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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.11.1920
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1920-11-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19201105024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1920110502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1920110502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-11
- Tag 1920-11-05
-
Monat
1920-11
-
Jahr
1920
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Abend-Ausqabe Bezugspreis: Monat«. Äi.lu.-. »lerlrl »Kit. Sc>.K>— snr Abholer wonolt. -N. US0. Morgen-Assosde allet» M. 7,^U monaltlch, Adei b-Äuigab, «Le!« Stt a.— monatlich. Durch unser« «uewürltgrn 8»it«I«n >no Lau» a». »rach! monaltlch ZN. I".—, »terteltSbrltch M. M.—; bnrch »I« Dost Innerdal» Deulschlunbl <?eIam».An<-ad« monatlich M. 7L», oierlellLbr. li» »>. L'.Sv <au»s» teh^tch B»Itd«N«Ngedadr>. Autlandtoeriand« monatlich >ZN- l0 — un» Drucklacheu-Puri». «'n,« numm-rn: Niere»». Ba«gad« »t Pf, 4tb«n»-Au«,ad» cv Pt. Sennlegt-Autgab« «0 Ps. hmrdels-FeUrws La» Leipziger Ti-rdkatt enibükt dir amtttiben Vrk.rnnrm-qungrn des Nair» und dcl PolizeiantirS der Stadl Lcip.tq, re» «mtsacricht» Leipzig iowie verichieocucr anderer «ehördr«. 114. Jahrgang kür u. Umaeb. »I« »In,pull. RonpareiUezeit, M. 1.75, von Llltwärle -N. 2 L>: Anzeigen von Nehirdea «m anritlche» Leit die NoupareiUejeti, 'M. L.50. »,an«w. M.L.—: »ieinr Anzeigen oi« NonpareiUrzet«« Al l.4ch von aaeroärlt Mk I.St«,chelchLiilanzeigen mit 't iahvoiichritte r 'vreiie «ro»»l. Viah »n» Dalenvorichrlst »bn, Verblndiichirelt. Beliagenpreil« sür bi« Telamtauflage Mir. 12.— netto, ,ür Teilauslag« Mk 15.— nett» »r» 'M.lle. V»sta»,Iag« Postgebühr »zlra. -rernivrerp rrnichlui, Nr. I4vUL ,«au«. - Poftich«a<»,n„7l''> . SchrttlleNnna und <?eIä>LII«N«Ie: Leipzig, Zuhuunitgust« «r. U. -Verla, Dr. A,Indol» ch Lo^ r«I„I«. Nr. SiS Freitag, den S. November 1220 Eduard der Achte Weil Wilhelm -er Zweite scherzhaft von Onkel Edi sprach, halte per Normaldeutsche (dazu gehörten auch die meisten Diplo maten) es sich angewöhnt, die großbritannische Majestät in -er Hauptsache als Schöpfer von Herrenmoden und als Frvund des nächtlichen Paris zu sehen. Das Gerede von dem englischen Scheinkönigium, dem wir das kraftvolle deutsche Kaisertum (so hieß es ja wohl) gegenübe.rstellten, trug weiter dazu bei, die diplo matische Gerissenheit Onkel Edis zu unterschätzen. Es ist müßig heule darüber nachzusinnen, ob Eduard VII. erst durch seines Ressen großsprecherische Weitpolitik zu seinen deutschfeindlichen Machenschaften gekommen ist, oder ob er die Schmiedung des Ringes um Deutschland als Gebot englischer Machtpolitik in Angriff genommen hat. Die Gründung und Erweiterung der i Entente gelang ihm; leichter, als er wahrscheinlich sich das gedacht h Halle. Ihren Zweck sah er nicht mehr erfüllt. Aber seine Erben sahen es, sie sahen sogar mehr: aus der Abschnürung Deutschlands wurde die Abwürgung. Die ungekrönten Erben waren bei der Politik ihres gekrönten Meisters geblieben, und wir hatten die Hilfeleistung durch konsequente Tolpalschigkeit fortgesetzt. So vollendete sich das Werk. Heute nun ist es so weit gediehen, daß es seine Schöpfer bedroht: die Entente. Der Gegensatz zwischen England und Frankreich ist größer als es scheint. Die Entfesselung nationa listischer und imperialistischer Instinkte, die im Kriege der Maschine vortreffliche Heizkraft gab, ist in Frankreich nicht mehr gut zu bremsen und droht, die ganze Entente in die Luft zu sprengen. Die Weltgeschichte liebt dergleichen Zynismen. Eng land gab gegen guten Abstand den Franzosen oas Recht, selb ständig die europäische Politik der Nachkriegszeit zu machen, und Frankreich ist drauf und dran, an dieser Aufgabe sich zu über nehmen. Zielbewusst, kraftvoll und geschickt steuert es vorläufig noch seinen Kurs, der in der direkten und indirekten Herrschaft über Europa besteht; direkt in der Knebelung Deutschlands durch Buchung der Rheinlande und möglichst des Ruhrgebietes: indirekt durch Schaffung eines neuen Staatenbundes rings um den noch immer gefürchteten Besiegten: Polen, Ungarn, wenn es geht auch Oesterreich, Bayern, Rheinland — so läuft die Linie, das Fundament; die kleinen Staaten von der Entente Gnaden sollen die Lücken ausflicken. Fein ausgedacht und schlau an- gcoaynt, würdig des großen Eduard. Aber es scheint, daß die Größe und Kompliziertheit der Aufgabe doch über das Können der französischen Politiker hinausgeht. Der neue Ring um Deutschland wächst zwar und wird fester, er könnte bei oberfläch licher Betrachtung sogar als das Meisterwerk eines Eduard des Achten angesehen werden, wenn man nicht bei schärferem Hin schauen zwei Schmiede am Werke sähe, ohne indes heute schoss sagen zu können, ob der Meister in Paris oder in London sitzt. In der Erörterung von Orgesch-Fragen, Ekatsreden und Kohlenkalamitälen ist eine Meldung fast unter den Tisch ge fallen: die von dem Beitritt Polens zur Kleinen Entente. Take Ionescu, der rumänische Minister des Aeußern, war dieser Tage in Warschau, wurde feierlich begrüßt, und sein polnischer Kollege, Fürst Sapieha, erklärte die Bereit willigkeit Polens zum Beitritt. Polen und Rumänien sind sich asio einig geworden über die Notwendigkeit dieses Bündnisses. Bor einigen Wochen war der bulgarische Ministerpräsident Stambulinski in Belgrad, wohin er einen Vertrag zwischen Bulgarien und Rumänien mltbrachte, der die gleichlaufenden Interessen Bulgariens und Rumäniens betonte, und Serbiens Zustimmung nachsuchte. Stambulinski kam aus Bukarest. Was er unternahm, war der Aufbau eines neuen Staatenbundes und Voraussetzung dazu der Verzicht Bulgariens auf iede rückwärtige Geschichtsbetrachtng. Solche Großzügigkeit ist fraglos imponie rend, und sie hatte auch den gewünschten Erfolg. Der Bulgare ging weiter: er reiste nach Prag, wo er von Benefch gut aus genommen wurde und die Anerkennung fand, daß die Kleine Entente vortrefflich wachse. Auch den schwersten der Schritte für einen Bulgaren unternahm er: er begab sich nach Paris, um eine Einigung mit Venizelos über Thrazien zu versuchen. Gelingt das, was er dort anbahnte, die Todfeindschaft zwischen Bulgaren und Griechen zu beseitigen, dann ist das Werk gekrönt. Aber Griechenland ist ein Hexenkessel, und Venizelos' Expansions politik, die sich nach Kleinasien ausbreiten wollte, kreuzte bedenk lich französische Interessen. Jugoslawien macht, wie schon gesagt, mit; das Zwischenspiel Nikitas von Montenegro ist bedeu tungslos, denn der ehemalige Herr der schwarzen Berge ist un widerruflich vom Thron gefallen, und seine Proteste sind nur italienische Machenschaften. Die Tschecho-Slowakel ist das Haupt der Kleinen Entente, Minister Benesch kann sich nicht genug tun, ihre Bedeutung zu rühmen. Das ist die Kleine Entente, wie sie bisher dasteht: ein Ring wohl, aber nicht einer nach dem Wunsche Frankreichs. Minister Benesch betont zwar bei jeder Gelegenheit, daß feine Schöpfung in Paris und London volles Verständnis und Unterstützung finde, aber das dürfte für Paris nicht zutressen. Der Grund ist die Unmöglichkeit. Ungarn einzugruppieren. Frankreich i-atte es sich vorgenommen, die kleinen Staaten gegeneinander auszuspielen und vom hohen Stuhle herab die Politik zu bestimmen. Es brauchte Ungarn als Eckstein in politischer und wirtschaftlicher Beziehung. Der Aufbau der ungarischen Industrie ist fast ganz mit französischem Kapital erfolgt, Ungarn förmlich Vasallenstaat Frankreichs geworden. Französische Agenten arbeiteten fieber haft an der Ausgleichung der Gegnerschaft zwischen Ungarn, Polen und Rumänien. Sie blieben nicht ohne Erfolg: die Furcht vor dem Bolschewismus verband die Interessen der vier Staaten. Mit Iugoslawien geht es nicht so leicht, dort hat man keine Lust, den französischen Kapitalismus durch antirussische Abenteuer zu schützen. Auch nicht mit der Tschecho-Slowakel, wo eS großes Befremden verursachte, daß Frankreich den Ausgleich zwischen Ungarn und Tschechien dadurch herbeiführen wollte, daß es den Ungarn die Rückgabe von zwei Dritteln -et slowakischen GMetet VesWiligte EinziehW des ReiHmtsOrs Baldige Einziehung eines Drittels Mindestens zehn Prozent des Vermögens. (D r a h t b e r i ch t.) Berlin, S. November. Wie die «B. Z. am Mittag' mitteilt, hat sich das Kabinett dahin geeinigt, daß von der gesamten Steuerschuld aus dem Aeichsnolvpser, ein Drittel durch die jetzt fertiggesleltte Novelle beschleunigt eingczogen werden soll. Jeder zum Neichsnotopfer Verpflichtete wird also ein Drittel seiner gesamten Steuerschuldigkeit in den nächsten Monaten zu bezahlen haben. Die Novelle bestimm«, daß dieses Drittel mindestens 10 Prozent des Vermögens des Steuerpflichtigen erreichen mutz. "Für die Zahlung des nunmehr einzuzichenden Drittels werden zwei Termins gewährt, von denen der erste auf den 1. Februar 1S21 festgesetzt ist. „Was hinter uns liegt, sei begraben!" Französisch-belgische Kundgebung gegen die Besetzung des Auhrgebieces. Die .Dena' meldet aus Essen unler dem 4. November: Gestern fand in Essen eine Gewerkschaftsversammlung unter Teilnahme der hier weilenden Mitglieder der Internationalen Ge- werkschaflskommission statt. Dabei führte der französische De!eg eile Iouhaur aus, er sei ins Ruhrgebiet gekommen, um den deutschen Arbeitern die brüderlichen Gefühle der französischen Arbeiter und der Arbeiter aller im Internationalen Gewerkschaftsbnnd vertretenen Länder zu über- Mitteln. Was hinter uns liegt, sei begraben, und die erste Sorge der Arbeiter aller Länder müsse es jetzt sein, dem Kriege dcn Krieg zu er klären. Der Redner streifte sodann d e Richtlinien des Internationalen Gewerksch<rstsbundes, der gegen jeden Krieg und gegen jeden Militarist mus und aus diesem Grund« auch gegen jede Besetzung eines Landes -ursch militärische Kräfte fei. Zum Schluffe seiner Darlegungen erklärte Iouhaux: Mir wünschen den W edera » fbau Deutsch!: r und Frankreichs durch gemeinsame Arbeit, eher nicht unter der Kontrolle von Bajonetten und Kanon« n. Mir wissen, daß Deu.sct.lands Elend n.chl beseitigt werden kann ohne die gemeinsame Arbeit be der Länder. Der belgische Delegierte Merten erklärte, wenn die kapita listischen Kreise der Cnlcnke das Ruhrgebiet besetzen lassen wollten, dann werde sich d«!e belgische Arbeiterschaft diesem Beginnen einmütig widersehen. Geiverkschaftssekrelär Reiter schilderte nochmals die furchtbare Gefahr, die unseren Kindern und damit unserer Zukunst durch die Ab lieferung t-er Milchkühe droht. Di« Ruhrarbe lerschast ha«be olles getan, um das Abkommen von Spa zu erfüllen. Di« deutschen Arbeiter werden ihren Genossen im Auslände beim Wiederaufbau helfen, aber die Folge des Spa-Abkommens laste schwer aus dem deutschen Arbeiter. Als Letzter nahm der Sekretär des Internationalen Gewerkschafts bundes Fimmen das Wort. Zum ersten Male haben sich h er nach dem Kriege die Arbeiter oller Län^r wieder di« Hand gereicht. Run sei es Aufgabe des Internationalen GewerüschaWbundes. die Besetzung des Ruhroebietes zu verhindern. Mit einem dreifachen Hochruf auf die Amsterdamer Inter nationale wurde die Versammlung beendet. In Bochum und Dortmund besuchte die Internationale GcwerkschaftSlwm- mifsion verschiedene Gruben und Fabrikbetriebe. >. Mangins unerbetene Ratschläge Ci» Fürsprecher des föderalistischen Deutschlands. — Kriegspsychose (Eigener Drahkberickt.) Paris, 5. Rov«mber. General Mangin veröffentlicht soeben ein Buch unter dem Titel .Wie der Krieg beendet wurde.' Er sagt darin u. a.: .Die rheinischen, bayeiischen und hannoverschen Patrioten behaupten mit Recht, daß die jetzige Republik eine größere Gefahr für den Frieden sei, als es der I Kaiser im Iahre 1914 war oder im Iahrc 1920 wäre. Solange Deutsch land nicht seine natürliche sörderalistische Verfassung hat, wird die Welt der preußischen Gefahr ausgesetzt sein. Wenn es wieder zu einem Kriege kommt und wir Franzosen stehen den Deutschen allein gegen über, so kommt es einzig und allein darauf an, daß wir unsere Opera lionen mit größter Schnelligkeit aussührcn. Wir müssen sofort die deutschen Grubengebiele und Industriezentren besehen und bis an die Elbe vorstoßen. Die deutschen Truppen werden ihrerseits schnell schlag fertig sein, denn die Kaders für die Mobilisierung sind bereits vorhanden und können im Nu 5 Millionen Mann ausnehmen, die eben erst dir Waffen niedergelegt haben. Die Kaders sind sehr tüchtig und vom Geiste der Revanche beseelt.' Rege Propagandatäugkeit im Rheinlande. Düsseldorf, 5. November. Dec Rheinische Provinziallandlag ist aus den 5. Dezember zur Tagung einverusen. Bon den Freunden der Rl-einischcn Republik aller Schattierungen wird zurzeit eine außerordentlich rege Propagandatätig keit entfaltet. Ihr Streben geht dahin, den Provinziallandlag, in dem das Zentrum zurzeit mit mehr als Zweidrittel-Mehrheik vertreten ist, zu einer Kundgebung sofort in der ersten Sitzung zu veranlassen. Der allgemeine Geweruschaftsbund gegen die französische Gewaltpolitik (Drahtberlcht unserer Berliner Cchrisileitung.) Berlin, 5. November. Die im Ausschuß des Allgemeinen GewerkschajkSbundes versammel ten Gewerlcsa-aflsoocstände haben heute folgende Nundgebung einstimmig angenommen: Bon Tag ,,u Tag vermehren sich die Anzeichen, die die Gefahr einer gewaltsamen Besetzung nnse.es chetniich-westfälischen Induslricrcv.ers durch französische Streitkräfte näherbringen Tivppen- zusammenziehu.'gen, Anlagen von Truppenübungs- und Flugplätzen im besetzten Rheinland, offene Kundgebungen der französischen Presse und gleichgerichtete, an Landesverrat grenzende Bestrebungen süddeutscher Kreise lassen keinen anderen Schluß zu, als das der ttanzösischc M li tarismus nur auf eine günstige Beleaendeik wartek, um sich in den Besitz des Ruhrkohlenreviers zu setzen und damit Deutschland den wirtschaft lichen Lebensfaden ab,uschneiden. Die Folgen einer solchen Verge- ual'i^.ung Deutschlands würden ka'.astroplral werden. Es mag inner- vol titche Klette in Frankreich geben, die auch das krasseste Eien- nicht ron der rücksichtslosen, den Weltfrieden aufs neue bedrohenden Ver folgung ihrer Ziele adschreckt, aber der einsichtigere und weitblickendere Teil der Menschheit und besonders die gesamte Arbeiterschaft aller Länder sollte diese Gefahren erkennen und mit zu Verbindern suchen. Der Ausschuß des Allgemeinen deutschen Gewerkso>asksbunoes, die Ver tretung der deutschen Arbc terschaft erheben die schärfste Verwahrung gegen dese französischen Bergewaltigungsabsichken und warnen die ver antwortlichen Gecvalt'xrber aus das e ndringlichsse vor der Ausführung solcher Pläne. Der Bunüesausscbuß ersucht zugleich die Gewerkschaften aller Länder, sich diesem Protest anzuschließen, und appelliert an den internationalen Gewerkschaftskongreß in London, eine Kundgebung in gleichem Sinne zu beschließen. Co'id^e Drzeprüfident der Verengten Staaten Die endgültigen Wahlergebnisse in Amerika. New Park, 4. November. ' Zum Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten wurde der Re publikaner Calvin Colidge gewählt. Die endgültigen Ziffern find: Har ding 391 Stimme», Cox 1 140 Stimmen, Cor hat neben Falk er (1904) von allen demokratischen Präsidentschaftskandidaten dis jetzt in der Geschichte der Demokratischen Partei am schlechtesten abgeichnitten. Auf Harding entfiel eine Mehr- beit von 5 750 000 Stimmen. Die sozialistischen Stimmen zeigen ein« große Zunahme. Der neue Senat besteht nunmehr aus 56 Re publikanern und 40 Demokraten. Die republikanische Mehrheit ist von 2 auf 16 Stimmen angervachfen. Das neue Repräsentantenhaus zählt ?73 Republikaner und 152 Demokraten, 2 Unabhängige, 1 Prohibi tionisten. Damit steigt die republikanische Mehrheit im Repräsentanten hause von 39 auf 113. Das Antersuchungserqebnis im Fall Dobner (Eigener Dr a h t b e r i ch t.) München, 5. November. Im bayrischen Landtag hat am Donnerstag der Abgeordnete tzel- über daS Ergebnis der Untersuchung in der Angelegenheit Dobner Bericht erstattet. Es wird darin die Frage, ob sich innerhalb der Polizeidirektion München eine Organisation gebildet hab«, die es sich zur Aufgabe gestellt hat, Menschen gewaltsam zu beseitigen, nach dem Ergebnis der Untersuchung des Untersuchungsausschusses mit Nein be antwortet. Der Vorsitzende des Ausschusses wurde beauftragt, über dieses Ergebnis der Untersuchunqskommission der Vollsitzung d«S bayrischen Landtages Bericht zu erstatten. versprach. In diesem Aerger liegt die Ursache der Schaffung der Kleinen Entenie. Während Frankreich bei den kleinen Staaten damit hausieren ging, daß eS einen Staatenring gründen wolle zur Sicherung eben dieser Staaten gege^r ein erstarkendes Deutschland, schufen die Staaten diese Kieme Entente zu dem von Benesch interpretierten Zwecke, «einen festen Block zur Sicherung der unterschriebenen Frtedensver- träge zu besitzen'. DaS ist dasselbe, was Frankreich will, und ist doch etwas anderes. Hinzu treten Gegensätze wegen der künf tigen StaatSform Ungarns und Oesterreichs. Den Anschluß Oesterreichs an Deutschland will weder die große noch die kleine Entente. Die große, oder doch Frankreich, wird aber einer öster reichischen Monarchie nicht viel Schwierigkeiten machen, sähe auch eine Verständigung mit Ungarn gern. Natürlich müßten vorerst Ungarns wie Oesterreichs «Herrscher' den Franzosen hörig bleiben. Käme dann noch ein selbständiges Bayern hinzu und eine Rheinrepublik, dann wäre Frankreich gesickert, denn nach dem Kanal zu hat es das Bündnis mit Belgien. Die Klein« Entente aber befürchtet nicht mit Unrecht, in solchem Ring der französischen Willkür ausgeltefert zu sein; der Balkan will für sich bleibest und seine Politik machen. Daß eS gelang, auch Polen zu gewinnen, ist immerhin von Bedeutung. Sollte non diese in aller Freundschaft und unter starker Be tonung des gegenseitigen Einvernehmens betriebene Doppelpolitik der kleinen Entente alS Antwort auf die Doppelpolitik Frankreich» wirklich von den kleinen Staaken ausgegangen sein? England hat seine Leute noch immer auf dem Balkan, und wie es die Durch dringung Ungarns mit französischem Kapital sofort mit großen Krediten der britisch-ungarischen Bank beantworten ließ, hat es auch in Rumänien und Bulgarien sich installiert. Wie sich auf dem Balkan die Interessen fast jedes Staates mit denen des anderen kreuzen, so kreuzen sich auch wieder die Belange der Großmächte untereinander und mit denen der kleinen. Auch Italien ist nicht müßig. Sehr wohl möglich ist es also, daß der in Paris angefangene neue Ring um Deutschland die ihn verändernden Stöße aus London bekommen hat. Frankreich wird nun versuchen, an der Form wetter herumzuzwacken und zu drücken, aber die Wahrscheinlich keit spricht dafür, daß eS eines Tages, bevor noch die von ihm gewünschte Wirkung erzielt ist, sich böse die Finger verbrennen wird. Eduards des Siebenten Erfolg dürfte sich nickt wiederholen, auch dann nicht, wenn der Schüler in London den in Paris Über treffen sollte. Es geht diesmal nicht allein gegen deutsche Tolpatschigkeit, sondern hauptsächlich gegen den Landhunger und die wirklichen und vermeintlichen Interessen in -en eigene» Reihen. Liv.
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