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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 05.07.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-07-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050705028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905070502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905070502
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-07
- Tag 1905-07-05
-
Monat
1905-07
-
Jahr
1905
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«iesr» Vlntt wird da» Lssm» von Dretda» ^4 4»M Iß iugkstellt. wahrend e» die Post.Abonnenten und Uuigcduug am Tage vorher bcreitt als VG'ITV ^ V v am Morgen m einer Gesamtausgabe erhalten. Serugsgebüdr: Wertellltbrlt» Nt»D»r«»c>, dki Itiali» «etmalloer üutra,»no durch u»Ier« vo»n> <»»«»»« und »»«»»« «, So««- und Moiilaoen nur einmal) »M »ovt. durch an-wörliaekom- mUkonSr« » M! b« s Lik so Vk Bei «tnmalioer Zuüelluna durch di« >oti»ML «odneBeitell,eid>. im«u»> lant «A «unvrechcndcm üutchlaee. « »»druck aller «Niki u. ONainai- Mitteilunaen uur mit deutlicher Ouelienanaabei.DreSd Nachr") »uILill« Siachlriialiche Sonorar- aulvrüche bleiben unberüiNichtial: »vätanute Manuikrivle wrrdeu «ich» auidewadrt. Neleirumm-Ndrette: Machelch«»» Dreckde». 5lnreigen «nnaknne von Aiikund>gui>aeu di« nachnniiaa« s iilir Louu und fteieriag« nur Marienllrave 'E von N dis V.l Ulir Die I waUiae tideund- »eile «ca. « Silben» so Via. An klinbiauuae» auf der Vriva»«»e ZeNe « Ps«: die Sivalliae Zeile aui Leil- ieile so Pi,., als ikinaeiandt Zeile eo Pf, In Nummern um» «»»»> und Feteria,«» l lvalliae Ärundtkil« so Via . aui Privalieite «o Pi» . rivallige Zeile aus Lertieite und als <kin,eia»dl so Pi«. Au»»LNlae«ui> tiäae nur «e«c» verausbttätiluna. BcieadlaNer werde» «U ro W». berechnet. vernivrcchanichlub: «mt I Sir. 11 und Stk- LOS». kettlkctisllmke iiseli Lei»« »m »4- 4»ru»1 bi» I. September ouek Uttnebon. Osnnievk. Likues. I-ernioo«, Lernpas», Innsbruck, 8tubmtni, ^cdvnsve. Lrirle^ss- Kotten- berzz. /illsrtLl u,v. 19 1'->i?v. Preis 261 Llark. 8ekn«IIrux It. X!»«e. Verbenfadrteo, Onnipker- Klle»A!lisN8i'ei8e imli Damen isrvssts pürsvr^o, «LN7.s I''rrmi>ien 2 X prsisormiinsiuun^ Prospekts unä ^uskunkt äure.h snsL ?Lli! MM. vl'ssllsli-li. 8. . 13. u«p,««1,«^ 373S. Nr. 184. me , , . ^ kakrten. Vsri>Üo»runss. Trivkxeläsr. »Ile« inbegwiklsn. küorslnso ülterea unä jüngeren Inmelcluue«» reelii-.oiUr erboten. — Veste t-niptobiunxen. Vansts Königshof. Der Leihziger Rauchwarendiebstahl, Gerichtsverhandlungen. Neueste Drahtberichte. Marokko, iussisch-japanischer Krieg. Dos Dresdner Ho?theater in vormärzlicher Zeit. II. Mittwoch, S. Juli lrwö. Neueste Drahtmeldunuen vom 4. Juli. Marokko. Pari-. Die für heute erwartete Besprechung Rouviers mit dem deutschen Botschafter hat nicht stottgesunden. Fürst Radolin wird sich erst morgen nach dem Ministerium des Aeutzeren begeben. In der Umgebung Ronuiers bewahrt man noch die größte Zurückhaltung hinsichtlich der Punkte, über tvclche die beiden Regierungen sich einig geworden sind. Man stellt fest, daß eine endgültigeVerständigiing äußerst wahrscheinlich ist, beschrankt sich aber doch auf die Err- klärung, daß die Angaben der Blätter unvollständig und ver früht seien. Zur Lage in Russland. Petersburg. Die vom Kaiser empfangenen Adels- marschälle Trubetzkoy und Gudowitsch »bereichten eine von 36 Welsmarschällcn alrgefaßte Denkschrift, welche, wie der „Regierungshole" meldet, der durch oen aufrichtigen Wunsch »ach einer friedlichen Lösung der Krisis veranlaßtcn Erklärung der am 19. Juni vom Kaiser empfangenen Vertreter der Semstwos und Stadtdumas bcitritt. Die Denkschrift weist auf die vielen aus der Fortdauer des Zwiespaltes zwischen Land und Negierung entstehenden Gefahren hin und betont die Not wendigkeit der »nauischicbbciren Durchführung der verheißenen Reformen und der Einberufung einer Volksvertretung, worin die einzige Hoffnung auf Wiederherstellung der Ruhe in Rußland besteht. Der Kaiser sprach seine Sympatksie mit dem Anhalt der Denkschrift aus und erklärte, er erwarte, daß ihm dieser Tage der vom Ministerrat geprüfte Entwurf Bulygins vorgelegt werde. Petersburg. Wie die Blätter melden, wurde Sacha- row in den Reichsrat berufen und an seiner Stelle General Rediger zum Kriegsminister ernannt. Petersburg. Der „Regierungsbote" veröffentlicht eine amtliche Mitteilung über die II n ruhe n und über die Meuterei auf dem „Polemtin". Darnach wurden in Stadt und Kreis Odessa seit dem 25. Juni seitens der sozialistisch-revolu tionären Partei allerlei Kundgebungen veranstaltet, die zu blutigen Zusammenstößen mit der Polizei und den Komken führten.' Die Unruhen arteten in offene Revolte aus, als das Panzerschiff „Knjäs Potemkin" auf der Reede eintraf. Nach den Anssage» eines Offiziers und eines Matrosen, die in der Nacht an Land geschwommen waren, batten sich auf dem Schiffe folgende Ereig nisse abgespielt: Das Panzerschiff war mit dem Torpedoboote 267 am 26. Juni von Sebasiopo! nach der Bucht von Tcndrowo in See gegangen, um Schießübungen abzubaltcn. Am 27. v. M. weigerte sich die Mauuschast, das von Odessa geholte Fleisch zu essen, unter dem Vorgcbeu, daß es verdorben sei. Auf Befehl des Kommandanten wurde die Mannschaft aus Deck gerufen, und der erste Offizier forderte dieienigen Matrosen auf. vorzutreten. die sich nicht weigerten, das Eilen zu genießen. Als die »leisten Matrosen vortraten, begann der erste Offizier die Namen der nicht Vor tretenden anfzuschreiben. Die nicht vorgetretenen Matrosen be mächtigten sich der auf dem Deck i» Phramidcn aufgestellten Ge wehre und luden sie Ein der Wache erteilter Befehl, zu schieße», wurde nicht nusgeführt. Der erste Offizier entriß darauf einem Mann der Wache das Gewehr, schoß zwei- oder dreimal auf einen Matrosen und verwuudctc ihn tödlich. Hierauf gaben die meu ternden Matrosen Salven auf die Offiziere ab. Hierbei fiel der Kommandant des Schiffes. Mehrere Offiziere stürzte» sich ins Meer, wurden aber im Wasser durch Flintenschüsse und durch Schüsse, die aus 47 Millimeter-Geschütze» abgegeben wurden, ge tötet. Es wurden außer dem Kommandanten «> Offiziere und un gefähr 30 Matrose» getötet. Die übrigen Matrosen und die Mannschaft des Torpedobootes wurden von den Meuterern ge- zwungen, sich ihnen aiizufchließen. Die am Leben gelassenen Offiziere wurde» von den Meuterern festgenommen. An Bord des „Potemkin" wurde ei» Komitee von 30 Matrosen gebildet, das den Befehl des Schiffes übernahm und anordnete, nach Odessa in See zu gehen. Der Panzer traf am 27. Juni abends in Odessa ein. Am 29. Juni traf das Hafenschiff „Wecha" auf der Reede von Odessa ein und warf, einem Signal des „Potemkin" gehor chend. hinter diesem Anker. Der Kommandant der „Wecha , der von der Meuterei an Bord des „Potemkin" nichts wußte, begab sich an Bord des „Potemkin", um sich bei dessen Kommandanten zu melde». Er wurde entwaffnet und mit den übrigen Offiziere» der „Wecha" an Land gcseßt. Der „Potemkin" bemächtigte sich zweier Privatleuten gehörender Baote mit Kohlen und »ahm die Kohlen mit Hisse von 300 Hafenarbeitern an Bord. Die Meuterei an Bord des,,Potemkin" bot den Führern eine gute Gelegenheit, um auf die Massen zu wirken. Bei einem Besuche an Bord des „Potemkin" versicherten sie den „Meuterern, die Garnison von Odessa habe die Waffen niedcrgelegt und die ganze Schwarzmeer- slotte habe sich der Bcsaßnng des „Potemkin" angeschlossc». Von der Menge wurde» am Hafen Ausschreitungen mannigfachster Art begangen. Gebäude wurden ausgernubt, Waren ins Meer gewor fen, Fässer mit geistigen Getränten angebohrt usw. Mit Einbruch der Nacht brach an verschiedene» Stellen Feuer aus, dem bald eine große Anzahl von Gebäuden und große Mengen von Waren re. zui» Opfer fielen. Löscharbeiten konnten nicht vor- genommcn werden, weil die Menge die Feuerwehr nicht zu den Brandstätten vorließ. Viele von den Tumultuanten, die sich betrunken batten, kamen in den Flammen um. Truppen und Polizei wurden wiederholt mit Revolvern angegriffen, aber icdcsmal wurde die Menge anSeinandergetrieben. Nach eurer von den Trrrppen abgegeben Salve wurde eine Bombe geworfen, wodurch ein Soldat getötet und 6 verwundet wurden. Dre Anrahl der Getöteten und Verwundeten soll mehrere Hundert übersteigen. Der entstandene Schaden wird auf Millionen ge schätzt. Die Häuser der fremden Konsuln habe» keinen Schade» erlitten, da sie militärisch bewacht wurde». Am 29. Juni wurde die Stadt in den Belagerungszustand versetzt und mit einem Trirpyenkordon umgeben, woraus die Unruhen aushörten. Am 29. Juni abends landete der „Potemkin" 9 Offiziere, die ge fangen gehalten waren. Am 30. Juni morgens traf Kontreadmiral Wvlhnewetzki ein. Der „Potemkin" schickte sich zum Kampfe an. MS vom.Pobjedorroszew' deihiüiS «uMvumme») wurde. Als später da» Geschwader nach Sevastopol zurnckkehren wollte, ge stattete die Besatzung des „Pobjedonoszew es nicht, und setzte den Kommandanten und die entwaffneten Offiziere an das Land. Während der Verhandlungen der Offiziere mit den Meuterern des „Pobiedonoszew" brachte das Torpedoboot 267 vom „Potemkin" mehrere Kadetten und Matrosen an Bord des „Pobiedonoszew". wo sie das Kommando des Schiffes übernahmen und anricten, die Offiziere ins Meer zu werfe». Aber die Mannschaften waren damit nicht einverstanden. Nunmehr wurde ein Komitee von 20 Mitglieder» gewählt, das die Führung des Schiffes übernahm. Als die Panzerschiffe am 1. Juli die Anker lichteten, fuhr „Pvoje- dvnoszew" in den Hasen von Odessa. Zivilisten wurden aus den „Potemkin" gebracht, der in östlicher Richtung ins offene Meer hinansfuhr. D-i« - Bemannung des ,,P o b j e d o n o s z e w" meldete dem Truppcnkoiiimandanten die Unterwerfung und bat um Rückkehr der Offiziere. General Kahanow tele graphierte dem Kaiser an, 2. Juli« Die Mannschaft des „Georgi Pobjedonoszew" bereut ihr Verhalten und bittet um Begnodi- gunq. Sic lieferte 67 Rädelsführer aus und wurde auss neu« vereidigt. Die Offiziere des „Pobjedonoszew" nahmen ihre Dienstobliegenheiten wieder aus." Der Marineminister erhielt folgendes Telmramm von Krieger: „Die Mannschaft des Trans portschiffes „Pr nt" meuterte, nahm den Kommandanten und die Offiziere gefangen und ermordete den Fähnrich Neftertzess und den Bootsmann Ko-litin«. Als „Prut in Sebastopol" angekommen war. befreite die reuige Mannschaft den Komman danten und die Offiziere mit der Bitte, die Dienstobliegenheiten wieder aufzunehmen." Petersburg. lPriv.-Tel.) Bei der Ueberführung eines größeren Pulvertransports aus Petersburg nach Kras- noje Sselo explodierte aus noch unerklärte Weise ein Wogen mit Pulver in Krasnoje Sselo. Mehrere Soldaten wur den verwundet. Tie Explosion rief in der Stadt große Panik hervor, weil man glaubte, es handle sich um ein Attentat auf den Zaren. Kieler. lPriv.-Tel.) Gestern abend nahmen die Un ruhen einen bedrohliche» Charakter an. Die Volksmenge schien- dertc Steine und feuerte Revolver ab. worauf auch die Truvvcn feuerten. Es gab fünf Tote und sechs Verwundete. Darnach trat Rübe ein. London. sPriv.-Tel.l Dem „Morning Leader" wird aus Odessa gemeldet, daß 20 Offiziere dort verhaftet wur- den, weil sie öffentlich erklärt hatten, nicht weiter an Kämpfen gegen die wehrlose Volksmenge teilnehmen zu wollen. Die revolutionäre Propaganda macht sichtbare Fortschritte. Das selbe Blatt meldet ans Odessa, daß gestern 30 Personen wegen Beteiligung am Aufstande standrechtlich erschossen wurden. Die Leichen der Hingerichteten wurden in der Nacht beerdigt. Köln. (Prio.-Tel.) Gestern abend ging nach dreitägige, Dauer im Vororte Lindenthal der dort veranstaltete Gesangs- weit streit unter besonderen recht betrübenden Begleit erscheinungen zu Ende Während am ersten Tage bereits als bald nach der Publikation des Ergebnisses eine Schar nach ihrer Meinung benachteiligter Sänger auf den Präsidenten des festgebenden Vereins eindrang, kam es zu einem derartigen Konflikt, daß sich der Vorsitzende von allen geschäftlichen Ob- liegenheiten zurückziehen und schleunigst in ärztliche Pflege be geben mußte. Gestern abend ging ein Verein so weit, das Preisrichterkolleginm, speziell den Dirigenten des festgebenden Vereins, zu attackieren. Man drang mit Stöcken aus die Herren ein, sodaß einzelne durch einen Kellergang aus dem Innern des Gebäudes herausgebracht und so der wütenden Menge entzogen werden mußten. Später stellte sich dabei »och heraus, daß ein Verein den Etnftundenchdr durch hektographischen Ueberdruck vervielfältigt hatte und dadurch in den Stand gesetzt war, das Lied länger als eine Stunde, wie vorgesehen, einstudieren zu lassen. Infolgedessen wurde der Ehrenpreis dem betreffende» Verein nicht ausgehändigt, bis die Untersuchung festgestelll haben wird, ob er mit unehrlichen Mitteln erstritten ist. So endete auch hier wieder der Gcsangswettstreit unter ähnliche» Er scheinungen wie der vor einigen Jahren in Köln arrangierte Gesangskonkurs, bei dem bekanntlich drei Verein« die ihnen zn- gedachten Preise, darunter den Prinz Heinrich-Preis, energisch zurückwicscn. Köln. lPriv.-Tel.) Der gegenwärtigen tropischen Hitze fallen zahlreiche Personen zum Opfer; drei Personen erlitten den Tod beim Baden infolge Herzschlags. In die Hospitäler wurden gestern und yeute zahlreiche Perjonen eingeliefert, die Hitzschläge erlitten hatten. Auch kamen Soldaten gelegent lich milrtärilcher Uebungen infolge der überaus großen Hiüe zu Schaden. Auf der Mülbeimer Heide wurden, nach der „Rhein. Ztg.", sechs Leute vom Hitzschläge getroffen. Von anderen rhei- nstchen Truppenübungsplätzen laufen ähnliche Nachrichten ein. Paris. Zur Spionage-Angelegenheit von Avignon wird noch berichtet, daß der Vater des flüchtigen Soldaten Pelissier, ein chcmaliacr Polizeikommissar in Cannes, als der Mitschuld verdächtig verhaftet worden ist. Rach einem Komplizen Pelissiers, dem Schweizer Reiseagenten Döner, wird gefahndet. Knust und Wissenschaft. f* Der bis vor kurzex Zeit in Dresden lebende junge Maler Wilhelm Ulmer ist vorgestern in München gestorben. Ulrner, ein Schüler unserer Akademie, hat sich vorwiegend als Landschafter betätigt und namentlich mit seinen im Farben- vortrage ungemein kräftigen Bildern aus der Sächsischen Schweiz auf verschiedenen Dresdner Ausstellungen beträchtliche Erfolge erzielt. Ulmcr ,ist nur 3l Jahre alt geworden. Ein Magen leiden, das ihn schon lange plagte, hat seinen Tod herbeigesührt, der dem Streben des fleißigen Künstlers ein jähes Ende gesetzt. Seine sterblichen Ueberreste werden nach Gotha zur Feuer bestattung überführt. Anfeindungen des Dresdner Hoftheaters in vormiirzlicher Zeit. ii. --t)aß die Unzufriedenheit über die Zustände des Dresdner 'Hoftheaters in der vormärzlichen Zeit nicht etwa lediglich aus der Nörgelsucht einzelner Unzufriedener im Publikum entsprang, sondern auch von kritischen Autoritäten geteilt wurde, zeigt das Urteil Karl Gutzkows über das damals an der, Hof- bühne herrschende Virtuosentum. Nach ihm soll nämlich, wie Robert Prölß in seiner „Geschichte des Hosthaaters zu Dres den" schreibt, der Grundsatz des Intendanten Herrn v. Lüttichau gewesen sein: „WaS beim Theater zu erzielen ist, muß aus dem Uten Wallen der Matadore sEmil Devrient, Schrüder-Devrient, Räder, Tichotscheck) gewonnen werden. Dies Axiom führte aber nur zur Kassenleerc. Das Repertoire wurde gemacht nach vor- avSgegangener Rücksprache mit den „Matadoren". Rückte dann aber der Tao heran, sollte zu „Hamlet", der lange nicht gewesen, eine Probe stattfmden, so wurde sie abgesagt. Emil DevrienI meLete einfach: „Nickt „Hamlet", sondern — „Memoiren des TeufüS"!" Tichatscheck: „Nicht „Euryanthe" — aber „Stra- della"!" Mit anderen Worten: die Kasse nahm statt 800 nur 20V Taler und weniger ein. Sein Glaube an die Unentbchr- lichkeit einzelner Darsteller machte den Intendanten allzu nach giebig gegen ihre Anmaßungen. Der Autor der „Sptegelreflexe" bedauert bei der Dresdner Oper damaliger Zeit zunächst den Mangel einer Primadonna. Di« Schröder-Devrient kann er mit ihren nahezu SO Jahren als solche nicht gelten lassen, wenn sie auch alS Darstellerin un- Sberlroffen dafteye und schwerlich sobald auch nur erreicht werde. Sie hätte im Strahlenkränze ihres wohlverdienten Ruhmes von den Brettern, die die Welt bedeuten, zurücktrelen sollen, statt „längst verblühte Reize, Ruinen früherer Größe dem Publikum darzubietcn und auf die Vergangenheit zu pochen". Ganz un recht hatte er damit nicht, wenn er sich auch dem Talente und dem Ruhm der Künstlerin gegenüber etwas delikater hätte a»s- drücken rönnen. Schon gab es eine Partei im Publikum, die ihr in Pauline Marx eine junge, zwar vielversprechende, aber zurzeit weder irgend zu vergleichend«, noch später sie jemals entfernt erreichende Sängerin gcgenüberzustellen vermochte. Auch hatte das Verhältnis zwischen der Schröder-Devrient und der Generoldirektion in den beiden letzten Jahren sehr an Herz lichkeit verloren. Schon in einem Vortrage vom Jahre 1846 machte v. Lüttichau darauf aufmerksam, daß die Tevrient bei einer Verlängerung des Kontrastes mit jedem Jahre 100 Taler mehr Pension zu beanspruchen habe, und da sie in den letzten Jahren nickt mehr als durchschnittlich 30 Mal gesungen, wegen der wachsenden Beschränktheit ihres Repertoires, io kost« sie jedes mal etwa 150 Taler. Es fanden dann neue Verhandlungen statt. Die Tevrient leitete ihre Forderungen mit den Worten ein: J,aß sic nicht nur langjährige Gewohnheit, sonder» die innigste Dankbarkeit für Se. Majestät den König, dem sie ihre ganze Existenz zu danken habe, an einen Ort fessele, der ihr zur Heimatt! geworden." Nichtsdestoweniger stellte sie doch wieder höhere Forderungen, um sich freilich zuletzt mit den früheren bc- gnügen zu müssen. Scho» am 23. März des nächsten Jahres aber bat sie wieder, wegen großer körperlicher und geistiger Aufregung um einen scchsmonatlichen Urlaub oder um ihre Entlassung, die ihr denn auch diesmal kurzweg für ,den 1. Juli gewährt wurde. Ihre Bitte, sie als letzte Rolle die Valentine fpielen zu lassen, ist nicht ohne einige Bitterkeit; sie mochte er kennen, daß auch ihre Zeit nun vorüber war. Ebensowenig ^nügte dem Autor die Spaher-Gentiluomo. „eine kalte, kokette Konzertbravoursängerin mit grandioser Gage", und Johanna Wagner, die Nickte des Kapellmeisters Richard Wagner, von der man dem Dresdner Theater- Publikum unverstandlichertveise einzureden versuchte, sie sei schon fetzt eine bedeutende Künstlerin. Tatsächlich war ne eine Sän gerin von großer, dramatischer Begabung, die sich allerdings in Dresden nur erst entfaltete, um später zu voller Entwicklung zu kommen. Fräulein Thiele fehlte die leichte Beweglichkeit, die Naivität, das Feuer; Fräulein Wächter „scheint nur zum Be züge ihrer Gage, im übrigen aber z»m Nichtauftreten engagiert zu sei«", wobei eS der Autor dahingestellt sein lassen will, ob nicht gerade immit dem Publikum am besten gedient sei. Die Altistin Fräulein Schreck ist ein wahrer — Schreck für das Publikum; kurzum die Dresdner Oper damaliger Zeit besaß an Sängerinnen nichts, aber auch absolut nichts Hervorragendes. Aloyse Michalesi und ihre Glanzzeit fielen schon mehr in den folgenden Zeitabschnitt. Mit den Sängern war es genau so. Der zweite Tenor Bielcziczky, höchstens in der italienstchen Oper brauchbar. Schloß gänzlich ungenügend. Böhme langt als Tenorbuffo mit seiner Stimme nirgends aus; auch Räder hat wenig oder keine Stimme und ist nicht Busso, sondern höchstens Lokaikomiker, nicht selten auch nur Possenreißer, und Wächler zu alt, zu prosaisch - haus backen. Deitmer, der sich für diese beiden Rollen vielleicht eignen würde, hat dazu keinen tiescn Baß. 'Dabei leistete dieser Sänger in Rollen wie Kaspar, Marcel, Figaro Vortreffliches, er ver fügte über einen kräftigen Bas; und nxrr ein höchst jchätzens- wcrler dramatischer Darsteller. Nach der Ansicht des Kritikus gab es an der Dresdner Hosoper nur einen treffliche» ersten Tenor, Tichaffcheck, „wenn er nur nicht die Helden wie Schneider spielen wollte', «ine brauchbare «eoonsi» clonna, Frau Kwicte- Wist, und Mitierwurzer, den vorzüglichen Bariton. Den Chor der Dresdner Oper nennt der Verfasser von „Dresden und die Dresdner" chamäleonartig, bald gut, bald schlecht, je nachdem ein ausivärtigcr Theatcrdlrcstor die besten Mitglieder mit dem Köder höherer Gage den Dresdnern vor dem Munde wcgichnappl. Im Allsbessern der Gage der Chor- mitglicdcr, die sich ans 100 bis 120 Toter jährlich belaufe, sei der Intendant äußerst zäh; er würfe lieber 8000 Taler für eine neue Oper hinaus, weim inan ihm das süß vorzuschwatzen wisse, als daß er 800 Taler zur Verbesserung der unter geordneten Stellen anweiie. Datz es dem Ballett, dessen Figu- ranlinnen größtenteils „Originalexemplare, ungeschickt und häß lich seien", ebenso gel>e, sei kein Trost; dem Ballettmeister Lepitre werden Erfindungskraft, Geschmack und Eleganz gänzlich abge- sprocheu. Nur die Dresdner Kapelle hat ihren alten Ruf stets zu behaupten verstanden, obgleich sie „ärger geschunden wird wie die Droschkengäule", und sich dabei nicht einmal durch die Aussicht auf ein gutes und reichliches Futter trösten kann. Wr den anstrengenden Dienst in Opcrnproben und Vorstellungen, den Zwischenakten des Schauspiels, der katholischen Hofkirch« sim Jahre gewöhnlich 270 bis 280 Dienst«), den Hofkoeizerte« und sonstigen dienstlichen Extrabeschäsligungen erhalt«» die Mit glieder derselben ein wahres Zcisigfutter >600 Taler die «rtz» Kammermusiker und 150 Taler die Aspiranten). Wie soll vie Kunst gedeihen, di« Liebe zu ihr rege werde», fragt HA idv'
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