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Freitag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalten. M «7. 27. August 186S . Preis Weißerih-Zeckmg. M Amts- und Anzeige-Ml der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe zv Dippotdidmatde und /rauenstein. Verantwortlicher vedacteur: Tart Zehne in Dippoldiswalde. Zur Dippoldiswaldaer Schulfrage. (Schluß.) 1) Welche Betheiligung ist zu erwarten? Es wird sich diese allerdings, aber nur zum Theil, nach der Höhe des aufzubringenden Schulgeldes richten; jedoch dürfte der durchschnittlich nicht eben bedeutende Wohlstand der Stadtbevölkerung und die daraus hervor gehende Nothwendigkeit, die Kinder theilweise bei der häuslichen oder sogar Berufsarbeit verwenden zu müssen, nicht sehr große Hoffnungen auf einen allgemeineren Besuch aufkommen lassen. Dahingegen möchte wohl die Erwartung, daß durch die Betheiligung der Um gebung, also durch den Eintritt der Kinder wohlhabender Landbewohner, sich eine größere Frequenz Herausstellen würde, keine ganz unberechtigte sein. Ohne die Er fahrungen, welche man früher hier bei ähnlichen, allerdings nur privaten Unternehmungen, die anfänglich ganz für sich, später in theilweiser Verbindung mit der Volksschule bestanden haben, gemacht hat, als einen sicheren Maßstab hinstellen zu wollen, ist doch nicht zu übersehen, daß die Be theiligung an den genannten Anstalten bei einem monatlichen Schulgelde von 1*/»—1^/s Thlr. die Zahl „20" nicht überstiegen hat. — Uebt nun auch eine unter öffent licher Cotrole und Garantie stehende Anstalt auf Viele mehr Anziehungskraft aus, als ein bloßes Privatunter nehmen, welches nicht nur selbst, z. B. bei der Lehrer wahl, mit mehr Schwierigkeiten und Hindernissen zu kämpfen hat, als jenes, sondern an welchem auch sich zu betheiligen, sich Mancher, durch allerlei Rücksichten bewogen, durchaus nicht zu entschließen vermag: so meinen wir doch, daß auf eine größere Betheiligung, als auf etwa 40 Schüler, kaum zu rechnen sein dürfte, natürlich immer noch unter der Voraussetzung, daß das Schulgeld pro Monat 1*/, Thlr. nicht überstiege. Daraus, daß die Selecta ganz besonders als Vor bereitungsanstalt für die Realschule bezeichnet worden ist, ist die Beschränkung derselben auf Knaben schon angedeutet; wollte man allerdings auch Mädchen zulassen, so würde wahrscheinlich die Betheiligung eine etwas stärkere werden, dadurch aber im Ganzen pecuniär Nichts gewonnen sein, da wenigstens eine durchgehende Combi nation der Geschlechter nicht anzuempfehlen, ja kaum ausführbar sein würde, und sich also durch die Ver doppelung der Arbeit auch eine Verdoppelung der Lehr kräfte und der Lehrräume nöthig machen würde. 2) Welche Lehrkräfte sind nothwendig, und welche sind bereits vorhanden? Bei der Beantwortung dieser Frage empfiehlt eS sich, von dem zweiten Satze derselben auszugehen: Welche Lehrkräfte sind bereits vorhanden? Bekanntlich sechs. Diese, von denen nicht einmal unbedingt anzu nehmen ist, daß die Mitwirkung an einer Selecta aller seits genehm sein würde, sind zur Zeit sämmtlich voll auf beschäftigt. Doch würde wohl, wenn eine Selecta in's Leben träte, jedenfalls eine Reduction der Unterrichts stunden in der allgemeinen Schule beliebt werden (vor deren allzugroßer Ausdehnung wir indeß sehr ernstlich warnen müßten), wodurch allerdings einige Stunden für die Selecta erübrigt werden würden. Nehmen wir an, daß durch Reduction der Unter richtszeit in der allgemeinen Schule wöchentlich 8 Stunden gewonnen werden könnten (denn weiter dürfte man unsers Erachtens kaum gehen); hoffen wir ferner, daß durch freies Erbieten der vorhandenen Lehrer sich wöchent lich noch etwa 12—16 Stunden besetzen ließen, so reichte doch diese Stundenzahl keineswegs aus, um die zu errichtende, den oben angegebenen Zweck verfolgende Selecta zu versorgen. Denn, denken wir uns dieselbe nur zweiklassig, mit je zweijährigem Cursus (was übri gens dem streng in Jahrescurse geschiedenen Lehrgänge der Realschule gegenüber keineswegs unbedingt zu em pfehlen sein würde), so sind für diese beiden Klassen wöchentlich zusammen etwa 64 Lehrstunden nöthig. Kommt nun hinzu, daß einem anzustellenden Director mehr als 20 wöchentliche Unterrichtsstunden nicht zu- gemuthet werden können, so geht daraus hervor, daß jene durch Reduction der Unterrichtszeit in der allge meinen Schule erlangten 8 Stunden nur zur Aus gleichung des durch die geringere Stundenzahl des Directors verursachten Deficits ausreichen würden; jene aber freiwillig (natürlich gegen entsprechende Ho- norirung) offerirten 12—16 Stunden höchst nöthig sein würden, um zwei speciell für die Selecta an zustellende Lehrer so zu unterstützen, daß sie im Stande wären, ihrer Aufgabe in zwei (eventuell in drei) getrennten Klassen zu genügen. — Ganz besonders ist aber hier noch hervorzuheben, daß die bereits angestellten Lehrer zur Aushülfe bei der Selecta nur in den Nach mittags- oder späteren Vormittagsstunden zu beschäftigen wären, wenn man nicht durch einen völlig veränderten Unterrichtsorganismus eine andere Verwendung der Lehrkräfte ermöglichen wollte. Die eben angedeutete, eventuelle Eintheilung der Selecta in 3 Klassen würde es ermöglichen, wenigstens in zwei Klassen einjährige Curse einzuführen; und wir meinen, dies würde am vortheilhaftesten in der 3. und 1. geschehen, während die 2. Klasse einen zweijährigen Cursus behalten müßte. Die Zeit zur Besetzung von drei Klassen ließe sich freilich nur durch Combination zweier Klassen, nämlich im Religionsunterrichte, Schrei ben, Zeichnen, Turnen erübrigen. Doch müssen wir