Volltext Seite (XML)
13. Aecbr 1850. Nr 98 Freitag. Inserat« aller Art werden mit 6 Pfen nigen für die dreimal Diese» Blatt erscheint , gen zu beziehen Ist. " Zeitung angenommen Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Redaction, Druck und Verlag von Carl Zehne in Dippoldiswalde. Aus dem Vaterlande. Dresden, II. Dec. Heule Vormittag ließen Se. Maj. der König die in und bei Dresden conceiilrirlen Truppen (circa 17,000 Mann) hier die Revue passiren. Um II Uhr trafen Ke. Majestät, degleilel von einer glänzenden Suiic, in der wir auch den hier anwesenden kaiserl. königl. Oberst v. G.iblenz bemerkten, auf dem N.umarkle ein und stellten sich vor dec Fr.iuenkilche d.ckelbst auf; zur Rechten Sr. Maj. beiauv sich in einem zw ispännigen offenen Wagen Ihre Majestät die Königin. Se. Maj. der König trug daö große Band deS St. Heinrichsorkenö. llumitieidar daraus setzten sich die Truppen zum Defiliren vor Sc. Majestät in Be wegung. Das Ganze, unter dem persönlichen Commai.do des KriegöministerS R.itwnhvrst, dübele zwei Hauptablhei- lungen. Die einzelnen Truppeiiadthcilungen defilirten vor Sr. Majestät in folgender Ordnung. Voran zog, von Sr. Köngl. Hohen dem Prinzen Johann geführt, das zweite Reiter regiment; ihm folgte daö vierte Schützeubaiaillon, dann die vier Baiaillone der Leibbrigade, die beiden Sechspsünder Fußbailerien Nr. 3 und 4, und als Schluß der ersten Ab- lheilung die vier Bataillons der ersten Jufanlcriebrigade Prinz Silbern — Die zweite Abteilung eröffnete Vas erste Schützeudataillon, dem das Garvereiterregimeitt und daS erste Reiterregiment folgten. An diese reihten sich die Heiden reitenden Batterien, zwei zwölfpfüuder Fußbailerien (Nr. 6 rind 7) und die sechspsünder Fußbanerie Nr. 5. Dem langen Zuge der Artillerie schlossen sich die 4 Bataillone der III. Jnsanieriebrigade unter Oberst Prinz Albert Königl. Hoheit an; der Pionierpark, der Brückenzug und eine vollständige Munilionscolonne bildeten den Schluß deS Ganzen. — Die Königlichen Majestäien wurden von jeder einzelnen Trup- penabiheilung beim Defilireu mit einem fteudigen Hoch be grüßt, in daö auch daö zahlreich anwesende Publikum mit einstimmte. Nachdem sämmtliche Truppen vorbeipassirt waren, ließen Se. Maj. der König eine aus Offizieren, Uuleroifizieren und Soldaten aller Waffengattungen gebildete Colonne einen Halbkreis formiren, richteten an dieselbe eine längere Ansprache und verließen, nachdem Allerhöchstviesclben zuvor noch dem Kriegsminister Rabenhorst die Hand gereicht, von dem wiederholten lebhaftesten Hochrufen der Menge begleitet, den Platz. Wir bemerken nur noch, daß die Revue vom herrlichsten Wetter begünstigt, johne jeden Unfall vorübergegangen ist und öffentliches Zengniß gab von der KriegStüchligkeil der Truppen. (Dr. I.) — Der Braumeister Strasser in Dresden ist seiner Haft wieder entlassen worden. Leipzig, 10. Dec. Den Ausschußmitgliedern deS hie sigen Blum-VereinS ist gestern ein königl. Ministerial- lefcripl eröffnet worben, wonach der Blum-Verein auf- ß«l ö st ist. — In Bautzen hat sich bei Revision der Be- zirkssteurr-Einnahme ein Deficit herauSgestellt, dessen Höhe sich auf circa 2400 Thlr. belaufen soll. , Die Desecte fallen hauptsächlich einem vom Bezirkssteuereinnehmer angenom menen Privaierpedienten zur Last. Meissen, 10. Dec. Vorgestern Abend entsprang aus dem hiesigen Gefängnisse der wegen Betheiligung an den Maiereignissen zu lebenslänglichem Zuchthaus verurtheilte Lehrer Julius Thürmer. Politische Weltfchau. Berlin, 10. Dec. Der Staats-Anzeiger enthält eine königliche Ordre an daS Staatsministerium, worin dieselbe beauftragt wird, die zur kriegSfertigen Aufstellung der Armee in der Ausführung begriffenen Maßregeln cinzuhalien und allmälig die Reduclion der Truppen auf den frühem Stand eintreten zu lassen. — Die Vorschläge der österreichischen Regierung, welche als Basis bei den Dresdner Conferenzen dienen sollen, sind hier eingegangen und unterliegen der Benutzung deS StaalsininisteriuinS. Berlin, 8. Decbr. Nachdem hier die telegraphische Miitheilung eingetroffen ist, daß für Oesterreich wahrscheinlich UiuerstaalSsecreiär Werner nach Dresden geht, ist anzu nehmen, baß auch dieöseit nicht der Ministerpräsident von Manteuffel selbst sich bei den Dresdener Conferenzen bethei ligen wird. Cs ist vielmehr unter diesen Umständen die früher schon in Aussicht gestellte Vertretung Preußen- durch den Grafen v. AlvenSleben zu erwarten. Posen, 7. Dee. Daß die russische Diplomatie trefflich bedient fei, ist eine allbekannte Sache; auch diesmal scheint sie von der unzweifelhaft friedlichen Lösung der deut schen Wirren früher unterrichtet gewesen zu sein; denn in denselben Tagen, wo bei uns noch Alles einen Krieg für unausbleiblich hielt, war bei den erst kurz vorher an unserer Grenze zahlreich zusammengezogenen russischen Regimentern bereits der Befehl zum Rückmärsche eingeqangcn, so daß dieselben, wie glaubwürdige Nachrichten versichern, seit etwa acht Tagen schon rheilS den Rückmarsch nach dem Innern des Königreichs angelrelen, theilö die Route nach dem Süden eingeschlagen haben. Hieraus ergiebt sich zugleich unwider, sprcchlich, wie viel von den Fabeleien mancher Blätter, die einen Krieg der verbündeten Mächte gegen Frankreich in sichere Aussicht stellten, zu halten sei. — Im Widerspruch mit dieser Nachricht lesen-wir in der Ostsee.Zcitung: Wir empfangen eben eine verbürgte Nachricht, welche eö außer allen Zweifel setzt, daß Rußland gegenwärtig wieder bedeu tende Truppenmassen im Königreiche Polen zusammenzieht. DaS drilleHrussische Armeecorps nämlich, daS seit seiner Rückkehr aus Ungarn noch bis zum Herbste d. I. in der Nähe von Warschau zwischen der Weichsel und der Krakauer Eisenbahn gestanden hatte, war, bald nach der Rückreise deS Kaisers Nikolaus von Warschau nach Peters burg, gleichfalls nach Kleinrußland aufgebrochen. Nach