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MmffekTagMatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Tat ..DUSdrusscr Tageblatt' erscheint werktagt nackm. ZUbr. Dczugtpr. manatl 2RM. frei Haut, bei Pastbeftellung t/g RM. zuzügl. Bestellgeld, Einzelnummer ist Rps. Alle Poftanstollen, Postboten, unsere Austräger u, Gcschäfttstclle nehmen zu feder Zett Bc- , , , ... . ... ,, . stellungen entgegen. Im Kalle höherer Gewalt oder Wochenblatt für Wilsdruff u. Umneaend sonstiger BctriebSstörun. Sen besteht kein Anspruch ' auf Lieferung der Zei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung cingcsandlcr Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto bciliegt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufliegender Preisliste Nr. 5. -Ziffer-Gebühr: 20 Rpsg. — Porgeschrie- bene Erschcinungttage und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt.A n z e i g e n - A n n a h m « bis vormittags lft Uhr. aar- Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermit. 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Er hat aus ew'ger Schöpfermacht Gesegnet neu uns Frucht und Korn. 4-ev aus oen Blick zum Himmelszelt Und dank' dem Herrn, der wunderbar 8m Segen rings auf Flur und Feld Der Menschheit wieder sichtbar war, Der uns bewahrt vor grimmer Not Auch dieses Jahr mit starker Hand Und wachsen liest das täglich Brot Auf weiter Flur im Vaterland! Gib ihm die Ehr', wenn durch das Land Heut' frohe Erntesänge wehn, Dann aber denk der starken Hand, Die Gott zum Werkzeug ausersehn. Des Bauern denk, der Jahr um Jahr 8m Frühling Hinterm Pfluge geht, Ein Glied nur in der Ahnen Schar, Und für uns alle pflügt und sät! Für uns! Fühlt ihr nicht tiefbewegt Am Erntetag das starke Band, Das blutgebundne Brücken schlägt Durchs Bauerntum zur Stadt vom Land? Die Städte ständen öd und leer, Zerbrochen wär die deutsche Kraft, Wenn nicht der deutsche Bauer wär, Der treu auf seiner Scholle schafft! Felix Leo Göckeritz Vanernsest Don vr Karl Rügheimer. Zum drittenmal feiert die Nation mit dem Bauern das Erntedankfest, und — ist es wirklich erst das dritte Mal? — schon wurde uns die Feier wie eine altüberkommene Sitte selbstverständlich und vertraut. Die Zeitung mit ihren Ereignisfrischen Schilderungen und Bildern, der Rundfunk, Eisenbahn und Kraftwagen, die uns schnell an dem einen Matz zusammenführen, — alle diese Mittel unserer groß zügigen technischen Zeit bewirken, daß in Kürze Millionen Herzen an einem Ereignis Anteil nehmen, das sich früher u»r durch jehrzehntelange Hebung bekannt und beliebt hätte fachen können. War die erste Bückeberg-Feier vor zwei Ähren ein Freudenfest des der Vergessenheit entrissenen und Wieder in das politische Dasein der Nation cingegliederten Bauernstandes, so gilt uns heute die Herbstfeier schon als eine Regelmäßige Bekundung und Darstellung der nun fest im Mittelpunkt stehenden bänerlichcn Lebenshaltung. Daß der Bauernstand wichtig ist für Volk nnd Staat, das ist heute ledern Deutschen selbstverständlich. Das Reichs-Erntedankfest tvurde ein Symbol größten Stiles für eine Lebenshal- ung, wurde eine Sammlung aller Ansdrucksmöglichkcitcn ür die Banernarbeit und den Bauernalltag. Hier vereinigt ich aller Wille zum Leben in bäuerlicher Form: im Gleich- chritt mit dem Gezeitenablauf, mit Saat, Wachstum und ^rnte, in der Tracht, wie sie das bäuerliche Tagwerk erfordert, ln der Bewegung, zu der Acker und schweres Arbeitsgerät den Körper zwingen. Nicht verächtlich mehr sind die Aeußerungen des dörf- fichen Daseins, sondern voll natürlicher Weihe, vom Staake stlbst sanktioniert, von einer jungen, neue Ideale suchenden Generation als Anzeichen eines erstrebenswerten Lebens inhaltes betrachtet. Was der Bauernalltag an Wert und Sinn enthält, gesteigert symbolisch darzustellen, ist die Aitsgabe des Erntedankfestes, — im Ausmaße eines Staatsaktes, weil ja der Sinn des bäuerlichen Alltags im größten Gedankenkreis den ganzen Staat mitumschließt. Denn nicht nnr über den persönlichen Gewinn frent sich heute der junge Bauer, wenn er seinem Acker einen höheren Ertrag als früher abringt, sondern immer deutlicher wird ihm die Bedeutung dieses Erfolges für das ganze Volk, das sich aus eigener Scholle. ernähren will, bewußt. Sammelbecken des bäuerlichen Lebenswillens ist das Bückeberg-Fest, und wie von den Wafservorrätcn eines Stau sees gehen von dieser Jahresfeier die Kanäle aus, die den neuen Willen zum bäuerlichen Dasein speisen. Als eine ge waltige Krast erweist sich der dörfliche Lebensstil, — gefördert und neu ausgelöst durch die politischen Maßnahmen, aber noch aus eigenem Blute lebendig, obwohl jahrhundertlang ein geengt, beiseitegedrängt, schlecht genährt. Ueber eine Epoche, deren ganze Anteilnahme der Industrie, der Weltwirtschaft, dem Großverkehr galten, hielt sich bei nns in Deutschland das Bauerntum zäh am Leben. Starke bäuerliche Lebenstriebe wachsen dem Formwillcn der Politiker immer noch entgegen. Wir finden in den Heimen und Schulen unserer jungen Genera- lion wieder den altväterischen Hauswebstuhl; wir sehen zu künftige Bäuerinnen an der Gestaltung dörflicher Feste arbeiten, die einst ihren Kindern, Knechten und Mägden den Hof auch seelisch wieder zum Mittelpunkt des Lebens machen sollen. Und der Stolz auf diese Dinge, neben aller modernen Weltoffenheit, — welche Umstellung gegen frühere Jahre! Die Wirtschaftsform, die Art und Weise, Güter zu er zeugen, läßt sich beim Bauern von dem privaten, rein mensch lichen Daseinsablauf nicht trennen. Jede Stunde des Tages und des Feierabends ist vom Acker und der häuslichen Wirt schaft her geregelt. Der Bauer kann nicht acht Stunden oder mehr oder weniger willkürlich aus seinem Taa heraus schneiden, währenddessen Stall und' Feld besorgen und dann' seine Familienmitglieder in ein beliebig zu gestaltendes Privatleben entlassen, — daß ein Sohn etwa als Sportler den zweiten oder vielleicht sogar den eigentlichen Lebensinhalt sich suchte und der andere als Briefmarkensammler oder Photofrcund oder Wandersmann und die Tochter im modischen Fähnlein als Kinofreundin... Gewiß kann auch das Bauern kind an all dem Anteil haben, aber nur in beschränktem, innerlichem Maße. Der erste und eigentliche Lebensinhalt muß dem Bauern seine Bauernarbeit sein, sonst kann er nicht als Bauer bestehen. Wir wollen aber den Bauern haben, wir brauchen den Mann, der die Nahrung für das Volk aus dem Heimatboden herausholt, der die Einfuhr überflüssig macht, wir müssen darüber hinaus mit der Arbeit am Boden möglichst viele Hände beschäftigen — in einer Zeit, da uns die industrielle Entwicklung Millionen Arbeitslose auf die Straßen schwemmte. Und beides, viel Frucht bauen nnd gleichzeitig vielen Händen Arbeit geben, ermöglicht nur die bäuerliche Wirtschaftsform. In ihrem kleinen Bereich kann jedes Tier und jede Pflanze sorgfältig betreut werden, kann die intensive Pflege dem ,Boden reichen Ertrag abringen, kann allein von den Abfällen des Kornfeldes, der Küche und des Kuhstalles Geflügel und Kleinvieh erhalten werden — wo der fabrikmäßige Landwirt schafts-Großbetrieb, auf Maste, Gleichheit, Schnelligkeit ein- > gestellt, viel Wertvolles ungepflegt und unbenutzt umkommen "lassen müßte. , Und zu jener fruchtbaren Kleinarbeit gehört eben der eigene Lebensstil: die Familienmitglieder müssen zusammen arbeiten beim Säen. Schlachten, Ernten — die Tochter muß auf „selbständige" Stellung und eigene Wege nach sechs Uhr verzichten —, die Erfordernisse der Jahreszeit, des Wetters müssen erfüllt werden: Gießen am trockenen Tag und Kar- toffelbuddeln zur Zeit r Reife — wenn es auch verlockender scheinen möchte, regelmäßig zur Abendstunde von Pflichten Die Aehren der neuen Ernte erhalten den Segen der Kirche, ein alter, schöner Brauch des deutschen Bauern. (Herbert Hoffmann — M.) Auch die Kleinsten feiern den Ehrentag des deutschen Bauern. Blumen und Zweige, Aehren und Früchte tragen sie aus den heimatlichen Gärten in die Schulzimmer, und unter der ver ständnisvollen Anleitung von Lehrern und Lehrerinnen winden sie Erntekränze und Girlanden, stellen Fruchtkörbe zusammen und schmücken die Zimmer. (Evangelischer Bilderdienst — M)