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MsdrufferTageblatt Nakionase Tageszeitung für die Landwirtschaft/ -W^t»kmfier Tagedlatt" erscheint täglich «ach». 5 Uhr für de« ge»» La«. Vezugrpreis: Se» Adyorung in k» Geschüftsstelle und den «urgadeftellen 2MK. t« Monat, bei ZusteMn», durch die Bore« 2,30 Md., bei Poftdestelluns ^Mk zuzüglich «dtrag. gedübr. Linzelnummeru Alle Poftauftalten sU^ Ä)U9vkUN U. UMÜkllkN!) Poft doteu und unsere Aus- E»L-er unt> Veschäfrestelle« — nehmen zu jeder Zeit Ne- OEuagen evtgegen. I» Kulle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betrredsftörunge« besteht dein Anspruch auf Lieferung G« Aeituug oder «ürzung de« Bezugopreise«. — ALchseuduug eiugescmdtrr SchriMücke erfolgt nur, »eun Ports oeiliegt. für Äürgertum/ Beamte/ Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: dieLgejpaltrne iAaumzeile2V Goldpfennig, die Lgespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40Gold- pfennig, die 3 gespaltene srekla«ezei!e im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Aachwetsungsgedühr 20 Goldpfennig. Bor^ ^schrieben« Erscheinung». er tage und Plagvorschrifte» loerdeu nach Möglichkeit Ami 2BltS^kUN Nk. b derückftchNgt. Anzeige». Annahme bi» oorm. 10Uhr ——> - ...... > - — > - Für die Richtigkeit d« durch Fernnif übermittelten Auzevgeu übernehmen wir keine Garantie. Jeder Nadattanfpruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezoge« werde» muft oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen- D«« Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtliche» Beka»»tmach»»ge» der «m1süanptma»»schaft Meitze», des Amtsgerichts und Stadtrats z» Wilsdruff, Forftre»tamts Tharaudt, Fivanzamts Noffe«. Nr.288. — 85.Jahrgang Telegr Adr: .Amtsblatt- Wilsdruff-Dresden Postscheck Dresden 2640 Freitag,den 10 Dezember 1926 Das zweite Reparationsjahr. Gegen Ende eines jeden Jahres erscheint ein Gesamt bericht des Generalagenten für die deutschen Reparations zahlungen, da bekanntlich das Neparationsjahr vom 1, September ab läuft. Dieser Bericht stellt ein dickes Buch dar, weil man sich nicht damit begnügt, eine nackte Darstellung der von Deutschland geleisteten Zahlungen zu bringen, sondern weil der Generalagent selbst ebenso wie vie Unteragenten sich des langen und breiten über die Rückwirkungen der deutschen Zahlungen und der allge meinen Entwicklung des deutschen Wirtschaftslebens aus lassen. Die wirtschaftliche wie die währungspolitische Entwicklung sind ja von größter Wichtigkeit für die Art, wie die deutschen Zahlungen nun im Interesse der Entente verwertet werden Insofern ist ja das nun beendete zweite Dawes-Jahr, das an deutschen Zahlungen 220 Millionen auf brachte, eine Art Probe auf die spätere Entwicklung des Dawes-Planes; denn in diesem zweiten Repa rationsjahr hat Deutschland die Zahlungen aus eigener Kraft geleistet, ohne den Zuschuß der 200-Millionen-Dollar- Attleihe des ersten Jahres. Der Generalagent sieht dieser weiteren Entwicklung sehr hoffnungsvoll entgegen, weil das deutsche Wirtschaftsleben angeblich im Zeichen einer günstigen Konjunktur stände, so sehr, daß über die untere Grenze der Dawes-Verpflichtungen hinausgegangen wer den konnte. Müssen wir doch mehr bezahlen, wenn sich die Einnahmen aus den indirekten Steuern auf Tabak, Bier, Branntwein und Zucker auf über eine Milliarde steigern, Die Frage des Transfer, also der Verteilung, war gerade im zweiten Reparationsjahr von besonderer Wichtigkeit, weil ja die Absicht besprochen wurde, die Eisenbahnschuld verschreibungen im Betrage bis zu zwei Milliarden auf dem Weltmarkt flüssig zu machen; damit hätte sich eine schwere Bedrohung der deutschen Währung heraus- ^brldet. Das hat natürlich dem Transferkomitee erhebliche Kopfschmerzen gemacht. Amtlich ist man aber an das Komitee noch nicht herangetreten, vielmehr wurde halb amtlich erklärt, daß die ganze Sache noch nicht spruchreif wäre. Auch die Unteragenten sind zufrieden. Die Reichs bahn hat ebenso prompt bezahlt wie die Verwaltung der indirekten Steuern, die teilweise bis zu 50 mehr eingebracht haben, als sie für das Normaljahr ein gesetzt sind. Zu den vier erwähnten indirekten Steuern treten aber außerdem noch die Zölle, deren Riesen- einkünfte eigentlich den deutschen Haushalt bisher vor einer Unterbilanz bewahrt haben, obwohl man es im Reichsfinanzministerium nicht wahr haben will. Prompt ist die Zinszahlung auf die Jndustrieobligati- vnen erfolgt — kurz, nach Ansicht des Generalagenten Und seiner Unlerorgane funktioniert der Dawes-Plan so Prächtig wie nur möglich. Allerdings wird man wohl am Ende des dritten Jahres, das ja eine beträchtliche Heraufsetzung der Zahlungsverpflichtungen bringt, Wohl ein wenig anders urteilen; denn der Generalagent selbst muß zugeben, daß der deutsche Haushalt beträcht lich ins Wackeln gekommen ist durch den schweren Stoß, den er durch das riesenhafte Anschwellen der Arbeitslosenzahl erhalten hat. Zum mindesten werden zur Deckung außerordentlicher Ausgaben innere Anleihen ausgenommen werden müssen, die alles andere als produktiver Natur sind. Während die deutsche Währung auf den Stand einer erfreulichen Festigung gelangt ist, betrachtet der General agent die deutschen Kreditverhältnisse als längst nicht so erfreulich. Gewiß sei eine Stärkung des inländischen Kapitalmarktes durch das Anwachsen der Spartätigkeit und das Hereinströmen ausländischer Anleihen festzu stellen, aber der Strom dieser auswärtigen Gelder sei denn doch etwas zu breit. Genau wie im vergangenen Jahre bemängelt der Generalagent aber vor allem die Zersplitterung bei der öffentlichen Kredithergabe, wobei man allerdings nicht mehr über die gewaltigen Mittel des vergangenen Jahres verfüge. Günstig sei auch die Ent wicklung des auswärtigen Handels gewesen; doch müssen wir auch hier vom deutschen Standpunkt aus diese Entwicklung nicht als eine normale ansehen, weil sie ja in der Hauptsache auf den Folgen des großen eng lischen Bergarbeiterstreiks beruht. Das Zurückbleiben unserer Ausfuhr gegenüber der Einfuhr wäre noch viel größer, wenn uns eben nicht dieser Glückszufall so sehr geholfen hätte. Trotzdem der Generalagent in den Schlußausfüh rungen seines Berichts auf das prompte Funktionieren des Dawes-Planes und die dadurch bewiesene Möglich keit seiner Erfüllung noch einmal hinweist, verschließt er sich nicht starker Bedenken hinsichtlich der Durchführbarkeit in den nächsten Jahren. Ausdrücklich meint er, die Zeit der Endregelung sei noch nicht gekommen und ungewiß sei, wie die Zukunft aussehen werde. Aber zu gegebener Zeit werde es bei gegenseitigem Verständnis wohl mög lich sein, eine allgemeine Endlösung zu finden, d. h., eine Revision des Dawes-Planes, die allen Beteiligten gerecht wird. 1220 Millionen an Reparationszahlungen — das ist ?lwa ein Sechstel der Ausgaben des Reiches. Das ist aber "ur die Hälfte von dem, was wir im laufenden Jahr w"den zahlen müssen. krianck bei vr. Strelemann DeuW-fratOWe Aussprache in Genf. Sitzung der Botschafterkonferenz. Der französische Minister des Äußern, Briand, und Reichsaußenminister des Äußern, Dr. Stresemann, dessen Befinden sich gebessert hat, sind am Donnerstag am Sitz der deutschen Delegation zu einer Besprechung zusammcn- getrcten, die etwa dreiviertel Stunden dauerte. Die Minister unterhielten sich zunächst über die Vorschläge der Juristen in bezug auf die Abänderung des In vestigation sprotokolls und deren Form, wobei sich eine allgemeine Übereinstimmung ergab. Die weitere Besprechung betraf die Lage innerhalb der Botschafterkonferenz, die nicht befriedi gend ist, da ziemliche Schwierigkeiten, speziell in der Frage des Kriegsmaterials, aufgetreten sind. Es wird versichert, daß die in Genf anwesenden Staats männer bemüht sind, trotzdem zu einem Abschluß zu kom men. Für den Fall, daß in Paris keine Einigung erzielt werden sollte, erwägt man den Gedanken, die rein tech nischen Fragen einem Schiedsgericht zu unterbreiten. Der weitere Verlauf der Genfer Verhandlungen ist also abhängig von dem Spruch der Botschafterkonferenz in Paris, die sich in den letzten Tagen mit dem Stande der deutschen Abrüstung beschäftigt hat. Gut unterrichtete Pariser Kreise wollen wissen, daß die Botschasterkonferenz von der deutschen Regierung ^ie offizielle und bindende Zusicherung fordern wolle, zende Maßnahmen zu be schließen: Zerstörung der neuen Befestigungsanlagen an der deutschen Ostgrenze, Verbot der Ausfuhr von Halb fertigfabrikaten, die im Auslande zu Kriegsmaterial ver arbeitet werden können, brverbot für ebensolche Er zeugnisse, Abbruch aller Hungen der vaterländischen und sportlichen Verbände zu dem Reichswehrministerium usw. Diese Liste soll in Paris nach Gegenzeichnung der deutschen Bevollmächtigten, Generals v. Pawelsz und Legationsrats Forster, vom Sekretär der Botschafter konferenz, Massigli, nach Genf übermittelt werden. Dort wird dann in den nächsten Tagen die Entscheidung über die Abberufung der Kontrollkommission erfolgen, deren automcL sche Ablösung durch die inzwischen auf Grund der KomprSmißformel organisierte Jnvestiga- tionskommission etwa zwischen dem 15. Januar und dem 15. Februar erfolgen dürfte. Der frühere serbi che Ministerpräsident Pasitzsch f Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Belgrad, 10. Dezember. Der frühere Ministerpräsi dent Pasitj ist einem Schlaganfall erlegen, gerade in dem Augenblick, wo zu erwarten war, daß ihn der König mit der Neubildung der Regierung beauftragen würde. ! Ser deutsch-italienische Schiedsverlrag. Einigung in Genf. Bei den Unterhaltungen, die in den letzten Tagen zwischen dem Justitiar des Auswärtigen Amtes, Ministe rialdirektor Dr. Gaus, und dem italienischen Ratsmit glied, dem Juristen Scialoja, in Gens stattgefunden haben, wurde auch der geplante auf italienische Initiative zurück gehende deutsch-italienische Schiedsvertrag durchge sprochen. Die rein technische Formulierung des Ver trages, bei dem es sich um einen reinen Schiedsvertrag handelt, ist schon ziemlich weit gediehen, so daß mit seinem baldigen Abschluß gerechnet werden kann. Deutschland hat bisher mit zehn europäischen Staaten einen Schiedsvertrag abgeschlossen, nämlich mit der Schweiz, mit Schweden, Finnland, Estland, mit den vier Locarnostaaten Frankreich, Belgien, Polen, Tschechoslo wakei, mit den Niederlanden und zuletzt mit Dänemark. Dagegen ist der Schiedsvertrag mit Deutschland für Italien erst der dritte VorlWg keine Ksslitianskrise. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 9. Dezember. Da bas Vorgehen der Sozial demokraten vielfach als Auftakt einer Regierungskrise angesehen ' worden ist, legt man in parlamentarischen Kreisen Wert aus die Feststellung, daß nach Ansicht der Regierungsparteien irgendein akuter Anlaß zu einer Regierungskrise nicht vorliegt. Auch das Zentrum vertritt ebenso wie die übrigen Koalitionsparteien den Standpunkt, daß gegenwärtig kein Grund zum Auftollen der Frage der Großen Koalition besteht. Die heutige Nachmittags besprechung des Abgeordneten Müller-Franken mit dem. Bolks- parteiler Dr. Scholz hat, wie aus parlamentarischen Kreisen ver sichert wird, für die Sozialdemokraten lediglich den Zweck gehabt, die bei ihnen aus Anlaß der ostpreußischen Reden des Abge ordneten Scholz entstandene Berunruhigung zu zerstreuen. Im übrigen wird nach Ansicht parlamentarischer Kreise die Frage der weiteren Zusammenarbeit der gegenwärtigen Koalition sehr we sentlich von den Ergebnissen der Genfer Ratstagung abhängen. SWmm, WM, LlMberlM ml» Dmw PreiMer des Mel-FMkMeis«. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Kopenhagen, 10. Dezember. Wie aus Oslo gemeldet wird, hat das Nobel-Komitee für Verleihung des Friedenspreises seine Entscheidung dahin getroffen, daß es Stresemann, Briand, Chamberlain und Dawes zu Preisträgern erkannte. Der für das Jahr 1925 bestimmte Nobelpreis wurde Dawes und Chamber lain zuerkcmnt. Der Preis für 1926 wurde an Stresemann und Briand gegeben. Nie VesaHunMoflsn im Meinland. Poincarö stellt die Vertrauensfrage. Bei der Beratung des Haushalts iu der Französischen Kammer stellte der sozialistische Abgeordnete Uhrh den An- trag, die Kredite für den Unterhalt der Besetzungstruppen im Ausland um 1 100 000 Frank zu kürzen. Er kritisierte idie Dienste des französischen Oberkommissars im Rhein land. Es würden zuviel diplomatische Kuriere an den Oberkommrssar lediglich deshalb abgesandt, um den be treffenden Beamten einen Urlaub zu verschaffen. Vor allem würde auch bezüglich der Kosten für das Mieten von Villen sür französische Beamte im Rheinland Mißbrauch getrieben. Poincarö entgegnete: Er lege Wert darauf, den Beamten und Militärpersonen im Rheinland Anerkennung zu zollen, die mit der dortigen Bevölkerung die kordialsten Beziehungen unterhielten. Die kürzlich vorgekommenen Zwischenfälle hätten sich ereignet mit Deutschen, die sich auf der Durchreise befunden hätten. Nachdem Poincarä die Vertrauensfrage gestellt hatte, wurde der An trag Uhrys auf Kürzung der Kredite mit 350 gegen 208 Stimmen abgelehnt. König Ferdinand nochmals operiert. Die politische Lage in Rumänien. König Ferdinand mußte sich einer neuerlichen Operation unterziehen. Die von Professor Hart mann-Paris vorgsnommene Operation, die als Ergän zung der ersten Operation notwendig war, soll vollkommen gelungen sein. Die politische Lage in Rumänien ist nach dem Pariser „Excelsior" immer noch verworren. Die Rückkehr der Königin Maria, die immer mehr Herrin der Lage zu werden scheint, wird jedoch schnell eine Klärung herbei führen. Die Königin teilt, wie verlautet, die Meinung, daß der Beschluß vom 4. Januar betreffend den Thron- Verzicht des Prinzen Carol revidiert werden müßte. Bei dieser Gelegenheit wird die Stellung des Prinzen Carol aufs neue geprüft werden. Man hält es für möglich, daß ei noch vor Ende der Woche nach Ru mänien zurückkehrcn und daß ein Negentschafts- rat ernannt werden wird, bevor eine Verschlimmerung im Befinden des Königs eintritt. - veuklcber keicdrkag i (246. Sitzung.) Ob. Berlin, v. Dezember. Präsident Löbe teilte bei Eröffnung der Sitzung unter großer Heiterkeit mit, daß die Abgeordneten Scholem, Urbans, Ruth Fischer, Schütz und Schwan um z-chu Tage Urlaub für eine Reise nach Moskau nachgesucht haben. Diese aus der kommunistischen Fraktion ausgeschlosse nen Abgeordneten wollen sieh vor der Moskauer Exekutive der Konummistischen Internationale wegen ihres Konfliktes mu der Fraktionsleitung verantworten. Ohne Aussprache werden zunächst die Novellen zur Wechselordnung und die Vorlage zur Verlängerung des Gesetzes über Lepot- und Depositen geschäfte dem zuständigen Ausschuß überwiesen. Bei der ersten Beratung des Gesetzentwurfes zur Entlastung des Reichsgerichts und der Vorlage über die Erstattnug von Rechtsanwaltsgebühren in Armen fachen bedauerte Abg. Dr. Rosenfeld (Soz.) die späte Vor legung so dringender Gesetze. Die Vorlagen gingen an den Rechtsausschuß, der völkische Änderungsantrag zum Bier- und Tabak st euergc setz ging an den Steuerausschuß. Dann wurde beim Nachtragsctat die Beratung des Hlfsprogramms für die Ostprovinzen fortgesetzt. Abg. Dr. Oberfohren (Dtn.) verlangte eine umfassendc wirtschgsiliche und kulturelle Förderung mr das durch den