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Großenhainer UntchMiG- L Aiizeigtblalt. Amtsblatt für die königlichen und stiidtischen Behörden zv Großenhain vnd Radeburg. Redaction, Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. Erscheinen: Dien-tag, Donnerstag, Sonnabend. Kon I "2 Inserate werden bis früh 9 Mr für die nächste «1^0. L^G* Abonnement vierteljähritch 1 Mart. Nummer angenommen. lOsO» TlMMachrichtm. Grohenhain. Als vor zwei Jahren die „große Ju du strich al le" zu dem Waareubezugc aus Wien, zu der Ausstellung im Höbet öe Luxe nnd zn der rentabeln Ver- steigernng Anlaß bot, fand das ursprünglich aus Neugierde hervorgegangene nnd dann auf das Gebiet des Scherzes hinübergeleitete „Unternehmen" dadurch eineu mildthätigen Abschluß, daß im Uötel eie dmxe eine Weih nach tsbe- scheernng an arme Kinder ins Werk gesetzt wnrde, die bei Allen, welche derselben näher traten, noch in der angenehmsten Erinnernug steht. Die damals allseitig mit Beifall aufgenommene Idee, eine ähnliche Ehrislbescheerung alljährlich zn wiederholen, konnte im vorigen Jahre in Folge des Zusammentreffens mit einem gleichen Vorhaben nicht znr Ausführung gelangen; für das heurige Jahr je doch siud Vorbereitungen getroffen, die Idee zn verwirklichen. Von verschiedenen Seiten ist bereitwilligst die Znsage er- theilt worden, an einem Voeal- nnd Instrumental-Coucerte mitznwirken, dessen Ertrag znr Verstärkung des Christ- bescheerungs-Fonds bestimmt ist. Dieses Eoneert soll nächsten Sonntag von Nachmittags 5 Uhr ab im Uötol «.Io 8nxö stattfiuden, und machen wir ans dasselbe unter Bezug nahme auf die im Juserateutheile enthaltene Annonce hier durch noch ganz besonders aufmerksam, nicht zweifelnd, daß von den Händen, die sich der edeln Sache aufs Neue augeuommen haben, die gestellte Anfgabe auch diesmal aufs Beste gelöset werden wird, wenn man Seiten des größeren Pnblicums den Antheil nimmt, den dieser Mild- thätigkeitszweck verdient. — Ueber die Verloosung von Kunstwerken behufs Erbauuug eines Künstlerhauses in Leipzig erfahren wir, daß die Ziehung den 10. Januar beginnen nnd etwa bis zum 30. dauern wird, da sicher 18, vielleicht 20 Tage znr Bewältigung der Arbeit nöthig werden: die von einem Notar zn fertigende nnd zn coutrolirende Ziehungsliste wird dann in mindestens 24 Zeitungen erscheinen. Die Bethci- lignng an der Lotterie ist jetzt noch recht gnt möglich, indem der LooSverkanf bis 28. December dauert. Wer bis dahin von Herrn Kaufmann E. G. Weber hier ein Loos ent nimmt, kann sich also die Möglichkeit verschaffen, einen der schönen Gewinne zn erhalten. Wir erwähnen noch, daß nach unserer Meinung solche Loose auch passende Weih nachtsgeschenke bilden, weil sie die Spanunng und Freude des Christfestes noch auf eiuige Wochen verlängern. Sachsen. In Bezug auf den während der Eisenbahn fahrt zwischen Tharand nnd Freiberg erfolgten räuberischen Ueberfall der Bahnpost hat der kaiserl. Dberpostdirector in Dresden ans die Entdeckung des Ränbers eine Belohnung von 500 Mark ansgesetzt. Die KreiShanptmannschast zn Dresden hat auf Grund des Socialistengesetzeö die dir. 143 der „Dresdner Volkö- zeitnng" vom 8. Decbr. nnd ebenso das fernere Erscheinen dieser periodischen Druckschrift verboten. — Von der königl. Polizeidirection zn Dresden wnrde gegen den ehemaligen Redaeteur der „Dresdner Volkszeitung", Georg Vollmar, das Auswcisungö- und Rückkehrsverbor verfügt. Bekanntlich hat man an der neuen Riesaer Elbfahrbrücke zur Ausgleichung der dnrch die Temperaturschwankuugen eiutretenden Längeuveränderuug der einzelnen Träger, sowie zur Aufhebung des Schubes der oberen Bogen, also znr Entlastung der untern geraden Brückentheile auf der Riesaer Seite eiue Hebelconstruction mit einem Gewichte von 6000 Etr. angebracht. Dieses System ist nen nnd kommt hier zum ersten Riale zur Auweuduug. In voriger Woche sind die ausgedehntesten Versuche gemacht worden, welche befriedigende Resultate ergeben haben sollen. Am 5. December ist die Chanssirnng der Brücke von beiden Ufern ans voll endet worden. Die Zwischenräume der eisernen D.uerbalken sind mit Mestlsteinen^sgefüllt worden, was bewirken soll, daß für die Dnrchsickernng des Wassers von der Brücke die nöthigen Lücken oder Poren offen gehalten werden. Zu beiden Seiten der Brücke läuft eiu eisernes Geländer. Der Tag der Eröffnung des Verkehrs über die Brücke, den Stadt nnd Land sich anschicken, festlich zn begehen, ist noch nicht bekannt. Nachdem vor einigen Tagen in Dahlen der Fall vor gekommen ist, daß eine von einem tollen Hnnde gebissene und dadurch als ebenfalls wuthkrank verdächtige Katze zwei Kinder in Zissen gebissen hat, die fragliche Katze aber am 28. v. Mts. in der Nähe des Dahlener Bahnhofes ver endet aufgefnnden und bei der Section der Wuthverdacht bestätigt wordeu ist, hat der Stadtrath zu Dahlen be schlossen, sämmtlicbe Tatzen in der Stadt tödten zu lassen. Dieselben sollten zu diesem Behuse am 3. uud 4. Decbr. in der dortigen Scharfrichtcrei abgeliefcrt sein. Zuwider handlungen werden mit 150 Mart Geldstrafe oder ent sprechender Haftstrafe geahndet. Am "Nachmittag des 5. December hat die Oehlerffche Fabrik, die älteste und bedeutendste im Crimmitschau, viel leicht sogar Sachseuö, ihre Insolvenz angezeigt, nachdem schon ein paar Tage vorher dnnkle Gerüchte über das hereiubrechende Ereignis: in der Stadt mehrfach circulirteu. Ueber 200 Abeiter "sind dadurch arbeitslos geworden und ist die Stadt umsomehr in Aufregung, da von den Gläu bigern, worunter sich anch viele Professionisten befinden, befürchtet wird, nichts zn bekommen, indem bedeutende Schuldenmassen da sein sollen. Ein entsetzlicher Unfall, welcher wiederum zur Vorsicht mahut, hat sich am 9. December in Schönfeld bei Leipzig zugetragen. Die im Alter von 10 und 12 Jahren stehen den Söhne des -Lchneidermstrs. Dallwitz in Altschönfeld hatten sich aus dem dortigen Nohrteiche mit Schlittschuh fahren vergnügen wollen, waren aber durch die noch zu schwache Eisdecke gebrochen und, ehe noch menschliche Hilfe möglich gewesen, ertrunken. Die Leichen derselben wurden bald darauf im Teiche aufgefuudeu. In Liebertwolkwitz wurden dieser Tage eine Anzahl Landstreicher der schlimmsten Lorte aufgegrisfen nnd ver haftet. Zwei davon waren steckbrieflich verfolgte Individuen, allesammt aber waren so zerlumpt, daß mau zu der An nahme kam, sie hätten sich absichtlich die Sachen vom Leibe gerissen. Diese Annahme ist nun anch keine unberechtigte gewesen, denn wie mau in Erfahrung brachte, hatten sie während ihres UebernachtenS in Bencha sich gegenseitig „zum Vergnügen" die Sachen zerrissen, in der richtigen Voranssetzung, daß sie doch andere bekommen müßten. Deutsches Reich. Bei dem am 8. Decbr. stattgehabten Empfange des diplomatischen Corps dnrch Se. Majestät den Kaiser waren sämmtlicbe Chefs der Missionen, auch der iuterimistischcu, anwesend. Der Kaiser, welcher sich fort während des besten Wohlseins erfreut, begrüßre fie und sagte in französischer Sprache, er freue sich, daß es ihm vergönnt war, nach Berlin zurückzulehren und die Regierung wieder zn übernehmen. Er wisse, daß die Herren Bot schafter nnd Gesandten gekommen wären, ihn zn beglück wünschen, und er danke ihnen für die Gefühle, welche fie beseelten, di ach dieser Ansprache unterhielt sich der Kaiser mit den einzelnen Mitgliedern des Corps, die im Kreise aufgestellt waren. Auch die Kaiserin war anwesend. In der Sitzung des Abgeordnetenhauses am 9. Decbr. erklärte auf eine Anregung des Abg. Oe. Virchow der Mi nister des Innern, Graf Eulenbnrg, daß zwar formell nach dem Socialistengesetze die Rechenschaft über Verhängung des sogen, kleinen Belagerungszustandes über Berlin nur an den Reichstag zu erstatte«, daß es aber der StaatSregieruug willkommen sei, sich über diese Maßregel auch vor der preußischen Landesvertretnng anSznsprecbeu. Die Voraus setzung bei Anwendung des H 28 des SocialistengesetzeS brauche keine unmittelbare Gefahr zn fein. Die Gefahr für Berlin sei zunächst eine allgemeine: das Vorhandensein einer überaus große» Zahl von Anhängern der Social demokratie und die Gegenwart zahlreicher Agitatoren. Bereits nach den Attentaten habe man an ähnliche Maß nahmen gedacht, man wollte indeß zunächst die Wirkung des SocialistengesetzeS abwarten; leider habe sich die Hoff nung auf die friedliche Unterwerfung der Sociaidemokratie unter das Gesetz nicht bestätigt, eS traten vielmehr Anzeichen von der Trganisatiou einer geheimen Propaganda hervor. Die Regierung hatte außer dieser allgemeinen Veranlassung zu ihrem Vorgehen noch eiue besondere. Das Leben aller europäischen Fürsten erscheine bedroht: man hätte das in Berlin, Madrid nnd "Neapel erlebt. Dazu kam noch, daß in Berlin ausländische Nihilisten angetrofsen wnrden, die ! mit dasigen Socialisten in Verbindung standen; deswegen ! mußte die Regierung die Schule des Verbrechens schließen und die Lehrmeister derselben beseitigen. Die Regierung bedauert mit dem Landtage und dem Lande, zn solchen Maßnahmen gezwungen zu sein; aber sie hatte die Pflicht, weiteren Gefahren vorzubeugen und vor Allem daö theure Leben zu sichern, welches seit Kurzem dieser Stadt wieder anvertraut ist. Die Regierung konnte diese Verantwortung nicht von sich weisen, ebensowenig wie das preußische Volk und die Einwohnerschaft Berlins, welche soeben ihrer Liebe für den Kaiser einen so glänzenden und würdigen Ausdruck gegeben. Abg. Oe. Virchow erkannte zwar die Loyalität der ministeriellen Erklärung und gleichzeitig an, daß der Minister nicht zn unrechtem Zeitpunkte von seinen gesetzmäßigen Macht befugnissen Gebrauch gemacht habe; aber die Stadt Berlin verdiene nicht, als Herd der Socialdemokratie verdammt zn werden. Auf die geschichtliche Entwickeluug der Socialdemo- kratie eingehend, legte er der Regierung deren anfängliche Begünstigung zur Last. Der Minister habe keinen Beweis dafür, daß die aus Berlin ausgewiesenen Personen znm -tönigsmord Neignng hätten. Die Maßregel sei eine in humane; man müsse die Socialdemokraten in der offenen Discussion bekämpfen. Nachdem noch die Abgeordneten v. Ludwig, Richter (Hagenl, Graf Bethusy-Hnc, Or. Hänel, v. "Rauchhaupt und In. Lasker theils für, theils gegen die AuSweisungömaßregel gesprochen, wurde die Debatte über diesen Gegenstand geschlossen nnd in der Etatsberathung fortgefahren. Ueber die Ermittelung der Mörder der Wittwe Hall in Berlin berichten die dafigen Blätter Folgendes: "Nachdem mit Sicherheit festgestellt war, daß zwei Uhren, welche noch am Dienstag, den 26. November, in der Wohnnng der verwittweten Hall von einer Freundin der letzteren gesehen worden waren, darunter insbesondere die von dem ver storbenen Ehemann, Restaurateur Hall, hinterlassene Uhr, fehlten, wurde von den Beamten der Berliner Criminal- polizei nach dem Verbleib dieser beiden Uhren mit Aufbietung aller Kräfte recherchirt. Am Sonnabend Morgen fand ein Criminalschutzmann in dem Besitz eines Trödlers in der Priuzenstraße zwei Uhren nnd ein Armband und nahm diese Goldsachen in Beschlag, welche demnächst von mehreren Personen mit voller Bestimmtheit als Eigeuthnm der Er mordeten recognoscirt worden siud. Zu dem Trödler hatte am Morgen des Freitag ein gewisser Witte in Begleitung eines DienstmannS Klose die Goldsachen gebracht. Witte wnrde bald ermittelt und dieser gab auf die Frage, woher er die Geldsachen hätte, an, der Dienstmann Klose, den er von früher kenne, habe am Freitag Morgen ihn auf- gesncht und ihn gebeten, mit zu eiuem Trödler zu gehen, nm ihn zn legitimireu. Der Name Klose wurde sofort in Zusammenhang gebracht mit dem Ehemann der Clise Klose geb. Haase — außerehelichen Tochter des Restaurateurs Hall — dem bereits wegeu Diebstahls uud Körperverletzung mehrfach bestraften Arbeiter Heinrich Klose. In der That stellte sich heraus, daß Heinrich Klose und der Dienstmann Herrmann Klose Brüder sind. Nunmehr wnrde, noch am Sonnabend, zur Verhaftung der beiden Brüder Klose, sowie der verehelichten Klose geb. Haase und deren Mutter ge- schritteu. Herrmann Klose bestritt anfangs, die Goldsachen überhaupt zu Witte und zu dem Trödler gebracht zu haben, später behauptete er, dieselben von einem Unbekannten zum Zwecke des Versatzes erhalten zu haben. Arn Sonnabend aber beqnemte er sich zn dem unter Thränen abgegebenen Geständnisse, daß er am Donnerstag gegen sechs Uhr abends von seinem Bruder Heinrich, den er in der Königs straße in Begleitung seiner Ehefrau getroffen, die Uhren und das Armband mit dem Auftrage erhalten habe, diese Gegenstände zn verpfänden. Von den 60 Mark, die der Trödler gegeben, habe er am Freitag Morgen 36 Mark seinem Bruder in dessen Wohnung gebracht, 24 Mark aber für sich behalten. Heinrich Klose bestritt Alles, wollte weder am Donnerstag mit seinem Bruder gesprochen, noch am Freitag Geld von ihm erhalten haben; dagegen bestätigte seine Fran Elise die Angaben ihres Schwagers insofern, als sie anerkannte, daß letzterer 30 Mark zn ihrem Manne am Freitag Morgen gebracht habe. Am Sonntag Abend verlangte die Mutter der Klose ihre Vorführung vor die Crimiualpolizei nnd bezichtigte bei ihrer Vernehmung mit der Erklärnng, daß sie ihr Herz entlasten wollte, direct ihren Schwiegersohn des Mordes au der Hall. Bei dieser Sachlage unterliegt es wohl keinem Zweifel, daß die Hall von den Brüdern Klose ermordet worden ist. Kuröber wird nnn jedenfalls entlassen werden. Profit). Hessen. Während der Großherzog mit dem Erbgroßherzog am 6. Decbr. die erste Ausfahrt nach seiner Wiedergenesung machte, ist am 8. nnn anch die Groß herzogin an der Diphteritis erkrankt. Oesterreich. In Wien ist am 10. December der Reichsrath znsammeugetreten, um zn dem Berliner Ver trage seine Zustimmung zn geben. Das ungarische Ministerium stellte sich am 7. Decbr. beiden Häusern deS Reichstags vor. Tisza erklärte, er habe die Eabinetsbildung übernommen, damit die Krise nicht zn lauge hinausgeschoben werde. Das Programm hebt die Negelnng des StaatshanshalteS hervor nnd er wähnt die eventuelle Coutrahirung einer gemeinsamen An leihe. Unter den angckündigten Vorlagen befinden sich ein Gesetz über die Regelung der Natnralleistnngen im Kriegs fälle und über den Ausnahmezustand. Endlich wird eine Vor lage über die Verwaltung der occupirten Rinder angekündigt. Die vereinigten Ausschüsse der ungarischen Delegation bcriethen am 9. Decbr. die auf die Dccupation bezügliche Creditvorlage pro 1879. Narb längerer Debatte wurde der Autrag des Del. Hegedüs: ebenso wie die österreichische Delegation unter Vorbehalt nachträglicher Verrechnung 20 Millionen Fl. zu bewilligen, angenommen, nachdem Graf Andrassy die Compeleuz der Delegation als zweifellos dargelegt hatte. Graf Albert Appouyi meldete ein Scparat- votum an. England. Die Vondoner Blätter betrachten die Ant wort des Emirs von Afghanistan anf das englische Ultimatum als unbefriedigend und empfehlen die Fortsetzung der Dpera-