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K Weikerih-Mung. L Postanstaltm. ' 8 Pfg. Amis- Md Anzeige-Matt der Königlichen Verichts-Aemter und Stadträthe zu DippotdiSValde und /rauenfleio. vkrsntwortlicher vrdsrtkur: Carl Fehne in Dippoldiswalde. Monats-Bericht. Die Diplomatie hat Ferien, und aus diesem Grunde giebt es für den Monat Juni vom politischen Welttheater so viel wie Nichts zu berichten. Zudem ist der politische Horizont, unberufen, so wolkenlos, daß die Zeitungsschreiber ihre liebe Noth haben, den täglichen Stoff für ihre Blätter zu schaffen. Allerorts begegnet man der Klage über Jnhaltlosigkeit und Langweiligkeit der Zeitungen; indessen trafen wir neulich auch einen wohlsituirten Herrn, welcher auf eine ähnliche Klage erwiderte: „Es sind die schönsten Zeiten, wenn nichts in den Zeitungen steht." Lassen wir die Staaten Europa's eine kurze Revue passiren, so hat uns die dermalige Lage des norddeutschen Bundes, um mit diesem zu be ginnen, schon manchmal an den Schild des schweig samen Oraniers erinnert, — der ruhende Löwe, mit der Unterschrift „oWpeoto" (ich schaue aus und — warte). Die Zeiten, wo man uns Deutsche ein Volk von Bedienten nannte, sind hoffentlich für immer vorüber und: „Stolz liebe ich den Deutschen" wird, so wünschen wir, ein Dichter der Zukunst mit voller Berechtigung schreiben können. Es ist etwas um den Nationalstolz, und wenn wir auch zugeben, daß uns dieses Vergnügen etwas Geld kostet, so möchten wir es doch um keinen Preis missen. In Frankreich wurde wieder einmal viel Lärm geschlagen über die Gotthardbahn und die vom nord deutschen Bund beschlossene Subvention dieses Unter nehmens. Nachdem gründlich in der Presse aufge wiegelt worden war, wurde wieder abgewiegelt und der aufgetriebene Staub hat sich verzogen, da man sah, daß sich das Unternehmen nicht aufhalten ließ. Auch dieses Ergebniß verdanken wir unserer Macht stellung. In Spanien sucht man noch immer nach einem König, während die vertriebene Königin dem Throne zu Gunsten ihres Sohnes entsagt hat. England verlor in den letzten Tagen des Juni einen seiner bedeutendsten Staatsmänner, Lord Clarendon. In Oesterreich wurde die' Bevölkerung fast ausschließlich durch Wahlen in Anspruch genommen, welche in den Städten meist liberal, auf dem Lande klerikal ausgefallen sind, das Gesammtresultat ist noch nicht zu übersehen. Aus Rußland und Italien ist nichts Belang reiches zu erwähnen. TageSgefchichte. Dippoldiswalde, den 4. Juli. Gestern stattete der Männergesangverein „Harmonia" aus dem Plauenschen Grunde dem unserigen einen Besuch ab, der die Glieder beider Vereine in den Nachmittagsstunden in Berreuth bei fröhlichem Gesänge vereinte. Leider war die Witterung wieder so rauh, daß die Gesänge nicht im Garten ausgeführt werden konnten, was jeden falls dem Zwecke einer frischen Sängerfahrt besser entsprochen hätte. Abends 9 Uhr fuhren die GesangS- genossen wieder von dannen, den hiesigen Verein wieder holt in den Plauenschen Grund einladend, um mit ihm auch dort einmal ein paar gemüthliche Stunden zu verleben. — Die fortwährend trübe, regnerische und kalte Witterung seit dem letzten Gewitter erregt lebhafte Befürchtungen für den Ausfall unseres Vogelschießens, das mit nächstem Sonntage seinen Anfang nehmen soll. Wäre nicht der gute, wenn auch etwas kühne Glaube, daß den Dippoldiswaldern nicht leicht etwas verunglückt, — wir würden uns schon im Voraus in unserer Fest freude stören lassen können; so aber: nur frischen Muth, es wird doch einmal wieder hell und warm werden! * Glashütte, den 4. Juli. Vorigen Freitag, den 1. Juli, wurde die jährliche Haupt-Conferenz der Lehrer aus der Ephorie Dippoldiswalde im hiesigen Gasthofe zur Post abgehalten. 42 College« waren aus verschiedenen Theilen der Ephorie herbei gekommen, um unter dem Vorsitze des Hrn. EphoruS" Opitz über wissenschaftliche und praktische Fragen zu berathen und schließlich auch im geselligen Verkehr eine bei amtlichen Sorgen oft gar nöthige Anregung und Erholung zu gewinnen. Eingeleitet wurde die Conseren; durch einen kräftigen Morgengesang und eine Ansprache des Kirchschullehrers Lehmann aus Höckendorf, worin er die Schule als „eine Werkstätte des heiligen Geistes" darstellte. Hierauf theilte Herr EphoruS Opitz die wichtigsten Bestimmungen des neuen Pensionsgesetzes für Lehrer mit, und reserirte dann in thesenartigen Sätzen mit mündlichen Zusätzen und Erläuterungen über die, die Gegenwart berührenden brennenden Fragen, insoweit sie auf das gegenseitige Verhältniß von Kirche, Schule und Staat Bezug haben. Wegen vorgerückter Zeit hätte die Debatte doch nicht gut lange ausgedehnt werden können, selbst wenn sich dazu eine größere Ge neigtheit unter den Theilnehmern der Conferenz gezeigt hätte. Ein gemeinschaftliches, frugales Mittagsessen vereinigte den größten Theil der Collegen noch einige Stunden und gab zu manchem beifällig aufgenommenen Trinkspruche Gelegenheit. Von der freundlichen Be-