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47. Jahrgang Sonnabend, den 7. Ieöruar 1885 s In allen Schichten unserer Be harnischten Artikel. Feuilleton Mittwoch u. Frett«, Mittag angenonu»« und tosten: die Ispalt Zeile 1üPs. Unter Eingesandt: 80 Pf. » Nedaktto» Pre»de»-Neustadt I. Meißner Gasse 4, Vie Zeitung erscheint Dienst«,, »««uerstag »ad S,u»«deud völkerung hat man sich mit der DampfersubventionS- Lorlage eingehend beschäftigt und der Versuch, die öffentliche Meinung zu hintergehen, hat wenig Aussicht auf Erfolg. Der Reichskanzler hat wiederholt im Reichstage erklärt, daß oben genannter Entwurf un bedingt im Zusammenhänge stehe mit der Kolonialfrage und die Ablehnung dieser Vorlage durch den Reichstag würde von den verbündeten Regierungen nicht anders verstanden werden können, als ein Protest gegen die deutsche Kolonialpvlitik überhaupt. Daß dadurch der Reichskanzler in seinen kolonialpolitischen Bestrebungen eutmuthigt und gelähmt werden würde, versteht sich von selbst. Wie aber auch die Entscheidung deS Reichs tages ausfallen möge, vor Allem kommt es darauf an, daß überhaupt eine solche gefällt wird. Die Taktik, Kragen, zu denen man weder Nein noch Ja sagen will, in der Kommission zu begraben, ist neuerdings wieder holt mit Erfolg versucht worden und sicherlich sind Fortschritt und Centrum geneigt, auch die Dampfersub ventionsvorlage auf diese Weise auS der Welt zu schaffen. Indeß dieses Mal dürfte doch einem solchen Versuche die öffentliche Meinung sich mit aller Energie entgegen- stellen. Von dem Schicksale der genannten Vorlage hängt, wie gesagt, voraussichtlich unsere ganze Kvlonial- politik ab und an letzterer nimmt unser ganzes Volk ein täglich steigendes Interesse. Wenn der Reichstag eine Vorlage, der eine entscheidende Bedeutung für die Entwickelung unserer gesammten industriellen und kom- merciellen Verhältnisse beigelegt wird, einfach in den Sumpf werfen sollte, so würde die öffentliche Meinung daS einstimmig für eine frivole und gewissenSlvse Behandlung der Interessen unsere- Volkes erklären. Inhaltes an Schirmen, Schachteln, Stöcken rc. zu ent* ledigen. Er hatte kaum seine Arbeit begonnen, als auch schon der Postwagen vor dem Hofe hielt, von Knechten und Mägden umringt, die bemüht waren, den Ankom menden hilfreich beizustehen. Nicht fünf Minuten waren verflossen, so war der Wagen seines Gepäckes entledigt und setzte seine Tour fort. Der Tännhof-Bauer und Vroni hatten sich bald wieder in ihre altgewohnte Ord nung gefunden, nicht so Resi; einmal waren ihr ihre jetzigen Verhältnisse zu neu, dann erwachte auch doppelt stark in ihr die Sehnsucht nach den Heimgegangenen Lieben, nach ihren Aeltern. Ihr erster Gang nach ihrem Ein treffen auf dem Tännhof war nach dem kleinen Gottes acker hinüber gewesen; bald hatte sie auch die beiden grünen Hügel entdeckt, batte sich niedergelassen auf ihnen und das schwere Herz durch Thränen erleichtert, dann hatte sie den Heimweg angetreten, war vorüber gegangen am Wildhofe, wo dereinst ihre Wiege gestanden, wo ihre glückliche Jugendzeit verstrichen; kalt und nüchtern blickte er sie jetzt an, im neuen aufgefrischten Gewände, nicht mehr daS alte traute Heim von ehemals. Vor Allem aber ließ sie die Sehnsucht nach ihrem Franz'!, den sie ja nun in nächster Nähe wußte, nicht zum ruhigen Eingewöhnen auf dem Tännhofe kommen, sie mußte ihn sehen, so bald wie nur möglich. Der zweite Tag nach Resi'S Einzug auf dem Tännhofe war kaum angebrochen, auch er fand sie, wie der erste, bereits wach. In dem kleinen, behaglich für sie hergerichteten Zimmer, daS nach dem Forste zu Aussicht hatte, stand sie vor dem Spiegel, den eben vollendeten einfachen Morgenanzug noch ein mal musternd da ging unten die "Hauslhür auf; wer konnte daS sein? Der Tännhof-Bauer schlief doch gewiß Annahme, der zufolge die StaatSregierung aufgefordert werden soll, bei einer der Nachfrage entsprechenden Ver mehrung der Lotterieloose kleinere Theilstücke von ganzen Loosen, alS bisher üblich gewesen ist, abzugeben. Die ferner von dem Referenten, Abg. Grafen Limburg- Stirum, beantragte Resolution, man möge die Regie rung ersuchen, darauf Bedacht zu nehmen, daß die Lotterie-Einnahmestellen vorzugsweise solchen Personen zugewendet würden, welche dem Staate dienen oder ge dient haben und ferner auf die Beseitigung der Miß bräuche hinzuwirken, welche bei den Vertrieben der Loose von Privatlotterien hervorgetreten sind, wurde zwar abgelehnt, jedoch der Referent beauftragt, im Reichstage der Regierung anheimzugeben, die Uebel stände, welche sich überhaupt im Lotteriewesen bemerk bar machen, nach Möglichkeit abzustellea. In seiner Sitzung am Mittwoch erledigte der Reichstag zunächst den noch ausstehenden Rest deS Or- dinariumS im Etat der Post- und Telegraphen-Ver waltung, bei welcher Gelegenheit von verschiedenen Seiten Wünsche, betreffend die feste Anstellung der mehr als 10 Jahre im Dienste befindlichen Telegraphistinnen und die Gehaltserhöhung der HilfSunterbeamten, ge äußert wurden. In der darauf folgenden Berathung deS ErtraordinariumS desselben EtatS wurden alle 31 Titel durchweg in der von der Budgetkommission beantragten Fassung ohne erhebliche Debatte genehmigt. Sodann ging man zur Berathung deS ErgänzungS-Etat- über und war die sich hieran knüpfende Debatte insofern von einigem Interesse, alS bei dieser Gelegenheit verschiedene koloniale Fragen zur Erörterung gelangten. Der Abg. Richter sprach den Wunsch aus, man möge künftighin nur solche Gebiete erwerben, worin eine größere Anzahl Deut scher wohne, alS in den biS jetzt erworbenen Territorien; man bekomme sonst Kolonien, welche die nöthigen Verwal- tungSkosten überhaupt nicht werth seien. In Erwiederung hierauf erklärte der Abg. Woermann, die dabei inte- ressirte HandrlSwelt sei bereit, durch zweiprocentige Exportzölle die Verwaltungskosten zu tragen. Den Kolonien gäbe nicht die Zahl der dortigen Deutschen, sondern der Werth der dortigen Produkte eine Bedeutung. Schließlich wurde der in Frage stehende Etat der Budgetkommission überwiesen. — In der Sitzung am Donnerstag nahm daS Haus in zweiter Lesung daS Aa leihegesetz in der Fassung der Kommission an, wonach die nachttägliche Indemnität für die Verwendung mehrerer Millionen im Jahre 1884/85 (für Grenzschutzmaaßregeln) ausgesprochen wird. Der Gesetzentwurf wegen deS Zoll- anschluffeS von Bremen an das deutsche Reich wurde einer vierzehngliederigen Kommission überwiesen, nachdem sämmtliche Redner für die Vorlage gesprochen. ES folgten sodann einige Wahlprüfungen, die zum größten Tage, schienen, obwohl die Sonne noch hoch am Himmel stand, doch nicht übel Lust zu haben, die wenigen Stunden deS LichteS freiwillig Gott Morpheus zu opfern und nicht lange währte eS, so verrieth ein behäbige- Schnarch- Duett den gesunden Schlaf Vroni- und deS Tännhof- Bauern. In Resi'S Augen kam keine Müdigkeit; unablässig weilten ihre Gedanken bei dem Geliebten und so träumte sie wachend ihrem Franz'l entgegen, alS schon längst dunkle Nackt die Landschaft um sie her verhüllte. Es war so süß zu träumen! Sie schloß auf Sekunden die Augen: da stand ihr Franz l vor ihr, leibhaftig; sie öffnete sie wieder, daS liebe Bild war verschwunden. Noch einmal senkten sich die Lider, sie hoben sich nicht mehr, auch an ihr hatte die Natur ihre Rechte geltend gemacht, auch sie war entschlummert, im Traume mit dem Geliebten vereint. Erst die goldenen Strahlen der Morgensonne, die durch daS kleine staubbedeckte Wagenfenster fielen, weckten sie auf. Eie rieb sich die müden Augen und lehnte den Kopf gegen die Scheiben, um zu erspähen, wo sie sich befinde, doch hastig fuhr sie zurück, einen lauten Freuden schrei ausstoßend, der auch die beiden Alten zum Be wußtsein zurückrief. .Was hast' denn Mad'l?" fragte Vroni erstaunt, noch halb im Schlafe. „Na so schaul'S doch heraus", jauchzte Resi auf, „schaut's doch! du lieber, lieber Wald!" ,,J' glaub' gar, wir san derham?" ließ sich jetzt die schläfrige Stimme deS Tännhofer aus dem Grunde deS WagenS vernehmen, „hält' bald den Tännhof ganz verschlafen." Auch er sah jetzt zum Wagenfenster hinaus, brummte „hm, hm" und fing ge mächlich an, daS Netz an der Decke deS WagenS seines Politische Weltschau. Deutsche- Reich. Die behufS Vorberathung der DampfersubventionS-Vorlage niedergesetzte Kommission scheint die Absicht zu haben, die Erstattung ihres Be richtes an das Plenum deS Reichstages auf die lange Bank schieben zu wollen, um auf diese Weise zu ver hindern. daß der genannte Gesetzentwurf noch im Laufe dieser Session zur endgiltigen Erledigung gelangt. Diese Verschleppungstheorie wird von einem großen Theile der Presse auf das Energischste verdammt und u. A. die Behauptung aufgestellt, nur weil die Gegner der er wähnten Vorlage nicht den Muth hätten, der öffent lichen Meinung, welche dem Projekte der Dampfersub vention entschieden günstig gestimmt sei, entgegenzutreten, suchten sie die Berathung deS Entwurfes überhaupt zu hintertreiben. „In diesem Falle möchte doch aber die Rechnung ohne den Wirth gemacht worden sein", be merkt hierzu die „Nordd. Ällg. Ztg." in einem ge- Resi. Eine kleine Erzählung au- OberbaieruS Bergen. Bon C. Zimmermann. (6. Fortsetzung.) Auch der Tännhof-Bauer und die Vroni waren ihr gefolgt; man trat nun hinaus auf den Hof, um einzusteigea. Schluchzend trat hier die Huber- Bäuerin noch einmal an Resi heran: „Wann'- Dir ans dem Tännhof nit g'fallen sollt', Refi, dann weißt' halt, zu wem Du gern kommen darfst;" noch ein herz licher Kuß, dann stieg auch sie alS die Letzte ein, der Huber-Bauer ergriff die Peitsche, die Braunen zogen an und bald war daS Gefährt den Blicken der Zurück- bleibenden durch eine Krümmung der Landstraße ent zogen. Inserate» Anuah«estele«i Die Nrnoldische Buchhandluns, Jnvalidendank, HaasensteinLBoglw. Rudolf Moffe, / G L- Daube <2 T«^ in Dresden, Leipzig Hamburg, Verl«, ' Frankfurt a M. Udrunemeut» drei»: »ierteljährl. M. Zu beziehen durch d« kaiserlichen Post- anstalten und durch unsere Boten, vei freier Lieferung tut Hau» erhebt die Post noch eine Bo- Kühr »an 2b Psg. Wir sind überzeugt, daß dann von kompetenter Seite der Nothwendigkeit einer bestimmten Entscheidung Ausdruck gegeben wird." Eine etwas unklare Drohung! Der durch den bekannten ReichStagSbeschluß vom 15. December v. I. veranlaßte Adreffensturm an den Fürsten Bismarck will noch immer kein Ende nehmen. Unter den vielen dem Reichskanzler zugegangenen Tele grammen möchte daS Folgende von besonderem Interesse sein: „Deutsche Kaufleute BataviaS, entrüstet über daS unserer Nation unwürdige Votum der ReichstagS-Oppo- sition, sprechen die frohe Zuversicht auS, daß Ew. Durchlaucht noch viele Jahre zum Heile unseres Vater landes wirken möge." — Der SchiffSbaugesellsckaft „Vulkan" bei Stettin ist von der Admiralität der Bau von sechs Torpedobooten für die deutsche Marine in Auftrag gegeben worden. Nach einer Mittheilung der „Kölnischen Volks zeitung" hat der Großherzvg von Hessen vor einiger Zeit dem Papste durch eine Verttauensperson den Wunsch ausdrücken lassen, nun endlich den kirchenpolitischen Streit in seinem Lande beigelegt zu sehen. Infolge dessen soll sich in den nächsten Tagen ein apostolischer Ab gesandter nach Darmstadt begeben, um mit der hessischen Regierung über die Neu-Besetzung deS seit deS Bischofs Ketteler Tode verwaisten Mainzer Bischofssitzes zu unterhandeln. Bisher war es möglich, den RegieruvgS-Assessoren in Preußen, bevor sie ein festes Gehalt bezogen, eine diätarische Remuneration von 1500 Mark jährlich zu gewähren. Mit Rücksicht auf die große Zahl der noch vorhandenen RegierungS-Referendare und die noch an dauernde starke Zunahme derselben ist aber mit Sicher heit vorauSzusehen, daß eS bald nicht mehr möglich sein wird, allen neu zu ernennenden RegierungS-Assessoren Beschäftigung und aus etatsmäßigen Fonds Dienst bezüge zu gewähren. Der Minister deS Innern hat deshalb Veranlassung genommen, an das Ministerium der öffentlichen Arbeiten daS Ersuchen zu richten, bei der Auswahl von Assessoren für den höheren Staats- eisenbahndienst nicht allein, wie seit 1879 fast aus schließlich geschehen, GerichtS-Affefforen Berücksichtigung zu schenken. Der Minister Maybach hat darauf er- wiedert, daß bezügliche Anträge von RegierungS- Affefforen bisher nicht gestellt seien, daß er aber bereit sei, dieselben zu verwenden. Aspiranten für den höheren Eisenbahndienst sollen in demselben zunächst auf ein Jahr probeweise beschäftigt werden. In der Budgetkommission deS preußischen Abge ordnetenhauses gelangte gelegentlich der Berathung über den Etat der Lotterieverwaltung eine Resolution zur Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Sandmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerr»««« Müller i» Dre-de«. Vlll. Kapitel. Nach mehrstündiger Fahrt kam man auf der Post station an. Schnell, aber herzlich, hatte sich auch der Huber-Bauer von Resi, dem Tännhof-Bauer und Vroni verabschiedet und fuhr nun in gemächlichem Trabe dem heimathlichen Hofe wieder zu. Gepäck und Billetange legenheiten waren auch bald besorgt und so ließen sich denn die Drei nach einem kurzen Imbiß einschließen in ihr rollendes Gefängniß, dem sie, bevor der nächste Morgen leuchtete, nicht mehr entrinnen sollten. — Die Fahrt war langweilig. Die beiden alten Leute, abge spannt von den ungewohnten Abwechselungen der letzten aWcheWMtM