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Weißerih-Zeitung Inserate werden mit 8 Pf. für die Zeile berechnet ch u. in allen Ex peditionen an, genommen. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstal ten. Preis pro Quart IVNgr. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Lerantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. 2* Umgegend Lauenstein, 2. Mai. Bereits im Octbr. des Jahres 1851 wurde vom Hohen Mini sterium des Kultus und öffentlichen Unterrichts ein Preis von „Einhundert Thalern" für die Ausarbei tung eines „Lehrbuchs der Geschichte SachsenS zunächst für die Volksschule," ausgesetzt und wurde späterhin die Schrift: „Daö Königreich Sachsen und seine Für sten von ?. Fr. Otto Stichan" unter den eingegan genen Schriften von dem Hohen Ministerium als Preisschrift gekrönt. Dieselbe wird nun, allem Ver nehmen nach, in den sämmtlichen sächsischen Volks schulen bei Ertheilung deS Unterrichts in der Vater- landsgeschichie zu Grunde gelegt und auf Kosten der Schulkasse als Jnventarium «»geschafft und zum Ge brauch für den Lehrer bereit gehalten werben. Außer, dem hat das CultuSministerium auch den Wunsch ausgesprochen, daß dieses Buch auch außer der Schule, also im Hause, fleißig benutzt werde, damit sich die Kenntniß der vaterländischen Geschichte immermehr verbreite und die Liebe zu Fürst und Vaterland immer fester sich gründe. — Die bereits von der Mühle zu Hammerbärenklau bis an die Blechmühle zu Lauen stein abgesteckte und von da nach Geising sich erstre cken sollende Straße durch das Müglitzthal, wird, hö herer Entschließung zu Folge, für dieses Jahr noch nicht gebaut, und ist durch diese Beschlußnahme leider manchem armen Tagelöhner wieder die frohe Aussicht auf Broderwerb vereitelt worden. — Glashütte, 3. Mai. Am 28. v. M. fand hier ein Doppelb egräbniß Statt, was in mehrfacher Beziehung als merkwürdig bezeichnet werben kann. Nachdem nämlich der Brauer Träger, der früher theilS als Gehilfe, theilS selbstständig in mehreren Brauereien gearbeitet, während der letzten Jahre aber an Alterschwäche gelitten hatte, am 24. vor. M. im Alter von 70 Jahren gestorben war, folgte ihm schon den Tag darauf seine Ehegattin nach, die zwar auch bereits im 68. Lebensjahre stand, aber doch nur erst wenige Tage vorher erkrankte und bis dahin noch rüstig, alle Wochen wenigstens einmal, und zwar schwer bepackt, den Weg nach und von Dresden zu Fuß zurücklegte. Die Särge Beider umschließt Ein Grab, dem sie zu gleicher Zeit übergeben wurden. Dieses Grab ist zugleich aber auch wieder das erste auf unserm Gottesacker. Schon zum Anfänge des Jahres 1838 wurde nämlich durch die K. Kirchen- Jnspection zu Glashütte ein Begräbniß-Regulativ hier eingeführt, nach welchem die Grabstätten nur der Reihe nach anzuweisen sind (diese Ordnung ist durch em landeSherrl. Mandat vom II. Febr. 1792 festgesetzt, jedoch, wie fast überall, so auch hier nicht beachtet worden; baS Gesetz vom 20. Juli 1851 macht sie «dermal und allgemein zur Regel). An fänglich fügte man sich oft nur mit Widerstreben; man wollte von der alten Gewohnheit, wo möglich Verwandle zu Verwandten zu betten, nicht gern ab- gehen, und eS dauerte daher einige Zeit, bis man bas Vernunftgemäße der neuen Ordnung erkannte. Natürlich mußten anfänglich viele Grabstätten, als noch zu neu, in der Reihenfolge übergangen werden; dennoch aber hat der Gottesacker ausgereicht, IC'/« Jahr lang die Reste der Abgeschiedenen von hier, Luchau und dem Hammergute Gleisberg zu bergen, und die Zahl von 866 Leichen ist während dieses Zeitraums daselbst beerdigt worden. — Merkwürdig ist daher jenes Begräbniß immerhin zu nennen; ob schon es nur Leute nieder» Standes betraf. - So wurde eS auch betrachtet; daher Viele, die der Lei chenbegleitung nicht unmittelbar angehörten, demselben trotz der unfreundlichen Witterung doch beiwohnten. Ein Ehepaar, das eine lange Reihe von Jahren vereinigt lebte und treulich Freud und Leid mit einan der theilte, treulich im Kampfe mit dem Leben und durch das Leben einander zur Seite stand; was end lich auch der Tod so bald wieder vereinigte; sollte dieß nicht Theilnahme erwecken bei Jedem, dem ein menschliches Herz im Busen schlägt? Ein Gottesacker wird an und für sich schon zum Ernste stimmen, so bald man sich erinnert, wie Vieles, wie Mannigfalti ges er in seinem Schooße birgt, — gedenkt man nun dessen, was durch die, die da ruhen und oft schnell und unerwartet dahin gebettet wurden, einst war und geschah, oder dessen, was nach ihren Vorstellungen, Wünschen, Hoffnungen und Befürchtungen noch wer- den und kommen sollte und konnte; wie viel mehr aber dann, wenn der Kreislauf auf ihm einmal voll endet ist und sich nun übersehen läßt, wie viel Hun derte von der Zahl unsrer Mitbrüder hier als Saat, von Gott gesäet, ihre Ruhestätte angewiesen bekamen! Wie Mancher ist darunter, der sein Ziel noch für fern hielt! wie Mancher nicht, der längst seinen Tod erwartete, wol auch ersehnte! Wer und wie Viele werden dort ruhen, wenn abermals die Reihe von Neuem beginnen wird! * Aus dem Plauenschen Grunde, 30. April. Am gestrigen Tage hatten wir in der Kirche zu Döh len eine seltene Feier. Mit der Trauung und Hoch zeit eines Brautpaares feierten zugleich die Aeltern der Braut ihr fünfzigjähriges Ehejubiläum. ES wa ren dies die GutSauSzüglersleute Kröncrt in Deuben. Dem Vernehmen nach hatte genanntes hochbetagte Ehepaar in aller Stille seine Festfcier mit der Toch-