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Rachklänge zur AarZer Tagung t, daß »r über iuyrcr >reye, yave nicht nur die Tagung des Reichsausschusses bewiesen, sondern auch die große Versammlung der schlesischen Vertrauensmänner der Deutschen Volkspartei, die am Sonn tag in Breslau nach einem Vortrage des Abgeordneten Din- geldey ihm einstimmig das Vertrauen ausgesprochen habe. Ueber die Verhandlungen der Zcntrumsfraktion des Reichstages verlautet noch, daß der Vorsitzende vr. Per lit i u s dem Reichskanzler sowie den Zentrumsministern der Reichsregierung für ihre unermüdliche Tätigkeit den Dank der Fraktion aussprach. Er würdigte insbesondere die Ver dienste der Minister vr. Wirth und von Gusrard sowie ihre große Opferbereitschaft bei der Durchsetzung größerer politi scher Aufgaben. Der Reichskanzler schloß sich diesem Dank mit Worten der Anerkennung an. Er gab dann einen aus führlichen Bericht über die politische Lage und schloß mit der Forderung, daß die Entscheidung des Parlaments in dieser politisch" schweren und bedeutungsvollen Stunde un bedingt heroeigeführt werden müsse, möge sie ausfallen, wie sie wälle. Tie BVP. wird für Brüning stimmen Wie zu den Fraktionsberatungen der Bayrischen Volks- Partei im Reichstag noch bekannt wird, wird die Fraktion gegen einen Mihtrauensantrag stimmen, weil sie den Sturz des Reichskabinetts nicht wünscht. ZMrumssraktion geschloffen hinter Brüning. Der Reichskanzler fordert die Entscheidung des Parlaments. Die Aussprache der Zentrumsfraktion des Reichstages ergab, daß die Fraktion nach wie vor hinter Reichskanzler Brüning steht und entschlossen ist, ihn und seine Politik rückhaltlos zu unterstützen. fei, ließ vr. Schacht am Montag erk München nach Berlm zurückgekehrt s«. Entgegen Meldungen verschiedener Blätter, daß vr. Schacht nach der Harzburger Tagung nach Italien gereist Der Aampf im Reichstag beginnt! Vorbereitende Arbeit der Fraktionen — Die Auseinandersetzungen im Regierungslager verschwiegen wurden. Die Reichsbank teilt hierzu mit, baß die lu Ler Reoe erwähnten Dinge, soweit sie den Tatsachen entsprächen, der Oeffentlichkeit niemals vorenthalten worden seien. Die Inanspruchnahme eines Rediskont kredits zur Auffüllung des Gold- und Devisenbestandes entspreche der internationalen Uebung gegenseitiger Unter stützung seitens der Notenbanken. Die Ueberprüfung der Auslandsverschuldung sei zwar noch nicht ganz abgeschlossen, habe aber tatsächlich etwas höhere Zahlen ergeben. Die Reichsbank weist weiter darauf hm, daß der Oeffentlichkeit ebenfalls bekannt sei, daß ein Teil der Wechsel der Reichsbank-Portefeuilles Fi nanzwechsel und nicht Warenwechsel sei. Reichsbankpräsident a. D. Schacht äußerte sich zu dieser Erklärung, daß diese Auslassungen der Reichsbank im Grunde ja nur das gleiche besagten, was er in Harzburg ausgeführt habe. Die Aufregung, die seine Rede vielfach hervorgerufen habe, sei ihm völlig unverständlich. Neichsfinanzminister gegenDr.Gchachi Reichsfinanzministcr vr. Dietrich gab am Montag Presse- Vertretern einen Ueberblick über die Lage der Reichsbank und der Reichsfinanzen und beschäftigte sich dabei in erster Linie mit den Ausführungen des früheren Reichsbankpräsidenten vr. Schacht auf der Harzburger Tagung. vr. Dietrich wandte sich entschieden gegen die Annahme, daß die Reichsbank der öffentlichen Finanz- Wirtschaftzu Hilfe gekommen sei. Dem Reich sei kein Pfennig von der Reichsbank gegeben worden. Auch die Gemeinden hätten keinerlei Kredite von der Reichsbank be- kommen. vr. Schachts Ausführungen könnten den Eindruck erwecken, als ob in der Reichsbank Dinge vorgingen, die sie vor der Oeffentlichkeit verbergen wollte. Das sei nicht der Fall. Daß zum Beispiel die Deutsche Garantie- und Akzept bank, hinter der 200 Millionen RM stehen, gegründet sei, um den Banken und Sparkassen Mittel zu beschaffen und einge frorene Kredite wieder flüssig zu machen, sei bekannt, vr. Schacht habe selbst seinerzeit die Meinung vertreten, daß durch diese Mittel Hilfe geschaffen werden müsse. Das Reich sei nicht in der schwierigen Lage, wie vr. Schacht sie darstelle. Es habe sogar in dem letzten halben Jahre 237 Millionen feiner schwebenden Schuld abgetragen. Auch die Gemeindefinanzen.seien nicht so zerrüttet, wie vr. Schacht annehme. Nur etwa zwei- bis dreitausend von den 55 000 deutschen Ge meinden befinde« sich in Geldschwierigkeiten. Was die Unklarheit Uber die Auslandsverschuldung angehe, so habe vr. Schacht selbst nie den Versuch gemacht, Erhebungen darüber anzustellen Jetzt, unter seinem Nach folger, seien diese Erhebungen im Gange, ohne allerdings bisher abgeschlossen zu sein. Nach den jetzigen Feststellungen weä>e man mit etwas mehr als sechs Milliarden Mark für kurzfristige Auslandskredite rechnen müssen Der Minister wies zum Schluß darauf hin, daß sich der Notenumlauf erheblich vermindert habe und von seinem Höchstmaß von 6,7 Milliarden auf 4,6 Milliarden zurückgegangen sei. Der große Tag ist gekommen. Der Reichstag ist wieder einmal versammelt. Seine etwa halbjährige Ruhepause ist damit beendet. Ob wohl die Neichsboten lange beisammen bleiben werden, oder ob die parlamentslose Zeit nach kurzem Gastspiel des Reichstags fortdauern wird? Wir werden es bald erfahren. Jedenfalls stehen wir vor großen Dingen. Die Lage ist zugespitzt und drängt zur Entscheidung. Kein Wunder also, wenn in den hohen Hallen des Wallot-Baues mit den Abgeordneten starke Nervosität und Spannung ein- oezogen ist. Schon seit dem Wochenbeginn herrscht reges Leben in den heiligen Räumen. Sehr viele Abgeordnete weilen schon seit ein paar Tagen in Berlin, um die politische Lage an Ort und Stelle zu erkunden. Dabei spielt in allen Gesprächen die Harzburger Tagung eine große Rolle. Der Kommandeur der Schutzpolizei hat aus Anlaß des Reichstugszusammentritts erhöhte Dienstbereit- schäft "der Schutzpolizei angeordnet. Die Polizei richtet ihr besonderes Augenmerk auf den Schutz der Neichs- tagsbannmcile. Außerdem ist auch der Preußische Landtag, der ebenfalls tagt, besonders geschützt. Vertagung nach der Kanzlerrede. In der Montag-Sitzung des Aeltestenrates wurde beschlossen, daß sich der Reichstag Dienstag nach der Kanzler rede auf Mittwoch vertagen soll. Die Aussprache soll Mitt woch beginnen. Es wurde vereinbart, daß von jeder Fraktion drei Redner je eine Stunde sprechen dürfen. Ein Antrag der Reichsrundfunkgesellschaft, die Rede des Kanzlers durch Rundfunk zu übertragen, wurde abgelehnt, da die Deutsch- nationalen und Kommunisten dem Antrag widersprachen. Die Reichstagsfraktion der Deutschnationalen Dolkspartei, die eine längere Sitzung abhielt, hat be schlossen in die Aussprache im Anschluß an die Erklärung der Reichsregierung einzugreifen. Zum Redner wurde der Fraktionsvorsitzende Abg. vr. Oberfohren bestimmt. Die Kommunisten haben „auf Beschluß des Zen tralkomitees" einen Antrag im Reichstag eingebracht, in dem sie die Forderung aufstellen, die Regierung solle Adolf Hitler, Hugenberg, Schacht, Seldte und Düsterberg, die sich des Hoch- und Landesverrats an den Interessen des werktätigen Volkes schuldig gemacht hätten, sofort verhaften. — Die preußischen Land gemeinden, die ebenfalls zusammengetreten waren, fordern vor allem eine Herabsetzung der Wohlfahrtslasten für die Gemeinden. Erst Aussprache, dann Abstimmungen. Das Reichskabinett hielt am Montagnachmittag eine Sitzung ab, in der die Erklärung festgelegt wurde, die Reichs kanzler vr. Brüning im Reichstag verlesen soll. Voraus sichtlich wird man zunächst nur die Regierungserklärung im Reichstag entgegennehmen. Die Aussprache darüber wird vielleicht auf Mittwoch vertagt werden, um den Fraktionen Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben. Man rechnet da mit, daß sich d i c A u s s p r a ch e über Regierungserklärung, Notverordnungen usw. bis Freitag hinzieht und ent- scheidende Abstimmungen vorher nicht er folgen. Der Montag war mit Sitzungen verschiedener Fraktionen ausgefüllt, die den Inhalt der Regierungserklärung abwar- teten. Es waren beieinander die Fraktionen des Christ- ckichsozialen Volksdienstes und der Konserva tiven sowie der Bayerischen Volks Partei, des Zentrums und der Wirtschafts Partei. In der Zentrumsfraktion erstattete vr. Brüning Bericht über di- Lage. Die Absage der Voltspartei an Vrnning. Die „Nationalliberale Correspondenz" wendet sich gegen verschiedene Berichte, die von einer angeblichen Spaltung der Deutschen Volkspartei sprechen. Der Beschluß, das Ka binett Brüning nicht zu unterstützen, sei vom Reichsausschuß der Deutschen Volkspartei mit stärkster Mehrheit gefaßt worden. Die Reichstagsfraktion habe sich auf die Feststellung beschränkt, daß sie sich diese Beschlüsse zu eigen mache, ohne eine Abstimmung vorzunehmen. Es seien lediglich Vermutungen, wenn trotzdem einige Blätter die Namen von volksparteilichen Abgeordneten nennten, die angeblich eine andere Auffassung verträten. Daß die Partei- organisation in erdrückender Mehrheit hinter dem Partei- Die Kundgebung der nationalen Opvo- sition in Harzburg unrer Führung von Hitlest, Hu- genberg und Seldte klingt in den parlamentarischen Arbeiten, die am Montag ausgenommen wurden, überall nach. Aus den gemeinsamen Beratungen der Deutschnatio nalen und Nationalsozialisten in Harzburg sind vier gemeinsame Anträge für die kommenden Reichstags verhandlungen hervorgegangen: 1. Mißtrauensantrag gegen das Reichskabinett Brüning, 2. Antrag auf Auflösung des Reichstages und Neu wahlen am 8. November, 3. Aufhebung der Notverordnungen, 4. Sperrung der Polizeikostcnzuschüssc an Preußen vom 30. Oktober d. I. ab. Diese Anträge sind das erste Ergebnis der gemeinsamen Arbeit der nationalen Opposition. Nach Abschluß der Harz burger Tagung wird diese Arbeit fortgesetzt werden, und die gemeinsame Aktton der in Harzburg versammelt gewesenen Parteien und Organisationen wird im Reichstag ihren Aus druck finden. In den Verhandlungen aller Fraktionen des Reichstages spielten die Harzburger Ereignisse eine große Rolle, und auch bei den Beratungen des Reichskabinetts wer den, so darf man wohl annehmen, die Ergebnisse von Harz burg Anlaß zur eingehenden Erörterung gegeben haben. Severing über die Tagung der Nationalen Opposition. Dortmund. In einer Kundgebung der Sozialdemo kratischen Partei sprach der preußische Innenminister Seve ring über die politische Lage. Er kam dabei auch auf die Harzburger Tagung der Nationalen Opposition zu sprechen und führte u. a. aus: Bor vier Jahren wäre einer solchen Tagung noch keine Bedeutung beizumessen gewesen. Heute aber sei sie ein be denkliches Vorzeichen kommender Ereignisse. Der Rücktritt des ersten Kabinetts Brüning sei neben dem Einfluß der DVP. auch dem „Unheilvollen Wirken der unverantwort lichen Ratgeber der Wilhelmstraße" zuzuschreiben. Die Um bildung des Kabinetts bedeute eine schwere innen- und außenpolitische Erschütterung des Vertrauens. Das Rätselraten um den Kurs der neuen Regie rung bewirke eine erhebliche Nervosität in allen Volks schichten und müsse eine allgemeine Unsicherheit im Gefolge haben. Die Heraufbeschwörung dieser Regierungskrise sei Katastrophenpolitik. Deutschnationale und nationalsozialistische Minister wür- den heute die Dinge in Deutschland nicht zum Besten wen den können. Es sei daher Aufgabe aller republikanischen Parteien, die Machtergreifung durch die Nationale Opposition unter allen Umständen zu verhindern. Nur die Zusammen fassung aller bewußt republikanischen Kräfte könne gegen wärtig noch helfen. Am die Rede Vr. Schachts. Der frühere Reichsbankpräsident Schacht hatte in ein« politischen Rede in Bad Harzburg sich eingehend mit der Lüge der Reichsbank befaßt, vr. Schacht bezeichnete die Lage der Reichsbank und der Währung als bedenklich und sprach die Ueberzeugung aus, daß der Oeffentlichkeit wichtige Tatsachen 83. Jahrgang Nummer 239 Dienstag, den 13. Oktober 1931 Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der AmtLhauptmannschaft u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf m.o Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt Hauptblatt und älteste Zeitung in den Ortschaften der Pulsnitzer Amtsgerichtsbezirks: PulSnitz, Pulsnitz M. S., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, Friedersdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Kleindittmannsdorf Geschäftsstelle: PulSnitz, Albertstraße Nr. 2 Druck und Verlag von E. L. FörsterS Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in PulSnitz Vutsniher Tageblatt LvrrBank-Konten: Pulsnitzer Batck, Pulsnitz und Commerz- und Privat-Bank, Zweigstelle Pulsnitz Fernsprecher 18. Tel.-Adr.: Tageblatt Pulsnitz Postscheck-Konto Dresden 2188. Giro-Konto 148 Anzeigen-Gruudzahlen in O/: Die 41 mm breite Zeile (Mosse'S Zeilemnesscr 14) 1 mm Höhe 10 M, in der AmtShauptmaunschaft Kamenz 8 amtlich 1 mm 30 und 24 Reklame 25 Tabellarischer Satz 50 °/«Aufschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzeigengebühren durch Klage oder in Konkursfällen gelangt der volle Rechnungsbettag unter Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung. 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