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Dresdner Journal : 18.04.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-04-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187504181
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750418
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750418
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-04
- Tag 1875-04-18
-
Monat
1875-04
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 18.04.1875
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»POM,«— . 1» U»rk 4 40 1» kk. tM MMMU ItoioL«« »Att E« üt—Sö«W» I„«r»t«»pivt»«> NN, ZW, >»« «1»« ^»v»1tz»»«« kiUt^ü«! » P-» ^ü«EH ä». r«u«. „ re Lr»aL«l»«»i Ares-lMÄourlmi. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. L««7«tU F> O^»ü«^o«M» O» » vr««cko«r /ovrv»I»; »k«i>仫 : LkA«, r —, L»»v«rL K««v»-Vt»»-tt«zP«t« >»»«1->r«U»»-rr»»Uiu1 » » ! «4 , I«rU» ».«.- >>»«»«» L-«i Ako««, I«rU»: S 7»»v<U>S^ L Ftä^eoät,- Nr«»«»: L Lcktatt«, Ir««I», /. ütanp«»'» üürva»; V4«»uüt»: H. r«ot, Nr»»k1»r« « ».: L ^»«per'»ok« a. F L' LkEmaEE»« kuvdd, SSrUt»: /»» -O, L»»»«««r. 0 Se^I«t^, 7»rt» I/a»«, 0», D«,^b« F 0», u»»d«^r: Lr«-«t-«m, VI«» 3U 0pp-L4 L«r»>,,«d*r» UHvtLl LrpsäitioQ 6«, Or<»«i»» S«<W»»z^ 0rv»ävo, >1»rr»ir«tb«d'M»* 4 Börsennachrichten. Lelegraphisch« WitterungShericht« Inserate. Amtlicher Theil. Dresden, 17. April. Ihre Durchlaucht die Frau Erbprtnzessin von Monaco ist heute Nachmittag 4 Uhr nach Prag abgereist. Dresden, 12. April. Se. Königliche Majestät haben allergnädigst geruht, den zeitherigen Obersteuerinspector in Plauen, Earl Hartmann Schubarth-En gelschall zum Dirigenten des Hauptsteueramtes Meisten, den zeit- herigen Vorstand des Hauptzollamtes Marienberg, Over- zolltnspector Camillo Woldemar Schmid zum Ober» steuertnspector in Plauen, den bisherigen Vereins-Con- ttoleur in Magdeburg, Zollinspektor Adolph Maximilian von Wachsmann und den zeitherigen Hauptamts- Reudantrn, Zollinspektor Hugo Alfred Schmieder zu Oberzollinspectoren und Hauptamts-Dirigenten, Ersteren bei dem Hauptzollamte Zittau, Letzteren bet dem Haupt» zvllamte Marienberg, zu ernennen. Drethem, 13. April. Se. Majestät der König haben allrrgnädigst geruht, dem Forstrentbeamten Otto Bern hard Bach in Pirna das Ehrenkrruz des Verdienst ordens zu verleihen. Nichtamtlicher Theil. Ukbersl»'. relegraphische Nachrichten. LaaeSgeschichte. (Berlin. Breslau. Köln. Darmstadt. Dessau. Wien. Prag. Rom. Madrid. London. Stockholm.) Ernennungen, Versetzungen re. im öffentl. Dienste. Dresdner Rachrichtev. Provinzial-Rachrichten. (Meisten.) Vermischtes. Statistik und »olkswirthschaft. EingesandteS. Feuilleton LagtSkalender. Inserate. öffentlichen Anstalten, wohnte einem slawischen Volksfeste bei, befichtiate den Bahnhofsplatz und schiffte sich sodann an Bord der „Miramar' ein. Czernowitz, Freitag, 16. April, Abends. (Corr.-BurJ Der Landtag der Bukowina nahm heute einstimmig den Dringlichkeitsantrag deS Lan- deShauptmannstellvertreterS au auf Riedersetzung eines TiebenerauSschusses zur Berathung, wie daS freudige Ereignist deS bevorstehenden Aufenthaltes deS Kaisers im Lande, die Däcularseier der Ver einigung mit Oesterreich und dir Errichtung der Universität würdig im Namen deS Landes zu be gehen seien. Paris, Freitag, 16 April, Nachmittag« (W. T. B.) Der „ Agence Hana« " geht bezüglich der Ausführung deS von der Nationalversammlung am 13 März beschlossenen CadreSgcsetzeS regierungs seitig ein Eommuniqu^ zu, welches die Bedeutung deS genannten Gesetzes dahin auSzulegen versucht, daß thatsächlich zukünftig keine Vermehrung der CadreS eintreten werde. Nach den früher» Bestimmungen, meldet die „Agence Havas", habe das Infanterieregiment eine effektive Stärke von 3 Bataillonen zu 6 Compagnien und außerdem 3 Depotcompagnien, also im Ganzen 2l Compagnien ge habt. Nach dem neuen Gesetze werde das Regiment allerdings 4 Bataillone zählen, die jedoch aus nur 4 Compagnien bestehen würden. Hierzu die 2 Depotcom- pagnien gerechnet, ergebe sich eine Gesammtzahl von 18 Compagnien, also Verminderung der Zahl derselben um 3 per Regiment. Außerdem sei die Zahl der Offiziere per Compagnie nicht verändert worden. Brüssel, Freitag, 16. April, Nachmittags. lW. T. B.) In der heutigen Sitzung der Depu- tirtenkammer beantwortete der Minister der aus wärtigen Angelegenheiten, Graf d'Aspremont- Lynden, die Interpellation deS Deputirten Du- mortier über den jüngsten Notenwechsel zwischen der deutschen und der belgischen Regierung. Der Minister verlas zunächst di« zwischen beiden Re gierungen ausgetauschten Roten. (Der Wortlaut der deutschen Note vom 3. Februar befindet sich in der „Tagesgeschichte" unter Berlin, und auch der Inhalt der belgischen Note stimmt mit den darüber bereits bekannt gewordenen Mittheilungen vollständig überein.) Dar auf gab der Minister folgende Erklärung ab: In unserer Antwort legten wir Gewicht darauf, den Thatbestand durchaus aufrichtig wieder festzusteücn, ohne daß eine der fremden Mächte dabei hätte interveniren können. Die Kammer ist jetzt in der Lage, den Cha rakter und den Gegenstand des Zwischenfalles erkennen zu können. Ich beabsichtigte, mich über beide des Wei teren heute zu äußern, muß jedoch hiervon Abstand nehmen, da wir erst gestern Abend die Antwort der deutschen Regierung auf unsere Note vom 26. Februar d. I. erhalten haben. Der Minister erklärte weiter, die Regierung werde diese neue Mittheilung gewissenhaft in Erwägung ziehen und der Deputirtenkammer ihre Ant wort auf die neueste deutsche Depesche unmittelbar, nach dem dieselbe nach Berlin abgegangen, zur Kenntniß- nahme zugänglich machen. Die Regierung müsse unter diesen Umständen ihre Erklärungen einige Zeit ver schieben ; schon heute könne jedoch mitgetheilt werden, daß in dem von» 15. d. datirtcn deutschen Aktenstücke neue Thatsachen nicht zur Sprache gebracht, sondern nur weitere Erörterungen über Principien des internationa len Rechts gegeben werden, welche bei dem vorliegenden Gegenstände in Frage kommen. Auch könne der Mini ster der Kammer Mittheilung von folgendem Passus des mehrgedachten Schriftstücks machen: „Die belgische Re gierung werde sicherlich gern die Gelegenheit ergreifen, gewisse an den Tag getretene Anschauungen als grund los hinzustellrn, welche Deutschland die Absicht unter stellen, der Freiheit der belgischen Presse zu nahe zu treten." Unabhängig von der Ueberreichung des diplo TeltyraMlchc Nachrichten. München, Freitag, 16. April, Nachmittags 4 Uhr. (W. T. B.) Die Session deS Landtag» ist soeben durch den Prinzen Luitpold i« Auftrage deS Königs geschloffen worden. In dem verlesenen Landtagsabschied wird sämmtlichen vereinbarten Gesetzen die königliche Sanktion ertheilt und gleichzeitig für alle im Laufe der Session angenommenen Anträge und ausgesprochenen Wünsche Genehmigung zugesagt. Der König spricht ferner dem Landtage Dank und Anrrkrnnnung dafür aus, daß auch für die För derung des geistigen Lebens des Volkes Sorge getragen sei; mit lebhaftem Bedauern wird der Ablehnung des Gesetzes über die Rechtsverhältnisse der Militärbeamten gedacht. Der LandtagSabschied schließt, indem dir Hoff nung ausgesprochen wird, daß auch die künftige Lan- desvertretung dem Könige treu zur Seite stehen werde für das Wohl Bayerns und das Gedeihen des deutschen Reiches. Wir«, Freitag, 16. April, AbeudS. (Corr.- Bur.) AuS Sebenico wird gemeldet: Der Kai- ser vesuchte heute die Casern«, die Kathedrale, die Feuilleton. Rediairt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 16. April; „Esther". Zwei Acte aus einem unvollendeten Drama von Franz Grillparzer. „Die geängsteten Diplo maten". Komische Oper in einem Act, mit thrilwciser Benutzung eines französischen Stoffes von Leopold Gün ther, Musik von Friedrich Reichel. (Beide Piecen zum ersten Male.) Hadasa, oder auch ihrer Schönheit wegen „Esther", das heißt „Stern" genannt, spielt nach der Sage in dem von Luther scharf kritistrten kanonischen Buche gleiches Namens, das wahrscheinlich der Srleucidenzelt ent stammte, die Rolle einer Erhebrrin für das Judenthum. Jenes jüdische Mädchen ward zur Gemahlin des persi schen Königs Aschaschverosch (LerxeS) erhoben, ihr Oheim zum Minister. Dieser und die Juden überhaupt, die eigentlich durch den Günstling Haman dem Tod« ge weiht werden sollten, rächten sich an Haman und rich teten unter ihren Feinden mit Erlaubniß des Fürsten ein Blutbad an. Fernere Ausschmückungen dieses blusi gen Mythus, die durch eine Alexandrinische Uebersetzung auf unS gekommen sind, bilden unter den Apokryphen die „Stücke in Esther". Grillparzer scheint die Absicht gehabt zu haben, jene Traditionen mit großer Freiheit zu behandeln. Aus dem Fragmente selbst würde indeß Niemand im Stande sein, den dramatischen Plan »u vermuthen. Ebarakteranleh- nunaen an daS Original finden sich allerdings, so z. B. der Mangel religiöser Dogmatik in Esther, aber Ha- »an'S Tendenz den JSraeliten gegenüber ist nirgends eingelettet, ebenso sind dir im ersten Act berührten Ge genminen, die Haman's Gattin diesem legen will und sich sofort darüber gegen einen herzugrreisten Babylonier ausspricht, im zweiten Acte ignorirt. Das mehrt zwar die Dämmerung, die sich über die mögliche Struktur dieses Dramas ergießt, aber es schä digt die Wirkung des zweiten Actes nicht, in welcher der Glanz dieses Fragments liegt. Denn während der erste Act durch eine breite, schwerfällige Exposition er müdet und einfache Verhältnisse durch eine complicirte Darstellung beinahe verwickelt (etwa so, als wenn in der Philosophie ein selbstverständlich klarer Begriff durch erläuterndes Analysiren dunkel gemacht wird), so erhebt sich der zweite Act zu einem gesunden, wirklich poetischen Effect. Wir vergessen die wortreichen Charak- terzeichnungen, die völlig undramatische, Grillparzer so eigene Sprache, die gedankenarm wirkt, wenn der Dich ter keine Gelegenheit hat, sie lyrisch zu beschwingen. Hier fesselt uns ein mit wahrhaftem Talent geführ ter Dialog. Dem König, der seine Gemahlin aus einer jähzornigen Hrrrschsuchtsgrille verstoßen hat und nun in verbissener Reue und Melancholie über seine That fortfährt, Grillen zu fangen, wobei gelegentlich seine Höflinge in Gefahr sind, von ihm wie ein Heuschrecken schwarm vernichtet zu werden —, diesem, bei allem Frie drich Hrbbel'schen Tyrannengrimm noch immer liebrbe- dürftigen Herrscher wird Esther zugcführt. Das Ge spräch zwischen Beiden steigert sich nach ruhigem Beginn »u hoher dramatischer Kraft, ihre Schönheit und Seelen- stärke zündet ein Feuer in der Brust des Mannes an und ihr moralischer Idealismus geht in der auch im Weibe wach werdenden Neigung zu ihrem Widerpart, vielleicht auch zum Diadem leidenschaftlich — aber triumphirrnd unter. Mit diesem günstigen Eindruck schließt das Frag ment, für dessen Wahl wir unserer Bühne ebenso dank- matischen Schriftstücks seien bei dieser Gelegenheit auch «och mündliche Erörterungen in freundschaftlichster Weise ausgetauscht. Die Regierung lehne ihre Verantwortlich keit in keiner Weise ab, aber sie glaube, daß eine so fortige Debatte nicht opportun sei. Die Kammer werde gewiß derselben Ansicht sein, daß es sich empfehle, der Regierung die nöthige Zeit zu lassen, um die Erwä gungen, welche Deutschland ihr soeben unterbreitet habe, in ernstliche Ueberlegung zu ziehen und auf dieselben eine reiflich erwogene Antwort zu ertheilen. Der Mi nister schloß seine Rede mit folgenden Worten: „Ich habe wohl nicht nöthig hiuzuzufügcn, daß wir den festen Willen haben, nach wie vor alle unsere internationalen Verpflichtungen zu erfüllen, und daß es unser aufrich tigster Wunsch ist, unsere guten Beziehungen mit Deutsch land zu erhalten und zu befestigen. Eine überflüssige Mühe würde ich mir jedenfalls nehmen, wenn ich die Vorstellungen, welche ich bei früheren Gelegenheiten an den Patriotismus aller Parteien gerichtet habe, noch mals wiederholen wollte." Der Interpellant Dumortier erhält darauf daS Wort, spricht dem Minister seinen Dank für die erhaltenen Aufklärungen und für die Art und Weise auö, in welcher die Regierung die Rechte Belgien« aufrecht erhalten habe, und erklärt sich mit der Vertagung der Debatte über die Jnterpella- tion einverstanden. Die Angeleaenheit ist damit er- ledigt, und tritt darauf die Kammer in die Ta- grSordnung «in. New-Orleans, Freitag, 16. April. (W. T. B.) Die Legislatur von Louisiana hat daS zwi schen den Republikanern und den Demokraten ab geschlossene Compromiß genehmigt und sich dahin geeinigt, daß W. P. Kellogg in der Stellung als Gouverneur deS StaateS verbleidt. In der Legis latur haben die Conservativen die Majorität Tagesgeschichte. * Berlin, 16. April. Gestern Nachmittag hatte der Reichskanzler Fürst Bismarck Vortrag bei Sr. Maj. dem Kaiser und heute Nachmittag gegen 3 Uhr trat das Staatsministerium im Hause der Abgeordneten zu einer Sitzung zusammen. — Der kaiserlich deutsche Ge sandte in Madrid Graf v. Hatzfeld hat am 12. d. M. seinen Urlaub angetreten und Legationsrath Graf Bcrchem die Geschäfte der Gesandtschaft übernommen. — Gestern gegen Abend kamen auf dem hiesigen Bahn- Hofe ungefähr 100 russische Menno niten an, um von hier aus weiter nach Canada zu reisen. Nach Aussage derselben sollen innerhalb 4 bis 6 Wochen mehrere Tausend Mennoniteu folgen. Die Leute sahen, nach der „N. Pr. Z.", sehr wohlhabend aus; sie wurden von einem Hamburger Agenten auf dem Perron empfangen und durch Berlin nach Hamburg dirigirt. Allein an Passa giergut führten dieselben mehr als 3000 Kilo bei sich. — Die in letzter Zeit vielbesprochene Note vom 3. Februar, welche vom Grafen Perponcher dem bel gischen Minister der auswärtigen Angelegenheiten über geben wurde, hatte, wie die „N. A. Z." erfährt, folgen den Wortlaut: „Der Unterzeichnete rc- hat den Auftrag erhalten, Seiner Acellenz dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten Sr. Majestät des Königs der Belgier, Herrn Grafen d'ASpremont- Lynden die vertraulichen Besprechungen ganz ergeben» in daS Gedächtnis zurückzuruscn, welche er selbst, sowie seine Stell vertreter und sein Amtsvorgänger mit Sr. Exzellenz über die Einwirkungen der Handlungen belgischer Unterthanen auf die innern Verhältnisse benachbarter Staaten und deren rechtliche Beurlheilung zu halten die Ehre gehabt haben. Anlaß zu denselben gaben früher die in den Jahren 1872 und 187Z von einzelnen belgischen Bischöfen erlassenen Hirten briefe und andere Veröffentlichungen, und neuerdings eine von dem Oomit« ä«» oouvre« poiiiiüc»!«« w Brüssel an den Bi schof von Paderborn gerichtete, in dem „Bien Public" vom 2d. v- M veröffentlichte Adresse In diesen Kundgebungen war Theilnahme und Ermunterung für die in Auflehnung gegen die Gesetze und die Staatsgewalt begriffenen Geistlichen in Preußen in mehr oder weniger aufreizendem Tone und mit mehr oder weniger Beleidigung der Regierung Seiner Maje- stät des Kaisers und Königs, des Unterzeichneten allergnädcg- zum sten Herrn, ausgedrückt. Die Besprechung ergab in jedem ein »einen Falle, daß dir königlich belgische Regierung io der Ge setzgebung und der Rechtspflege ausreichende Mittel nicht zu besitzen glaubt, um dergleichen gegen den inneren Frieden eine» Nachbarstaates gerichtete Kundgebungen zu hindern oder zu ahnden. Zu Erkundigungen über die belgische Gesetzgebung hat außerdem ein Vorgang Anlaß gegeben, der zwar anderer Na tur, aber nicht ohne einen gccsttgen Zusammenhang mit den erwähnten Kundgebungen ist. nämlich das an einen französi- schen Erzbischof gerichtete, von demselben zur Kenntniß der Behörden gebrachte Erbieten de» in Belgien staatsangehvrigcn und wohnhaften Kesselschmied» DucheSne, gegen Empfang einer bestimmten Geldsumme den Reichskanzler Fürsten BiSmarck zu ermorden, welche» Erbieten mit allen Einzelheiten und den uichtwiderlrgten Beweisstücken der öffentlichen Beurlheilung übergeben worden ist. Auch über diesen Fall fiel daS rechtS- verständige Gutachten dahin auS, daß, was Duchesne aethan oder beabsichtigt, nach belgischem Gesetze keinen Anlaß Einschreiien gebe. Der Unterzeichnete ist beauftragt, die Erwägungen zu wie derholen, welche er über diese Vorgänge dem Herrn Minister der autwärtiaen Angelegenheiten mündlich zu entwickeln die Ehre gehabt hat. ES sind unbestrittene Grundsätze de« Völker rechts, daß ein Staat seinen Anaehörigen nicht gestatten darf, die innere Ruhe eines andern StaateS zu stören, und ver pflichtet ist. durch seine Gesetze dafür »n sorgen, daß er im Stande sei, dieser völkerrechtlichen Obliegenheit zu genügen Die mächtigsten Reiche haben ihre Gesetzgebung in diesem Siune geordnet und bei hervortretendem Bedürsniß ergänzt Die Verpflichtung aller Staaten, nicht zu dulden, daß ihr Ge biet zur Werkstatt von Anschlägen gegen die Ruhe der Nach barstaaten und die Sicherheit der Angehörigen derselben ge macht werde, liegt in verstärktem Maße einem Staate ob. der sich deS Privilegiums der Neutralität erfreut; zu den still- schweigend vorausgesetzten Bedingungen seiner Neutralität ge- hört die volle Erfüllung jener Verpflichtung. Es darf daran erinnert werden, daß Belgien durch die Gesetze vom 2«. December 18S2 und 22. März 18-6, betreffend Preßvergehen und Mordanschläge gegen die Oberhäupter an derer Staaten, Lücken seine» Municipalrechts auSzusüllen sich bemüht hat. und daß, wenn der Anwendung de» Artikels >23 deS belgischen Strafgesetzbuchs Bedenken. über welche der Un terzeichnete ein Urtheil sich nicht erlaubt, cntgegensteheu, die gleichfalls ventrale Schweiz Schwierigkeiten der Art dadurch überwindet, daß nach dem eidgenössischen Strafrecht ein Bürger oder Einwohner der Schweiz, welcher eine fremde Macht zu einer die Schweiz gefährdenden Einmischung in ihre inneren Angelegenheiten aureizt, Zuchthaus von wenigsten» w Jahren verwirkt Auch die Regierung Sr. Majestät des Königs der Belgier wird sich der Erkenntniß nicht verschließen wollen, daß die be stehende Gesetzgebung einer Ergänzung bedürfen würde, wenn wirklich die gegenwärtigen belgischen Gesetze nicht die Mittel gewähren sollten, den innern Frieden und die Sicherheit der Personen in befreundeten Nachbarstaaten gegen Beeinträch tigung durch belgische Unterthanen sicher zu stellen. Die diesseitige Ueberzeugung, daß die königlich belgische Regierung diese Auffassung tbeilt, wird durch den Umstaud nicht erschüttert, daß die Mißbilligung der erwähnten Vor gänge. welche der Herr Minister der auswärtigen Angelegen- Veiten persönlich ausgesprochen hat. einen amtlichen und össent Uchen Ausdruck bisher nicht gefunden hat Der Unterzeichnete rc" I- Berlin, 16. April. Das Abgeordnetenhaus hat in feiner heutigen Sitzung, welcher am Minister tische der Präsident dcs Staatsministeriums, Reichs kanzler Fürst v. Bismarck, die Staatsminister vr. Leonhardt, Or. Falk und Dr. Friedenthal beiwohnten, die erste und zweite Berathung des Entwurfes eines Gesetzes, betreffend die Aufhebung der Art. 15, 16 und 18 der Versassungsurkunde vom 31. Januar 1850 beendet. Für die Vorlage waren 8, gegen dieselbe 6 Redner zum Wort gemeldet. Zunächst erhielt das Wort Abg Reichensperger (gegen die Vorlage): Es scheine ihm, als ob die Regierung von vornherein der Zustimmung »u dieser Vorlage sicher sei So werde ein Freihe>t»rccht nach dem andern beseitigt, und wer wisse, was noch kommen werde. Bei diesen jetzt beseitigt werden sollenden Artikeln handle e« sich um die wichtigsten und lebensvollsten Grundrechte, sie seien das Palladium der Freiheit gewesen, denn wo die kirchliche Freiheit nicht garamirt, könne von staatsrechtlicher Freiheit keine Rede sein. Die betreffenden Artikel seien die Frucht einer langen Arbeit und tieser Erkenntniß aller damaligen Parteien, sie seien gescköpit aus den Erfahrungen des Jahres 1848. Sie hätten sich seither al» fruchtbar bewiesen In jenen Ar tikeln habe die damalige Volksvertretung die Selbstständig- keit der Kirche in ihren eigensten Angelegenheiten als Grundrecht festgestellt. Er müsse den Vorwurf, die jetzi gen preußischen Bischöfe seien staatsfeindlich, zurückweiscn. Dieselben handelten nur nach ihrem Gewissen. Auch in der neuesten Encqklika sei ein Weiteres nicht enthalten. Dies sei eine Frage, dir drr Episkopat nur aus sich allein heraus be- autwortkn könne. Die Herren hier würden eS doch nicht ver- bar sind, wie für seine gute Jnscenesetzung. Es schwächt jenen Eindruck nur vorübergehend, daß zum Nachtheil Grillparzer's oder Mosenthal's die Esther und Mar- dochai, ihr Oheim, an Deborah und deren greisen Be gleiter pathetisch erinnern. Die Aufführung war tüchtig und das Ensemble zwischen dem König und der Jüdin sowohl durch Frl. Haverland's wie Hrn. Porth's natürliche, sehr be wegte Vortragsweise durchaus gelungen. Die übrigen Rollen sind episodisch schwach, auch die des Hrn. Des soir als Haman, den er außerdem zu kernlos und äu ßerst semitisch auffaßte. Ueber die darauf folgende einactige komische Oper möge das Urtheil unseres musikalischen Kritikers folgen. O. B. Daß die Operette „Die geängsteten Diplomaten" einem französischen Stoff entstammt, ist erfreulich, aber es wäre noch angenehmer gewesen, wen» Herr Leopold Günther, der in Schwerin als beliebter Komiker wirkt, diesen bedenklichen Stoff nicht aufgehoben und weiter gepflegt hätte. Das Sujet leidet unheilbar an einer albernen Erfindung. Es bleibt uns die denkbare Möglichkeit und die Motive der Handlung schuldig, nicht aber eine be haglich breite, ungeschickte und witzlose Behandlung der selben, und bringt es daher nicht einmal zu possenhafter, lächerlicher Wirkung. Ein französischer Schauspieler nebst Souffleur machen sich — aus Gründen, die nur dem Verfasser bekannt sind — den Spaß, am russischen Hofe als französischer Gesandter und Gesandtschasts- secretär aufzutreten: der Zaar und sein Minister Fürst Tolstoi ergötzen sich höchlich an „dieser Comödie" und beantworten sie ihrerseits mit einem andern Spaß, der jenen Beiden das „Gruseln" beibringt. Herr Fr. Reichel hat nicht vorsichtig gehandelt, indem er diesem Text seine musikalische Production widmete, denn in solcher Ver bindung geht auch der bedeutendste musikalische Einsatz verloren. Glücklicherweise ist dieser nicht bedeutend, aber er erweist in sehr anerkennenswrrther Weise des Com- ponisten Talent für dieses Genre leicht beweglicher, hei terer und gefällig melodiöser Musik, welche mit Anspruch- losigkrit eine gewandte musikalische Behandlung der For men und großtentheils auch der instrumentalen Aus führung vereinigt. In dieser Hinsicht zeichnen sich besonders aus das Quartett, das Walzerduett und die Ouvertüre. Die Darstellung der Operette unter Direktion des Herrn Musikdirektors RicciuS war eine den Aufgaben wohl entsprechende- Diese — selbst die komische des Souffleurs eingerechnet — sind wenig dankbar, und nur die Rolle dcs Schauspielers Frogöres tritt mit be sonderem Anspruch hervor, und scheint nur deshalb für eine Soubrette bestimmt, um neben der guten Gesangs ausführung «uch eines belebten gewandten Spieles und Dialogs sicherer zu sein. Fräulein Pichler erfüllte diese Anforderungen vortrefflich; außer ihr bethriligten sich an der löblichen Ausführung der Gesangspartien noch die Fräulein Löffler, Nanttz, die Herren Müller und March ton. Die Musik wurde namentlich in Betreff der bezeichneten Gesangsnummrrn sehr freundlich ausgenom men. Leider läßt sich nicht sagen, daß dir Operette durch Kürzung an Wirkung gewinnen würde. C. B. Die Versteigerung der Doubletten deS königlichen MünzcabinrtS Bekanntlich ging im Jahre 1871 die berühmte nu mismatische Sammlung des Herrn Rudolph Benno v. Römer auf Löthatn und Neumark, bestehend aus 28H99 Münzen und mehr als 1400 wissenschaftlichen Werken, infolge letztwilliger Verfügung in das Eigen-
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