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M i2S/I5.V<chr«<ms MenÄM, M.RÄ WZS^ , EtiMümmmee D8DKN Wv Kss Sntereffen -ss Mfamtsn MMätiMN Bolktzs DleLelpzlaerBoikgzcltuvg Ist Vas zurVeröffelltlllliunli der amtliiven JelannimaAligen vesPollzelprWIllms Leipzig, vekAmtsynuptmannslyast Leipzig u. vesStavtrats zusroitzsch behSrvllch likstimmteAlatt Bezugspreis mit illustrierter Beilage Volk und Zeit sowie der Kinder- Beilage, für einen Monat einschließlich Vringerlohn 2.— Mark., für Selbst abholer 1.90 Mark. — Durch die Vost bezogen 2.—Mark ohne Bestellgeld. Televhon Saminclnnmmer 72206 - Postscheckkonto Leipzig Nr. 83477 Redaktion: Leipzig, Tauchaer Str. 19/21 Telegramm-Adresse: VolkszeitungLeivzig Televhon 72266. — Verlag in Leipzig, Tauchaer Straße 19/21 — Telephon 72206 Inseratenpreise: Die10gespalt.KoIonelzeile35Psg., bei Platzvorlcbrift40Psa. Stellenangebote lOgesv.Kolonelzeile 25Pfg Familiennachrichten von Privaten bie10gesp.Kolonel»eil«mitb0°/oNachlaß. Reklame»eil«2Mk. Inserate v. ausw.: die lOgelo. KoIonelzeile4OPsg. bei Plahvorschr. 50Psg„ Neklamezrile2.25Mk. Die Leipziger Volkszeitung erscheint täglich nachmittags mit.Ausnahme der Sonn- und Feiertage. — Abonncmcntsbestellunzen nehmen die Austräger, unsere Zweiggeschäfte und alle Postanltaltsn entgegen M» NM« vsMsArn Keine MchsichS M Frettao SPD Berlin, 28. Mai. (Radio.) Auch heute besteht noch keine Gewißheit darüber, ob die Italia irgendwo eine Landung hat vornehmen könne», oder ob sie ge strandet ist. Verschiedene Umstände lasse» daraus schlichen, das, die Italia am Freitag kurz nach 3 Uhr zwischen dem 77. und 81. Grad nördlicher Breite und dem 17. und 28. Grad östlicher Länge nieder gegangen sein muh. Die Meinungen der Sachverständigen sind in- dessen geteilt. Es ist ebenso möglich, das, Nobile in Nordostland von Spitzbergen hat lande» können so das, er in das Polgebiet oder nach Nordfibirien verschlagen wurde. Die Citta die Milano, die Sonntag früh von Kingsbay aus in nördlicher Richtung in See ge gangen ist, ist in der Nähe der Amsterdaminsel aus so festes Packeis geraten, das, ein weiteres Vordringen unmöglich war. Amundscn beurteilt die Lage der Italia sehr pessimistisch. Er sagt: „Wenn cs nicht gelingt, die drahtlose Verbindung mit dem Luftschiff aufzusuchen, so wird die Suche nach Nobile soviel heißen, wie die Suche nach einer Nadel in einem Hcusuder. * WTB Oslo, 28. Mai. Leutnant Liitzow Holm ist von Horten nach Tromsö geflogen, wo er mit seinem Flugzeuge an Bord des Dampfers Hobby gehen wird, der sofort seine Abreise nach Kingsbay antreien wird. Von Kingsbay aus wird Leutnant Liitzow Holni Erkundnngsflüae in das Gebiet nördlich und nordöstlich von Spitzbergen unternehmen. Der Dampfer Braganza wird von Tromsö nach Kingsbay gehen und soll das Gebiet nördlich von Spitzbergen absuchcn. Man wird wahrscheinlich deutsche und italienische Flugzeuge fiir eine zweite Hilfsexpedition hcranziehen. Der Gouverneur von Spitzbergen hat an das Vcrteidi- gungsministerium gestern nachmittag 6 Uhr 20 Min. ein Telegramm gerichtet, in dem es heißt: Der letzte Bericht von der Italia stammt von Freitag 10 Uhr 30 Min. vormittags. Das Luft schiff befand sich zu de: Zeit nordöstlich von Kingsbay zwischen der Insel Massen urd dem nordöstlichen Fcstlandc, doch war die Entfernung von Kingsbay nicht bekannt. Auf Kingsbay herrschte Norowestwind. Nach der Rückkehr von seiner ersten Fahrt erklärte mir Nobile, das, er im Norden von Spitzbergen freies Meer gesichtet habe, doch seien die Eisverhältnisse nach Norden zu unbekannt. TU Kopenhagen, 29. Mai. Wie aus Kingsbay gemeldet wird, hat die Citta di Milano bis Montag Mitternacht keine Nachrichten von Nobile erhalten. Leut nant Lützow-Nolm, der von Kingsbay aus Erkundungsslüge nach der Italia anesührcn soll, trisst im Laufe des Dienstag in Tromsö ein, wo er sich mit seinem Flugzeug aus den Sechundsänger Hobby nach Spitzbergen einschisfen wird. AmMchss EGSbms W Km W.WaMess Am Diciistagvormittag hat der Wahlausschuß siir den Wahl kreis Leipzig das amtliche Stimmcrgebnis der Reichstagswahlen fcslgestcllt. Die Beanstandungen betrafen nur einige unwesentliche Fälle. Von den 001363 Stimmberechtigten sind am 20. Mai 761.291 Stimmen abgegeben worden, hiervon 754 225 gültige und 7066 ungültige Stimmen. Das entspricht einer Wahlbeteiligung von 87,7 Prozent gegenüber einer solchen von 86,5 Prozent bei der Ncichstagswahl vom Dezember 1021. Die endgültigen Resultate bringen reine Veränderungen in der Mandatsvcrtcilung. Es sind Stimmen abgegeben worden (die Zahl in der Klammer gibt die Differenz zum vorläufigen Resultat an): 1. SPD «».««». 2. Deutschnationale . . . » 3. Zentrum . . . . - 4. Deutsche Volkspartci 5. Kommunisten 6. Demokraten . 9. Wirtschaftspartei , > . , - 10. Nationalsozial. Arbeiterpartei 12. Völkisch-nationaler Block 15.i. Christl.-nat. Bauernpartei , » » , 15b. Christi. Mittclstandsportei 16. Volksrechtpartci 17. Alt-Sozialdemokraten 18. Sächsisches Landvolk 19. Haus- und Grundbesitzer . » , 20. Polnische Volkspartei 21. Unabhängige Sozial. 22. Deutsch-soziale Panei 23. Inflations-Geschädigte 278 921 49 792 4 411 98119 121 329 45 231 53 017 14 601 2 019 1 494 1 759 31 255 7 597 39 163 2 484 180 1684 331 808 -i- -i- (-1- 19) l- 41) c-i- 2) - 61) ,-i- 4) -!- 17) 6) 9) 32) 37) 21) 84) -b — 24) 4- 5) 4 1l) — 28) 0) Rilöe Strafe für Fememörder DaS LSrteil im KlcwproAPvozrß SPD Stettin, 26. Mai. Ain Sonnabendnachmittag wurde im Klapproth-Prozcß das Urteil gestillt. Der Angeklagte Erich Klapproth wird wegen Körper verletzung mittels einer das Leben gefährdenden Handlung zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Die Strafe wird zusammengezogen mit der Strafe von 15 Jahren Zuchthaus, die Klapproth am 3. September 1926 vor dem Schwurgericht in Lands berg wegen Totschlags an Eröschke erhielt. Die. Angeklagten Schulz und Hein werden fr ei gesprochen. In der Begründung dieses Urteils führte der Vorsitzende aus: „Der Velastungsbewcis gegen Schulz war ein reiner Indizien beweis. Das Geständnis des Angeklagten Hein, ein Haupt stützpunkt der Anklage gegen Schulz, wurde vom Schwurgericht nicht als durchschlagend erachtet. Entlastend für Schulz ist, daß er bei dem Kommandanten der Reichswehr darauf gedrungen hat, Gädecke der ordentlichen Strafgewalt zu übergeben. Damit ist Gädecke der Strasgewalt des Angeklagten Schulz entzogen worden. Die Fälle Wilms und Gröschkc, an denen Schulz beteiligt war, sind ganz anders gelagert. Ihre Taten waren der Militärbehörde gänzlich unbekannt. Deshalb konnten diese beiden Fälle nicht als Beweis gegen Schulz im Falle Gädecke angewandt werden. Es ist auch nicht erwiesen, daß Schulz die Tötung Gädcckes beabsichtigt hat. Dem Angeklagten Klapproth konnte nicht bewiesen werden, Laß er die Absicht gehabt hat, Gädecke zu töten. Es kommt daher lediglich Körperverletzung in Frage, die das Leben Gädcckes ge fährdete. Das Strafmaß gegen Klapproth ergibt sich einerseits aus der Brutalität, mit der Klapproth bei der Körperverletzung Gädcckes vorging, anderseits daraus, daß keine unedlen Motive (?) sbci Klapproth Vorgelegen haben." DesünBrnuMWozeß sesen die Keifer KWmoHs ZN. Berlin, 23. Mai. Am. 7. Juni findet vor dem Schöffengericht in Küstrin der Prozeß statt gegen den Rittergutsbesitzer von Oppen-Tarnow, Syndikus Dr. Hübner, Berlin-Köpenick, Oberleutnant o. D. und Stahlhclmgcschäftsfiihrcr in Frankfurt a. d. Oder, Eiscnbcck, Kaufmann Kaferstein, Jägermeister Flemming Kaufmann Verfürdcn und Ingenieur Hildebrand, die sämtlich be schuldigt werden, dem wegen verschiedener Fememorde zum Tode verurteilten und zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigten Klapproth seine beabsichtigte Flucht nach Argentinien er möglicht zu haben. Fsemming war früher Polizeiassistcnt bei der Abteilung la des Berliner Polizeipräsidiums: ihin wird vorgeworfen, daß er fiir Klapproth in der Münzstraße in Berlin einen falschen Paß für 200 Mark besorgt habe. Die anderen Angeklagten haben durch Be schaffung der Geldmittel, wofür in erster Linie Herr von Oppen und Dr. Hübner in Frage kommen, Bereitstellung eines Autos, Ein holung des argentinischen Visums und dergleichen an der Vor bereitung der Flucht mitgcwirlt. Dabei haben Verfürdcn und Hildebrand sich noch besonders hcrvorgeian, indem sie die ihnen zur llcbergabc an Klapproth anvcrtrauten 6000 Mark zum größten Teile siir sich verbrauchten. Die Flucht Klapproths mißlang, weil er selbst sein Reisegeld bereits in Deutschland restlos vertrank und in Wesel als Zech preller verhaftet wurde. Erst dann stellte es sich heraus, daß man den lange gesuchten Fememörder gefaßt hatte. Die Angeklagten, von denen Flemming, wie wir soeben hören, es vorgczogen hat, sich vor der Verhandlung ins Aus land zu begeben, werden von den Rechtsanwälten Bloch und Sack verteidigt. Glückwunsch aus Griechenland Die Redaktion der Volkszeitung erhielt heute von dem Sekretär der Sozialistischen Partei Griechenland, dem Genossen Pannois, eine vom 21. Mai datierte Karte, auf der er uns die Glückwünsche der Sozialisten Griechenlands zum Sieg der deutschen Sozialdemo kratie übermittelt. Wir danken den griechischen Genossen und ihrem unermüdlichen Führer, die unter ungünstigen Verhältnissen in ihrem Lande den Weg bereiten für den Vormarsch des Sozialismus. Des Leslnshmsrzahl 7« bös 8« vsv WTB Berlin, 28. Mai. Der von der KPD und dem Notfrantkämpserbunde veranstaltete Notsrontkämpfertag ist, abgesehen von den Zwischenfällen am Sonn abend, ohne größere Zusammenstöße verlaufen. Am Sonntag wurde eine Demonstration jm Lustgarten veranstaltet, an der etwa 70 000 bis 80 000 Mann tcilnahmen. Hierbei sprachen Führer der Kom munistischen Partei und der Noten Frontkämpfer. Am Schluß wurde ein Kampsgclöbnis von den Teilnehmern im Chor mitgesprochen, in dem sie gelobten, die russische und chinesische Revolution mit allen Mitteln zu verteidigen und siir die siegreich: Wclirevolution zu wirken. Daun folgte ein Vorbeimarsch. Geors WrchemM Zum 10. Lo-estao des geokrn MaeMsn Von A. Gurland. Als Einsamer, als Halbvergesscuer starb Plechanow am 30. Mai 1918 in einem sinnisechn Sanatorium. Nicht räumlicho Entfernung allein trennte ihn von den proletarischen Massen, die daran gingen, die Machteroberung dnrch die siegreiche Partei der Volschewiki zu sichern, zu unterbauen. Nicht die breiten Massen des russischen Proletariats trauerten an dem Sarge des unsterblichen Begründers des russischen Marxis- mus, des gei st igenVatersderrusjifcheu Sozia l- demokratie; nur wenige Tausende wußten, was sie ver loren. Die Erinnerung an den großen Denker und Führer war in der proletarischen Masse verblaßt. Wer sich seiner erinnerte, hatte nicht viel übrig für den, der das Volk zum Kampf bis zum siegreichen Ende, zur nationalen Einigung gegen den äußeren Feind, zur Eindämmung der revolutionären Welle gerufen hatte. Denn Plechanow, der Todfeind des Opportunismus, Plechanow, der Hüter der internationalen Tradition des Sozia lismus, der geistige Führer der proletarischen Revolution, starb auf der anderen Seite der proletarischen Kampfesfront: isoliert, vereinsamt, von wenigen Freunden, von einer Schar von Fein den umgeben. Und doch im Innersten seiner Seele treu dein Werk, dem er zeit seines Lebens gedient, der Sache des proletari schen Befreiungskampfes mit jeder Faser seines Wesens er geben... Bis in den Tod. Woher der Zwiespalt? Woher die ungeheuere Kluft, die Plechanow von der kämpfenden millionenköpfigen Proletarier- Masse losgelöst, ihn in das Lager des bürgerlichen Kriegs fanatismus geführt hatte? War es die Unzulänglichkeit des Menschen Plechanow, das Versagen einer schwachen, zwiespäl tigen Persönlichkeit, die den welterschütternden Ereignissen des Jahrzehnts nicht mehr gewachsen war? Sicherlich nicht! Nie ist das Leben von Plechanow frei von Stürmen gewesen, nie Hatto er die Waffen gestreckt, nie sich vom Schicksal überrennen lassen. Ein Mensch von übersprudclndem Temperament, von nie ver siegender Aktivität, von einer Energie, die keine Grenzen hatte, kämpfte Plechanow bis zum Letzten, unerschrocken, zäh, un ermüdlich. Er kapitulierte nicht. Nicht die Unzulänglichkeit eines einzelnen triumphierte hier über die Macht der Idee. DieIdee selbst erlag dem Ansturm der W i r k l i ch k c i t, die ihr nicht entgegengereift war, die noch einige Stadien des geschichtlichen Werdens zu durchschreiten hatte, ehe der Sieg des Sozialismus gekommen war. Das per sönliche Schicksal Plechanows — das war das Schicksal einer ganzen Generation, das Schicksal der Internatio nal e, das Schicksal der sozialistischen Idee im blutigen Europa des Jahres 1914. Kein anderer hatte seit der Gründung der 2. Internationale mit solcher Klarheit und Eindeutigkeit das revolutionäre Wesen der sozialistischen Arbeiterbewegung vor dem Forum des internationalen Proletariats verfochten wie gerade Plechanow. Kein anderer war so sicher wie er zum anerkannten Vermittler der m a r x i st i s ch e n Eedankengünge in der Internationale schon zu Beginn der 90er Jahre gewor den, von Engels außerordentlich geschätzt, von allen Schülern und Testamentsvollstreckern unserer Altmeister geachtet, ein Kampfgenosse von Wilhelm Liebknecht, Kautsky, Bebel Jahre hindurch, ein intimer Freund der ersten fran zösischen Marxisten Lafargue und namentlich Jules Guesde, ein allumfassender theoretischer Kopf, aber auch ein glänzender Schriftsteller und ein hinreißender Redner, ein Künstler des geschriebenen und des gesprochenen Worts. Keiner hat so früh wie er den Krebsschaden all der grassierenden „Revisionen", „Verbesserungen", „Ergänzungen" des Marxis mus erkannt, die in theoretischem Gewände die Rebellion des Kleinbürgertums und der in den Mittelstand hineinwachsenden Arbeiterschichtcn gegen den „dogmatischen", „unkritischen", „un- phychologiscken" Marxismus ins Werk setzten. Der Revisio nismus der Bernsteinschen Zeit, der Ml n i st e r i a l i s- mus der Millerand und Briand in Frankreich, der Refor mismus der kleinbürgerlichen Elemente im italienischen Sozialismus: kein Ereignis, dessen arbeiterfeindliches soziales Wesen Plechanow nicht von Anbeginn an unter die Lupe ge nommen, angeklaat, mit der scharf geschliffenen Waffe seines marxistischen Denkens vernichtet hätte. Denn vor allem war Plechanow ein genialer Denker, und die Universalität seines Geistes ist nur mit der Karl Marx' und Friedrich Engels' zu vergleichen. Ein Schüler der russischen Gesollschaftskritiker und A u fk l ä r e r des 19. Jahr hunderts, die ihn mit dem ökonomischen und soziologischen Posi tivismus seiner Zeit in engen Kontakt brachten, fand Plechanow den Weg über Marx zu den beiden Quellen des Marxschen Denkens: zu der klassischen deutschen Philosophie, zu Hegel, Fichte, Schelling, aber auch Kant auf der einen, zum fr a n z ö s i s ch e n S o z i a l i s m u s u n d seinen philosophischen Vorläufern Holbach und Helvetius auf der anderen Seite. Seine „Beiträge zur Ge schichte des Materialismus" zeigen den unübertrefflichen Kenner und Deuter des geistigen Werdegangs des Marxismus, seine „Drundprobleme des Marxismus" offenbaren den tief gründigen Denker, der auf alle, auch die kompliziertesten Pro-