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Erscheint jeden Wochentag früh S UHr. Inserate wer den bi- Nachmittag« Z Uhr für die nachst- erscheinende Nummer angenommen. Freiberger Anzeiger -i. und gespaltene Zelle oda . . derm Raum mÜ S Tageblatt. 189. Montag, den Reber den Werth der Lebensversicherungs-Banken für Väter und deren Familien. Die Lcbcnßversicherungßbanken, durch die Berichtigung der j Grundsätze über Geldwirthschafl ins Leben gerufen, sind engli- ! scheu Ursprungs; von den Engländern sind sie auf die Deutschen ; übergegangen. Es erklärt sich diese Erscheinung aus dem Wesen des Familienlebens beider Nationen, es hat bei beiden eine sicht- ! kichere und darum festere Grundlage als namentlich bei den romanischen Völkern, insbesondere bei den Italienern und Fran- ! zosen. Darum betheiligen sich die Familienväter der Letzteren wohl zahlreich bei Tontinen, Leibrenten u. s. lv., weil die Ver sicherten das Kapital noch bei ihren Lebzeiten genießen können, aber nicht bei Lebensversicherungsbanken, weil diese vorzugsweise die hinterlassene Familie im Auge haben und nur unter gewissen Bedingungen das Erheben des Versicherungskapitals bei Leb zeiten möglich machen. So unendlich wohlthätig nun auch die genannten Banken sind, soviel auch schon über dieselben ge- ! schrieben worden ist, um ihre Bedeutung und ihren Werth selbst den verschiedensten Volksklasfen klar zu machen, und ihnen die Betheiligung anS Herz zu legen, so herrscht doch immer noch viel Unkcnntniß über jene Institute und eine beklagenswerthe Gleichgültigkeit gegen sie. Wird man aber nicht Folgendes als eine Wahrheit anerkennen müssen? DaS Wohl ganzer Familien beruht oft auf dem Leben eines Einzelnen, auf dem Leben Des jenigen, der ihnen Erhalter und Ernährer ist. So lange dieser zu wirken und zu schaffen vermag, fehlt cs nicht an Mitteln ! zum Unterhalt und zu einem staudeßmäßigen Auskommen; schließen sich aber seine Augen, schließen sie sich vielleicht uner- j wartet früh, so sehen wir nur zu oft die Familie in Dürftigkeit versinken, welche es der Wittwe schwer macht, sich und ihre Kin ser zu ernähren, geschweige denn Letzteren eine angemessene Erziehung und Ausbildung zu geben. Es ist die Pflicht jedes j Familienvaters, diese Möglichkeit ins Auge zu fassen und dar- ! nach zu trachten, wenn ihn der Himmel nicht bereits reichlich mit irdischen Gliicksgütcrn ausgestattet hat, die auf die Nach kommen forterben, bei Lebzeiten ein Kapital zu deren Fortkom men und zur Begründung ihres Wohlstandes zu sammeln. Spart der Familienvater fleißig und lange und findet er viel- ! leicht auch Gelegenheit, das Ersparte zu guten Zinsen anzulegen, so kann er allerdings auf diesem Wege eine Summe erübrigen, i die nach seinem Tode den Unterhalt und Wohlstand seiner Fa- i milie zu sichern geeignet ist. Aber wie viele Versuchungen tre- § len im Laufe des Lebens ein, die Ersparniß einmal auszusetzen, Lie jährlichen Ueberschüsse, ja das gesparte Kapital selbst zu anderen Zwecken zu verwenden? Wie leicht kann, wenn man sich nicht mit den geringen Zinsen, welche die Sparkassen ge- währen, begnügen will, daher an Privatpersonen das Erübrigte ausleiht oder cS in Staats- und Jndustriepapieren anlegt, das selbe ganz oder theilweise verloren gehen? Vor Allem aber, wer kann, wer darf darauf bauen, daß sein Dasein besonders ! verschont bleiben oder auch nur die durchschnittliche Dauer des menschliche» Lebens erreichen werde? Die größte Sparsamkeit und die beharrlichste Anhäufung des Ersparten bleibt ohne den erwarteten Erfolg, wenn der Lebensfaden des Sparenden von der unerbittlichen Hand des Todes zu früh zerrissen wird. Un erwähnt darf aber auch nicht bleiben, daß die Lebensversiche rungsbanken theils das Nationalvermögen vergrößern, theils, und dieses Moment ist nicht gering anzuschlagen, in den Fa- 17. August. 1857. milien Ordnung, Fleiß und weise Sparsamkeit zu erzeugen ver mögen. Deutschland besitzt bereits mehr als 20 Lebensversiche- rungsinstitute theils mit großem, theils mit geringerem Kapital, so daß es nicht im Geringsten schwer hält, sich dem einen oder dem anderen Institute dieser Art zum Lebensversicherungszwecke anzuvertrauen. Einen hervorragenden Rang nimmt durch Größe des Kapitals und durch Tüchtigkeit der Verwaltung die Versicherungsbank in Gotha ein. Auch hat dieselbe jüngst ein Schriftchcn „Versichere Dein Leben" veröffentlicht, daS wir allen Familienvätern, ganz besonders aber denen, die ihr Leben noch nicht versichert, dringend empfehlen. Zugleich find Bemerkungen und Tabellen beigegeben, die einen klaren Ein blick in die Grundsätze der Bank möglich machen. Möchten diese wenigen Worte dazu beitragen, daß der Werth der Lebens versicherungen immer mehr und immer allgemeiner erkannt werde! Tagesgeschichte. Leipzig, 14. Aug. Bei dem am gestrigen Abend 6'/» Uhr von hier nach Dresden abgefahrenen Personenzuge ist kurz nach seiner Ausfahrt aus dem hiesigen Bahnhofe eine Entglei sung der Gepäck- und mehrer Personenwagen vorgekommen, glücklicherweise aber hierbei weder den Passagieren noch dem Zugspersonale irgend ein Unfall zugestoßen. Nach halbstündi gem Aufenthalt hat der Zug seine Fahrt fortgesetzt. — Gestern in der Mittagsstunde ertrank der hiesige Bäckermeister Schemmel, indem er beim Fischen inS Wasser fiel. Die seit einigen Wochen in Herrnhut tagende General synode, bei welcher sämmtltche Herrnhuter Gemeinden, also nicht allein die von England, Schweden und der Schweiz, sondern auch die von Asien, Afrika und Amerika meist durch ihre Bischöfe vertreten sind, verhandelt als Hauptgegeustand der Berathung die von den Gemeinden in jenen fremden Weltgegenden ver langte Unabhängigkeitserklärung in Bezug auf die Mutterge- meinde in Herrnhut, womit denn auch die Pflicht zu Beitrags» lcistuugen an diese behufs der Ausstattung der Gemeindegeist- lichen fallen würde'. Berlin. Der Himmel weiß, was dem „Verein evange lischer Christen aller Länder" an dem wahren Christenthum fehlt! Die Herren Hengstenberg, Stahl und College» wollen ihn durchaus nicht für voll ansehen und ihm Berlin, wo er im September eine Versammlung halten will, verschließen. Sogar die offen ausgesprochene Huld des frommen Königs und die 200 Fricdrichs'dor, die er ihm geschenkt hat, können den unbe kannten Makel nicht von ihm nehmen. Die Freunde sprechen sich jede Woche öffentlich für dessen gutes Christenthum außer Athem, aber alles umsonst. Ich glaube, wenn PetruS und Paulus und Johannes vom Oberkonsistorialrath Stahl im Christenthum examinirt würden, sie fielen auch durch; wenigstens wäre ihnen zu rathen, vorher Stahls christliche Dogmatik und die symbolischen Bücher U. s. w. zu studiren. Die Berliner Bank- und Handels-Zeitung schreibt un- term 13. Aug.: „Nach einer heute hier eingetroffenen glaub würdigen Nachricht hat das österreichische Cabinet beschlossen, seinerseits den Widerspruch gegen die auch von Preußen gefo- derte Revision der Wahlen in den Donaufürstenthümern aufzu geben." > Vom Rhein. Es giebt Leute, welche die feste Rhein brücke, welche von Straßburg nach Kehl gebaut werden soll, für sehr bedenklich halten, zwar nicht für Frankreich, aber für Deutschland. Die gewaltigen Arme, welche die unS geraubte Swaßburger Festung nach Deutschland herüberlange, würden durch die neue Brücke noch länger und gefährlicher. Was sagen die Sach- und Kriegsverständigen dazu, namentlich im Bundes tage?