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MMufferTageblatt Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen? der Amkshauptmannschaft Meißen» des Stadt- rats zu Wilsdruff, Les Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und V-s>,WiHdE-r T-gkblätt'HtrlchemrXonk-llrn'Wekdlagkn^n-ichmiHass 4 Uhr. Btzugsprcis monatlich r,— RM.? 1-ti Haus, bei Poslbksl-IlungO.W^iM.V zuzüglich Bcstcllgrld.,Einzelnummern 10 Rpsg. Alle Postanstalten und Post-f »Men, unsere Austräger u.. / .. Deschäftsftelle, nehmen zu lsrderzeit Bestellungen ent.l Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend gegen. Im Falle höherer; eEewall,Kneg od. sonstiger»Betriebsstörungen besteht! »ein ^Anspruchiaus.Lies-rung'Herleitung oder Kürzung' des^Bezugsprcises. «ücbs-ndun-t,eingesand,rr. 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Im zweiten Teil des „Faust" sagt der Kanzler — vor mehr als 100 Jahren! — einmal tiefsinnig von seinem Turm herab: „Wer schaut hinab von diesem hohen Raum Ins weite Reich, ihm scheint's ein schwerer Traum, Wo Mißgestalt in Mißgestalten schaltet, Las Ungesctz gesetzlich übermaltet Und eine Welt des Irrtums sich entfaltet." Inzwischen, allerdings vor allem nach der Wende M Jahrhunderts, dem die Verse entstammen, ist diese „Welt des Irrtums" zu einer nachgerade gewohnten An- tzclegenhett geworden. Nur gibt es in Europa recht viele Menschen, sogar ganze Staaten, die cs nicht mehr ertragen wollen, daß „das Ungesetz gesetzlich überwaltet", — und wir Deutsche haben jetzt vor fünfzehn Jahren chs „Ungesetz" bereits die Unterschrift unter dem Vcr- ia Uler „Vertrag" angesehen, eine Unterschrift, die von den Bajonetten gefordert worden war, als in Deutsch- wnd scHst „Mißgestalt in Mißgestalten schaltete". Aber Wider ist das alles heute noch für Europa keineswegs nur „ein schwerer Traum", sondern es ist üble Wirklichkeit ge- wordcn und bis zum heutigen Tag auch geblieben. Was in bor 15 Jahren vor sich ging, hat dieselbe mora- wcyc Berechtigung wie das Versprechen eines im Walde , "^wassneten Wegelagerern überfallenen, auf unab- hinaus den Räubern Zahlungen zu leisten, dio m - ?h" Jahren hat man ja gewußt, daß die Entente iMMe znm Einrücken in das bis dahin unbesetzte fertig hatte. Die einzige Kraft, „in dessen -suischtand war", Hindcn b nrg, erklärte am >MN, daß wir „im Westen angesichts der numeri- wcn Überlegenheit der Entente und deren Möglichkeit, «nv auf beiden Flügeln zu umfassen, bei einem ernstlichen - "griff unserer Gegner kaum auf Erfolg rechnen können." -wer „als Soldat", so setzte Hindenburg hinzu, müsse er ^cn ehrenvollen Untergang einem schmählichen Frieden , "V ""ch Wenn „ein günstiger Ausgang der Ge- üuntoperatwnen sehr fraglich erscheine". Wir wissen es ocmc, daß „der Soldat", der auch den Untergang nicht Kämpfer für sein Volk, damals fast verein- amu oapand und daß ein nuferem Volke günstiges aber csw'Mws Geschick uns diese Soldaten erhalten hat, neben dem Gcneralfeldmarschall den Gefreiten des Welt- > die Kämpfer, die jetzt nach 15 Jahren die Nnter- unter das schmähliche Dokument des 28. Juni ^""-wollen, weil heute ein anderes Deutschland dasteht, s^m Deutschland, das die „moralische Berechtigung" des L.VW der Versailler Wegelagerer nicht anerkennen will, die selbstverständliche, moralisch weit höhere Bcrech- in ihm und aus ihm spricht, leben zu wollen nicht Sklaven von Versailles, sondern als freies Volk. -r- m hat sich so manches gewendet in dieser Zeit. Zum «Iften, aber auch, in wirtschaftlicher Beziehung, zum ^/lmuneren. Spätere Geschlechter mögen das, was jetzt >>in fünfzehn Jahren in Versailles politisch geschah, als ^"„Ausnahmezustand" betrachten, — wir Menschen 'N heute empfinden auch die Wirtschaftslage der Gegenwart als einen solchen Ausnahmezustand. Aber w ihn steuert die Welt immer tiefer hinein. Vor einem siayre tagte ja die Weltwirtfchaftskonfcrenz °ndon. Und am 23. Juni beschwor der Präsident vieler Konferenz, der damalige und jetzige englische ^lmistcrpräsident MacDonald, mit eindringlichen Worten dw 'w'lltprcffc, nicht etwa wirtschaftspolitisch in Pessi- „ „ us z» machen; man müsse die Menschheit mit dem notwendigen Vertrauen erfüllen „für die Arbeit der Staatsmänner", sonst bestehe die Gefahr, „daß andere -EEn zu Abwehrmaßnahmcn gegen die entwerteten und amerikanischen Währungen schritten, wo- " "ch die Lage noch schlimmer werde"; eine Vertagung sEnde derKonferenz" bedeuten. Sehr A dieses Ende erfolgt und damit auch der Abschluß Er Mmühungen, überhaupt durch Wcltkonferenzen die ."Zünftigere Entwicklung der zwischenstaatlichen Wirt- - ^ehungen bestimmen z« wollen. Auch Deutsch- mnv sah sich „Abwehrmaßnahmen" gezwungen, denn sie entwerteten englischen und amerikanischen Währnn- gcn haben es mit unmöglich gemacht, daß wir durch den -Zerkau; entsprechend großer Warenmengen an das Aus- land unseren Schuldverpflichtungen nachkommen, ohne auf die Rohstoffeinfuhr zum großen Teil an- gewiesene Wirtschaft zur Abdrosselung zu nötigen. Gewiß "ach dem tiefen Sturz im Aprib nun die Ausfuhr von vcuychen Fertigfabrikaten im Mai wieder angestiegen, ovcr es blieb trotzdem noch ein Einfuhrüberschuß, der das unserer Handelsbilanz für die ersten 1"nf Monate 1934 nunmehr über 2 0 0 Millionen unsteigen ließ. Das bedeutet das Ende der übcr- durch fremde Währung das Ausland.. .Und darmr auch der Möglichkeit, aus Won mW direkte WaMmgen Englands Antwort auf die deutsche Transfernote. Auf die deutsche Transfcrnote vom 14. Juni 1934 hat die englische Regierung dem deutschen Botschafter in London am 21. Juni eine Antwortnote überreicht, die nunmehr veröffentlicht wird. In der Note heißt es zunächst, die britische Regie rung würdige die Schwierigkeiten der deutschen Re gierung in der Devisenfrage, sei aber nicht der Ansicht, daß diese eine vollständige Aufhebung des gesamten Transfers für die Schulden Deutschlands im Gefolge haben müßten. Die Vertreter der Gläubiger seien bereit gewesen, sich mit zeitweiligen Konzessionen einverstanden zu erklären, die ihrer Ansicht nach angemessen waren, um die gegenwärtigen Transferschwierigkeiten zu überwinden. Sie hätten Gründe für die Annahme ge funden, daß das augenblickliche scharfe Fallen der Reichs bankreserven wenigstens zum Teil die Folge von außer gewöhnlichen Belangen sei, die später Berichtigung fin den würden, und daß gewisse Deviseneingänge zu er warten seien, die, so behauptet die Note, überhaupt nicht in Rechnung gestellt wären. Die britische Note betont dann, daß die Gläubiger bereit gewesen wären, die ge samte Nich 1 re i ch sschuld zu fundieren, Es bestehe auch „keinerlei Begründung" für die Be hauptung, so heißt es in der Note weiter, daß eine völlige Aussetzung des Transfers auf sechs Monate unbedingt notwendig wäre, ganz gleich, was in der Zukunft geschehe. Die Devisenzahlungen für die Zinsen der Dawes- und der Noung-Anleihe in den nächsten sechs Monaten müßten, so meint die Note, laufend aus der zusätzlichen Ausfuhr gedeckt werden können, die vom Oktober 1933 bis März 1934 erfolgt sei. Die Darlegungen der deutschen Note über den Handel hinderndeMaß nahmen, die gewisse Gläubigerländer gegen deutsche Waren »«gewendet hätten, träfen auf Großbritannien nicht zu. Großbritan nien wolle keineswegs die deutsche Anssuhr unter binden und wolle ebensowenig irgendwelche ungerecht fertigten Forderungen britischer Anleihe besitzer vertreten. Zum Schluß erwähnt dann die Note die Tatsache, daß die Regierung sich Vollmachten für die Einführung eines Clearing-Abkommens habe geben lassen, um die britischen Interessen zu schützen. Die britische Regierung sei jedoch bereit, Erörterungen über die Möglichkeit aufzunehmeu, um eine Einigung über die Behandlung der britischen Gläubiger zu erzielen, damit die Notwendigkeit eines Devisenclearings überhaupt fort fiele; oder auch darüber zu verhandeln, auf welche Weise ein derartiges Clearing mit einem Mindestmaß von Störung für den Handel beider Länder gehandhabt werden könnte. Sie schlägt daher vor, bevollmäch tigte Vertreter zu solchen Verhandlungen nach London zu entsenden. Verständigungswillen der Schweiz in der Transferfrage. Dem schweizerischen Bundesrat erstattete der vor einigen Tagen zur Einholung neuer Instruktionen aus Berlin zurückgekehrte Minister Stucki Bericht über die Verhandlungen über die Tränsferftäge und' die Wirt schaftsangelegenheiten. Der Bundesrat erklärte in einer Verlautbarung, obwohl die bisherigen deutschen Vor schläge den schweizerischen Belangen in der Stellung der Schweiz als bedeutendster Abnehmer deutscher Waren nicht entsprächen, habe sich die Regierung entschlossen, die Verhandlungen sortzusetzen. Minister Stucki erhielt Weisung, seine Bemühungen fortzusetzen, mit der deut schen Regierung zu einer Verständigung zu gelangen. Devisenzuteilung av 25. Znni. Wichtige Maßnahme der Reichs bank. Die angespannte Deviscnlage der Reichsbank macht es notwendig, die täglichen Devisenabgaben bis auf weiteres so cinzuschränken, daß sie nicht höher sind als die Eingänge an demselben Tage. Tie Reichsbank wird daher von Montag, dem 25. Juni 1934, ab nach Maßgabe der Deviseneingänge eine Repartierung der angefordertcn Beträge vornehmen. Die Zuteilung wird nicht für alle Anforderungen und Währungen di« gleiche sein. In erster Linie wird darauf Bedacht ge- nommen werden, daß der Bedarf au Rohstoffen und Lebensmitteln in ausreichender Weise gesichert wird. Grundlage für die Devisenanfordernngcn bei der Rcichsbank bkeibeu, wie bisher, die E i n z e l g e n e h- migungen und allgemeinen Genehmigun gen der Devisenstellen. Die Repartierung macht es er forderlich, daß auch alleZahlungen an das Aus land, die bisher in mittelbarer Form, insbesondere durch Vcrrechnungen geleistet wurden, als Devisen- ansorderungen an die Reichsban! gelangen. Geneh migungen im Warenverkehr werden daher künftig nur noch inder Form erteilt, daß sie zu Anforderungen von Devisen bei der Reichsbank berechtigen. Auch Auslandszahlungen im Po st verkehr sind nicht mehr zulässig. Die allgemeinen Genehmigungen für den Waren verkehr werden mit Wirkung vom 1. Juli 1934 entspre chend neu geregelt. Die Einzahlungen auf di« Sonderkonten für den Warenverkehr und aus die Konten der Notenbanken, mit denen Verrechnungs abkommen bestehen, werden durch die Repartierung nicht berührt. Die bisher vorgesehene beschränkte Kompen sationsbefugnis der Devisenbanken entfällt; ebenso wer den die den einzelnen Importeuren zugeteilten Betriebs fonds aufgelöst. Oie Reichsanleihe von Sehr guter Eingang der Anmeldungen — GeftmrtrrgebniS von fast 30V Millionen. Die Anmeldungen zum Erwerb der Vierpro zenligen Reichs an leihe von 1934 sind in sehr be friedigendem Umfang eingelaufen und haben ein Ge samtergebnis von fast 300 Millionen Mart erbracht. Hiervon verteilt sich knapp die Hälfte etwa gleichmäßig auf Neuzeichnung und Umtausch der 1929e» Reichsanleihe, während die andere Hälfte auf den Unp tausch der Anleiheablösungsschuld entfällt. Von letztere* sind rund 80 Prozent des umlaufenden Betrages zuwl Umtausch in die vierprozentige Reichsanleihe von 1934 angemeldet worden. T eigener Kraft eine Entwicklung zu wenden, an der unsere Gläubiger selbst einen entscheidenden Teil der Schuld zu tragen haben. s So hat sich auch wirtschaftlich eine „Welt des Irr tums entfaltet", und zwar so sehr, daß manche diesen Ausnahmezustand gar nicht mehr als solchen empfinden und die Notbehelfe, mit denen man ihm beizukommen sucht, als eine neue Grundlage zum Wiederaufbau des Zusammengestürzten ansehen. Die „Welt des Irrtums" aber ist auch eine Welt des Mißtrauens, nicht bloß politisch oder wirtschaftlich, sondern darüber hinaus auch weltanschaulich. Man nimmt es uns draußen in der Welt fast übel, daß wir Deutsche in neuerwecktem Ver trauen auf uns und unsere Kraft symbolisch durch das Feuer springen am Tage der Sommersonnen wende. Es ist so entsetzlich viel Pessimismus in der Welt, und die alles besser wissenden, aber nichts ver mögenden Kritiker tadeln es mit krächzender Stimme, das; das deutsche Volk den läuternden Feuersprung wagt. Aber wir wollen aus das Gekrächze nicht hören, und wenn der Kanzler hoch vom Turm das Verdikt fällt über diese Welt, „wo Mißgestalt in Mißgestalten schaltet und eine Welt des Irrtums sich entfallet", dann antwortet Hinte, seinem Führer das deutsche Polk mit dem anderen „Faust"-Worft. „Iw Anfang war die Tat". ... Lr. Lr. Ein Schlag ins Wasser. Glatter Reinfall Jouhaux' und seiner Freunde in Genf^ Die seit langem erwartete öffentliche Aussprache in der Genfer Arbeitskonferenz über den Entschließungsr cntwurf, der sich mit der Saarsrage befaßt, endete mit einem glatten Reinfall des französischen Gewerkschafts führers Jouhaux und seiner Freunde. Bei der Abstim4 mung waren nur so wenig Stimmen abgegeben worden^ daß die Abstimmung vertagt werden mußte. Schon in den vertraulichen Vorverhandlungen hattg sich gezeigt, daß die Aktion Jouhaux' und anderer Kreises die unter dem Deckmantel der Hilfeleistung für die Saar4 arbeiter eine Stimmungsmache gegen Deutschland be zweckte, ein Schlag ins Wasser war. In der Konferenz- sitzung wandte sich der spanische Regierungs- vertrete r Finto mit großer Energie und Klarheft gegen die Absicht, hier in der Arbeitskonferenz Politik machen zu wollen. Er warf sogar dem französischen Sozialisten Jouhaux vor, die ganze Frage nur aus poli tischen Gründen vor die Konferenz gebracht zu haben. EÄ müsse das letzte Mal sein, daß etwas Derartiges sich hier ereigne. Das habe er im Namen seiner Regierung zu er klären. Deshalb fordere er die Regierungsvertreter auf,l gegen den Entwurf zu MMlM..