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Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für die Ortsbehörde und de» Gemeinderat zu Bretnig. Lokal-Anzeiger für »ie Ortschaften Bretnig, Graßrührssorf Hauswalde. KrankeMbal und Umgegend Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend bonnementsprei« inkl. de» allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhaltung-blattes" rierteljührlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in« Hau« 1 Mork 20 Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4 gespaltene KorpuSzeil« 10 Psg., sowie Bestellungen aus den All gemeinen Anzeiger nebmen außer unserer Expedition auch unsere sämtliche Zeitung.bat« jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren unR Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi« Dienstag vormittag >/,1 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi» Freitag vormittag »„11 Uhr «inzusenden. Kckriflleilung, Druck und Verlag von N. 8lhurig, Bretnig. Nr. b9. Mittwoch, dm 24. Juli M2. 22. Jahrgang. Aekanntmachung. Die Gemeinde-, Arme«- ««d Feuerlösch-Kassen-, sowie die Schxl- «xd Kirchenanlagen-Rechxuxge« auf das Jahr 1S11 liegen für die Beteiligten vom 24. Juli d. I. 4 Woche» lang während der Geschäftsstxndex im Amtszimmer de» «v- meindevorstandeS zur Einsicht aus. Bretnig, am 22. Juli litt 2. Der Gemeinderat. Fünf Jahre Fremdenlegionär. Selbsterlebte» «ährend meiner fünfjährige« Dienstzeit. Bon Franz K u U. (Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) „Aber do täuschen Sie den Oberarzt I" rie> Kirting. „Wie kann er so den Verlauf der Krankheit richtig beurteilen?" Der Korporal betrachtet« mitleidig sein Gegenüber. — „Sehr richtig! Aber meinen Sie, daß da» wa« aur- machl? O jerum! Ich habe schon ganz andere Dinge auf oem Gewissen! Wer stec den soll, der stirbt, und wer gesund werden soll, wird gesund. Da ändern weder oie Merzte, noch Ihre Untersuchungen etwa» daran. Eie werden bald ebensoweit sein, wie alle die anderen Sanitätsgehilfen, daß Ihnen nämlich die Kranken gleichgültig sind und Sie vor allem Ruhe haben wollen, um möglichst lange hier im Stübchen Ihr Pfeifchen zu rauchen/ „Und der Urin?* „Sie werden den der schwersten Kranken untersuchen und nach dem Befund für di« übrigen ein Durchschnitts resultat erfinden*. „Und die Fiebermessungen?" De werden Sie zwei oder drei vornehmen und hinsichtlich der anderen sich auf die Zah len vom Abend vorher stützen. Und so alle« übrige. Nachtwachen, Antisepfi«, Messungen, Analysen — welch furchtbarer Ouatsch, lieber Freund! Et wird darum nicht einer mehr oder weniger im Saale sterben, passen Sie auf! In höchsten« einem Monat stehen Sie auf demselben Standpunkt." Unter diesen Umständen war ich froh, al« ich al« geheilt entlassen und der Kompagnie wieder zugeteilt wurar. Da« Langweiligste, wg» der Dienst mit sich brachte, war da« Postenstehen. Um die Kaserne selbst wurden 4 Posten gestellt, und zwar stet« mit aufge- pflanzte« Seitengewehr. Durch letztere» fand eine» Nacht» ein Holländer einen schrecklichen Tod. Derselbe wollte die Nacht durchschwär men und versuchte, nach dem Appell ungesehen über die Mauer zu entkommen. Zufällig lehnte der Posten schlafend an der Außenseite der Mauer, sein Gewehr sest im Arm haltend, als sich jener herablajssn wollte. Dabei fiel er aber so unglücklich, daß er direkt auf da« Seitengewehr aufgespießt wurde und nach kurzer Zeit unter den furchtbarsten Schmerzen verstarb. Der Posten wurde nicht, wie wir vermuteten, bestraft, sondern im Gegenteil noch zum Gefreiten befördert. Tag für Tag wurden jetzt größere Uebungs- märsche unternommen, so daß wir bald in einem solchen Zustande waren, der jeder Be schreibung spottete. Viele Kameraden suchten sich dadurch aut ihrer unglücklichen Lage zu befreien, daß sie einen Fluchtversuch unter nahmen. Ich habe nur von wenizen Fällen gehört, die geglückt wären, denn die arabisch«» Reiter, welche für jeden etngefangenen Deser teur so Franken Belohnung erhallen, sind zu sehr auf der Hut. Unser Oesterreicher unternahm ebenfalls einen Fluchtversuch, wurde aber von den Ara bern aufxegriffen und mit 3'/, Jahren Festung bestraft. Er konnte noch vom Glücke sagen, daß er mit dem Leben davonkam, weil e» gleichgültig ist, ob die Araber einen Ausrei ßer lebend oder tot zum Truppenteil zurück bringen. Ein gräßlicher Vorfall, bei dem diese Freiheit zum Morde führte, steht mir noch in Erinnerung. — Es waren einst, wie die« auf dem Marsche allabendlich geschah, vier Soldaten in einen benachbarten Berqwald ge schickt worden, um Hol» für die Lagerfeuer der Offiziere zu sammeln. Ihr lange« Aut- bleiben veranlaßte die Absendung einer Patrou ille Dieselbe war noch nicht weit gekommen, al» ihr drei Araber begegneten uns die schreck lich« Angabe machten, oaß sie oben auf dem Berge vier Deserteure erwischt, nach kurzer Gegenwehr getötet und ihnen — die Köpfe abgeschnitten hätten. Um 80 Franken zu ge winnen, halten di« Scheusale vier Menschen abgeschlachtet. Die«mal gelang ihnen der Streich freilich nicht; sie «uroen vielmehr auf gegriffen und erschossen. Die Desertion führte, wie schon erwähnt, meist zum Tode. Diesem Schicksale osrstilen 3 Deutschs, welche Mit noch 7 anderen Legi onären da« Depot unter Mitnahme von Ge wehre« und Patronen verließen uns nach Marokko desertieren wollten. Wir alle wuß ten von ihrem Vorhaben, und niemand ver sucht«, sie an der Lu»>ühcung zu hindern, hofften doch auch wir einmal glücklich durch- zukommen. Sie wußten j» auch selbst, welchen Gefahren sie entgegengtngen, uns w.-lche Strafe ihnen droht-, fall» sie eingebcacht würden. Ja aller Frühe schon wurde ihre Abwesenheit bemerkt. Spahi«, berittene Arader, welche in französischen Diensten stehen, machten sich zur Verfolgung der Flüchtlinge auf, und «a gelanz ihnen schon an anderen Tage, diesel ben aurfinoig zu machen, »der auch die Flüchtlinge hatten ihre Verfolger bemerkt. Müde uns halb verdurstet erklommen sie einen Felsen. Aber schon, einer Windsbraut gleich, kamen die Spahi« unter Führung eine» Offi ziers angesprengt. Eine Salve donnerte von dem Felsen, Ler verben bringend, zwischen die sich ohne jede Deckung befindenden Verfolger. Wie oer Blitz waren sie au» dem Sattel gesprungen, um Schutz zu suchen. Ein regelrechte« Ge fecht entspann sich, welche» jedoch nicht von langer Dauer sein sollte. Schon nach kur zer Z«it waren von den zehn Deserteuren nur noch drei am Leden. Zwar versuchten die selben, durch rasche Flucht zu entkommen, aber auch dieser Versuch scheiterte an der Schnel ligkeit der berittene» Spahi«. Eie wurden überwältigt und gefesselt nach Saida aurück- gedracht, wo da» kcieg«gerichtliche Verhör so fort begann. E» wurden aber nur zwei von diese» zum Tode verurteilt. Unv doch soll ten wir auch den dritten, Krause mit Namen, bald beerdigen. Empört über da« schlechte Essen, welche« man ihm in seiner Einzelhaft wie einem Hunde vorsetzte, zerschmettert« er die Fensterscheibe seiner Zelle mit oem Eßnapf. Am anderen Lage brachte man ihm anstatt de» Essen» einen Napf voll Glasscherben. Schweigend nahm ihn Krause in Empfang. Al» ad«r am dritten Tage der Sergeant da« Manöver wiederholen wollte, schlug Krause ihm den Lßnapf mit solcher Gewalt in« Ge sicht, daß er blutüberströmt zurücktaumelte. Schnell rief er ein paar Mann von der Wache herbei, um den armen Sünder fesseln zu las sen. ' Vollständig entkleidet wurden Krause mit einem festen Strick die Hände auf dem Rücken gebunden, hieraus die Beine anzezo- yen, so daß sie die Hände berührten, und ebenfalls an diese gefesselt. So tag der Un glückliche mitten in seiner Zelle auf dem kal ten Steinboden. Zum Hohn und Spott wurde ihm noch eine kleine D'.cke hineinge- «orfen, damit er sich zuoecken sollte. Ich glaubte schon, der viel gefürchteten Krapodtne deigewohnt zu haben, doch sollte ich später über dieselbe besser belehrt werden. Fortsetzung folgt. Oertliche» und «LEI»-». — Da» 8. SängerbundeSsest in Nürnberg, sa« mit dem 50. Jubelfest verbunden ist, Hal bereit» mit der sogenannten Vorwoche einge setzt, der sich ,m kommenden Sonntag die Hauptfesttage (27. bi« 31. Juli) anschlteß«» wrrden. Außer Deutschland wird Oesterreich mit einer großen Anzahl Sange«brüoer ver treten sein, ferner Amerika, Rußland, Rumä nien, Konstantinopel usw. Insgesamt haben sich 1700 Verein« mit etwa 38 000 Sängern angemeldet, eine Z»hl, die bisher nicht annä hernd erreicht woroen ist. Jn«gesamt zählt der Deutsche Sängerbund 5880 Vereine mit 722 700 Sangern. Di« Vorwoche bringt ei"« Rühr Konzerte, Gesangsvorträge, sport liche Leronstaltungen, sowie Kinder- und Bolktbelustigungeu im Luitpoldhain. Den Glanzpunkt de» Feste» wird der Jubiläums- festmg am nächsten Sonntag bilden, an dem etwa 25 000 Sänger teilnehmen «erden. Da bei lst dem Meistersinger Han» Sach», der bekanntlich in Nürnberg gelebt hat, eine be sondere Huldigung zngedacht. — Allen Nücnbergsahrern, die unmittelbar »om Sängerfeste wieder zurückfahren, wird e« von Wichtigkeit sein, zu erfahren, daß — nach Verh inslungen mit der Königlichen Eisenbahn- Generaldicektion in Dresden — e» errelcht wurde, Lie Rücksahct ebensall» mit Sonderzug und zu ermäßigten Preisen antreten zu können. Er gehen Sonderzüge sowohl atn Dienstag wie am Mittwoch abend von Nürnberg ab. Die Rückfahrkarte ist aber gleichzeitig mit »er Hmfahlkarte zu lösen. Alle, welche die hiermrl geborene Rückfahrgelegenheit benutzen wollen, müssen sich daher umgehend entscheiden, ob sie Dren-tag, den 30. Juli, oder Mittwoch, den 31. Juli, zucückkehren wollen und dis« sofort ihrem Bundesvorstand mittetlen. Dieser sammelt d^ Bestellungen unv leitet sie weiter an die Genecaldicektion, die ihrerseits die Karten dem Bundesvorstand zu: wetteren Ver anlassung zustellen wird. — Ein neuer Schwindel. Ein Chemiker bei Köln bietet in den Zeitungen ei« Mittel gegen da« Schnarchen an. Gegen Einsendung von 3 Mark erhält man eine Weile nichts — und wenn man reklamiert, kommen 3 Röllchen gummierte» Papier an mit dem un verfrorenen Bemerken, sich den Mund über Nacht zu verkleben. Hoffentlich nimmt sich der Staat»anwalt diese» rheinischenSchwindler» an. Großröhrsdorf, Nächsten Sonntag und Montag hält, wie wir schon früher mit geteilt haben, der Verein „Einigkeit" in her kömmlicher Weise sein Sommersest ab. Rammenau. Am Sonntag verstarb plötzlich infolge Gehirnschlaget der hiesige Kantor H-ntschke. Ec war in Jmkerkcetsen eine bekannte Persönlichkeit. Königsbrück. (Schwerer Unglücksfall.) Auf dem Truppenübungsplatz fand am Sonn tag nachmittag ein hierher kommandierter Kanonier einen sog. Bliuogänger. Durch leicht fertige» Hantieren mit demselben kam da« Geschoß zur Explosion unv zertrümmerte dem Soldaten die Schädeldecke. Dre » den, 21. Juli. 3 Personen von der Brücke gestürzt. Am Sonnadendnachmittag stürzte sich der 14 Jahre alte BäckerlshrliXß Alsred Kutschenreuter, Sohn eine» in der Hohenzollernstraße wohnhrkten Böttcher» und del einem Bäcker in der Krruzstcaße in der Lehre, von «inem Pfeiler der Friedrich-August- Brücke in Ke Elbe. Der unglückliche «nab» schlug am Fuße eine» Pfeiler» auf und wurde schwer verletzt von einem Badeg«hilf«n nach dem Neustädter User gebracht. Ihm soll die strenge Lehre nicht behagt Haden. — Ferner wurde am Sonntag früh «ine unbekannte, «lwa 30 Jahre alte Fcau«n«person an eine« Pfeilersockel der Lldertbrücke von einem Gen darmen bewußtlos und Mit gebrochenen Ober schenkeln sowie zertrümmertem Unterkiefer aa- getroffen. Luch sie hatte sich von der Brück» lierabgestürzt. — Ferner sprang am Sonnt»- nachmittag da» 15jährige Dienstmädchen M. Z. au» Masten der Döbeln beim Aufgang zur Karolabrücke in die Eide, nachoem e» oo» seiner Herrschaft in dec Uhlanastraße eine Zurechtweisung erhalten hatte. Der Steuer mann eine» Fährboote» rettete e«. — Einen Oderdürgermeister wird Reißen künftig nach einem Beschluss« oer Stavtver- ordnetensitzung vom Freitag haben. Ja einer vazu beschlossenen Erklärung wird der Beschluß mit dem Vorgehen anderer sächsischer Städte begründet. Der bisherige erste Staorcat soll den Titel Bürgermeister führen. — Ein Althändler-Ehepaar au» Chemnitz wollte kürzlich mit seinem Hund von Burgstädt nach Chemnitz fahren. Unterwegs machte sich der Mann seinem Spitz gegenüber vea Spaß, ihn zum Hinausspringen au« dem Kupeefenstee auszusordecn. Da» zolgsame Lier kam sofort dem Befehl nach und verschwand durch die Oeffnung Das Ehepaar, in Sorge um da» treu« Tier, war aber erst kurze Z"t in Wittgendorf auf dem Bahnhof aurgestiegen, al« der Hund auch schon, bis zum Umfallen abgehetzt aber sonst unoerletzl, auf o«m Perron ankam. Ec «ar dem Zug auf der Strecke nachgelaufen. Für viese Tierquälerei müßten oie Leute eigentlich bestraft werven. — Empfindlicher Wassermangel macht sich in den höheren Stadtteilen Plauens bemerk bar, obwohl der W isserstand im Tnnkwasser- weiher der Talsperre jetzt immer noch 33,85 Meter und der Inhalt 3 007 000 Kubikmeter beträgt. Der zweite Zuführung-strang von dec Talsperre ist j-voch noch Nicht fertigge stellt, und auch ein neuer Hochbehälter befin det sich noch im Bau. Erst nach Lollenouog dieser Arbeiten im kommenden Herbst kann mit einer wesentlichen Besserung gerechnet werden. f NEU cmc