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ilsdmfferTagebla Amts- Blatt Amtsgericht und den Stadtrat zu Wilsdruff rentamt zu Tharandt Postscheck-Konto: Leipzig Nr. 28614 Sonntag de» 12. Oktober 1S1S 78. Jahr« Amtlicher Teil Der Stadtrat. Ein neues Kohlenabkommen mit Holland h sich die snvt Deutschs Nationalversammlung es. Berlin, 10. Oktober. (SS. Sitzung.) lttag- wieder als Betriebs- und Erweiterungskapital angelegt werden würden. Statt dessen führt das neue System so zusagen zu einem ständigen Ausschütten der Masse, wie man Lei bankrotten Unternehmungen zu sagen pflegt. Wir würden in der inneren wie in der äußeren Politik eine ganz außerordentliche Erziehungsmöglichkeit für unser Volk gewinnen, wenn wir die kleinen Aktien einführten. Mit Kolonialwerten haben wir schon vor dem Kriege den ersten schüchternen Versuch auf diesem Gebiete gemacht, und er hat wesentlich dazu beigetragen, daß das Verständnis für dieBedeutung vonKolonien beiunserwachte. Noch ist unsere Regierung nicht so weit, daß sie jetzt nach englischem System das Volk an Lem Wohlergehen der Nationalwirtschaft zu interessieren versucht. Aber sie denkt an eine andere Lockung: sie führt eine sogenannte Prämienanleihe ein. Auch nicht eine Sache von 20, sondern von 1000 Mark. Aber Geld ist ja heute billig, und es gibt weite Schichten im Volke, die nicht zu den „Kapita listenkreisen"' gehören, heute aber den Tausendmarkschein doch aufbringen können. Er ist im Sparkasienbuch ver zeichnet. Diese sogenannte Prämienanleihe ist, kurz gesagt, weiter nichts, als eine Staatslotterie, nur daß es dabei keine Nieten gibt. Irgendwann einmal kommt man sozusagen mit einem Freilos heraus. Es ist spätestens nach 80 Jahren fällig, aber schon nach zwanzig Jahren kann man es nach ordnungsmäßiger Kündigung sich aus zahlen lassen. Eine bestimmte Anzahl der Anleihestücke wird sowieso jedes Jahr ausgelost und sogar mit fünfprozentiger Vergütung zurückgezahlt. Man kann imbesten Falle in der Lotterie 900000 Mark gewinnen, also noch etwas mehr, als Hauptgewinn und Prämie in der „Preußisch- Süddeutschen" ausmachten. Und die Prämienanleihe hat außerdem den Vorzug, daß es für ihren Besitz besondere steuerliche Vergünstigungen gibt, nicht nur bei der Ver mögens-, sondern auch bei der Nachlaß- und Erbanfall steuer. Noch eines: das Reich will die Hälfte der Ein zahlungen für Prämienanleihe in Kriegsanleihe zum Nennwert entgegennehmen, also zu 100 °/o, während die Kriegsanleihe zurzeit nur 78 °/o notiert. Das bedeutet also eine derartige Reihe von Vorteilen, daß alle die jenigen sie gern ergreifen werden, die — die jährlichen Zinsen des in Prämienanleihe angelegten Kapitals nicht unbedingt brauchen. Denn Zinsen gibt es bei dieser An leihe ja erst nach Auslosung der Stücke, also äußersten falls nach 80 Jahven. Immerhin ist es aber denkbar, daß diese Anleihe bald über pari notiert, für mehr als den Nennwert von 1000 weiterverkauft werden kann, weil es viele Leute geben wird, die die Aussicht auf den Lotteriegewinn lockt. Und dieser Verkauf zu erhöhtem Preise wird den Zinsaussall wieder einigermaßen aus gleichen können. Der Plan erscheint also als sehr glücklich. Man wundert sich, daß Las Reich nur 6 Milliarden Mark Prämienanleihe autlegen will, wovon es also nur die Hälfte in laufendem Papiergeld, die andere Hälfte in Kriegsanleihe bekäme. Warum nicht gleich 50 oder 100 Milliarden? Die Antwort ist einfach. Das Geld, das für Prämienanleihe eingezahlt wird, ist für die Volks wirtschaft doch verloren, arbeitet nicht mehr „werbend" weiter. Es ist sestgelegt und vorerst auch zinslos. Infolgedessen wird beispielsweise kein Gewerbetreibender, der laufend die Zinseinnahmen braucht oder gar das Kapital in das Geschäft hineinstecken muß, sein ganzes Geld für die vage Hoffnung bergeben, daß er vielleichs nnmal — den Haupttreffer Das ist das sozusagen Unsolide an der ganzen Sache Man findet derartige Anleihen auch kaum je in großer wirtschaftlich kraftvoll dastehenden Staaten. Am be kanntesten war bisher die russische Prämienanleihe in dem alten Zarenreich, das doch nicht gerade finanziell hoch stehend war. Heftig gespielt im dem staatlichen Lotto wurde besonders auch in Italien, und das war schon nicht einmal mehr eine Anleihe. Auch die Türkei konnte ihren Untertanen und fremden Interessenten am ehesten auf diesem Wege das Geld in der Tasche lockern. In Frankreich und in Amerika und in England aber brauchte man zu solchen Mitteln nicht seins Zuflucht zu rrie -Erbi^' Kleine Zeitung für eilige Leser. E^ierungsofsisiös wird nochmals betont, daß dasReichs- ^Mniisterium keine Herabsetzung des Nennwertes der Noten plant. rechnet damit, daß die Volksabstimmung in der '^üeswigschen Zone etwa am 9. November be- '?wird. Ausschuß der französischen Kammer setzte die Reihen- V," Wahlen entgegen dem Wunsche Ctemenceaus fest, , öl dieser die Vertrauensfrage gestellt batte. russische Sowietregierung veröffentlicht ein Geheim- NN und Mm!'» WuM rnen l" ySioD t liefnda» , Tcl.O VöP dustrie- Lvohlv rung 50 nung hat abzugeb'" Eckels mdlE Mr Mi UW, MM« k 11M MmillG ausMöen. nehmen. Auch die neue deutsche Prämienanleihe ist und bleibt, gerade weil sie so günstig sich zeigt, ein Denkmal unserer staatlichen Not. Aber wir müssen jedes Mittel ergreifen, das sich bietet. Sogar eine Zwangsanleihe, regelmäßig verzinst, aber zu einem ganz niedrigen Satze, wird ja von verschiedenen Nationalökonomen empfohlen, und die macht, so gut ihr Grundgedanke auch sein mag, doch noch einen viel böseren Eindruck. Die neue Prämien anleihe wird sicher ihren Weg machen und bald wohl auch über fünf Milliarden Mark hinausgedeihen: eine Speku lation für hoffnungsselige Lotteriespieler und ein Anlage papier an Stelle von Aussteuer- und Altersversicherung. Den Gesellschaften, die sich mit solchen Versicherungen befassen, macht der Staat fortan Konkurrenz. Das neue Papier ist ja nach 20 Jahren kündbar und wird steuerlich auch nicht jo hart angefaßt wie fortan alle Versicherungs- polkcen. QemranLns. Die Kartoffelversorgung vor dem Zusammenbruch. Schlechte Ernte. Wie amtlich mitgeteilt wird, dürfte sich die Versorgung der städtischen Bevölkerung mit Kartoffeln tm kommenden Winter sehr ungünstig gestalten. Die Ernte in den öst lichen Provinzen (Ost-, Wcstprcuße», Schlesien und Poseul ist bei weitem nicht so gut ausgefallen, wie man cs an den amtlichen Stellen noch vor vier Wochen erwartet hatte. Man must die Ernte im Osten Deutschlands als schlecht und die übrige Ernte als mäßig bezeichnen. Gut Ist nur die Ernte in einem Teil des Südens und Westens ausgefallen. 'offen Pfennig fit. oon O spreit Mn, >s Tisch, Wochenblatt für Wilsdruff und Llmgegend. Erscheint seit dem Jahre 1841. Markenabholung betr. Immer wieder ergeben sich aus dem „Abholen der Lebensmittelmarken und sonstigen Bezugsmarken für Andere" Mißhelligkeiten. Wir weisen wiederholt darauf hin, daß jeder Haushalt die ihm zustehenden Marken selbst abzuholen hat. Die Marken sind sofort bei Empfang nachzuzählen. Abholung durch Kinder ist unzulässig. Wir sind nicht in ,86t A s60t 648 Ä 1662 A' W8 >008 '/gl 26 lOA ZU Auch gestern wurde im zweiten Teil der Sitzung scharfe Attacke geritten. Noske gegen die Unabhängigen, der Deutsch- aationale D. Traub gegen die Regierung, der Demokrat Freiherr v. Richthofen gegen die Rechte. Der Reichswehr minister erwiderte auf die „Enthüllungen" des Abg. Dr. Cohn, cr wisse, Laß sich in Deutschland Bolschewisten aufhalten, allein man könne vorderhand nichts dagegen machen. Die llnabhängiaen sollten aber endlich aufhören, die deutsche Negierung bei unsern Gegnern anzuschwärzen: damit schädigen sie nicht nur das Land, sondern auch die Arbeiterschaft. Traub kündigt unversöhnliche Opposition der Regierung an, bis — sie zurücktritt. Richthofen versichert, daß das Bürger tum jetzt endlich den Willen zur Macht habe. Eine Mahnung Frhrenbachs an die Regierung. Die heutige 95. Sitzung begann mit einer für die heutigen Verhältnissen bezeichnenden Erklärung des Präsidenten Fehrenbach. Der Präsident hatte mehrere kurze Anfragen nach dem Eingang der Tagesordnung aufgerufen, ohne daß sich ein Regiei ungsvertreter zur Beantwortung gemeldet hatte. Dieser auffällige Vorgang gab dem Präsidenten der National versammlung Anlaß, die Regierungsmitglieder aufzufordern, sich die Tagesordnung genauer anzusehen, da sich jetzt öfter bei Ler Beantwortung von Anfragen Schwierigkeiten ergeben, und zwar deshalb, weil die beauftragten Regierungsvertreter nicht anwesend seien. Unter den kurzen Anfragen, die zur Beantwortung ge langten, befand sich eine des Abg. Dr. Heinze von der Deutschen Volkspartei, die auf die Kassendiebstähle in Regie rungsbureaus hinwies und die Regierung ausforderte, auch bei den amtlichen und militärischen Kassen den bargeldlosen Verkehr einzuführen. Ein Regierungsveitreter erklärte, daß dieser Anregung Folge gegeben werden soll. Eine andere Anfrage ist von dem Abg. Dr. Traub (Deutschnat. Vp.) gestellt, die bahinging: Nach Zeitungs berichten sei die deutsche Frau Bierdt aus Mainz von einem farbigen französischen Soldaten ermordet worden. Bestätigen sich die bisher unwidersprochenen Meldungen, und welche Maßregeln gedenkt die Negierung zu ergreifen, um Sühne für einen solchen Mord zu erlangen? Daraus antwortete ein Negierungsvertreter, daß die Ermittlungen noch nicht abge schlossen seien. In einer anderen Anfrage, gestellt von dem Abg. Beuer- man n von der Deutschen Volkspartei hieß es: Im ganzen Deutschen Reiche und besonders in Berlin, hätten wir durch die Wohnungsnot außerordentlich zu leiden. Am moMon Ae feierliche Einholung der Glocken Mittwoch de« 1S. Oktober nachmittags 4 Uhr stattfinden. Stellen zum Herr Branddirektor Birkner ordnen wird, nachmittags ^4 Uhr auf dem .^e Behörden in Wilsdruff, der Gemeinderat in Sachsdorf, die Lehrerschaft und alle Vereine, Innungen und sonstigen Körperschaften wie sämtliche Glieder der ^hrt werden hierzn herzlichst eingeladen. Vereine werden ersucht, ihre Fahnen im Zuge mitzuführen. Wilsdruff, am 11. Oktober 1919. Insertionspreiz Pfg. für die tz-gespaltene Korpuszelle oder deren Naum, Lokalpreis Pfg., Reklamen Pfg., alles mit Teuerungszuschlag. 3. «rauh und tabellarischer Satz mii soV Ausschlag. Bei Wiederholung und gahresun -tzen entsprechender Nachlaß. Bekanntmachungen im amtlichen Teil (nur von Behär. R die Spaltzeile SV pfg. bez. Pfg. > Nachweisung«. und Offertengebühr ro bez. Pfg. / Telephonische Inseraien-Aufgabe schließt jedes Rcklamatlonsrechi au«. / Anzeigenannahme bis 11 Uhr vormittags. / Beilagengebühr das Tausend Pik., ist die Postauflage Zuschlag. / Für das Erscheinen der Anzeigen an bestimmten Tagen und Plätzen wird keine Gewähr geleistet. / Strikte Platzvorschrifi Aufschlag ohne Rabatt. / Oie Rabastsätze und Nettopreise haben nur bei Bar zahlung binnen 30 Tagen Gültigkeit; längeres Ziel, gerichtliche Einziehung, ge meinsame Anzeigen versch. Inserenten bedingen die Berechnung de« Brutto-Aeilen- prelses. / Sofern nicht schon früher ausdrücklich oder stillschweigend al«Srfüstung«»rI Wilsdruff vereinbart ist, gilt eS als vereinbart durch Annahme der Rechnung, fast« nicht der Empfänger innerh. S Tagen, vom Rechnungslage an, Widerspruch erhebt. der Lage, abhandengckommene Marken zu ersetzen. Wilsdruff, am 10. Oktober 1919. -s« bulgarische Delegation hat einen weiteren Aufschub Einreichung der Einwände auf das Friedensabkommen »^ii. Diese Maßnahme steht mit der Kabinettskrise in ^^Zusammenhang. Prämienanleihe. * große Masse des Volkes war bei uns am Staate Mi ^resiiert. Nur eine kleine Schar volkswirtschaftlich ^°ter wußte es, daß das Wohl und Wehe jedes von dem Ergehen des Staates abhinge. Nun wir es, nachdem wir den Krieg, und was noch diMer ist, den Frieden verloren haben; aber da ist es Aber wenigstens für eine weite Zukunft müssen Essern. Jeder einzelne Deutsche muß materiell Dasein der Gesamtheit interessiert sein. Und zwar , Mählichem Sinne: Interessen sind — Zinsen. haben die Engländer schon längst gewußt, half dazu die Pfundaktie, die Aktie über den Be- einem Pfund Sterling, also über 20 Mark, bei uns nur „Kapitalisten* Aktionäre waren und V??büber die kleinen Leute höchstens Besitzer eines ^^enbuches, das bei festem Zinsfuß keinerlei Er- V verursachte, spekulierte jeder Engländer. Jeder Arsche legte seine ersten Ersparnisse in einer Pfund- "i!°^ und war von dem Moment an mehr an dem h ^bericht über die betreffende Gesellschaft interessiert, -V sozialdemokratischen^ oder liberalen oder konser- Leitartikeln. Wer „Meinung für Dynamitaktien* war dann denn auch für den Krieg gegen die - M ^geistert, denn der Erwerb der Goldbergwerke für ^i^. Rußte dem Dynamit, das zu Sprengungen be- rk>, neuen Absatz und den Gesellschaften großen erschließen. In Deutschland wäre so etwas wie «Mrenkrieg unmöglich gewesen; hier waren ja nur von Tausendmarkscheinen in der Lage, Aktionäre die große Masse also nicht materiell an Auslands- R^khwungen unmittelbar interessiert, sondern erst auf «I, Ellen, die nicht jeder begriff. Ganz gleich, wo in der England etwas unternimmt: überall setzt sich der in Zinsgenub für kleine Leute um, und die sind auch ganz anders „national*, als die Masse bei h- sie stehen für das Sichdurchsetzen ihrer Nation ein, sagen nie: „Was geht's mich an?" und ^k^de Weltbürgerlichkeit und Völkerbundschwärmerei im Innern des Landes lehrt die 20-Mark-Aktie M-z wes Handeln. Der Arbeiter ist Mitbesitzer des 7^, wenn auch vielleicht nur zum millionsten Teile, streikt, ohne daß ein triftiger Grund vorliegt, so u'V er seine eigenen Ersparnisse; der nächste Jahres- .Und Gewinnvoranschlag der Aktiengesellschaft muß ^?eRen. In Deutschland, wo im Frieden das Geld p sehr teuer war, gab es kaum Arbeiter, die sich Mark eine Aktie anschafften. Da zog man das > buch vor, weil da jede einzelne Mark eingelegt konnte. Nun bekommen wir ja jetzt das Betriebs- Das soll den Arbeiter an dem Werke mit n, aber da zäumt man den Gaul wieder am »h auf: Ler Arbeiter wird sein Interesse nur darin ^'.°aß er jeden „Mehrgewinn" Les Unternehmers zu wen versucht, obwohl diese Überschüsse vielleicht r« Der Kirchenvorstand. Tageblatt- erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und ^/»."dl ü llhr für den folgenden Tag. / Bezugspreis bei Selbstabholung A wöchentlich Pfg., monatlich Pfg., vierteljährlich Ml.; lk» k" ?u«träger zugetragen monatlich Pfg., vierteljährlich Ml.; Postanstatten vierteljährlich Ml. ohne Zustestungsgebühr. emÄ „ n, Postboten sowie unsere Austräger und Geschäftsstelle nehmen ^ll'"^ugen entgegen. / Zm Faste häherer Gewalt — Krieg oder sonstiger Ltärungen der Betriebe der Zeitungen, der Lieferanten oder der -zckMnrichjungen — hat der Bezieher leinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung de« Bezugspreise«. Ferner Atz, Zierens in den obengenannten Fällen leine Ansprüche, fast« die UtzlÜMstt, beschränktem Umstürze oder nicht erscheint. / Einzel« , ^r Nummer 10 Pfg. / Zuschriften sind nicht persönlich zu 3»»,!, lindern an den Verlag, die Schrtstleltung oder dle Geftbästssteste. / ------ ' itzischristen bleiben unberücksichtigt. / Berliner Vertretung: Berlin SW. 4S. die Amtshauptmannschaft Meißen, für das ^"cheri Amt Wilsdruff Nr. S. fNINie fÜk hstA hr ist 1920^ russische Sowjetregierung veröffentlicht ein demzufolge Frankreich die Absicht hat, , "t als Kolonie einzuverleiben.