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Die „«eißeritz. Zeitung" «scheint wöchentlich drei- inal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweinionatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Mchmtz -Muz. Amtsblatt Inserate, welche bei de» bedeutenden Auflage d^ Blatte« ein- sehr wirk same Verbreitung finden, »«den mit 10 Pfg- dw Spaltenzeile »der oeren Raum berechnet. — Ta» bellarische und compkicirt» Jns«ate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionell«! Theile, die Spaltenzeil« so Pfg- für die Königliche Amtshauptmannschasi Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Zsraumstein Nr. 40. Verantwortlicher Redactmr: Carl Irhnr in Dippoldiswalde. Donnerstag, den 5. April 1888. 54. Jahrgang. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Der langandauernde Winter mit seinen außergewöhnlichen Schneemassen wirkt leider im begonnenen Frühling nach durch die Ueberschwem- mungen, mit welchen besonders Elbe, Oder und Weichsel die norddeutschen Niederungen heimgesucht haben. Die Schilderungen der Noth und des Jammers in den be treffenden Bezirken, wie sie die Zeitungen gebracht haben und noch bringen, sind, amtlichen Erhebungen nach, durchaus nicht übertrieben, und wenn sich auch der verursachte Schaden zur Zeit noch nicht ziffern mäßig feststellen läßt, so ist er doch jedenfalls außer ordentlich groß. Niedergeriffene und weggeschwemmte Dörfer und einzelne Häuser, versandete, verschlämmte Wiesen und Felder, zerrissene Dämme und Straßen, vor Allem aber eine Menge in den Fluthen umge kommener Nutzthiere und — Menschen beweisen die zerstörende Gewalt der mit unerwarteter Schnelle zu ungeahnter Höhe angewachsenen Ströme und ihrer Nebengewäffer, letztere besonders im Gebiet der Warthe und Netze. Bei solcher Noth thut allseitige Hilfe noth. Freilich muß der Staat, besonders Preußen, zunächst thatkräftig eingreifen, und bereits hat Kaiser Friedrich, der durch Minister Puttkamer die überschwemmten Ge biete bereisen läßt, Maßregeln angeordnet und beson ders Geldmittel angewiesen, um der augenblicklichen großen Bedrängniß zu steuern, aber Staatshilfe allein reicht nicht aus; die Privatwohlthätigkeit muß ihr unterstützend zur Seite stehen; und erst mit vereinten Kräften läßt sich auf einen Erfolg hoffen. Hier ist ein Gebiet, auf welchem sich die Einigung aller deut schen Stämme zum Wohle des Ganzen bewähren kann. Gewiß verhallt der Aufruf zu gemeinsamer thatkräf- tiger Hilfe nicht ungehört, auch bei uns nicht. Die Redaktion der „Weißeritz-Zeitung" betrachtet es umso mehr als eine Ehrenpflicht, sich zur Annahme und Be förderung von Unterstützungs-Beiträgen bereit zu er klären, als ihr solche bereits vor diesem Ausrufe über geben worden sind, und sie die gegründete Hoffnung hegt, es werde sich der Gemeinsinn und die werkthätige Bruderliebe, wie früher so oft, auch diesmal glänzend bewähren. Dippoldiswalde, ü. April. Die bezüglich der Osterseiertage gehegten Witlerungshoffnungen sind leider nur in beschränkter Weise in Erfüllung ge gangen. Nur bisweilen blickte die Sonne aus trüben Wolkenschichten hervor; ein rauher Wind wehete, und am 2. Feiertage wurden wir sogar durch einige Schnee- flogen überrascht. Dennoch war der Bahnverkehr ein unerwartet lebhafter, und an Familienbesuch hat es nicht gefehlt. Uebrigens war die zu Ausflügen wenig einladende Witterung dem Unternehmen günstig, das einige „Dresdner Künstler" (die Damen Elisabeth Sieber und Ella Seiler, die Herren William Merkel und Max Krause) auf dem Plakat zum Theil gleich zeitig als „Schriftsteller" bezeichnet, in Scene gesetzt hatten, indem dieselben an den drei Feiertagen im Schießhaussaale dramatische Vorstellungen geben wollten. Dieselben fanden, wenn auch nicht vor ausverkauftem, doch anständig besetztem Hause mit wohlverdientem Beifall statt. Besonders erfreute Frl. Sieber durch liebliche Erscheinung und munteres, decentes Spiel als „Marie" in „Kurmärker und Picarde", als „Elise von Malfaisant" in dem Jacob'schen Schwank „Bei Wasser und Brod", als Lenerl im „letzten Edel weiß" und in der Paul'schen Soloscene „Er kommt!" — Die übrigen Kräfte trugen zur Durchführung des Zusammenspiels erfolgreich bei. Freilich hätte man wünschen mögen und es wäre jedenfalls im eigenen finanziellen Interesse der Unternehmer gewesen, daß ihr Repertoir es ermöglicht hätte, jeden der 3 Abende mit 2 neuen Lustspielnummern auszustatten, so daß es nicht nöthig gewesen wäre, 2 der Stücke zu wieder holen, denn so gern man auch bisweilen das Echneider- sche Genrebild „Kurmärker und Picarde" sieht, zumal wenn es von beiden Partnern so nett ausgeführt wird, als es geschah, so ist eine Wiederholung desselben an zwei aufeinander folgenden Abenden nicht angezeigt, wenn man auf das Wiederkommen der Zuschauer rechnet. Dasselbe gilt von dem an sich unbedeuten deren „Kousin Emil". Jndeß hat das Ensemble-Gast spiel uns recht amüsante Abende bereitet und glauben wir, daß eine spätere Wiederholung mit reicherem Repertoir eines zahlreichen Besuchs sicher sein kann. Die beigegebenen, durchaus anständigen Kouplets er regten die Lachmuskeln lebhaft, dürften aber, wenn an einem Abende 2 etwas größere Lustspiele geboten würden, ohne' Gefahr für den Besuch wegfallen können. — Zur Erläuterung des Berichtes über die ge meinsame Dienstboten - Krankenkasse im Amtsbezirke Dippoldiswalde in Nr. 38 wollen wir hier erwähnen, daß in dem Verzeichnisse die einzelnen Gemeinden und Gutsbezirke, welche Unterstützungen erhalten haben und bei denen eine solche spezielle Bezeichnung nicht steht, stets die nächstvorhergehende derartige Benennung (Gemeinde, Gutsbezirk) gilt. Oberfrauendorf. Einen jähen Tod fand am Charfreitage ver auf der Heimkehr vom Kirchgänge be griffene 59 jährige Waldarbeiter Heinrich Wolf von hier; derselbe ward bereits leblos in einem Graben der Molchgrundstraße vorgesunden. Da er schon seit längerer Zeit an epileptischen Anfällen gelitten, so hat ein solcher auch seinen schnellen Tod herbeigeführt. Glashütte. Das Finanzministerium hat die Ge schäfte eines Kommissars für den Bau einer schmal spurigen Sekundäreisenbahn von Mügeln durch das Müglitzthal und nach Geising dem Mitglieds der General direktion der Staatseisenbahnen Finanzrath I)r. jur. Walther Friedr. Ernst Schelcher in Dresden übertragen. — In der Holzstoff-Fabrik von Ronicky ist der von hier gebürtige Fabrikarbeiter Richard Hauke durch Quetschung zweier Zehen des linken Fußes nicht un bedeutend verletzt worden. Der Genannte war mit Zerschneiden eines Stammstückes an der Kreissäge zu Schleifklötzern beschäftigt, als nach dem ersten Schnitt das auf den, Kreissägentisch verbliebene längere Stamm stück ins Nollen gekommen, vom Tische herab und Hauke auf den Fuß gefallen ist. Der Unfall wäre nicht geschehen, hätte Letzterer nicht Unterlasten, an das auf dem Kreissägentisch befindlich gewesene Stamm stück — wie für gewöhnlich üblich ist — einen Keil unterzulegen. Altenberg. Am vergangenen Sonnabend, 31. März, Vormittags 11 Uhr, wurde unser neuer Bürger meister, Herr Herm. Berghändler, bisher Gemeinde- kassirer in Kleinzschocher, von Herrn Amtshauptmann v. Keßinger in Anwesenheit des Herrn Amtsrichters, der Herren Geistlichen und Lehrer und der übrigen städtischen Beamten verpflichtet und in sein Amt ein gewiesen. Frauenstein, 3. April. Bei der im Gasthaus zur Garküche abgehaltenen Generalversammlung des Vorschubvereins zu Frauenstein (eingetr. Genostenschaft) gelangte nach erfolgter Begrüßung der erschienenen Mitglieder der Geschäfts- und Rechenschaftsbericht auf das Jahr 1887 (24. Geschäftsjahr) zum Vortrag. Gegen die Richtigkeit der Rechnung konnte nichts vor gebracht werden. Es wurde deshalb die von den Herren Postverwalter Niesen, Posthalter Kaden und Oswald Berger schon vorher aufs Gründlichste geprüfte Rechnung justifizirt und dem Vereinsvorstande Decharge ertheilt. Der guten, vorsichtigen und gewissenhaften Leitung und Führung des Vereins hat es derselbe zu danken, daß er auch im verflossenen Jahre von Ver lusten verschont blieb, denn der kleine Verlust von 18 M. 7 Pf., welcher aus dem Ueberschuß der Divi dende gedeckt wurde, fällt bei dem Umsätze von 187,299 M. 88 Pf. gar nicht in die Wagschale. Die Dividende wurde auf 7 Prozent festgesetzt. Von einer beabsichtigten Statutenabänderung sah die General versammlung ab und schloß zum Schluffe 2 Mitglie der auf Grund Z 52, Absatz 2 und 3 des Vereins statuts aus dem Vereine aus. Möchte der Verein auch in Zukunft lieber weniger, aber sichere Geschäfte machen, damit die Mitglieder vor Einbußen bewahrt bleiben. Pretzschendorf. Bei hiesiger Sparkasse wurden im Monat März 32 Einzahlungen im Betrage von 4016 M. — Pf. gemacht, dagegen erfolgten 23 Rück zahlungen im Betrage von 2559 M. 63 Pf. Di« Ge- sammt - Einnahme in diesem Monat betrug 4200 R. 63 Pf. in 46 Kastenposten, die Ausgabe 4065 Mark 10 Pf. in 30 Posten. , H Poffendorf. Am Donnerstag Abend gegen 5 Uhr, gerade als die Abendmahlsfeier ihren Anfang nehmen sollte, stieg, infolge der bedeutenden Wärme am Tage, ein Gewitter auf, das erste in diesem Jahre, das sich unter wiederholten Blitzen und heftigen Schlägen über unserem Orte entlud. Der das Ge witter begleitende Regen hat auf die Pflanzenwelt den belebendsten Einfluß ausgeübt; denn überall zeigt sich nun das frische, junge Grün. — Die Kommunion der Neukonfirmirten war durch zahlreiche Betheiligung der Familienglieder eine recht starke. Die Beichtrede hielt Herr Diakonus Nadler. Die Assistenz hatte, wegen Unwohlsein des Herrn Pastor Nadler, Herr Diakonus Freyberg-Bannewitz übernommen. Dresden. Die Abwesenheit des Königs und der Königin von Dresden wird sich vielleicht noch bis in die Mitte des Monats April hinziehen. — In dem mit 1. Juni d. I. in Kraft tretenden Sommerfahrplane der sächsischen Staatsbahnen soll bei den Haltestellen und Haltepunkten das Halten der Personenzüge nach Bedarf künftig nicht mehr allein durch ein Sternchen, sondern auch durch Beisetzung der Zugabfahrtszeit angedeutet werden. Der bisher empfundene Zweifel, zu welcher genauen Zeit ein Zug von einer der in Frage kommenden Stellen abzufahren hat, wird dadurch behoben. — Nach dem soeben erschienenen Jahres-Berichte des Landesmedizinalkollegiums hat Leipzig auch im Jahre 1886 unter den sächsischen Städten mit mehr als 8000 Einwohnern die geringste Sterblichkeit. Die höchste Sterblichkeit zeigen Werdau (38,«r °/«o) und Crimmitschau (33,vr -/»<>). Unter den amtshauptmann schaftlichen Bezirken haben wie früher Oelsnitz (25,»«) und Kamenz (25,»») die günstigsten, Chemnitz (37,»») und Flöha (35,i«) die ungünstigsten Ziffern. — Es besteht vielfach die irrige Annahme, daß der Lehrerberuf viel seltener zu einem hohen Alter ge langen laste, als der Beruf eines Geistlichen. Wenn es Ende 1886 bei 1180 amtirenden Geistlichen 196 Geistliche in Ruhestand gab (16,« Proz.), dagegen bei 5250 ständigen Lehrkräften an Volksschulen nur 558 Lehrer im Ruhestand (10 Proz.), so ist hierbei zu be rücksichtigen, daß bei dem ungewöhnlichen Anwachsen der Volksschulen eine unverhältnißmäßig große Anzahl jüngerer Kräfte eingestellt ist, von denen nicht wenige später dem höheren Lehrfach oder dem geistlichen Amte sich zuwenden und in diesem die Pensionirung er reichen. Einen geeigneteren Maßstab für die Ver gleichung giebt aber das Lebensalter, welches beide Stände im Ruhestand erreichen, und da ergiebt sich eine überraschende Gleichheit. Der Amtskalender für Geistliche auf 1888 berichtet über den Tod von 25 emeritirten Geistlichen und 43 emeritirten Lehrern. Davon waren alt 86 bis 90 Jahre: 2 Geistliche, 2 Lehrer; 81 bis 85 Jahre: 7 Geistliche, 10 Lehrer; 76 bis 80 Jahre: 7 Geistliche, 17 Lehrer, 71 bis 75 Jahre 6 Geistliche, 5 Lehrer; 66 bis 70 Jahre: 2 Geistliche, 7 Lehrer; 61 Jahre: 1 Lehrer ; unter 60 Jahren je ein Geistlicher und 1 Lehrer. Dohna. Am 31. März, früh zwischen 5 und 6 Uhr, stürzte infolge Unterspülung der angeschwollenen Müglitz die Hausseite des dem Lohgerbermstr. Walther gehörigen Grundstückes ein und wurden Möbel und