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N'ockrM.üt für Pulsnitz, KSuigsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. Erscheint: TAittwoH» und Sonnabend» srüh U Uhr. UbonnementspreiS: Bierleljährlich 1t Mark Anserate werden mit 10 Pfennigen für den Keu;n einer gespaltenen CorpuS- Zeile berechnet u. sind bis spätesten« Lienstaqs und Freitags Vormittags U Uhr hier aufzugeben. Amtsblatt der Königlichen Gerichtsbehörden und der städtischen Behörden zu Pulsnitz und Königsbrück. Dreißigster Jahrgang. l Buchdruckerei von «rnft Ludwig Förster in PulSnitz. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Paul Weber in PulSnitz. WeschäftlfteLen für Königsbrück: bei Herrn Kaufmann M. Tschersich. Dresden: Annoncen- Bureau s Haasenstein L Vogler, Jn- validendank, W. Saalbach. Leipzig. Rudolph Mosse, Haasenstein <L Vogler. Berlin: Lentralannonccnbureau für sämmtliche deutsche Zeitungen. von uns unbekannten Firmen und Personen nehmen wir nur gegen Pränumerando-Zahlung durch Briesmarken < oder Posteinzahlung auf. Anonyme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls c ausgenommen, mag der Betrag bciliegen oder nicht. Sonnabend. 16. 23. Februar 1878. Von dem unterzeichneten Königlichen Gerlcbtsamlc soll ans Reguisition des Königlichen Gerichtsamts Roßwein den 24. April 1878 das dem Hausbesitzer Franz LouiS Schmidt hierorts zugehörige Haus- und Feldgrundslück Nr. 22W des Katasters Nr. 1509 des Grund- und Hypothekenbuchs für Pulsnitz, welches Grundstück am 31. Januar 1878 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 5700 gewürdert worden ist, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aushängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Pulsnitz, am 14. Februar 1878. L-/ ^/// D n s K ö n i g l i ch e G e r i ch t s a m t d a s e l b st. . / Jahn. ' W. Besann tm ach Nachdem die Ausstellung des hiesigen Commun-, Armen- rc. Anlage-Catasters, sowie Schanksteuer-Verzeichnisses auf das Jahr 1878 erfolgt ist, wird vom 23. Februar bis zum 9. März r. die Höhe des betreffenden Anlagesatzes an Nathsexpeditionsstelle jedem Betheiligten aus Verlangen mitgetheilt werden und sind etwaige Reclamationen bis spätestens den 11. März c. schriftlich bei uns einzureichen. Königsbrück, den 20. Februar 1878. ' ,/ / /// ^ DerStadtrath. / / / A. Peter, Brgrmstr. ! Die Orient Jnterpellat!»«. Berlin, 20. Februar. Die „B. V.-Z." schreibt hierüber Folgendes: Noch nie, so lange das deutsche Reich besteht, ist eine Sitzung des Reichstags mit so gewaltiger, fieberhafter Spannung erwartet worden, wie die gestrige. Die Sitze der Volksvertreter, ost so spär lich besetzt, zeigten rechts wie links kaum eine Lücke und die Tribünen waren bis zum letzten Plätzchen ungefüllt von den Glücklichen, denen unter Tausenden von Be werbern eine Karte zugefallen. In beinahe feierlicher Stille harrte mau dem" großen Momente entgegen. Je dermann fühlte es, daß, diesmal ohne Ucbertreibung, di« Augen der ganzen civilisirten Welt in dieser Stunde aus den Saal in der Leipzigrrstraße gerichtet waren. Und die Erwartungen scllten nicht — wie noch im letzten Augenblicke befürchtet wurde — getäuscht werden. Die Aufführung war eine würdige, eure großartige. Alsbald nach Beginn der Sitzung kam die „große" Interpellation zur Verhandlung. Rian mag im Uebrigen kein Bewunderer des Herrn v. Bennigsen sein, aber das muß man zugcstehcn, für die Hauptrolle in einer bedeut samen parlamentarischen Aktion ist er durch das Impo sante seiner Persönlichkeit, durch die knappe Würde seiner Beredtsanikeit, die an gesprochene Proklamationen erin nert, geschaffen, wie kaum ein Anderer. Gestern über traf er sich selber; er sprach halb als Abgeordneter, halb als Minister, jedenfalls in dem vollen Bewußtsein, in der vorliegenden Frage die Gesinnung der mächtigsten Station des Kontinents zu vertreten. In der That ge lang es U'M, durch Inhalt und Form die groß« Majo rität des Reichstags zu befriedigen und selbst den Bei fall der Linken zu gewinnen. In maßvoller, aber zu gleich energischer Weise gab er den beiden Gedanken Ausdruck, welche das deutsche Volk den orientalischen Vorgängen gegenüber erfüllen: das Streben nach Frie den, aber zugleich das Aufrechterhalten der deutschen Interessen, welche von denen Oesterreichs untrennbar sind. ES entsprach durchaus der wahren Sachlage, wenn seine Rede sich eindringlich gegen die jüngsten Uebergriffe Rußlands wandte und dieser Gefahr gegen über an die mächtige Vertrauensstellung Deutschlands und seines Reichskanzlers mahnte. find nun nahm Letzterer das Wort zu einer aus führlichen hochinteressanten Beantwortung, die er du^h seine Erwiderung auf die spätere Rede des Abgeordneten Windhorst-Meppen noch wesentlich ergänzte. Zuerst stellte sich Fürst Bismarck ganz auf den strikten Standpunkt der deutschen Interessen und suchte nachzuweisen, daß dieselben durch die russisch-türkischen Friedenspräliminarien nicht so wesentlich berührt würden, um die freundschaft lichen Beziehungen zu dem Nachbarlande zu gefährden. Die Hauptsache für Deutschland, die sreie Schifffahrt auf der Donau und dem Schwarzen Meere, sei gesichert. Rußland habe sich seit einem Jahrhundert und besonders 1870—71 als Preußens und Deutschlands Freund be wiesen und cs fei nicht rathjam, solche Freundschaft ohne Noth aufs Spiel zu setzen. Er sei überzeugt, daß Ruß land auf der Konferenz im eigenen Interesse die mög lichsten Konzessionen machen werde, daß auch die anderen Mächte den Frieden wünschen und daß gerade das freundschaftliche Verhältniß Deutschlands zu allen Mächten unsere Vermittlerrolle begünstige. Die Schiedsrichterrolle dagegen, welche einige Prcßorgane dem Reiche angcsonnen, müsse er entschieden zurückweisen; es sei nicht gut, den Schulmeister oder Policemau von Europa spielen zu wollen. So weit schien der Reichskanzler die Spitze, die in der Rede des befreundeten v. Berznigsen offenbar gegen Rußland gerichtet war, möglichst 'abstumpfen zu wollen, allein schon an einigen Stellen der ersten, mehr noch in der zweiten Rede, war doch auch beim Fürsten Bismarck eine gewiße Verstimmung gegen Rußland nicht zu über hören. So besonders in der Hervorhebung, daß die Neichsregierung erst wenige Stunden vor der Sitzung die Friedenspräliminarien aus Petersburg erhalten, und noch mehr in dem Gegensatz zu der überaus warmen Schilderung des unbedingten gegenseitigen Vertrauens, das zwischen Deutschland und Oesterreich, deren Monarchen und leitenden Ministern herrsche. Auch die Erinnerung daran, daß Kaiser Nikolaus die Schmach von Olmütz über Preußen gebracht, war wohl nicht ganz zufällig. Daß der Reichskanzler die „deutsche Karte" bei den Unterhandlungen nicht offen zeigen könne, erklärte und motivirte er sehr eindringlich — und danach ist eben die ganze Rede zu beurtheilcn. Fürst Bismark hat selbst- verständlicv nur das ausgesprochen, was er auch für die Ohren der auswärtigen Mächte geeignet hielt. Die Diplomaten werden manchen schützbaren Wink daraus entnommen haben. Trotz des großen Beifalls, den die Ausführungen des Reichskanzlers sanden, konnte der Reichstag auf eine Besprechung der Interpellation nicht verzichten. Die Vertreter sämmtlicher Fraktionen — selbst die Polen fehlten diesmal nicht — bctheiligten sich mit mehr oder weniger Glück an dieser ersten großen „auswärtigen" Debatte des Reichstags. Daß der Sprecher der Fort schrittspartei, Dr. Hänel, den Reigen eröffnete, war nur in der Ordnung, denn die Fortschrittspartei hat bekannt lich die Interpellation zuerst beschlossen, und zwar aus eigenstem Antrieb, wie wir gegenüber den geflissentlich verbreiteten Gerüchten von „bestellter Arbeit" nachdrück lich betonen. Der Abg. Hänel konstatirte zunächst die wichtigsten Aeußcrungen des Reichskanzlers, denen er im Wesentlichen zustimmte. Zugleich aber erinnerte er mit Recht an die Aufgabe, einen dauernden Frieden auf der Balkanhalbinsel herzustellen und darum ganze Arbeit zu machen, d. h. die christlichen Provinzen als unabhängige Staaten — auch gegen Rußland unabhängig! — zu konstituiren und dabei der griechischen Nationalität nicht zu vergessen. Daß Windthorst (Meppen), v. Komierowski und Liebknecht die „russenfreundliche" Politik des Reichs kanzlers, der Erste mit Nadelstichen, die Letzteren mit Keulenschlägen angriffen, ist wohl selbstverständlich. An dieser Stelle erübrigt nur, unter dem frischen Eindruck dieser denkwürdigen Sitzung deren Hauptergeb nisse zufammenzufaffen. Vor allem, und ganz abgesehen von deni nächsten Ergebniß, ist es nicht hoch genug an zuschlagen, daß der deutsche Reichstag sein gutes Recht, auch über die auswärtige Politik zu interpelliren und mitzureden, endlich zur Ausführung gebracht hat. Jetzt, wo die Hülse gesprengt ist, wird und muß dieser Keim parlamentarischen Wirkens sich mehr und mehr entwickeln, bis aus dem bloßen „Mitreden" der maßgebende Einfluß wird, der den Vertretern eines großen und gebildeten Volkes auch in den Fragen der äußeren Politik geziemt. Inhaltlich aber hat die gestrige Interpellation, wie uns scheint, zwei hoch bedeutsame und erfreuliche Resultate ergeben. Erstens, daß der anerkannt erste Diplomat Eu ropas die Einigung der Mächte auf der nunmehr ge sicherten Konferenz für sehr wahrscheinlich hält und den mächtigen Einfluß Deutschlands für die Beschleunig ung des Friedenswerkes einsetzen wird. Und zweitens — was uns noch höher steht, als der augenblickliche Friede — daß es ein Jrrthum ist, Deutschland im engsten Bündniß mit Rußland gegen das übrige Europa zu glauben; daß unser Reich v.elmehr in der orientalischen Frage wesentlich auf Seiten Oesterreichs und Englands steht und keineswegs dazu beitragen wird, die slavische Uebermacht zu begünstigen. Die Orient-Interpellation vom 19. Februar bedeutet den einmüthigen Protest von Deutschlands Volk und Regierung gegen die drohenden Uebergriffe Rußlands! . . Jom Irieden und Krieg. Wien, 18. Feb., Abds. „Polit. Corr." wird aus Bukarest vom heutigen Tage gemeldet: Großfürst Niko laus hat seinen Flügel-Adjutanten, Fürsten Obolensky, zu dem Fürsten von Rumänien gesandt, um demselben die Fnedensprälimiarien mitzutheilen und eine Verständ igung über verschiedene auf die Waffenstillstandsbeding ungen bezügliche Fragen herbeizuführen. — Die nimä- mische Regierung bereitet ein Memorandum an die Mächte vor Betreffs der Anerkennung der Unabhängig keit Rumäniens. — Aus Athen, 18. d., wird der „Pol. Corr." telegraphirt, die Jnsurrection gewinne an Aus dehnung; in Eperes hätten blutige Gefechte stattge funden.' Wien, 19. Feb. Der „Pol. Corr." wird aus Bu karest gemeldet: Die Räumung Rustschuks durch die Türken ist in vollem Zuge; die auswärtigen Consuln kehren dort hin zurück. Der österreichische Generalkonsul Montlong wird heute hier erwartet. Die Ucbergabe von Widdin