Volltext Seite (XML)
Amts- und Änzeigeblati für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis Vierteljahr!. M.1.50einschliehl. des „Illustr. Untcrhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „ Seifenblasen" in der Expedition, beiunserenLotensowiebeiallen Reichspostanstalten. Tel.-Kdr.: Amtsblatt. Eibenstock, Larlrfeld, hundrhübel, ^UgkvlUll Neuheide, Oberftiltzengrün, Schönheide, Schönheiderhammer, Sosa, Unterstiitzengrün, Midenthai usw. Fernsprecher Nr. NO r Erscheint täglich abends mit Ausnahme der t Sonn- und Feiertage f ir den folgenden Tag. Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Z psennige. Sm amtlichenTeile die gespaltene t Zeile 30 Pfennige. Verantwort!. Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. . --- 62. Jahrgang. Mittwoch, dcn 17. November ISIS Sorgen unserer Feinde. Trotz der Versicherung der maßgebenden Stellen über die zufriedenstellende Lage auf Seiten unserer Gegner tauchen dort immer neue Stimmen auf, welche das gerade Gegenteil der zur Schau getragenen Zu versicht verraten. So liegen uns heute wieder zwei Nachrichten aus den gegnerischen Lagern vor, die besagen: Genf, 14. November. Die französische Mili tärpresse zeigt nach der „Voss. Ztg." in den letzten Tagen eine starke.Beunruhigung, auch über die ei gene Front. Es mehren sich die Stimmen, die von einer nahe bevorstehenden deutschen Of fensive im Westen sprechen. Man vermißt, wie General Berth aut im Petit Journal aus führt, mit Besorgnis das Fehlen jeden Gegenge wichts durch erfolgreiche Vorstöße der rus sischen Armee gegen das deutsche Zentrum. Noch betrübender sei, daß die Russen weder gegen die Bukowina noch gegen Bulgarien sich zu rühren scheinen. Petersburg, 14. November. In der „No- woje Wremja" stellt Menschikoss mit tiefstem Be dauern fest, daß die Russen in der ärztlichen Wissen schast aufs kläglichste hinter Europa herhinkten. Im deutschen Heer kehrten 60 Prozent der Verluste wie der zur Front zurück, in Rußland nur 18. Dem nach habe Deutschland aus jede Million Verwun deter einen Borsprung von 420000 Mann oder 10,5 Armeekorps. Dadurch erkläre sich die Uner schöpflichkeit der deutschen Truppen massen. Dies Verhältnis von 60 zu 18 könne für Rußlands Schicksal schwere Folgen haben. Die Kämpfe am Styr haben nach dem gest rigen deutschen und dem nachstehenden österreichisch-ungarische« Heeresbericht nach wcchenlangcm zähen Ringen zu einem vollen Erfolg der Waffen der Verbündeten geführt: Wien, 15. November. Amtlich wird ver lautbart: Russischer Kriegsschauplatz, Die Kämpfe bei Tschartorysk haben ge stern den vollen Erfolg herbeigeführt. Der geschlagene Feind wurde aus dem Styrbogen über den Fluß zurückgeworfcn. Bei seinem eiligen Rückzug hat der Gegner alle verlorenen Ort schaften angezündet. Hiermit haben die vierwöchigen zähen und ruhmvollen Kämpfe um Tschartorysk ebenso zum Rückzüge der Rus sen in ihre ursprünglichen Stellungen geführt wie die seinerzeit von den russischen Truppen hoff nungsvoll angekündigten Durchbruchsversuche bei Siemikowze an der Strypa. Die schon gestern an gegebene Beute erhöht srch. Sonst sind keine nen nenswerten Ereignisse zu verzeichnen. Italienischer Kriegsschauplatz, Die feindliche Angrifsstätigkeit cm der Ison - zo front hat gestern, vielleicht infolge des strö menden Regens, sichtlich nachgelassen; im Ab schnitt der Hochfläche von Doberdo wurde je doch heftig wettergekämpft. Am Nord hang des Monte San Michele gelang cs den Ita lienern wieder, in eine durch schweres Artillerie feuer geschlagene Lücke unserer Stellung einzu dringen. Starke feindliche Kräfte, dic abends nördlich dieser Einbruchsstelle zum Angriff vor gingen, wurden blutig abge wiesen. Hier auf setzte unser Gegenangriff ein, der das ver lorene Frontstück vollständig zurückgewann und dem Feinde außerordentlich große Verluste zu- sügte. Auch ein starker italienischer Angriff gegen den Monte bei sei Bust brach, wie alle früheren, zusammen. Dprch die Beschießung von Görz wurden bisher 58 Zivilpersonen getötet, 50 ver wundet, etwa 300 Häuser und fast alle Kirchen und Klöster schwer beschädigt. Eins unserer Flieger geschwader belegte neuerdings Verona mit zahlreichen Bomben. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Alle Armeen verfolgen. Nur stellenweise hält ; noch der Feind. Unsere Vijegrader Gruppe hat die Montenegriner über dcn Lim zurück geworfen und Sokolowiz, sowie die östlichen Anhöhen erreicht. Bei der Armee von Köveß wurden weitere 850 Gefangene eingebracht und 2 Maschinengewehre erbeutet. Im Topliza-Tal ist Proluplj? erreicht. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Hoefer, Feldmarschalleutnant. «am Balkan wird ein abermaliger Wechsel des serbischen Regie rungssitzes gemeldet: Paris, 14. November. „Petit Journal" meldet aus Athen: Die serbische Regierung hat Raschka am 12. verlassen und wird sich wahrschein lich nach Prizreno begeben. Der Vormarsch der Bulgaren von Tetowo gegen Gostiwar kam infolge starken Widerstandes zum Stehen. In Monastir find zahlreiche serbische Truppen zusammengezogen. Dic Türken berichten: Konstantinopel, 14. November. Das Hauptquartier meldet vom 13.: An der Dardanellen front das gewöhnliche Artille rie- und Handgranatenfeuer. Unsere Artillerie be schoß zwei feindliche Monitore, die sich dem Ge stade der Bucht von Sacos näherten und traf den einen mit zwei Schüssen, die eine Feuersbrunst an Bord hervorriefen. Der andere Monitor mußte fich entfernen. Sonst nichts Neues. Die Lage in Indien wird für die Engländer immer gefahrdrohender: Konstantinopel, 14. November. Von emer hier eingetroffencn, gut unterrichteten Persönlichkeit wird mitgeteilt, daß die aufständische Beweg ung in Indien und im besonderen an der afgha nischen Grenze die Formen regelrechter kriege rischer Unternehmungen angenommen hat. Die Aufständischen haben fich in Schützengräben ver schanzt; sic sind mit Waffen und Munition versehen. Die englandfeindlichc Erregung greift in ernstester Weise nach Afghanistan hinüber, wo inzwischen aus Persien eingetrosfene Expeditionen, die von den sun nitischen Afghanen als hochverehrte Gäste mpfangen wurden, den Bosen aus das günstigste dafür vorbe reiteten Die schweren Besorgnisse, welche die Eng länder hinsichtlich der Lage äußern, deuten auf diese Vorgänge in Indien, Afghanistan und Persien hin. Der Kaiser bei den Pri-ctsiimpsen. Aus dem Großen Hauptquartier wird uns geschrieben: Der Kaiser weilte am Anfang der letzten Woche bei unseren Truppen in den Pripetjümpsen. Nach mittags fuhr er im Bahnhof Brest-Litowsk ein. Der Bahnhof felbst ist eine Ruine, auf dec dic deutsche Kricgsflagge weht. Vor den aufgeräumten Trüm mern steht die Ehrcnkvmpagnie, gestellt von einem bei Brest-Litowsk liegenden Landsturm Bataillon. Unter den Klängen der Nationalhymne schritt der Kaiser nach Begrüßung der unmittelbaren Vorgesetz ten die Front der ergrauten Soldaten ab und ließ die Kompagnie in Parademarsch vorbcimarfchiercn. Haltung und Aussehen der Leute war vorzüglich, stramm aufgerichtet blickten sie ihrem obersten Kriegs herrn ins Auge. Vom Bahnhof begab sich der Kaiser im Kraft wagen zur Zitadelle. Hier hatte er beim Manöver im Jahre 1886 als Gast des Zaren gewohnt. Was die Russen bei der Schnelligkeit der Räumung der Festung zerstören konnten, haben sic zerstört. Die ausgedehnten Kasernen der Zitadelle liegen in Trümmern. Auch bei dem Fort Kowaljewo, wohin die Fahrt wettergina, sind die Betonbauten zum Teil gesprengt, zum Teil aber ebenso wie die Hinder nisse noch voll erhalten. Dann ging die Fahrt am Uebungslager Pugatschewa vorbei zur Stadt Brest- Litowsk, noch vor wenigen Wochen eine von 60 OM Einwohnern bevölkerte Stadt, ist zu vier Fünfteln verbrannt. Die Russen haben Hab und Gut der Be wohner planmäßig vernichtet und die Bevölkerung mit sich ins Elend weggeschleppt. Im Bereiche der Festung gibt es keinen einzigen Landesbewohner mehr, nur Truppen aller Gattungen bildeten in den Ruincnstraßen Spalier. Am nächsten Morgen traf der Kaiser vorn in der Front in Pinsk ein. In der von den Russen für ihren Rückzug neuangelegten Haltestelle Pinsk- Wald verließ er den Zug. Die trübe Novemberstim mung des Vortages hatte strahlendem Hvhenzollern- wettcr Platz gemacht. Auf dem Bahnhofe stand die Ehrenkompagnie, diesmal gestellt von jungen Sol daten. Hinter dem Bahnhof reihten sich in Parade mehrere Brigaden der Bugarmee. Vom brausenden Hurra vieler Tausend junger Soldatenkehlen be grüßt, schritt der Kaiser die Front der Truppen ab, deren Haltung und Aussehen dem obersten Kriegs Herrn die unerschütterte Kraft und den unverminder ten Siegeswillen seiner Truppen zeigte, trotz der ge waltigen Leistungen der Verfolgung und des j>tzt stattfindenden Stellungslämpfes in unwirtlichster Gegend. Von hier begab sich der Kaiser zu einem kur zen Besuch der Kathedrale nach Pinsk. Auf den Straßen drängte sich, anders als in Brest-Litowsk, das Volk der 40- bis 50 MO Einwohner zählenden Stadt. Die Weiterfahrt führte den Kaiser bis in die Stellungen der Truppen östlich Pinsk, am Schilfmcer der Pripetsümpfe. Auf den Sanddünen am Ostufer des Strumen und der Jasiolda waren dic russischen Stellungen und Hindernisse sichtbar. Am Abend des Tages fuhr der Kaiser, der den Truppen seine Freude über ihre vorzügliche Ver fasfung und seinen Dank für ihre Leistungen hatte übermitteln lassen, über Brest-Litowsk zu einer an deren Armee auf dem östlichen Kriegsschauplatz. Tagesgeschichic. Deutschland. — Viehzählung am 1. Dezember. Nach einem Buudesratsbefchluß aus dem Jahre 1012 ha ben in allen Jahren, in welchen eine Viehzählung erweiterten Umfanges nicht stattfindet, sogenannte kleine Viehzählungen am 1. Dezember stattzufinden. Der Bundesrat hat in seiner Sitzung vom 15. No vember 1915 beschlossen, daß die Zählung am 1. De zember d. I. mit einigen kleinen Abänderungen ge gen früher veranstaltet werden soll, die im Interesse der Vergleichbarkeit der Ergebnisse mit den bisher während des Krieges veranstalteten Viehzählungen notwendig erscheint. Die Zählung erstreckt sich auf Pferde, Rindvieh, Schafe, Schweine und Ziegen. Eine vorläufige Ueberficht der Zählungsergebnisse ist bis zum 15. Dezember 1915, die endgültige Zusammen stellung bis 15. Januar 1916 dem kaiserlichen statisti schen Amt einzusenden. Rußland. -Russische Truppen auf dem Marsch nach Teheran. Petersburger Meldungen der „Köln. Ztg." zufolge bereiten Rußland und England neue wichtige Unternehmungen gegen Persien vor, an geblich, um deutsch österreichischen Umtrieben zu be gegnen, tatsächlich aber, um den letzten Rest der per sischen Unabhängigkeit zu zerstören. Russische Trup pe»: sind auf dem Vormarsch gegen Teheran. Kalls die persische Regierung dic Hauptstadt von Teheran nach Jfpahan verlegen sollte, so wird ihr gedroht, daß der nördliche Teil Persiens sofort besetzt werden würde. „Nowoje Wremja" erklärt, die letzten Tage Persiens feien dann gekommen. — Es scheint sich also mn eine planmäßige Aktion gegen Persien zu handeln. Es ist nicht unmöglich, daß sich, wie die „B. Z." meldet, Rußland als „Kompensation" für die englischen Unternehmungen am Persischen Golf und in Mesopotamien die sofortige Besetzung Nordper- fiens zugestchen ließ. Türkei. — Graf Wolff-Metternich in Kon stantinopel. Botschafter Graf Wolff Metternich ist Sonntag abend in Konstantinopel cingetroffen.