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Zlhöllbmycr Tageblatt -scheint täglich mit Aufnahme der Lage »sch Sonn- und Festtagen. Umrahme von Inseraten für die nächster- 'Alnende Nummer bis vormittags 11 Uhr. L« NbonnemrntSpreiS beträgt vierteljähr- ritz r Mt. 28 Pf. Einzelne Nrn. ü Ps. z»s««te pro Zeile 10 Pf., Linges, so Pf. ZqKellrrisch« Satz wird doppelt berechnet. «ud Fllialen: in Altstadtwaldenbnrg bei Her,« Kaufmann Otto Förster: in Kaufungen Sei Herrn Fr. Janaschek; in Langenchursdorf bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn Wi- elm Dahler, Tigarrengefchäst an der Brücke; m Rochsburg bei Herrn Paul Zehl : in Wolkenburg bei Herr» Trust Rüsche; b» Ziegelheim bei Herr» Eduard Kirsten. Amtsblatt für den Htadtrath zu Waldenburg. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lrchtenftein-CaAnberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: NWadt-Waldenburg, BrLunSdsrf, TaLenberg, St. EZidisn, Shrenham, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Zangenchursdorf. Lanzen« l«th«-Riederhsin, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Orlsnitz i. E., Neichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Fernsprecher Rr. v. Schlagwitz, Schwaben, Wslkenburg und Ziegelheim. 231. Mittwoch, den 4 Oktober 18S9. Witterungsdericht, ausgenommen am 3. October, nachm. 4 Uhr. Warometerstand 765 mm. reducirt auf den Meeresspiegel. Thermometer-and -f- 14,6. (Morgens 8 Uhr -f- 14" 0.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft ,^> Lambrechts Polymeter 58°'/«. Thautzuukt -s- 6,» Grad. Windrichtung: Südwest. Daher WitterUKRsLNssichte« für den 4 October: Meist halbhciter. "Waldenburg, 3. October 1899. Der Krieg zwischen England und der Transvaal- Republik hat thatsächlich begonnen: Was aus dem Boern- lande gemeldet wird, das sind keine willkürlichen Züge einzelner bewaffneter Boern-TruppS, es ist der regel rechte Aufmarsch der gelammten Boern-Armee an ver schiedenen strategisch-wichtigen Grenzpunkten, dem auch die Grenz-Ueberschreitung und der Angriff auf die Eng länder in wenigen Tagen gefolgt sein wird. Wenn die Boern überhaupt mit Erfolg kämpfen wollten, konnten sic nicht anders handeln. Da bei den britischen Präten- fionen der Krieg einmal unvermeidlich geworden ist, wäre es von der TranSvaal-Republik, als dem an sich schwächeren Theil, mehr wie thöricht, wenn sie dem Gegner gestatten wollte, in aller Ruhe Alles für seinen Aufmarsch und für die Zusammenziehung seiner bedeutenden Kräfte vor zubereiten. Ein entschlossener Schlag kann das ganze britische Bahnnctz in Natal und den anderen Transvaal benachbarten Gebieten zerstören, und die ohnehin nicht leichte Verproviantirung großer englischen Truppenmassen M kaum überwindbaren Schwierigkeit steigern. Die Bonn haken daher recht gethan, daß sie den Krieg Ke- Sannen; die englische Politik verdiente nichts Anderes! Dem Anstifter dieses ganzen, ebenso ungerechten, wie Wenig edlen Krieges, dem englischen Kolonialminister Chamberlain, ist weder bei der Aussicht auf die mög lichen Gefahren des Feldzuges, noch bei der herben Ver- urtheilung, die sein Plan in ganz Europa findet, schwül ZU Muth geworden. Chamberlain reicht an kaltblütiger Gewissenlosigkeit ganz an Napoleon I. heran, ihm ist es ganz gleichgiltig, wie er Transvaal bekommt und was die Mitwelt davon sagt, wenn er es nur bekommt. Und er, der durch und durch Engländer ist, kennt seine Lands leute genau, er weiß, daß sie ebenso denken, und daS ihn das Spiel, an dessen Gelingen er nicht zweifelt, zum populärsten Mann in Großbritannien machen wird. Herrn Chamberlain kann man aus seiner heutigen Haltung eigentlich keinen Vorwurf machen, er hat nie verhehlt, wohin seine Absichten gingen, und wenn man anderswo Nicht erwartete, daß es soweit kommen würde, so war das nicht d«S Kolonialministers Schuld. Aber dem Ministerpräsidenten Lord Salisbury und den übrigen Ministern, die früher anders sprachen und alle Welt in der Annahme bestärkten, Chamberlain werde nicht mit seinem Kopse durch die Wand rennen können, kann der Vorwurf nicht erspart werden, das Recht und ihre bessere Ueberzeugung einem rücksichtslosen Landjäger geopfert zu haben. Das englische Ministerium bleibt der vernichtenden Kritik in ganz Europa gegenüber kühl bis ans Herz hinan. England, der Kulturträger und Bibelverbreiter, hat schon so oft der christlichen Kultur und dem Recht ins Gesicht geschlagen, daß es auf ein Mal mehr auch Nicht ankommt. Aber man hat in London augenscheinlich nicht erwartet, daß der Widerstand der Boern sich so kräftig gestalten, überhaupt die ganze Lage in Südafrika einen so gefährlichen Charakter annehmen könnte, wie es nun geschehen ist. Kolonialminister Chamberlain und die anderen Herren haben früher wohl gedacht, die Ge schichte mit einer Division Militär abmachen zu können, zu deren Entsendung die Parlamentsbefragung überflüssig fei; heute, wo die Absendung einer Armee sich als Noth sache herausstellt, soll doch das Parlament berufen wer den, damit man Rückendeckung hat, falls daS Spiel nicht ganz glatt verlaufen oder gar schief gehen sollte. Kann es schief gehen? Sehr wohl. Gelingt es den« Boern, ihre überaus zahlreichen Stammesgenoffen in der Kapkolonie und Natal mit in die Bewegung hineinzu ziehen, und warum soll es ihnen nicht gelingen, da dann auch jenen Boern die Aussicht auf eine völlige Unab- hänigkeit winkt? so kann sich ein Krieg entspinnen, dessen Ausgang gar nicht abzusehen ist. Jeder weiß, daß es in Egypten und Indien bedenklich gährt, und wenn gar Englands intime Freunde Frankreich und Rußland die günstige Gelegenheit benützen, um eine ihnen genehme Frage anzuschneiden, so möchte doch auch dem fisch blütigen Herrn Joseph Chamberlain schwül werden. Natürlich glaubt man in London nicht, daß die Sache ein so gefährliches Gesicht bekommen könnte, und das muß ja auch nicht sein. Aber wer will sagen, was in unserer Zeitperiode der Ueberraschungen sich nicht Alles einstellen mag? So viel steht jedenfalls fest, daß die Boern, wenn etwa die siegreichen Engländer ihnen eine gar zu scharfe Rechnung aufstellen sollten, recht leicht Freunde finden können, die sich ihrer annehmen, während die Engländer es doch thatsächlich dahin gebracht haben, daß sie nirgendwo Sympathieen finden. Die deutsche Reichsregierung hält sich neutral und wird diese Haltung auch in den späteren ernsten Ab schnitten des Krieges sicher nicht aufgeöen. Aber das Alles kann die öffentliche Meinung in Deutschland nicht verhindern, sich entschieden über Recht und Unrecht auS- zusprechen. England hat kein Recht, der Transvaal- Republik Bedingungen vorzuschreiben, wie sie in diesem Falle beliebt worden sind, und dies auszusprechen, er heischt das Pflichtgefühl. Die in der Transvaal-Republik ansässigen ehemaligen Reichs-Deutschen haben keinen Augenblick sich bedacht, was sie thun sollen, sie werden mit den Boern Schulter an Schulter kämpfen. In Deutschland wird man diesen Feldzug mit einer Theil- nahme verfolgen, wie sic auswärtigen Angelegenheiten gegenüber nur selten beobachtet wird. MMtische RNAVschau. Deutsches Reich. Der Kaiser schoß am Montag in Rominten einen Vierzehnender. Am Sonntag Vormittag hatten beide Majestäten dem Gottesdienst in der St. Hubertuskapelle beigewohnt. Nachmittags wurden die Kinder des Dorfes im Beisein des KaiscrpaareS mit Kuchen und Chocolade gespeist. Am Donnerstag werden der Kaiser und die Kaiserin sich nach Cadinen begeben. Zum Be such der Königin von England wird Kaiser Wilhelm in der Zeit vom 15. bis 20. November in Windsor er wartet. Der Kronprinz wird in diesem Jahre zum ersten Male an der kgl. Hofjagd in Letzlingen theil nehmen. Das Zarenpaar machte am Montag in Begleitung des Großherzogs von Hessen der Kaiserin Friedrich in Kronberg einen Besuch und kehrte Abends nach Darm stadt zurück. Dem Kapitän z. S. Jäschke, seit dem Frühjahr Gouverneur von Kiautschau, ist für seine Verdienste um die Kolonie eine „allerhöchste Belobigung" des Kaisers zu theil geworden. Eine Fortsetzung der Friedensconferenz soll trotz der wenig günstigen Erfahrungen im Haag vom Zaren beabsichtigt sein. Italienische Blätter melden nämlich, der Zar beabsichtige schon zum Frühjahr eine neue Conserenz einzuberufen und sich dies Mal nicht bloß mit einem Appell an die Regierungen, sondern auch an die Souveräne zu wenden. Die Ernennung des bisherigen Regierungspräsidenten von Bromberg, Herrn v. Bethmann-Hollweg zum Oberpräsidenten von Brandenburg und die des bisherigen Directors im Ministerium des Innern v. Bitter zum Oberpräsidenten von Posen wird nunmehr amtlich be kannt gegeben. Ueber den Fall Zedlitz, der als Präsident der preußischen Seehandlung kanalfcindliche Artikel m der „Post" veröffentlicht hatte, als die Sache in den Zeitungen besprochen wurde, aber sein Verhältniß zu dem genannten Blatte löste, soll der Kaiser eingehenden Bericht verlangt haben. Herr v. Lucanus habe dieser halb den Finanzminister v. Miquel besucht und über eine Stunde bei demselben verweilt. Betreffs eines Antrages zur Streikvorlage, der von nationalliberaler Seite zu dem Regierungsentwurf vorbereitet wird, hatte ein hessisches Blatt berichtet, der Kern des Antrags würde sein, daß bestimmt bezeichnete Ausschreitungen, die bisher nur nach dem Strafgesetz als Beleidigung, Körperverletzung oder Sachbeschädigung strafbar waren, nach dem Gewerberecht als Nöthigung strafbar erklärt werden sollen; diese Ausschreitungen sollen, weil sie sich auf dem Gebiete der Arbeitskämpfe abgespielt haben, von der härteren Strafe für NöthigungS- vergehen bestraft werden und bei ihnen soll auch der Versuch mit der vollbrachten That gleichgestellt sein. Dazu bemerkt die „Nat.-Ztg.", sie halte diese Mit- theilung für unzutreffend; derartige Bestimmungen wür den einerseits über das hinauSgehen, was nothwendig ist, und doch andrerseits nicht die erforderliche Er gänzung des Z 153 der Gewerbeordnung ergeben. Die bezüglichen Erwägungen sind dem genannten Blatte zu folge überhaupt noch nicht abgeschloffen. Mit dieser Bemerkung giebt auch die „Nat.-Ztg." zu, daß die nationalliberale Partei der Streikoorlage gegenüber nicht mehr auf dem schlechtweg ablehnenden Standpunkte steht, den der Abg. Bassermann bei der ersten Lesung des Entwurfs anscheinend im Namen seiner Partei ein genommen hatte. Der deutsche Botschafter in London, Graf Hatzfeldt, hat in jüngster Zeit auffallend viel Conferenzen mit dem englischen Ministerpräsidenten Lord Salisbury gehabt. Wie verlautet, hat es sich dabei um die Herbeiführung einer Specificirung deutsch-englischen Abkommens, nicht um die Transvaalfrage, gehandelt. Dieses Ab kommen ist im Princip für gewisse vorgesehene Möglich keiten getroffen. Da jetzt eine oder eine Reihe derselben actuell geworden zu sein scheint, ist es begreiflich, daß Graf Hatzfeldt, von dem Fürst Bismarck einmal drastisch äußerte, er sei das beste Pferd m seinem Stall, die Ge legenheit wahrnimmt, um für die Zukunft des kolonialen Besitzes Deutschlands in Afrika so werthvolle und feste Bürgschaften zu gewinnen, wie irgend möglich ist. Die „Nat.-Ztg." hält die vorstehenden Angaben für unzu treffend. Aus Kamerun wird gemeldet, daß Hauptmann o. Kamptz mit der Schutztruppe den aufsässigen Lamido von Tibati, d. h. den dortigen Gewalthaber gefangen ge nommen hat. Ferner schlug Bezirksamtmann v. Malsen aufständische Bulis, die Kribi angegriffen hatten, in mehrtägigen Gefechten zurück. Frhr. v. Malsen wurde in diesen Kämpfen leicht verwundet. Aus den Schluß worten des Telegramms des Gouverneurs „Alles wohl" geht hervor, daß die Lage im Südbezirk des Schutzge biets zur Beunruhigung keine Veranlassung giebt. Auf Anordnung des Gouverneurs ist das Kanonenboot