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Ausgedehnte ZeppeWahtt über Sachsen Sn de» MchmittaMtmideii des Mittwochs Die Route »es Fluges FriedrichShafe«, 1 .Oktober. Der „Graf Zeppe lin* wird bei sei«er morgige« Fahrt etwa 7V Personen -n Nord haben, und zwar anher der Besatzung etwa »0 Gäste, vnstcr de« bereit» genannten Persönlichkeiten nehmen an der Fahrt noch teil al» Bertreter de» ReichSratS Dr. Bad« ,nd Ministerialdirektor Lothholz vom RcichSsinanzministe» rinm. SS steht fest, bah ReichSverkehrSminifter ». Gosrard ,» der Fahrt nicht teilnimmt. Wie der Sonderberichterstatter de» W. v. erfährt. »Ird die Ronte des „Gras Zeppelin- »der Planen-Leipzig »ach Berlin gehen. von Berlin an» «ird die Fahrt, die bisher »och nicht seststanb, etwa folgender maßen verlausen: Bon Berlin ans wird daS Lustschiss etwa «der Stettin und kolb erg. dann die Ostscckttfte ent. lang noch am DirnStag »ach Königsberg fahren, wo Dr. Ecken» nachmittag» zwischen 8 und k Nhr ««„treffen will. Die Fahrt geht dann weiter die Ostsee hinaus, so dast der „Gras Zeppelin- noch bei« letzten Licht dcS Tage» in Stockholm elntrisst. Der weitere knrS geht »an« so. das, daS Schiff im Laase der Nacht über Kopenhagen erscheint und dann, nachdem eS den übrige« Teil der Nacht über der Ostsee »er, dracht hat. vielleicht gegen Morgengrane» über Stralfnnd gen Süden fährt, und zwar in gerader Linie nach Schlesien and namentlich BreSlan. I» den frühe« RachmittagSftnnde« wirb Sachse« besucht. Die Fahrt über Sachsen soll besonders anSgedehnt werden. Bo« dort geht die Fahrt in scharfem Nordost-Lüd- westknrs aus FriedrichShafe« zu, damit die Halle »och vor Einbruch der Dunkelheit erreicht werde« kan«. Die Wetter» Wien. 1. Oktober. Die nicdcrösterreichische LandeSregie« rnng hat die Wiencr-Nenstädter Polizeibehörde beanstragt, den sozialdemokratischen Umzug am 7. Oktober »u verbieten. Das Nerbot ist formell wegen Gesährdnng der öffentlichen Sicherheit und Ordnung erfolgt. Eine Zurückziehung de» Verbotes würde nur möglich sein, wenn die Sozialdemokraten die polizeiliche Ausmarschordnnng einznhalten versprechen. Der Erlast dieteS BerbotcS bedeutet sedenfallS eine neue und wichtige Wendung in der ganze« Angelegenheit deS 7. Oktobers. DaS Verbot, das nach allgemeiner Anffasfnng anch ein Verbot des Aufmarsches deS Republikanische« Schutzbünde» inlolviert, wnrd« sehr rasch bekannt und löste namentlich bei den Arbeitern große Erregung a»S. Die Sozial» dcmokratcn erklären, dast sie keinesfalls znlasse« werden, dast am Sonntag nur der Heimwchranfmarsch stattfindet, wenn ihnen auch verboten werde, geordnet und organisiert in Wicner-Ncnstadt zu erscheine«, würde« fi« sich doch in den Strasten cinsinden und sie sperre«, um den Heim, wchrausmarsch unmöglich zu machen. Die Arbeiter von Wiener-Ncnstadt wollen sich sogar s-* am Sonnabend ans die Strasten begeben, «m eine Art Blockade gegen de« zahlreiche Schisst unstrgegangen Brüssel, 1. Oktober. Die belgische Küste wurde in der Nach, zum Montag von einem schweren Sturm heimgesuch«, iur grasten Schaden anrichtete. In Zeebrügge wnrdc« die Strandbesestigunge« schwer beschädigt. Fn Nienport wnide ein provisorischer Tchlensenpseiler fortgcschwrmmt. Dadurch entstand eine Bresche von 40 Meter Breite, so dast das Wasser ungehindert eindringen konnte. Weite Strecken Landes wnrden «nter Wasser gesetzt. Zahlreiche Banerngehöste sind von jedem Berkehr ab» geschnitten. Biel Bieh ist ertrunken. Mehrer« Kompagnien Soldaten sind entsand« worden, «m den Schaden anS- znb slcrn. Fhre Bemühungen waren bisher vergeblich. Am N!ontagna>hml1tao wnrdc die Lage noch immer als lehr ernst gelchj'dcrt. An der Küste sind vielfach SchissSteile und bch>ltsg«ter ana, s-bwemm» worden. Man schließt daraus, dast »al-lreichc Schisse im Sturm u n t e r g e g a « g e n sind. Die Uebcrschwemmnngen an der belgischen Küste haben sich weiter ausgedehnt. Zn den Gebieten von Mamcgiiies. St George» »nd Ostdnnkerke sind mehrere Hunden Hektar Land überschwemmt. Die ganze .Kartoffel ernte ist gefährdet. Nachrichten von hente abend find immerhin so günstig, dast Dr. Eckener damit rechnet, dast er diese Ronte «ngefähr einhalten kann. lW. T. B.) «.Winterfell» «nd Eichler in Rostow. Die deutschen Flic- ger v. Winterfell» und Eichler sind am Montag, von Charkow kommend, in Rostow am Do» eingetrosfen; sic werden am Dienstag nach Suchum am Schwarzen Meer weitersliegen. Die amerikanischen Sauerlltegn « Stunden k »er Lust Sa« Diego, 1. Okt. Die durch ihren Etappenflug Amerika—Europa—Tokio bekanntgeivordencn amerikanischen Flieger Brook und Schice, die Sonnabendmorgen hier auf- gesttegen sind, um einen Angriff aus den von den deutschen Fliegern Nisticz und Ztmmcrmann ausgestellten Dauerflugrekorb zu unternehmen, waren heute Morgen um 7 Uhr 48 Stunden in der Luft. Sie haben Brennstoff für einen 8Nstü»digcn Flug an Bord und müssen bis heute nachts 1 Uhr 15 Min. wciterfltcgcn, um den deutschen Rekord zu schlagen. «»schlag ans den Souvmitur Smith Zwei Italiener rechtzeitig verhastet Nentzork, 1. Oktober. F« Rochefter gelang «S zwei Italienern, sich in daS Gebäude cinzuschleichen, in dem der amerikanische Präsidentschaftskandidat Gouverneur Smith znrzeit Wohnung genommen hat. Sic konnten bis zu der von Smith bewohnten Zimmerflucht Vordringen, wo sie jedoch von Geheimpolizisten verhastet wurden. Einer der Berhastctcn hatte einen in einem Taschentuch cin- gewickeltrn Revolver bei sich. Bei der Ncrnehmnnq gab er an. dast er den Revolver bei sich trage, seitdem sein Bruder ermordet worden sei. Heimwehraufmarsch durchznführen. Für Mittwoch ist eine grobe Versammlung des Ncpubltkanljchen Schutzbundes cin- berufcn, in der zu der neuen Lage Beschluß gcsastt werde» soll. lieber die SichcrheitSvorkchrunge«, die die Regierung bzw. die Wiener Stadtbchörden für den 7. Ok tober z« treffen gedenken, ist noch nichts bekannt. Dagegen weist man, daß die Garnison von Wiener-Neustadt morgen a«S der Stadt abzichcn und durch Wiener Militär er setzt werden wird. Zu einigen Familien von Wiener-Neu» stabt «erden bereits Vorkehrungen getroffen, «m die Frauen «nd Kinder während der kritischen Tage nach auswärts zu bringe«. lW. T. B.) «te-erbevtnn -er deutsch-österreichischen San-elS- verteansverban-lilngen Berlin. 1. Oktober. Die deutsch-österreichischen Handels vertrags- und WtrtschastSverhandlnngcn wurden am Montag programmäßig in Berlin ivtcdcr ausgenommen. Die Ver handlungen bezwecken bekanntlich zunächst einmal eine Klärung der grundsätzlichen zwischen Deutschland und Oesterreich schwebenden handelspolitischen Fragen. Gin neues Anglück tn Spanten London. 1. Oktober. Wie auS Madrid gemeldet wird, ist bei Caminreal ein Turm etngcstttrzt. wobei zehn Arbeiter unter den Schuttmassen begraben wurden. Nach fünfzehn- bündigen Bemühungen einer starken Rettungskolonne ge- lang eS, zwei Leichen zu bergen. Ein dritter Arbeiter konnte unverletzt an die Oberfläche gebracht werden. Man zweifelt Irdoch daran, ob eS gelingen wird, die übrigen noch ring«, schlossen«« Arbeiter lebend zu retten. Unwetter tn Portugal London, 1. Oktober. Nach Meldungen anS Lissabon wurden große LandeStctle Portugals von einem schweren Nnwetter hetmgcsucht. Zn der Provinz Bcira verntch- trte eine Wasserhose mehrere Fabrtkaebände und Wohnhäuser. Vier Personen wurden durch Blitzschlag getötet. Da» Unwetter hält an. Roch »tn Löter des Unglücks tn Kaiserslautern Kaiserslautern. 1 Okt. Der schwerverletzte Brnber deS delm Eisenbahnunglück ans dem Bahnhof kalserSlantern- Weft tödlich vernngliickten Bernhard koch, Walter, ist eden- salls seinen Berletznuge« erlegen. Dauer und Sowjetstaat Getreide- und Kapitalmangel, Hungersnot und kolossale- Defizit tm Staatshaushalt: das sind die Grundzüge des von dem Volkskommissar Nykow entworfenen russischen Gesamt bildes, die durch keinen vertuschenden Pinsclstrtch abgcmildert werden können. Htnter all diesen Nöten aber steht der russisch« Bauer, der Muschik, tn besten Begriffsvermögen dt« bolschewistische Heilslehre absolut nicht eingehen will. Bon Bebel stammt der Ausspruch, daß aus den „bäuerlichen Dick- schädcln" der Eigentumsbcgrifs und der privatwirtschastliche Gedanke am schwersten zu vertreiben seien. Die Wahrheit dieses für die bürgerliche Gesellschaft äußerst tröstlichen Wortes haben auch die Moskauer Machthaber, die mit Hilfe des Terrors alles erreichen zu können glaubten, am eigene« Leibe erfahren. Der AgrarbolschewtsmuS hat vor dem Muschik kapitulieren müssen: Diese Tatsache ist nicht mehr zu verschleiern. Im Laufe dieses Frühjahrs waren allerlei »nkontrollierbare Gerüchte über Bauernaufstände in Rußland zu den Ohren der nichtbolschewtstischen Umwelt gedrungen. Moskau dementierte zunächst alles glatt. Dann trat aber ein Umstand ein, der klar bewies, baß im Punkte der bäuer lichen Verhältnisse etwas nicht tn Ordnung war. Die MoS- kauer Regierung vollzog nämlich tm Ausland Getreide» aiikäuse, deren riesiger Umfang allgemeines Erstaunen er. regte, um so mehr, als Rußland früher ein geradezu idealer Agrarstaat gewesen ist. der enorme Getreidemengen alljähr lich auSsührte. Di« kommunistische Wirtschaft hat eS also scrtiggebracht, Rußland von dem hohen Stand eines einst be rühmten GetreideausfuhrlanbeS auf eine Stufe herabzu drücken, die drastisch durch einen Vergleich zwischen 1913 und 1927 gekennzeichnet wird. Damals betrug die russische Ge treideernte 1390 Millionen Pud, 1927 nur noch 680 Millionen lein Pud gleich 16,4 Kilogramm). Zu dieser Menge hatte« aber die kommunistischen Gemeinwirtschasten nur 88 Mil lionen beigetragen: der ganze Rest wurde von den Bauer« geliefert. Die Folge des rapiden Niederganges des Getreide baues mar eine gewaltige Hungersnot weiter Bezirke, bto zu den vorerwähnten Getretdeankäusen führte. Berichte aus Rußland schildern, wie sich das Publikum in den Städten bereits um zwei Uhr nachts an den Bäckerläden aufstellt und aus Brot wartet: auf dem Land« muß man sich viel fach ganz ohne Brot behelfen. Im Steppengebiet der Ukraine Ist die Lage besonders schlimm. 31 Millionen Rubel sind dort für landwirtschaftliche Aufbauzwecke vom Rat der Volks, kommissare ausgeworfen worden, davon 198 Millionen zur Speisung notleidender Bauern. Dazu kommen Kredite zur Erhaltung des Viehbestandes, ferner wird für di« nächst« Frühjahrsbestellung daS erforderliche Saatgut geliefert, und Steuervcrgünstigungen schließen sich an.- DaS alles wirkt sich an der Zentralstelle aus in einer tiefgreifenden Finanznot. ES gehtntcht ohneben Bauer: Diese Lehre habe» die Ereignisse den Gowsetmachthabern gründlich eingehäm- wert. Bisher war die Moskauer Parole Vernichtung aller bäuerlichen Betriebe und Zusammenballung der gesamte« landwirtschaftlichen Erzeugung in kommunistische Großwirt schaften. Man schrieb den Bauern die Menge des bet de« staatlichen Stellen zu Zwangöprelsen abzultefernden Ge- treideS vor und legte ihnen auch die Zahlung der Steuern In Naturprodukten auf. Ebenso erhielten bt« Bauern al» Entgelt für ihre Waren industrielle Bedarfsartikel, deren Menge aber infolge -es industriellen Niederganges immer mehr zusammcnschrumpft«. wodurch vollends der bäuerliche Schaffenötrieb ertötet wurde. In der so geschaffenen Not lage entschloß sich Lentn. die offizielle bolschewistische Wirt. schaftSpoltttk zu ändern. Man nannte daS neue System die „Nep". Die Zwangsablieferung wurde aufgehoben, den Bauern der freie Verkauf ihrer Erzeugnisse und auch die Steuerzahlung In Geld gestattet. Doch blieb der Verkauf auf die amtlichen Annahmestellen beschränkt, und auch die ZivangSpretse bestanden weiter: ebenso blteb eS bei dem bolschewistischen Endziel der Ueberführung aller bäuerliche« Betriebe tn die kommunistische Gcmeinwirtschast. Der in- divtduelle Antrieb zum höchsten Anspannen des landwirt schaftlichen GchafsenßtriebeS beruht aber aus dem bodenständi gen Eigenbesttz und auf dem freien lohnenden Absatz -er Produkte, und so konnte auch der Nep das Fortschreiten der Krise bis zur Hungerkatastrophe nicht aufhalten. Da griff man wieder zur rohen Gewalt, indem man da» Ge» treibe mit äußerster Brutalität zwangsweise requirierte, wo gegen sich die Bauern ebensallS mit Gewalt zur Wehr setzten. Auf dem letzten Kongreß der Moskauer Internationale hat Nykow, der Vorsitzende deS Rates der Volkskommissare, aus drücklich zugegeben, dast eS „aktiven Widerstand" bet der durch die amtlichen Raub, und RequisitionSmethoden er- bittcrten Bauernschaft gegeben habe. Die Sowjetrcgierung befand sich angesichts dieser Ber- hältnisse zwischen zwei Feuern. In den Städten drohte der Brotmangcl zu einem Ansturm ber hungernden Arbeiterschaft gegen bas herrschende System zu führen, und gleichzeitig wuchs aus dem Lande die Gärung unter dem Drucke de« Terrors, durch den man vergeblich «ine ausreichende Ber. sorgung der Städte zu erzwingen suchte. Zuerst glaubte die NttbetbenotenKMbgebMIlaWiener-NenslNbt Die Sozialdemokraten wollen trotzdem demonstrieren lbwtll Slurmschittea m »er belgischen Ml»