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Der Allgemeine Anzeiger er scheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis incl. des all wöchentlich beigegebenen »Illu strierten Unterhaltungsblattes" oierteljährlich ab Schalter 1 Mk. bei freierZusendung durch Boten ins Haus 1 Mk. 20 Pf., durch me Post IMk. exkl. Bestellgeld. Zeitung für die Ortschaften: Vretnig, Kauswalöe, Großröhrsöorf, ManKenthsl unö Umgegenö. Expedition Vr einig Rr 133«. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pf., sowie Be stellungen auf den Allgemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition in Bretnig die Herren F. A. Schöne Nr. 61 hier und Oehme in Frankenthal entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag ^11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag '/,11 Uhr einzusenden Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werde» an gedachten Tagen nur bis vormittags 9 Uhr angenommen. Neösklion, Druck unö Verlag von N. Schurig, Drelnig. Rr. 77. Mittwoch, den 25. September 1895. 5. Jahrgang. Oertliches und Sächsisches. Bretnig, den 25. September 1895. Bretnig. Am Sonnabend wurde Herr Gemeindeältester Ebuard Koch mit 9 von 15 abgegebenen Stimmen des Gemeinderates zum Gemeindevorstand gewählt. Die anderen Stimmen fielen auf Herrn Fabrikant Robert Gebler. Der bisherige Gemeindevorstand Herr Gebler hatte bereits vor 3 Monaten sein Amt gekündigt. — Seitdem unser Lutherfestsprel in wei teren Kreisen bekannt geworden ist und sich — wir dürfens mit Freude bekennen — mit jeder Aufführung imnier zahlreichere Freunde und warme Fürsprecher wirbt, hat sich der Besuch in einer Weise gesteigert, daß es leider A den letzten Vorstellungen nicht möglich war, ullen Ansprüchen und Bitten um Einlaß ge recht zu werden. Das Komitee hat darum beschlossen, zunächst am Freilag, den 27. Sept, »bends 7 Uhr eine Aufführung einzuschieben und außerdem in der nächsten Woche 3 weitere Vorstellungen folgen zu lassen. Wir möchten §üch an dieser Stelle darauf aufmerksam machen »nd raten zugleich allen, die nicht Gefahr kaufen möchten, an der Kasse wieder umkehren. zu müssen, sich durch Vorausbestellung einen! Platz zu sichern. — Der Rittmeister v. Fabrice von den Merseburger Husaren, der Sohn des früheren sächsischen Kriegs Ministers, ist bei den dies- Hrigen Manövern gestürzt. Der Tod trat bfolge von Leberzerreißung ein. — Nach einer Mitteilung der Dresdener Handelskammer ist der Papierhandel nach Manien das ehemals so blühende deutsche Ge- Wt infolge des Zollkrieges fast ganz in die Ande der außerdeutschen Konkurrenz überge- Kngen. — Alle Unteroffiziere und Mannschaften, ^lche 1870/71 im König!. Sächs. Garde- Mer-Regiment gedient und den Feldzug in Mnkreich mitgemacht haben, werden von Zeiten des Regiments zu einer Feier, welche Erinnerung an das 215jährige Bestehen Regiments am 1. Oktober d. I. in der ^arde-Reiter-Kaserne abgehalten werden soll, ^geladen und ersucht, ihre Adressen an das Geschäftszimmer des Garde-Reiter-Regiments Zangen zu lassen. . — Die über die schreckliche Eisenbahn- Mstrophe zu Oederan vorliegenden weiteren Mitteilungen haben nunmehr erkennen lassen, die eigentliche Schuld an dem Geschehenen zuerst flüchtig gewordenen, am DonnerS- ^3 aber zur Haft gelangten Blockwärter ;u- lütnessen ist. Es war von demselben kurz kc Oederan das Signal „Freie Fahrt" ge lben wurden, ehe der hinausfahrenve Güter- an dem betreffenden Blockwerk vorüber- besahren war. Der auf demselben Gleise Wende Militärzug, dem dieses Signal erschien, Mete sich nun hiernach und durchfuhr die Megende Blockstation. Trotzdem hätte sich M Unglück jedenfalls aber nicht ereignet, ,Wn Strecke eine gerade gewesen märe, ->Mn in diesem Falle hätte der Lokomotivsüh- des Militärzuges die drei großen roten Wernen, welche das Ende des Güterzuges lackieren, ohne Zweifel gesehen. So aber beschreibt die Bahnlin.e an der betreffenden Stelle eine Kurve, wodurch dann, als der Lokomotivführer die roten Laternen bemerkte, die Entfernung zwischen beiden Zügen zu kurz und das in seinen Folgen so grausige Unglück nicht mehr abwendbar war. Es sind bei dem Zusammenstoß, wie bereits berichtet, 5 Wagen des Militärzuges sowie 2 Güterwagen zer trümmert worden. Tot sino der Gefreite Netzmann, die Soldaten Desch, Wiese, Schnei der, Seifert 3, Opitz, Jang und Franke und der Bremser Sieber aus Zwickau, welcher in den Armen seiner alsbald herbeigeeilten Gattin im städtischen Krankenhaus zu Zwickau ver schied ; schwerverwundet und dem Tode nahe der Gefreite Zinsmann, die Soldaden Conrad, Martin, Flade, Morgenstern, Löffler, Paul, Uhlig 2, Auerbach, Ludwig, Fiedler 2, Kröher, Uhlig 1; leichtverwundet die Sergeanten Lötzsch, Zahn, die Unteroffiziere Kautz, Sach senweger, Jahn Gerlach, die Gefreiten Hertel, Köppel, Schönherr, Tittel, der Tambour Schu bert, der Hornist Fritzsche, die Soldaten Fischer, Fröhlich, Müller 2, Gerlach, Quellmann, > Rudolph, Map, Espic, Reichenbach, Kanker,! Kaulget, Romann, Zimmermann, Zeitzner,! Fritzsche, Köhler, Unger, Hofmann, Kret, Meyer, Aner und Weichelt. Sämtliche Ver unglückte gehören d.r 1. Kompagnie des 9. Infanterie-Regiments Nr. 133, Kompagnie chef Hauptmann v. Pillement an. Während der jüngsten Manöver hatten die ,133er" am Feistenberge bei Pirna ein Biwak bezogen und herrschte in demselben ganz besondere Fröhlichkeit. Wer hätte nun gedacht, daß die sen Manöverfreuden so schnell das düstre Verhängnis folgen sollte. Das alte Soldaten liedchen „Heute rot, morgen tot" hat damit aufs neue eine traurige Bewahrheitung gefun den. Rückhaltlose Anerkennung verdient im Uebrigen nach allen vorliegenden Berichten die hilfbereite Opferwilligkeit der Bevölkerung von Oederan, die sich auf» eifrigste bemühte, die Verwundeten zu bergen und zu laben. Durch Alarmsignale wurds alsbald die Frei willige Feuerwehr herbeigerufen und mit ihr wetteiferten die Mitglieder der Freiwilligen Kriegskrankenpflege des Militärvereins in der Hilfeleistung. Auch Damen beteiligten sich am Samariterwerk, holten Wasser herbei und labten die durch große Blutverluste geschwäch ten Verwundeten. Als große Wohlthat wurde es dankbar empfunden, daß von der nahe gelegenen Verbandwattefabrik des Herrn Czech Verbandzeug in reicher Menge geliefert wurde, wie auch die Firma Weißbrod und Schütze dergleichen Material zur Verfügung stellte. Eine Hilfeleistung schaurigster Art hatten Herr Schmievemeister Bauch und dessen Gesellen zu vollführen. Einer der unglücklichen Sol daten war zwischen die Puffer eingeklemmt und entsetzlich verstümmelt, er rief fortwährend um Hilfe und stieß schließlich den Ruf aus, ihn doch tot zu schlagen; der Aermste fand erst Erlösung, nachdem durch die Ebengenann ten die Puffer abgefeilt waren. Kurze Zeit darnach gab der Aermste seinen Geist auf. — Die Unglücksstätte bei Oederan ist von Tausenden von Menschen, die zu Fuß, per Bahn, per Wagen oder mittels Fahrrads selbst von weiter Ferne herbeigekommen waren, besucht worden. Als das Gepäck der Verun glückten vorgestern früh auf Wagen von der Unglücksstelle nach dem Bahnhof Oederan ge brach: wurde, bemerkte ein Hauptmann auf einem der Wagen Zivilkleider. Auf die Frage nach dem Ursprung dieser Sachen wurde ihm die Antwort: „Gehört Soldat Seyfert", Auf die Frage, wo Seyfert sei, erhielt der Offizier die kürze, aber schmerzliche Antwort: „Tot, Herr Hauptmann!" Die Episode hat auf Alle, die zugegen waren, einen tiefen Ein- Tochter des Korbmachers Pannier en Mitt- der Schankwirtschaft „zur Hoffnung" in Mitt- anderen Seite war wahrnebmbar. Eine schauer Preis höchsterßniedrigster Preis. Marktpreis- in Kamenz am 19. September 1895. 50 Kilo. Korn Weizen Gerste Hafer H eidekorn Hirse Bündel Zivilkleiver von seiner Mutter ent gegengenommen, welche zu ihm an die Bahn gekommen war, um es ihm zu übergeben. — Am Freitag nachm. 4 Uhr 12 Min. kehrten das 1. und 2. Bataillon, 6 Uhr das 3. Bataillon aus dem Manöver mit der Bahn nach Zwickau zurück. Äm 27. v. M. mar schierte es mit Sang und Klang aus. Wie derkehrte es unter so beklagenswerten Um ständen. Ohne Musik, ohne Tritt, rückten die einzelnen Kompagnien vom Bahnhof nach der Kaserne. Der unglücklichen 1. Kompagnie folgten ohne Waffe und Gepäck die Leichtver wundeten. Das vieltausendköpfige Publikum transportiert woroen war, nach unsäglichen Schmerzen verschieden ist. — In Gewahrsam genommen bez. Ler Chemnitzer Justizbehörde zugeführt wurde am Freitag nachmittag der wegen Mordversuchs in mehreren Fällen von der Staatsanwalt schaft gesuchte, 25 Jahre alte Favrikweber Johann Richter aus Bärn, Bezirkshauptmann schaft Sternberg in Mähren. Richter hat sich am Freitag nachmittags nach 2 Uhr freiwillig auf der Polizeiwache gemeldet; er will .ie letztverfloffenen Nächte in den Wäldern um Mittweida zugebracht haben. Er war völlig mittellos. Das Messer, mit welchem er die weida fünf Schüsse, durch dieselben mehrere Personen verletzen-, abgegeben hat, will er verloren haben. — Der 21 Jahre alten Diensimagd Emma Zöllner, welcher von ihrem früheren Geliebten, dem Dienstknecht Ernst Hilbig, in Terpitz bei Kohren in Diensten stehend, ve» Nachts der Hals durchschnitten wurde und die dann dem Krankenhaus in Leipzig zugesührt werden mußte, geht es den Umständen nach ganz gut. Der Attentäter Ernst Hilbig ist seiner Zeit in Haft genommen worden. Be kanntlich hatte er die That aus Eifersucht vollführl. — Die Verhütung des Rechtsanwalt» Dr. Conrad Friedrich in Leipzig und seine» Bureauvorstandes Dennhardt wegen Erpressung erregt natürlich immer noch begreifliches Auf sehen. Nach einer Blättermeldung liegt Fried rich mit seiner Frau in Scheidung; er soll einem Dritten, der mit Friedrich's Frau wäh rend der Scheidung verkehrte, zur Unterschrift eines Wechsels genötigt haben. ES heißt, er habe den Betreffenden mit einer Pistole bedroht. Der Bureauvorsteher Dennhardt wird beschuldigt, hierzu dadurch Beihilfe gelei stet zu haben, daß er während der Nötigung die Bureauthüre Friedrich's abgeschlossen hat. druck gemacht. So erzählt ein Augenzeuge, leider innere edle Teile getroffen, sodaß der Seyfert, welcher zur Entlassung kommen sollte, Verletzte im Krankenhause in Hainspach, wo- hatte bei der Durchfahrt durch Freiberg das hin derselbe behufs Entfernung der Kugel Dresdner Schlachtviehmartt den 23. Sept. 1895. Auf dem letzten Schlachtviehmarkt waren zum verkauf gestellt: 577 Rinder, ^62 Schweine, 978 Semmel und 280 Rälber, in Summa 3297 Schlachtstücken. Mr den Zent ner Schlachtgewicht von Rindern bester Sorte wurden 68—70 Rik., für Rlittelware einschließl guter Rühe wurden 65—67 Rik., für leichtere Stücke 45—55 Rik. bez. Lngl. Lämmer da» Paar im Gewicht zu 50 Kilo Fleisch 65—68 Rik., das Paar Land Hamme: in derselben Schwere 62—6H Rik. Der Zentner lebendes Gewicht von Landschweinen engl. Kreuzung galt Hs—HZ Rik., zweiter Mahl hiervon 58—HO Rik. bildete, wie eine lebende Mutter, Spalier vom Tochter des Korbmachers Pannier :n Mitt- Bahnhof bis zur Kaserne; aber kein Laut,! weida gestochen, sand man bei ihm ; den Revol- keine Gesichlsbkmegung auf der einen oder der ver, mtt welchem Richter am Sonntag in liche Ruhe. Nach dem Einrücken des Regi ments verblieben noch Tausende am Bahnhofe, um Näheres über das Unglück zu hören. Offiziere und Soldaten wurden umringt und gaben bereitwillig Auskunft über LieSchreckens, stunden. — Das Begräbnis der verunglückten i Soldaten fand am Sonntag in Chemnitz un- ter großem militärischen Gepränge statt. Ami Zuge nahmen teil der Generaladjutant des König» v. Treitschke, Divisionsgeneral v. Kirch bach, Brigadegeneral v. Hohlfeld, das Chem nitzer und Zwickauer Offizierkorps, andere Offi ziere und Mannschaften von den Zwickauer und Chemnitzer Regimentern. 2 Regiments kapellen spielten. Der Garnisonspreoiger Dr. Hoffmann hielt eine tiefergreifend» Grabrede. Darauf folgten noch Ansprachen von dem Ober sten des Zwickauer Regiments und dem Haupt mann oer ersten Kompagnie desselben. Der König und die Königin ließen Kränze an den Gräbern niederlegen. — Von einem entsetzlichen Unglücksfalle wurde am Sonnabend die Familie des Guts besitzers Wünsche in Neudörfel betroffen. Seit 10 Jahren lebte im Hause des Genannten dessen blödsinniger Schwager Meinert, der sich stets als ein durchaus harmloser unl gut- mütiaer Mensch gezeigt hatte und bei allen ländlichen Arbeiten fleißig mit Hand anlegte. In letzter Zeit muß sich nun im Kopfe des Schwachsinnigen der Gedanke festgesetzt haben, daß das Gut seines Schwagers von Rechts wegen ihm gehöre und ganz im Stillen reifte in ihm der unselige Gedanke, seinen Schwazer und seine Schwester zu töten, um selbst wieder in den Besitz seines Eigentums zu gelangen. Er wußte sich einen Revolver zu verschaffen, lud diesen mit 6 Patronen und trat am ge nannten Tage mit der Waffe in der Hand in die gemeinschaftliche Wohnstube, in der sich sein Schwager und seine Frau aufhielt. Mit den Worten: „Ihr müßt sterben!"' feuerte er einen Schuß aus den Wünsche ab, der diesem in die Weiche drang. Nur der Geistesgegen wart der Frau Wünsche, welche sich sofort auf ihren Bruder stürzte und ihm den Re volver aus der Hand schlug, sodaß der auf sie gerichtete Schuß in den Fußboden drang, ist es zu verdanken, daß weiteres Unheil ver hütet wurde. Mit Hilfe herbeigeholter Nach barn gelang es nach unendlicher Mühe, den Tobsüchtigen zu fesseln und unschädlich zu machen. Er wurde am folgenden Tage durch den Hainspacher Gendarmen an dieJrrenan- anstait abgeliefert. Die Kugel, welche dem Wünsche in die Weiche eingedrungen ist, hat L kl. n. U. Z. u 0 5 82 Heu 50 Küo 2 70 7 35 7 — Stroh 1200 Pfund 20 6 6 42 50 6 6 Butler 1 lU^ler Eler 1 2 2 70 30 7 88 7 — Erbsen 6u Kilo 9 75 12 — 11 35 Kartoffeln 50 Kily 2 50