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Voigtländischer Anzeiger. Fünfundsechszigster Jahrgang. Verantwortliche Redaktion, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Jährlicher AbonnemmtSpreiS für diese- Blatt, auch -et Beziehung durch die Post, t Thlr. ü Ngr. — Die Jnsenion-ge-ühren werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Corpus-Zeile berechnet, größere Schrift nach Nerhältniß de- Raumes. — Dienstag. 1L. September 18s4. Aeit«ntztzen Sachsen. Plauen, 2. September. Der Begüterte Joh. Gottlieb Müller zu Straßberg wurde vor mehrer» Lagen durch den Hufschlag eines Rindes dermaßen am Schenkel verletzt, daß er heute infolge deS hinzugetretenen Brandes starb. Elster, 8. September. Ihre Hoheiten die Fürstin von Hohenzollern. Sigmaringen und Deren Prinzessin Tochter St.phanie sind heute nach vollendeter Cur nach der Schweiz von hier abgereist. Zöblitz. In dem benachbarten Dorfe Rüdenau ist den 16. August Nachm. 5—6 Uhr Haus und Schmiede des Huf schmieds Schreier, den 21. August in der Nacht die Nagel schmiede des Nagelschmieds Engelhardt, den 5. September früh 4 Uhr das Haus deö Strumpfstuhlbauers Roscher weg. gebrannt. In dusem Jahre beläuft sich dort die Zahl der Feuer nun auf Zehn. Burgstädt. In der Nacht vom 2. zum 3. September ist das Wohnhaus des Gutsbesitzers Johann Gottfried Wießner in Burkersdorf abgebrannt. Die Entstehungsursache ist noch nicht ermittelt. Bautzen, 2. September. Ungeheueres Aufsehen und Ge rede macht hier rin großartiger, schon seit 4 Jahren getriebener Wvlldiebstahl, der erst kaum vor 8 Tagen entdeckt worden ist. Der Inhaber der größten hiesigen Tuchfabrik, Herr Mörbitz, Halle seinen Wollvorrath in dem grünumranklen Thurme an der Fischerpforte, und aus diesem Thurme, der eine nicht un bedeutende Höhe hat, wurde feit dem heurigen Wollmarkte, wie g.sagt wird, so viel gestohlen, daß Herr Mörbitz gegen 4000 Thlr. Schaden haben soll. Ein früherer Arbeiter (Mikan) aus der Fabrik hatte sich schon seit längerer Zeit durch sein unsinniges Gebühren mit Geld verdächtig gemacht, doch wurde er erst in diesen Tagen durch ausgestellte Wachen ertappt, als er auf zusammengebundenen Leitern den Thurm bestieg. Ein hiesiger Strumpfwirker hat die gestohlene Wolle verkauft und einen großartigen Handel damit getrieben, indem er nicht nur fast sammtliche hiesige Strumpfwirker mit Wolle versehen, sondern auch bei auswärtigen Tuchmachern bedeutende Ge- schäfte gemacht hat. Die Untersuchung ist im vollsten Gange und ein interessanterer Prozeß wird wohl selten in unsern Mauern eröffnet worden sein. Aus der Zittauer Fabrikgegend vernimmt man, daß daselbst auS der Türkei und den Donaufürstenthümern große Bestel lungen auf leinene Waaren gemacht worden sind, und haben daher infolge dessen die Geschäfte einen bedeutenden Aufschwung genommen, auch ist der Verdienst der arbeitenden Klaffe ein ungleich besserer geworden, was den dortigen armen Webern von Herzen zu gönnen ist. Oesterreich. Wie in sonst wohlunterrichteten Kreisen ver lautet. sind von Seite des kaiserlichen österreichischen Cabinets Beschlüsse gefaßt worden, welche dahin lauten, daß durch die Zurückweisung der Garantieforderungen der Westmächle durch Rußland die Stellung Oesterreichs zu den Westmächten einer seits und zu Rußland andererseits nicht verändert werden soll; ein casus belli erwächst durch die erfolgte Ablehnung von Seite Rußlands für Oesterreich nicht. Eine Erweiterung des preußisch-österreichischen Bündnisses wird Oesterreich die nölhigen Mittel bieten, um bei der fernem Förderung deS europäischen Friedenswerkes das ganze Gewicht Gesammt. deutschlandS geltend zu machen, und fernere Maßnahmen nur im Einvernehmen mit den deutschen Staaten treffen zu können. Preußen. Breslau, 6. September. Wir erfahren so eben aus sicherer Quelle, daß die königl. Regierung in ihrer Plenarsitzung für Dammbauten 200,000 Thlr. beantragt hat, und werden der Herr Oberpräsident und der Fürst von Pleß bereits morgen persönlich in Berlin die Erlangung jener Summe nachsuchen. — Der Gesammtschaden, der die Pro vinz betroffen, wird nach möglichst gründlicher Erwägung auf- 25 bis 27 Millionen Thaler geschätzt. Der Schaden an den Fischteichen der Bartsch wird allein auf 80,000 Thlr. normirt. Bayern. München, 7. September. Stand der Brech, rühr. Am 5. Septbr. sind dahier gestorben: an der Brech, rühr 46, überhaupt gestorben 59 Personen. Der Zugang an Neuerkranklen betrug am 6. September 93, 19 weniger als am vorigen Tage. Bamberg, 3. Septbr. Gestern Abend wurde dahier ein schauderhaftes Doppelverbrechen verübt. Ein Badergeselle hat sich und ein in einem achtbaren Bürgerhause dienendes junges Mädchen, um dessen Gunst er sich vergeblich bewarb, während der Dienstherr außerhalb des Hauses nebst seiner Frau in seinem Laden beschäftigt und das Mädchen mir zwei Kindern allein zu Hause war, ermordet. Gegen Abend kam der Lehrjunge nach Hause und war der erste Zeuge der gräß lichen Scene. Das größere, etwa zweijährige Kind saß wei nend an der offenen Thüre des Wohnzimmers. Im Zimmer selbst saß noch in aufrechter Stellung neben dem Bette ihrer Herrin jenes Dienstmädchen im Todeskampfe in ihrem Blute. Ihr Liebhaber hatte ihr mit einem Beile die Hirnschale ein geschlagen, das ganze Gesicht und der Körper war mit Blut übergossen. Neben ihr wälzte sich ihr Mörder ebenfalls mit drm Tode ringend in seinem Blute, zu seinen Füßen ein