Handwerks burschen erfroren aufgefunden. — Die Nürnberger Strafkammer verurteilte den früheren sozialdemokratischen Abgeordneten Kaufmann Wiemer wegen fortgesetzter Untreue und Unterschlagung bei der Geschäftsführung eines Unterstützungsvereins zu vier Monaten Gefängnis. — Auf die Fortschritte der Glasfabrikatio» in Deutschland macht der Londoner „Engineer" seine Lands leute aufmerksam. Die Zahl der Fabriken beläuft sich