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Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Dak „Wilsdruffer Tageblatt' erscheint werktags nachm. 4 Uhr. Bczugspr. manatl. 2 RM. frei Haus, bei Postbestcllung 1,80 RM. zuzügl. Bestellgeld. Einzelnummer 10 Rhs. Alle Postanstalten, Postboten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle nehmen zu jeder Zeit Be- ..... . ftellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt oder Wochenblatt fUk Wilsdruff U. Umgegend sonstiger Betriebsstörun. gen besteht lein Anspruch auf Lieferung der Zei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreises. 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Kabokeure am großen Aufbauwerk Als vor Wochen dis Knappheit an Fetten sich bemerk bar machte, als die Händler im Butterverkauf eine Zu teilung begrenzter Mengen vornehmen mußten, da setzte eine verstärkte Aufklärung über die Ursachen dieser Er scheinungen ein. Allen, die es bis dahin noch nicht wußten, wurde es klar, daß die Erringung unserer Freiheit, daß der Ausbau eines neuen, wehrhaften Staates der Arbeit die Mithilfe, das Opfer aller Volksgenossen ver langt. Wer den Arbeitern in der Fabrik den Arbeitsplatz erhalten will, wer mithelfen will, daß noch weitere Arbeits plätze eingerichtet werden können, muß mit dafür sorgen, daß den Fabriken, trotz Devisenschwierigkeiten und Wirt schaftskrieg draußen in der Welt, dauernd die nötigen Roh stoffe zufließen können. Arbeit oder etwas weniger Fett, so hieß die Fragestellung, deren Beantwortung allen Ein sichtigen keinen Augenblick Zweifel offen ließ. Die Knapp heit war vorübergehend, das wußten wir. Sie ist so gut wie überwunden. Jawohl. So ist es. Und wenn dennoch eine Knappheit herrscht, dann bedankt euch bei denen, die das Hamstern nicht lassen können. Trotz aller Warnungen sabotieren sie das gemeinsame Werk. Die Schädlinge stempeln sich selbst zu Staatsfeinden, und als solche müssen sie behandelt werden. Leider ist die Zahl dieser Schädlinge größer als man nach der allgemeinen Auf klärung erwarten sollte, denn nur sie sind der Grund für die Tatsache, daß, obgleich die Butteranlieferung mancher Orte die gleiche wie in den besten Zeiten früher blieb, immer noch ein gewisser Mangel zu verspüren ist. Hier heißt es, Selbstkontrolle üben. Die Aufgaben unserer Zeit sind zu groß, als daß wir sie von Saboteuren in Gefahr bringen lassen! Der Weihnachtsgutschein des Handwerks. Während Industrie und Einzelhandel alljährlich durch das Weihnachtsgeschäft eine Erweiterung ihrer Umsätze erfahren, blieb das Handwerk bisher vom wirtschaftlichen Weihnachtssegen unberührt. Da aber gerade das Handwerkscrzeugnis wegen der darin ent haltenen beseelten Meisterarbeit wie kaum eine andere Ware geeignet ist, Weihnachtsfreude zu spenden, so hat der Reichsstand des deutschen Handwerks in diesem Jahr eine großzügige Gemeinschaft Sektion in die Wege geleitet, durch die die handwerklichen Umsätze Vergrößert werden sollen. Einmal gilt es, dem Käufer den Weg zum Handwerk und zum handwerklichen Er zeugnis zu ebnen. Zu diesem Zweck werden alle Ver kaufsmöglichkeiten für fertige Handwerksgegenstände ausgenutzt. Das Handwerk stellt die Läden, die es be sitzt, für den Weihnachtsverkauf durch Plakate und Schmuck besonders heraus. Weiterhin wird eine um fangreiche Gemeinschaftswerbung, die sich besonders in fonntäglichen Anzeigenseiten der Zeitungen auswirkcn wird, veranstaltet. Durch diese Anzeigen erfährt der Käufer, welche Handwerkserzeugnisse und wo er sie kaufen kann. Die bedeutsamste Neuerung aber ist die Einfüh rung des Weihnachtsgutscheins für Hand werksarbeiten. Alle diejenigen, die für einen Angehörigen die Anfertigung eines Anzuges, das Einbinden von Büchern, Herrichten von Spiegeln, Einrahmen von Bil dern, die Vergrößerung von Ahnenbildern oder sonst eine handwerkliche Leistung übernehmen wollen, aber sie ohne den Beschenkten nicht Herstellen lassen können, legen ihm in Zukunft einen kunstvoll ausgestatteten Gutschein unter den Weihnachtsbaum, der die Mitteilung enthält, welches Geschenk dem Betreffenden zugedacht ist, und in welcher Preishöhe es ausgewählt werden kann. Die alte Platte. Vor einem Jahr wurde der dritte Sekretär der' Bolschewistischen Partei, Kirow, ermordet. Dieser Vorgang wurde damals zum Anlaß genommen, um gegen alle „Feinde des Proletariats" eine wütende Verfolgungs aktion zu beginnen. Die einjährige Wiederkehr dieses Mordtages wird nun von der sowjetamtlichen Presse da durch gefeiert, daß sie die schärfsten Ausdrücke gegen die Konterrevolution gebraucht. Die „Befestigung der prole tarischen Diktatur" sei nach wie vor die dringendste und notwendigste Aufgabe. Verbunden wird diese Parole zu gleich mit dem Hinweis auf die ungeheuren Gefahren, die Sowjetrußland von feiten des angriffslustigen Faschis mus drohe. — Diese außenpolitischen Phrasen dienen stets nur dazu, um neue Begründungen für die Verschär fung der Gewaltherrschaft, für die Notwendig keit, die proletarische Diktatur zu festigen, zu finden. Der Zarismus galt früher schon als der Höhepunkt der Volks- knebelung, was aber das bolschewistische System sich leistet, wie es in einem Meer von Blut zur Gewalt gekommen ist, Und diese Gewalt mit Verfolgungen und rücksichtsloser Knebelung aufrechterhielt, übersteigt alles das bei weitem, was selbst der Zarismus getan hat. Mit der gleichen Rück sichtslosigkeit werden in den verschiedensten Ländern ver hetzte Volksschichten zu Revolten und Aufständen an getrieben, damit dieses Gewaltsystem innerpolitisch den Jie Thronrede de; Ankündigung eines Ausrüstungsprogramms. London hat in letzter Zeit Pech mit seinen großen staatlichen Feierlichkeiten. Die Hochzeit des Herzogs von Gloucester mußte im vorigen Monat wegen des plötzlichen Todes des Vaters der Braut im kleinsten Rahmen gefeiert werden, und jetzt mußte die althergebrachte Zeremonie bei der Eröffnung des neuen Parlaments durch den König ausfallen wegen des plötzlichen Todes der Schwester König Georgs, Prinzessin Viktoria. Alle Pläne mußten deshalb umgestoßen werden. Die Thronrede, die sonst der König hält, wurde vom Lordkanzler Lord Hailsham ver lesen. Der König spricht in der Thronrede eingangs sein Bedauern aus, sich nicht persönlich an die versammelten Mitglieder des Parlaments wenden zu können uyd fährt nach einem Hinweis auf den Fortbestand der freundschaft lichen Beziehungen zu den ausländischen Mächten und auf die traditionelle Völkerbundstreue der englischen Außenpolitik und im Eintreten für die Auf rechterhaltung des Friedens fort: Infolge dieser Verpflich tungen fühlte sich meine Regierung verpflichtet, in Zu sammenarbeit mit einigen 50 anderen Völkerbundsstaaten gewisse Italien betreffende Maßnahmen Wirtschaftlicher und finanzieller Natur zu ergreifen. Aber gleichzeitig wird meine Regierung ihren Einfluß weiter zu gunsten eines für Italien, Abessinien und den Völkerbund annehmbaren Friedens aufbieten. Bezüglich der bevorstehenden Flottenkonfercnz in London heißt es in der Thronrede: Mit Befriedigung habe ich ver nommen, daß alle Einladungen zu dieser Konferenz an genommen worden sind, und ich hoffe fest, daß ihre Arbeiten von Erfolg gekrönt sein werden. Im Anschluß daran erklärt der König: Die Durch führung unserer internationalen Verpflichtungen aus dem Völkerbundspakt nicht weniger als die hinreichende Sicherheit meines Reiches machen es dringend notwendig, daß die Lücken meiner Ver- tcidigungsstreitkräfte ausgefüllt werden. Meine Minister werden zu gegebener Zeit dem Parlament Vorschläge unterbreiten, die auf das Mindest maß dessen beschränkt sein werden, was für diese beiden Zwecke erforderlich ilt. WM König;. Dann geht der 'König auf das innenpolitische Pro gramm ein, aus dem hervorzuheben ist, daß ein Gesetz entwurf vorgelegt werden soll, der den Ausbau des zivilen Luftnetzes in England und im britischen Weltreich fördern soll. Ferner kündigt die Thronrede die besondere Berücksichtigung der Gebiete mit der größten Arbeitslosigkeit bei der Durchführung der wirt schaftlichen Wiederaufbaumatznahmen und die Beseiti gung des Wohnungselends, der „Slums", an. Die Aussprache über die Thronrede im Ober- und im Unterhaus ist auf acht Tage angesetzt. Drei Tage davon sind der Außenpolitik gewidmet, und es wird an genommen, daß der Außenminister Sir Samuel Hoare die Gelegenheit zu einer Rede vor Antritt seines vierwöchigen Urlaubs benutzen wird. Die überraschende 300-MMonen-Anleihe. Großes Aufsehen hat in der gesamten englischen Presse die angekündigte Auflegung einer Regierungs anleihe von 300 Millionen Pfund ausgelöst, die sich zum ersten Male auf einen längeren Zeitraum erstrecken soll. 100 Millionen werden zu einem Zinsfuß von nur 1 Pro zent angeboten. Das ist ein so niedriger Satz, wie man ihn noch nicht gekannt hat. Die weiteren 200 Millionen sollen mit 2v- Prozent verzinst werden. Der größte Teil der Anleihe soll zur Tilgung von Schulden dienen, wozu, wie „Times" ausführte, die Möglichkeit des außerordent lich niedrigen Zinsfußes Veranlassung geboten habe. Ein weiterer Teil der Anleihe — die Angaben schwanken zwischen 64 und 120 Millionen — soll zur wirtschaft lichen und sozialen Wiederbelebung dienen, dann aber, wie „Daily Herold", „News Chronicle" und andere Zei tungen feststellen, für Rüstungszwecke, ohne daß die genaue Zahl dafür errechnet werden könnte. Die Aussprache im englischen Mechaus. Nach der Parlamentseröffnung traten beide Häuser, das englische Unter- und Oberhaus, am Nachmittag zu der großen Aussprache über die Thronrede zusammen. Im Unterhaus wurde zunächst die Dankesadresse an den König von dem neu gewählten Abgeordneten Wakefield verlesen. Er ist Fliegerleutnant und be kannter internationaler Rugbyspieler. Nachdem Wake field das Beileid der Abgeordneten zum Tode der Ir. HUWeWs BtleNiWBlM gegen den My Erpreß'. Die seit Dezember 1934 schwebende Ehrenbeleidi gungsklage des Auslandspressechefs der NSDAP. Dr. Ernst Hanfstaengl gegen den Londoner Exvreß- Zeitungskonzern des Lord B e a v e r b r o o k kam am Freitag, dem 29. November, vor dem englischen Gerichts hof zur Verhandlung. Schon der erste Verhandlungstag brachte für Dr. Hanfstaengl und seine Privatsekretärin Frau Agathe Hausberger ein mehrstündiges Kreuzverhör, in dessen Verlauf trotz der Versuche von feiten des gegne rischen Anwalts Sir Patrick Hastings die Stellung des Dr. Hanfstaengl vollständig unerschüttert blieb. Eine Reihe unvorhergesehener Wendungen, die die Folge der durchaus sachlichen Einstellung Dr. Hanf staengls waren, führten bereits am Montag morgen zum Angebot für eine gütliche Einigung von feiten des Gegners. Trotz der ausgesprochen günstigen Prozeßlage entschloß sich aber Dr. Hanfstaengl im allgemeinen Interesse zu einem Abbruch des Prozeßverfahrens, nachdem die Gegenseite erstens im offenen Gerichtssaal ihre Beleidi gungen zurückgenommen und ihr Bedauern zum Ausdruck gebracht und zweitens die Übernahme der gesamten Dr. Hanfstaengl erwachsenen Kosten zugesichert hatte. Es sei hinzugefügt, daß von Dr. Hanfstaengl der Ge richtsweg gegen den „Daily Erpreß" erst dann beschritten worden ist, als sämtliche Bemühungen, die Angelegenheit auf friedlichem Wege beizulegen, fehlgeschlagen waren. Die Verteidigung des Dr. Hanfstaengl lag in den Händen der berühmten Londoner Anwaltsfirma Kenneth, Brown, Baker und des bekannten King's Council Sergeant Sullivan. In seinem Schlußwort führte der Hauptanwalt Dr. Hanf- Nachweis liefern kann, wie der Bolschewismus in der Welt aktiver werde und immer größere Fortschritte mache. Wenn aber ein solcher Aufstand grötzeren Ausmaßes er folglos zusammenbricht. dann schweigt die sowjetrussische Presse sich kleinlaut darüber aus. Dann beginnt die alte Platte wieder von den drohenden Angriffen des „Faschis mus", während in Wahrheit der Sowjetstaat der Unruheherd der Welt ist. staengls, Kings Council Sergeant Sullivan, aus: Die Art der Bedingungen, die der Kläger dem Beklagten bewilligt habe, verpflichte ihn zu der Feststellung, daß es offensichtlich das ein- zige Ziel des Klägers gewesen sei, sich einer Reihe persönlicher Angriffe gegenüber zu rechtfertigen. Das Amt, das Hanfstaengl inne habe, lege ihm eine hohe Verantwortung gegenüber seiner Regierung auf, wobei es für ihn wesentlich sei, den Ruf, daß er höflich und fair mit den Vertretern der Auslandspresse ver kehre, aufrechtzuerhalten. Im vorliegenden Falle sei es sein Wunsch, ebenso wie der eindeutige Wunsch seiner Regierung, daß in diesem Verfahren nichts geschehe, was auch nur den An schein erwecken könnte, als verfolge eine offizielle deutsche Per sönlichkeit lediglich aus rachsüchtigen Gründen eine ausländische Zeitung, zu der sie eigentlich so lange wie möglich höfliche Be ziehungen zu unterhalten habe. Sergeant Sullivan brachte dann zum Ausdruck, es sei sicherlich der Wunsch beider Parteien, daß damit alle Miß stimmungen und alle widrige Kritik beendet seien, und daß dis Beilegung dieses Prozesses unter den sehr großzügigen Be dingungen, zu denen sich der Kläger herbeigelassen habe, alle Meinungsverschiedenheiten beseitige. Auf diese Weise sei es dem „Daily Expreß" möglich, die Beziehungen zu Dr. Hanf staengl in Berlin wieder aufzunehmen, wobei die Vertreter die ses Blattes ron Seiten Hanfstaengls auf das Entgegenkommen rechnen könnten, daß der „Daily Expreß" entsprechend der Ver sicherung seines Anwaltes auch Hanfstaengl gegenüber an den Tag legen werde. Der Richter schloß die Verhandlung mit dev Feststellung, daß die Art der Beilegung dieses Prozeßes beiden Par teien zur Ehre gereiche. Seinerzeit hat der „Daily Erpreß" die Meldung eines amerikanischen Blattes über eine an gebliche abfällige Äußerung des Auslandspressechefs der NSDAP., Dr. Hanfstaengl, über eine englische Universi tät, und zwar in gehässiger Form, wiedergegeben. Durch den Ausgang des Prozesses ist nunmehr klar erwiesen, daß solche Äußerungen von Dr. Hanfstaengl nicht gemacht wurden, sondern daß der „Daily Expreß" zumindest das Opfer einer Täuschung geworden war.