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Wochenblatt eglicher illigsten - für .1 Wilsdruff, Tharandt, Rossen, UL Sievenlehn und die Umgegenden. — AmtsölatL j für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. twilligk AerU als fetödtc- ind, § Dieses Blatt erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags und kostet vierteljährlich 10 Ngr. — Jnseratenannahme bis Montag resp. Donnerstag Mittag. 38. Freitag, den 15. Mai 1874. » s —— l .'Ll. 4.. Von dem unterzeichneten König!. Gerichtsamt soll den 21. Mai d. I. Vormittags 11 Uhr das zum Nachlaß Franz Emil Hahn- in Blankenstein gehörige Brauschenken- und Hufengut Folium 2 des Grund buches und Nr. 2 des Catasters für Blankenstein im Taxwerthe von 18,225 Thlr. —- —- nebst einem Theil des Inven tars im Taxwerthe von 1753 Thlr. 18 Ngr. —-, sowie das Einviertelhufengut Fol. 3 des Grundbuchs und Nr. 3 des Catasters für Blankenstein im Taxwerthe von 3043 Thlr. —- —- freiwilliger Weise auf Antrag der Erben an Ort und Stelle versteigert werden. Ferner soll an dem folgenden Tage den 22. Mai d. I. von Vormittags 9 Uhr an das zu dem ersteren Gute gehörige Vieh, Schiff und Geschirr meistbietend gegen sofortige baare Zahlung veräußert werden. Unter Bezugnahme auf den an hiesiger Amtsstelle und im Hahn'schen Gute in Blankenstein aushängenden Anschlag wird Solches hiermit bekannt gemacht. Wilsdruff, am 11. März 1874. Königl. Gerichtsamt daselbst. Leonhardi. Tagesgeschichte. Die aufregenden Verhandlungen über die Kirche ngesetze gehen endlich auch im Preuß. Abgeordneten Hause zu Ende und das ist gut, so nothwcndig sic waren, der Worte sind genug gewechselt. Am 8. Mai wurde eine Reihe dieser Gesetze angenommen unter scharfen Reden herüber und hinüber. Die Ehre des Tages gebührt dem Abg. Geschichtschreiber v. Sybel. Beredt und überzeugend bewies er, daß der Kampf zwischen der Negierung und Nom ein politischer sei und daß es sich um nichts weniger als um die Unterdrückung der katho lischen Minderheit durch die protestantische Mehrzahl handle. Auf beiden Seiten stehen Katholiken und Protestanten. Nicht die Ver treter des Protestantismus kämpfen im Reichstag und Kammer gegen die Vertreter des Katholizismus, sondern alle Diejenigen, welche den Staat nicht unter die Vormundschaft der römischen Priestcrherrschaft kommen lassen wollen streiten gegen die Anhänger dj^r Priestcrherrschaft. Er knüpfte daran ernste Mahn ungen, den religiös-kirchlichen Hader nicht zu schüren, wie cs jetzt namentlich ch Rheinland und Westphalen in gefährlicher Weise ge schieht. Da die Windthorst, Mallinckrodt, Schorlemmer rc. Beweise solcher Hetzerei verlangten, so wartete Sybel schlagfertig mit ihnen auf. In Bonn wurde während der Wahlagitation den armen Leuten versichert, Bismarck selber wolle Papst werden; übrigens seien die Liberalen noch schlimmer akT Bismarck; denn Bismarck wolle den Papst blos gefangen nehmen, die Lieberalen aber wollten ihn nach Deutschland schleppen, um ihm den Bauch aufzuschncidcn. (Stür- mrsche Heiterkeit.) — I» der ganzen Nhcinprovinz ist die Sage verbreitet, daß am 15. Alai alle katholischen Kirchen geschlossen und die Kalholtten, die dann nicht protestantisch würden, eingcsperrt wer den sollten. LS ist vorgckonnncn, daß arme Dienstmädchen um frühere Entlassung ailv ihrem Dienste nachgesucht habcu, weil sie doch noch gern heiralhen wollten, ehe sie eingcsperrt würden. (Stürmische Heiterkeit.) Im Kreise Saarbrücken ist das durch diese Gerüchte geängstigte Volk wieder etwas getröstet worden durch die Verheißung, wn I. Juni fange der Krieg an, dann kommen die Franzosen, um die katholische Kirche zu retten. Fanatiker Ihrer Partei, rief Sybel den Römlingen zu, fprcngen diese Lügen aus; wenn Sie diese Dinge verabscheuen, so gebrauchen Sie doch Ihr Ansehen zur Zügel ung" dieser Leute. Der Cultusminister ^alk bestätigte amtlich das oben berührte Gerücht vom 15. Mai, die Behörden hätten besondere Anweisungen über ihr Auftreten erhalten. In Oesterreich sind die Jahrestage des großen Krachs ge kommen, man sicht auf ein großes Trümmerfeld. 16 Actiengesell- schaften sind im Concurs, 44 Banken, 36 Jndustriegesellschasten, 18 Baubanken rc. sind mit einer Summe von 313'/z Millionen Gulden in Liquidation. Die Actien der Wiener Crcditanstalt sind von 316 auf 217 gefallen, der Anglobank von 262 auf 134, der Escompt- bank von 1208 auf 870, der Vereinsbank von 131 auf 11, des Bankvereins von 336 auf 72 u. s. w. u. s. w. Der Gesammtcours- verlust beträgt 2 Milliarden Gulden, also fast so viel als die Kriegs entschädigung Frankreichs an Deutschland. Die französischen Bischöfe veranstalten jetzt Wallfahrten für Don Carlos. In Marseille sand bereits die erste statt. Die lcgitimistische „Union" meldet darüber: Ungeachtet des schrecklichen Wetters begab sich eine ungeheure, aus Legitimisten aller Stände zusammengesetzte Menge nach Notrc-Dame, um den göttlichen Segen für die Waffen Dou Carlos zu erflehen. — Laut „Gaulois" ließ die Regierung 120,000 für Don Carlos bestimmte Patronen an der französisch-spa nischen Grenze wcgnchmcn. Ein König von Masiedy in Ober-Egypten starb vor Kurzemund Sir Samuel Baker erzählt von seinem Begräbniß Folgendes: „Die Becrdigungsfeicrlichkcitcn eines Königs von Masiedy gehen gewöhnlich auf seltsame Weise vor stch. Man gräbt eine tiefe Grube, in welche man die Frauen des Verstorbenen hineinsteigcn läßt und ihnen den todtcn Körper auf die Knice legt. Dann führt man die bei den be nachbarten Stämmen gemachten Gefangenen an den Rand der Ver tiefung, haut ihnen Arm und Vein ab und stürzt sie so verstümmelt auf den Leichnam des Fürsten. Wenn dies geschehen ist, füllt man das Grab mit Erde aus, die mit deu Füßen sestgcstampsl wird, und die Sache ist zu Ende. Der Nachfolger des letzten König-Z fand die ses Gemetzel der Gefangenen und daS Lebcndigbcgrabcn der Weiber ungenügend; er lud seine Verwandten zu einem großen Festmahl ein und ließ Allen die Kehle abschneidcn. Oertlichc und sächsische Angelegenheiten. Wilsdruff, am 14. Mai 1874. Gestern feierte im Kreise seiner ansehnlichen Kindcrschaar und zahlreicher Verwandten einer unserer sehr geachteten Mitbürger, Herr August Wehner, mit seiner getreuen Lebensgefährtin die silberne Hochzeit; am frühen Morgen ließ ihm dielöbl. Schützengesellschaft, deren langjähriges Mitglied der Jubilar ist, durch das Stadtmusik chor einen Morgcngruß bringen, wie auch dem Jubelpaare nicht nur