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Vesper in der KreuMröie. Dresden, Sonnabend, den 16. Novbr. 1895, nachm. 2 Uhr. 1. H>räludiu»r und Aoppelkuge von Chr. G. Höpner (86n.). 2. Wolette (letzte Composition) von Joh. Seb. Bach. Wenn wir in höchsten Nöthen sein und wissen weder aus noch ein und finden weder Hilf noch Rath obgleich wir sorgen früh und spat, so ist das unser Trost allein, daß wir zusammen insgemein dich rufen an, o treuer Gott, um Rettung aus der Angst und Noth. 3. Arie aus „Judas Maccabäus" von G. F. Händel, gesungen von Fräulein Louise Ottermann, Concertsängerin und Gesanglehrerin hier. Fromme Thränen, heißes Fleh'n, laute Seufzer und Gesang steigt zu dem Herrn empor und bringt sein Mitleid seine Gnad' herab. 4. Gemeinde: Gesangbuch Nr. 418, 1. Schaffet, schaffet, Menschenkinder, schaffet eure Seligkeit! Bauet nicht, wie sichre Sünder nnr auf gegenwärt'ge Zeit; sondern schauet über euch, ringet nach dem Himmelreich und bemühet euch auf Erden, wie ihr möget selig werden. Vorlesung. 5. Geistliches Lied (op. 79, Nr. I) von Oskar Wermann, gesungen von Fräulein Marie Götze. Ich möchte heim, mich zieht's dem Vaterhause, dem Vater herzen zu; fort aus der Welt verworrenem Gebraust zur stillen, tiefen Ruh. Mit tausend Wünschen bin ich aus- gegangen, heim kehr' ich mit bescheidenem Verlangen; noch hegt mein Herz noch einer Hoffnung Keim: Ich möchte heim! Ich möchte heim, bin müd' von deinem Leide, du arge, falsche Welt! Ich möchte heim, bin satt von deiner Freude, Glück zu, wem sie gefällt. Weil Gott es will, will ich mein Kreuz noch tragen, will ritterlich durch diese Welt mich schlagen, doch tief im Herzen seufz' ich insgeheim: Ich möchte heim! Ich möchte heim; das Schifflein sucht den Hase», das Bächlein läuft in's Meer, das Kindlein legt im Mutterarm sich schlafen, und ich, und ich will auch nicht mehr. Manch' Lied Hab' ich in Lust und Leid gesungen, wie ein Geschwätz ist Lust und Leid verklungen; im Herzen blieb mir noch der letzte Reim: Ich möchte heim! (Karl Gcrok.) 6. Wotette für sechsstimmigcn Chor von Heinr. Schütz. Selig sind die Todten, die in dem Herrn sterben von nun an; ja, der Geist spricht: sie ruhen von ihrer Arbeit und ihre Werke folgen ihnen nach. Zur Nachricht: Am 23. November sollen in der Vesper zur Vorfeier des Todtensestcs mehrere Sätze aus dem „Deutschen Requiem" für Chor, Solo stimmen und Orchester von Johannes Brahms zur Aufführung kommen. Druck von Lievick! L RciLardt in Dr-sden.