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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.12.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-12-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188612178
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18861217
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18861217
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-12
- Tag 1886-12-17
-
Monat
1886-12
-
Jahr
1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.12.1886
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Difttrelur täglich früh 6'/, Uhr. Kr-arli«« und Lrprßiliv» IohanneSgassc 8. Aprrchffundrn der Nrdaltto»: Vormittag- 10—12 Uhr. Rachniiiiags ö—6 Uhr. »er t>» Ave,»», ,,»^«i»»»t«r v>-nu><not» »»Hi ßch d>, «,»,«„» n,Ni verduidtich. Annadm, per für tzie nächsttolge,»« -,'«»»»» tzeftiinmtr, Inserate n, Wochriitagru tzis 3 Uhr Nachmittag», c.» Zonii- un» Festtagr» früh bis'/,» Uhr. 3« den /ilialrn für 2uf.-3lnnah»e'. Ott« Klrmm. Universtiällstraße L. Laut- Lösche. Kaiharlaeastr. 23 pari. u. KS,tg«pl»tz V. nur tzta <,S Uhr. 351. ripMr. TllMalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und GeschüstSverkefj^ Freitag ven 17. December 1886. Auflage LV,7SV. Adonnrmrntsprris viertelt. 4'/, Mir. tacl. Brinqerloda ö Mt., durch die Post tzrzv;rn 6 Mt. Jede einzelne Nun:mer 20 Pf Belegexeinplar 10 Ls. Gebüoren sür Extrabeilage, sin Tageblatt-Format gesalzt) «dne Postbesürdrrung SO Mt Mlt Postbes0rderuag 60 Mt. Inserate sgespaltene Petitzrile 20 Pf. Größere Schriiten tau« uns. Preisvrrzeichiriß. Tadcllarrscher u-Zifferniatz »ach höher« Tarst. lirllämen ««er dem Redactioa-strich die »gespali. Zeile 50 Ps. vordeuFamilieanachrichten die kq lpaliene Zeile 10 Ps. Inserate sind stets an die Expr-ttto» zu senden. — Rabatt wird »ich! gegeben. Zahlung i>r»eouu,«>rn„,to oder durch Post nachnahme. 8V. Jahrgang. Amtlicher The». Zschmnilmch«»-. Nachdem beschlosten beziehenttich in Aussicht genommen worden ist. vom 1 Januar 1887 an in den örtlichen Bezirken der unten verzeichneten. dem KrankenvrrsicherungSvcrbanv für Leipzig und Umgegend angehvrenden Gemeinden und selbst ständigen Gitter den Krankenversicherung»;»»««««» auf die Be triebe der Land- und Forsiwirthscbast zu erstreiken und letztere der (gemeinsame») Ortstraiikeiicaste für kripzig und Umgegend iuzuweisnt, so wird Solche» nach tz. 16 letzter Absatz de« Gesetze» voin 15. Juni 1883 mit dem Bemerken zur vfseul- lichcn Kenntniß gebracht, daß etwaige Aeußcrungra hierüber bi» zum 2V. diese» Monat» tei dem Unterzeichneten Amte anzubringen stad. Leipzig, am 1Z. December >888. KrankenverflcherunaSamt der Stadt Leipzig. V1»4025. vr. Sckmld. Scharlach. Landgemeinden and GatSdejlrker Rbtnaunkors, A»ger-Crotle»vors. Böblitz-Edrenbera inel. Varneck. Connewitz^ Dölitz, Eutritzsch. Gautzsch. Gohli». Aroßzschocher, Kleinzschocher, Lauer. Leutzsch mit Burgaue. Lindeuau, Lösnig. MenSdorf, Möckern, Mölkau, Neureuduitz. Neuschöneseld, Neusellerhausen, Neustadt. Oetzsch mit Raschwitz. PaunSborf, Plaawitz, Reudnitz, Schönau, Schöneseld, Schleußig, Sellerhausen, Stötteritz. SkUnz, Thonberg, LolkmarSdorf, Wahren. Windors und Zweinaundorf. Hierüber: Stadtgemeinde Leipzig. Vcliannlmaihllng. Im Grundstück de» Herrn Zimmermeister Han-Werök, Earolinenstroße Nr. 22. haben wir zwei nngeatchte Gchaalwaaaen »nd eine un-caichte Brüökeawaag» ,um Verkauf ausgestellt und «Verven Kaus-gebote daraus Naschmartt Nr. 1, 2. Etage, bei Herrn Inspektor Rrutsch, ri'tgegengenommen. Leipzig, den IS. December 1886. Der Stak- der Stadt Leipzig. l». 7122/1365. 1)r. Georgi. Stöß. Vekanntmachung. Jede Beschädigung und Peränderung der zur Regulirung her Elster l. Strecke obere und mittlere Abtheitung her» gestellten Bauten, Anlagen und Vorrichtungen, insbesondere der Tämme, Fluthbellen. Flulhrinnen, Gräben und Rasen» «lagen, sowie da» Geben, Fahren unv Reiten aus den Dämmen und in den Fluthbellen oder Flulhrinnen außer» halb drr dazu besonder» bestimmten Wege wird mit Geld strafe bi» zu 150 Mark oder Haslstrase bi» zu 14 Tagen geahndet. Die Eingang» bezeichnet? Regulirung umfaßt die Niederung drr bei Leipzig sich vereinigenden Wasterläuse von den reqel» mäßigen Flnßstrecken der Pleiße beim früheren Röbelwastrr» abgange und der Elster von der Rödelwassrrmünvung de« "lagwitz abivärl» bi» an die Flulhbrücke der Thüringischen senbahn bei Möckern. Leipzig, am S. December >886. Ib 4449 Der Rath der Stadt Leipzig. 1)r. Georg». Gr»i ,muih, Assessor. Nutz- und Vrennholr-Auction. Mittwoch, den 2». December o. sollen im Forst- kodiere Connewitz ans dem Kahlschlage Adlh. 10 l. von Vormittag» k» Uhr an: ak 24 Rmtr. Eichen-Nutzscheite I. und H. Elaste und 144 « Eiche»- 1 S n Weißbuchen- I 5 » Rüsten«. / Brennscheite, S » Ellern- und I S « Linden» ' H von Vormittag» 10 Uhr an: 70 harte Adranmhausen, »5 . Schlagretsighaufe» tLanghanfe«) und 10 Buad Dornen Miter den im Termine öffentlich ouShängruden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend vertäust werden. Znsammenkaaft: ans dem Holzschkage am Raschwitzer Fußwege und der Zwenkau» Chaussee. Leipzig, den t5. December 1886. De» Rath» Aorstdepntatlo». Weitznachls - pällrereivrrketzr. Am L«nn>a»e. de, 1». Terrmtzrr, «n» a« erste« Veit- «chlöseiert«,? wer»»« »ie Packrt-Annatzme» «nd «u»g«te- dktle« »er htrst,,« V-stämtcr wir a« de« w«chenta«en ssurt sei«. »t«, 1». Lecember 188». Drr »atserliche vder-PeAdirreter. «alter. Vekannlmachung. Dal für Ltzrifttane Selma »ahurr au» Rackschütz am 1». F«. »r«r 1683 von der Polizeibehörde In Ko»lau ausgestellt« Dirustbach «st vor längerer Zeit verloren gegangen. Lelms» Verhütung von Mißbrauch wird dlr» hiermit betaam gtmach'. Leipzig, de» 41. December 1886. .. . Da« P»ltzela«1 der Stadt Ltidzl, ll. 8666. Brelschneider. staldix. Jitchtamtlicher Thetl. Deutschland und Rußland. Der Gruudsehler. an «velchem die auswärtige russische Politik leivet, ist ihr Mangel an Aufrichtigkeit. Ein höchst deschämenkr« Zeugniß für diesen Mangel hat d«, russische Regierung sich durch ihren jüngsten Erlaß an die Prest» selbst auSgestekt. Einigr russische Blätter werden darin wegen ihrer beutschseinblichen Haltung getadelt, «nd be diesem Anlaß wird der Wunsch ««»gedrückt, daß gut, Beziehungen »wischen Rußland und Deutschland wie schon seit längerer Zeit beständen und sich durch «ehrsach«Proben bewährt hllttni noch lang« Jahr» sortdanern »ögm. Da« Schlimmste « dvsem Erlaß ist, daß a seine Entsteh»», nicht de, schien kntschließung seine» Verfasser» verdankt, sondern daß dazu erst die Anregung de- deutschkn Botschaslrr» rrsorkrrlick war. Angeblich waren die Klagen de« General» v. Schweinitz über die deutschfeindliche Haltung russischer Blätter erfolglos eblieben, der erwähnte Erlaß zeigt jedoch, daß diese iachricht unrichtig war. Die Wirkung ist vielmehr täiker gewesen, al» man erwarten durste. Die Ehren erklärung für Deutschland ist so rückhaltlos, baß sie kaum etwa» zu wünschen übrig läßt. Insofern bars man den Er laß mit Genugthuung begrüßen, er beweist wenigsten», daß die russische Regierung e» gegenwärtig siü vorkheilbast hält, mit Deutschland nicht osten zu brechen, aber weiter and nicht«. Wer aus dem Erlaß den Schluß z eben wollte, baß Rußland »un wieder drr beste und zuverlässigste Fkeunv Deutschland» ei, der würde sich de» Borwurs der Leichtgläubigkeit nicht ersparen können. E» ist überbanpl ein schlimme» Zeichen Uc den Werth freundschaftlicher Beziehungen, wenn sie wieder holt durch Verdächtigungen und gegenseitiger Mißtrauen gr- IrUbt werden; solche Unterbrechungen binterlassrn Spuren und werden von dem qrundlo» angegrifsrncn Theil nicht so tricht verschmerzt. Mißtrauen hat von jeher mit Recht nl» der Tod der Freundschaft gegolten. Wie ist r» auch mög lich. einer Ma ht zu vertrauen, welche so leicht in ihren FreundschaftSgejüblen zu erschüttern ist, wie die russische- Wenn russische Blätter Deutschland beschuldigen, daß e» durch seinen geheimen Widerstand die russischen Pläne durchkreuze, so ist da« der schwerste Borwurf, welcher der veutschrn Regierung von einer befreundeten Regierung über haupt gemacht ioerden kann. In diesem Borwurs liegt zu gleich da» inbirecle Emgeständniß, baß die russische Politik die Zweitheilung in offenen und geheimen Widerstand al« elbstverstänblich betrachtet, denn man sucht Niemand hinter der Thür, ivenn man nicht selbst dahinter gesteckt hat. Nun zeichnet sich aber die deutsche Politik bekanntlich vor ver Politik anderer Mächte durch ihre Aufrichtigkeit vorlheilhaft au» und, abgesehen von russischer und französischer Seite, ist diese Aufrichtigkeit auch niemals bezweifelt worden. Un mittelbar nach dem Ausbruch veS bulgarischen Aufstande» vom 21. August war in der „Nordd. Allg. Zig." zu lesen, daß diese und andere Bewegungen Bulgarien» Deutschlands Interessen nicht berühren, und nach dieser Grundanschauung ist die deuische Politik in veirch Bulgarien« stet» ge» handhabt worden. Wenn Rußland der deutschen Regierung einen Vorwurf machen kann, so ist e» brr. dag sie au» allzu peinlicher Rücksicht auf die guten Beziehungen zu Rußland ihren natürlichen Negungen für den Fürsten Alexander Zwang angelhon und vie Fehler desselben stärker hervorgehobeu hat, alS vie öffentliche Meinung in Deulschland zu billigen vermochte. Auf Seite Deutschland» waltete das eifrige und unverkennbare Streben vor. Rußland m der Ver- olgung seiner Orieni-Interesten in keiner Weise i« den Weg u treten und als Grenze nur die klaren Bestimmungen des Serliner FriedenSvertrag« inne zu Hallen, an deren fort- bauernder Geltung alle Unterzeichner dcS B-rlinrr Friedens da» gleiche Intereste haben. Diese Politik war Ven Verhält nissen so angemessen, so offen unv annehmbar für Rußland, baß man nicht begreift, wie es möglich war. baß trotzbrm vie hämischen Angriffe der pauslawist>sche»P,este gegen Deutschland von der Regierung RuglaudS ohne Einspruch grduldel iverben konnten. Rußland» Regierung hatte vollkommen außer Acht ge losten. daß Oesterreich Ungarn aus der Balkanhaldinsel ganz andere, weit größere und seine Existenzbedingungen berührende Interesten wahrzunehuien bat als Deulschland. Wenn der ungarische Ministerpräsident Tisza und nach ihm Kaiser Franz Joseph selbst und sei» Minister des Auswärtigen Gras Kalnoky die selbstständige Eulwickelung der Batkanstaalen nach Maßgabe der Bestimmungen beS Berliner Verlrags als die Richischnur der österreichisch - ungarische» Orientpolitck bezeichncten, so waren das Ku»bgcbu»gen einer uuS eng ver bündeten Macht, für welche diese allein die Verantwortung u tragen und dir Kritik ihrer Handlungsweise zu bestehen >atte. Rußland aber fand eS für gut. Oesterreich- Ungarn unv Deulschland in einen Tops zu werfen und die Zurückhaltung DeulschlaadS als geheime Begünstigung Oesterreich-UnaarnS nuszusastcn. DaS war ein Mangel an politischer Klugheit uns politischem Tact. ES ist streng zu unterscheiden zwlscbc» der öffentlichen Meinung und der Politik der ReichSregierung in Deulschland. Die öfsentliche Meinung in Deutschland nahm von Anfang an Partei für den Fürsten Alexander und sie verurlheilte da» Vorgehen Rußland», besonder» die Einmischung m die inneren Angelegenheiten Bulgariens, welche durch den Genera! Kaul- barS geschah, aus baS Entschiedenste, aber damit war kein Eingriff in die Sphäre der RegierungSpolilik anSgedrückt, die Maßregeln, welche die Regierung ergreife» wollte, um Deutsch- tanv« Interessen wahrzunehmen, bl.eden ihrer Einsicht anheim- gestellt, vorausgesetzt, daß ihre Richtigkeit durch den Erfolg erwiesen wurde. Ganz ander» liegen die Dinge in Rußland. Dort giebt e» keine öffentliche Meinung im ronstitiilionellen Sinne, die Regierung bringt ihren Willen zur Geltung, gleichviel, ob die Unterthanen damit einverstanden sind eder nicht, und des halb ist auch da» Ausland berechtigt, Auslastungen der russischen Presse mit ganz anderem Maße zu messen, als i» Ländern, in welchen die Presse sich eine gewisse Unabhängigkeit rrkämpst hat. wie in Deutschland. Es ist klar, baß auch die russische Regierung sich nicht dauernd in schroffe» Gegensatz mit den BolkSwUnschen setzen kann, auch sie ist von der öffentlichen Meinung ihrer Unterthanen. wenn auch in anderen, Sinne abhängig, wir da» in constitutionellen Staaten ver Fall ist. Aber ganz sicher erfolgten vie Angriffe der russischen Blätter gegen Deutschland nicht nur unter stillschweigender Duldung der russische» Negierung, sondern im Einversiändniß mit der selben. Rußland» Negierung hat jetzt eingesehen, daß sie ihre Macht Überschätzte, als sie alle Hebel in Bewegung setzte, um ihren Willen in Bulgarien im Widerspruch mit der öffentlichen Meinung de» ganzen Übrigen Europa zur Geltung zu bringen u»v deshalb bequemt sie sich jetzt zu einem Rückzüge, dessi Werth aber ja nicht überschätzt werden darf Mau darf nicht vergessen, daß die bulgarische Fürsten srage in der Schwede ist, daß für Rußland Alle- eara» ankommt, die bulgarische Regierung zu stürzen unv gefügige Werkzevge an ihre Stelle zu setzen. Die Aufnahme, welche die dulgarische Deputation in Wien gesunden hat, ist in St. Petersburg aicht ohne Eindruck geblieben, und alle Brand» artikel Kalkow'» «nd seiner Sippe haben e« nicht zu hindern vermocht, daß auch in Rußland voll« Klarhnt den stKißer la»d stand Willen in Bulgarien mit Gewalt durchzusühre« oder den Rückzug anzutreten. Untersuchungen, welche über da» Maß ver Kräfte der bethelligten Mächte anarstellt worden sind cbeinrn zu dem Ergedniß geführt »u haben, daß Rußland gut thut, einstweilen mit der Entscheidung noch zu warten, daß e» aber seine Politik von Grund au« geändert habe, wird Niemand zu behaupten wagen. Leipzig, 17. December IMF. * wie officiö« gemeldet wird, hat die Neu-Gulnea- Compagnie dir Bitte au»g-sprochen, den ihr für dir deulschen Besitzungen in Neu «Guinea «rtheiltrn kaiser- ichea Scbuybries aus diejenige Gruppe ver Solomon-» aseln (fälschlich werden dieselben immer Salomon«i»seln genannt) antlzubrhnen. welche aus Grund de» unterm 6. April d. I. zwischen Deutschland und England getroffenen Uebrreinkommen» zur deutschen Machtlphäre gehören. Der Bille ist seiten« Sr. Majestät de« Kuiser« willfahrt und dürste die bezüglich« Publikation in diesen Tagen erfolgen. * Socialvemokratische Redner rechnen c«sich häufig al» besondere» Verdienst ihrer Partei an. zu der social« politischen Res o rmgesrtzgebu ng, wie sie in den Unfall» und Krankenversicheruiig-gesetzen voriiegt, den Anstoß gegeben zu haben. DaS mag insofern richtig sein, al» ohne die socialistische Bewegung, welche die allgemernste Aufmerk- amkeit auf die Laac de» ArbeiterstanLe» lenkte, vielleicht bei >en maßgebenden Jactoren der Entschluß zu einer großen ocialresormatorischrn Gesetzgebung nicht so rasch gereist unv ur Ausführung gebracht worden wäre. Bei dem Zustande» »ringen VeS Werke», bei der Hinwcgräumung der unendlichen Schwierigkeiten, bei der Busfiiidung der richtigen Mittel und Wege aber haben die socialdemskrotischen Abgeordneten nicht da« Mindeste gethan, wie sie auch schließlich gegen die sociai- polilischea Gesetze gestimmt haben. Dann haben die Agitatoren dieser Partei ihre Ausgabe darin erblickt, die Wirksamkeit der in Rede stehenden Gesetze möglichst zu durch kreuzen und zu erschweren, den Arbeitern «nzureben. daß die R-form werthlo» fei. und da« Gefühl der Befriedigung bei denselben nicht auskommen zu lasten. Wenn die Partei führer dann doch von Zeit zu Zeit da» Bedürsmß fühlen, sich ein« gewisser Verdienst um da» Zustandekommen dieser Gesetz gebung zuzuschreibrn, so beweist da» aus« Schlagendste, daß der Werth ver Reform dock auch in Arbeiterkreisrn mehr und m.hr zur Aaerkrnnung kommt. Ein ganz ähnliche» Verfahren -rwtet auch die Fortschrittspartei. Sie steht Viesen Ge- ver Über »aß auch in Rußland voll« Klarhei de» General» Kauldar» verbreitet iE Ruß» dies« Ersahrnng v»r der Alternativ«, fei«. beobachtet auch die Fortschrittspartei. 'etzen womöglich noch seinksrliger gegenüber al- die Eocial- bemokraten: sir kämpsl sorlwährenv mit Hohn, Geringschätzung unv Widerspruch dagegen an und legt ihnen alle möglichen Schwierigkeiten in den Weg. Da» hindert sie aber nicht, zu gleicher Zeit wieder zu klagen und der Regierung einen Vor wurf zu machen, daß da» Werk so langsam voranschreitet, unv aus rasche Fortführung zu drängen, bei der sir dann doch wieder die e»lsch,rbenste Opposition macht. Nock jüngst in der Berliner Wahlbewegung schlug Herr Klotz diesen Ton an. Wir ersehen daraus, daß eS auch Arbeiterkreisen grgrnüber nicht immer für rathsam gehalten wird, sich mit der Oppo sition gegen di« praktische Äocialresorm zu brüsten, wenn auch da» Streben nach Erregung und Nährung von Unzufrieden heit gleichzeitig gebietet, da» Forlschreiten und die Wirksam ke>t dieser Gesetzgebung möglichst zu erschweren. Wenn erst einmal diese Reform noch weiter vollendet ist, sich eingelebl bat und ihre Wohlihaten den Betheiligten handgreiflich zum Bewußtsein gekommen sind, werden wir noch erlesen, wie die Legende sich bildet. Niemand Ander» al» die Sociaidrmo» kratrn und die Fortschrittspartei haben den Anstoß dazu ge geben und sich um da» Zustandekommen de» Werke» verdient gemacht. * von der bayerischen Grenze. 15. December, wird un» geschrieben: ,.E» ist gewiß ausfallend, daß in der kvnigl. bayerische» Gewehrsabrik in An-bach so flott gearbeitet wird, daß selbst die Nacht zu Hilfe genommen werden muß. Bisher waren daselbst auch viele österreichische Arbeiter, darunter eine Anzahl militairpflichtigrr Personen, beschäftigt. Diese sind jetzt sämmtlich abberusen und in die österreichischen Äewrhrsabriken commandirt morde», wo an der Herstellung der neuen Repetirgrwehr« ebenso flott gearbeitet wird wie in Bavrrn." - Au« Baden, 15. December, wird un» geschrieben: .Au» Karlsruhe wird die Verhaftung eine» angeblichen französischen Osficier» gemeldet, der al» Spion Zeich- nungen der Festung Rastatt ausgenommen hat. Der Olsicirr wurde in Karlsruhe in seiner Wohnung verkästet, und sollen dabei wichtige miliiairisch« Pläne >c. beschlagnahmt sein. Der Verhaftete verweigerte jede Au-kunst über seine Person rc. Wa» a« dieser Meldung Wahre« ist. biridt noch auszuklären.' « * « * Der vatikanisch, Correspondent der „Politischen Corrrspondenz" berichtet au« Rom, 12. December: Die liberale Preste ln Italien «rSrtert lebhaft eine An spräche, welch» der Papi« vor Kurzem nach der gewohnten Advent predigt «n die LardinSIe «rrlchie« und in der er seinem Schmerze und seiner Entrüstung über vie bedrückte Lage de» Papstthnm«. über den erbitterten Uamvi der Italteniichen Liberalen gegen di« Kirche und über dlr Duldung der gegen Papst und Kirche gerichtete» An griffe seiten« drr Behörde« Aaldruck gegeben habe« satt. Die libr raten Blätter ereifern sich deftig gegen die Aeuheranqen de« Papste« und bezeichnen dieselben geradezu -i« eine Kriegserklärung. Letztere Behauptung bat in den vatikanilchrn Kreisen eher erheiternd gewirkt nt« Unwillen henwrgernsen. L» ist in der Iha» ei», mehr komische nt« empörend« Enisiellung der Wahrheit, wenn ei, Papst von dem wilde», inoffenstvn, Wesen Leo »IN. als streitdere« agressiveS Oberhaupt der «>r»e hingestekl« wird, da« de, Lideraten den geht. Handschuh hinwerse. Uebrigen« könnt» «an. selds, wenn di» «enße rnngrn de» Papstes noch Io heftige» Aatnr gewesen wärrn. «Ich, von einer Kriegserklärung gegen dir Liberalen sprechen, da der Papst sich in einem vollständig intimen Kreis« ««»gesprochen hat. Rebftdem frag, e« sich sehr, ob d>» «orte de« Papste« i, den Darstellungen der liberalen Blätter treu wledergegeben sind. Di« Lösung de, Frage, betreffend die kathalische Kathedral« ln Peking, hol im Vatikan lebhafte Besrledigaag hervargerusen. Da« Dekret de« Kal er« non China, durch welche« die An««Iegeuh»it ge- regelt wird, spricht von drm Papste «n «»«dracke- der höchsten Ehrerbietung. Die Meldungen aber da« Befinden de« Cardlnat-Staat-secretalr« Iaro bint stad übertrieben. In seinem Znstand iß «verding- keine Besserung rsngetrete». derselbe dlrgt aber »i«d»r kein« »nmititidarr «ekahr ft»r da« L'be» de« «ardinal«. Selbstvrrftändlich ist Msgr. Jacob,»i nicht i» der Lag», de» Sta»t«g«schäst», «ft de« srührrrn Etser »a oblieg». * Der italienische Krieg-minister General Rieolti hak einen Sesetzentwnrs aulgeardeitet.wonachmne Eommuual- »Ui» »nsgeftelll »m:de« soll, um i« Inland« di, Territorial- rrserv« zu ersetze», welche drr aktiven Reserve Nachfolge» würde. Auch die sofortige Revision de» Keslliiig-matrricii) und de» Proviant» in den Milltairmagazinea ist angeordn t worden. * Ter „Politischen Corrrspondenz' geht au» Konstan» tinoprl, 11. Dccc»lber, der folgende SitualionSbericht zu: Trotz der mehr oder minder begkündeicn Friedea-au-sichie» und ungeachtet drr ln dea hiesigen polnischen Kleilrn gehegten Hoffnung, da» die Annahme drr von der Türkei unlerstützlen Landiduiur ve.- Fürsteii Nikolaus von Mingrellen seiten« der Mächte der bulga- riichen Kiisc ein Ende sitzen werde, setzt die Türkei ihre Rüstungen zu Wasser und zu Land unausgesetzt sort. Neue R-cruten laiigen i>- Häustier Folge hier an, und »S werde» Truppen nach er oslrumelischen A>»»ze dirigirt. In neuerer Zeit wird den Belestigunqen au den Dardanellen die meiste Ausmerk- amkeit geschenkt. Nach einer durch höhere Osficirre vocgenom- menen Jnspicirung der dortigen Wecke ist man zur unverzügliche» Beseitigung der dabet wahigeno,„menen Uebeiständ« geschritten, uad nunmehr ist man damit bischäuigt, di« Armirung der weder, hrrgestelllen Werke zu compleurea. Küijlich wurden zwei Geschütz' chweren Kaliber- dahin geschafft, und ma» spricht davon, daß noch mehr schwere Stücke diese Beseitigungen sichern werden, welche die kaiserlich« Regierung zu uneinnehnibareu machen will. Aach ist die Rede davoa, dea Eingang zum Schwarzen Meere »u brsesttgen, und oll etoe Commission zn diesem Uchusc dahin abgeheu. — Kürzlich wncdea in Aegeuwart einer Commission unter Borsitz de« Muschir Derwisch Pascha Lchießversuche mit sechs verschiedenen Gewehr- modellea vorgtnommeu. Di- Coinmiision sprach sich nahezu limmeaeiahellig zu Gunstea d«S M 'uier-GrwehreS au-, voa welchem zwei Kalidergattungen Vorlagen. Die andere» erprobten Systeme waren: ela belgische«, rin österreichisches, el» Martini- na» rl» ischklß-Eiwehr. Die Stimmung drr türkische» Kreis« ist znrStnnd«sehr gerrlzt gegen England. Es wird gegen Letztere« dersarmrlle vor- wurs erhoben, daß eS einzig und allein die Schuld trage an drm schlechten Zustande der Dinge in Bulgarien and ln erster Linie für die möglicherweise noch aus der verwirrten Balkaasrog« eatstehende» Folge« verantwoitlich sei. Wenn England zn Beginn der bul- arischen Ereignisse nicht eine unzeilgemäße Opposition gegen dir Vtederherftellung de- »tat«, quo ante gemacht hätte, wäre e« drr Türkei — Kraft ihrer legitime» Rechte — möglich gewesen, in drr dalgartschen Frage und vielleicht mit Ersalg, di« Initiative zn er greifen. C« sei daher nicht zu verwundern — spreche, sich di« afft der Psort« Fühlung nnterhaliendea Blätter »n« — daß di« Türkei In lleberelnftimmung mit Rußland von ihren seiten« England »nr zu lange verkannten Rechten Gebrauch machen wolle, tadem ste energisch für die Regelung »er Lage in Bulgarien rintrete. Dir Türket werde anch bester at« England in einer Sach« Vorgehen können, welche ihre wichtigsten Interessen berührt, ond werde auch nicht genöthigt sei», zu Winkelzügen ihr« Zuflucht zn nehme», klebrigen- ist derlei »ich! nur in türkischen Blätter» zu lrsru, mov kann vielmehr die vorstehend wiedergeaebeaeu Anschauungen anch von türkischen EtaatS-Fuuctioaalre» offen «nd n»»«»»»dr» an«, spreche» hören. * Der Lonserenzau«schuß der beiden Häuser de» nord- amerikanischen Congressr« hat beschlosten, im Interesse de« Handels eine Bill zu beantragen, welche dazu bestimmt ist. die Eisenbahnen zu controliren und durch die Ernennung einer Commission zur Regulirung de» Bahawesen» .Pool»' und »ungerechte Frachttarife" z» verhindern. Telegramme au» Washington besagen, daß die Coiiserenzbill angenommen werden wird, uad daß die Elsenbahndirectoren keine besonderen Einwendungen dagegen haben, obwohl Alle» voa den Persön lichkeiten der vom Präsidenten zu ernennenden Mitglieder bei Commission abhängen muß. Stiftungsfest der Lausitzer Prediger- Gesellschaft. »r. Leipzig, 15 December. Da- 170jShriar Stiftungs fest. welches gestern die 8ao. 1>u» 8or. seierte, verlies ja wohihast er hebender Weise und wurde durch die Anwesenheit des keetor maoviüou,. einiger Prosessorrn und einer Anzahl aller Herren und verirrter verschiedener Vereinigungen ausgezeichnet. Nach '/,2 Uhr versammelten sich dir Feftiheilnehmcr lm kleinen Saale de- Evangelischen Verein-Hauses, wo die ernste Feier mit drm Lied«: „Ein srstr Büro ist unser Gott!" rröffart wurde. Hieraus hielt Herr »ruck. Fritz Schönste eine Ansprache, in welcher er zunächst die Versammlung heg, üßie uad den allen Herren, iowie den Prosessoren und Gäste» Dank für ihr Erscheinen aussprach. Er erinnerte sodau» daran, daß da- in seiner Art einzig dastehend« Fest aas einen Zeitraum voa 170 Jahren znrückweise, in de», sich manche- große Ereigniß abgespielt habe, und er wir» dann daraus hin. daß die Besillschast al- älieste theolostsch« Verbindung in Deatschland (am 10. D-crmber gegründet) immer da- Luthrrihum und da» Drutschthum hcchgehalien habe. Zu den Bestrebungen der Briellschaft in dem verflossenen Jahre übergehend, sprach er au», daß der Segen de« Höchsten aus der Arbeit geruht habe, und daß dir Mitglieder wohl Uciache hätte», ou«t»rusra: Herr, wir sind viel z» gering all drr Barmherzigkeit, die du au uns gethan hast. Mit Wünsche» für d>« Zukunft und mlt Gebet schloß der Redner seine Anlprach«. «nd nun folgte der Festvortrag de- Herrn Ioh. GSttschiog über da- Thema: „Apolloain- von Tyana und Christus". Der Redner überblickte in der Einleitung die Zeit der Anfänge de- Chrlstenthum«, in ivclchcr dasselbe von allen Seiten bekämpft wurde, uad er zeigte dann namentlich, wie man dem Stifter de- Chriftenthnm». ia besten Person der Ker» der ganzen Lehr« lag, d«a Avallvniu- eatgeqenstellte, wie man den Philosophen von Tyuua vergötterte, ikm Tempri, Bilder, überhaupt einen vollständigen EultuS widmete. Doch wurden auch die Stimmen Derer berührt, die iu ihm nur einen Gaukler und Betrüger Iahen. Recht gründlich wurden nun die Bilder auS dem Lebe» de» AvollonmS vorqelührt, uad aus die Parallelen zwischen Christus uad ApvilouiuS hin- gewiesen. Auch »m die Geburt de- Letztere» gruppiren sich Wunder, er thut dann selbst auch Wunder, weck. Tobte aus, und hatte auch vor dem Bericht zn leiden. Der Vortragende gedachte dann der Urlheile der Deisten, di« ven ApollouiuS über Edristuin letzien, zog aber dann alt Echloßrejuilot da» Ergebnis: daß da- Leben de- Apolloniu-, wie e- voriiegt, mehr Roman al« Geichichiswerk ist, und daß die Parallel« zwilchen Lhriftu» und Apollnniu- ggnzlich ziirück zu weisen ist. Mit dem Spruche: Es ist in keinem Andern Heil, schloß der Redner seinen Vortrag, der ebenso von tüchtigem Studium wie von gewählter Diktion zeugle. Daran knüpfte „ch eia latriaitcher Bericht über da- verflossene Berrinsjahr von M. Fetische, Secretair de- Verein«. Derselbe gedachte der Innern nn» äußern Geiell>chast».v'idaitnisse tm Allgemeinrn und Speciellk». dankt, Denen, »ie sich Verdienste um da« Gedeihen drr Gesellschaft erworben haben, «ad sprach schließlich Wünsche für das «ettere Wirken derlelbe» au«. Mil Gesang und Gebe, ichloß die Feier. Da- daraus lolqeade Festmahl wurde im Plaueuschea Hose abgeholteu »ad war sehr zahlreich besticht. Auch hier Hollen di« Festgenoste» die Freude, den Herrn kector maxviüou» Prosrssvr Schmidt, Herrn Pastor Zinßcr, Herrn Diakon»- Schuch und mehrere alte Herren unter sich zu sehe». Nachdem Herr Sch Sacke al- Seular bat Mahl eröflaet »ad die Aawesenden deqrügl holt«, ftlert« Here Bnchhrim die Verdienste de- Herr» Universität-» Rrrtor» »nd brachtr de» ersten Toast aus denselveo aa-, welchrr ia einer längere» herzliche» »,d bedeuiiamea Red« aus di» eng» Brr- dindnna der Prasestarr, «il dr, Einzeiae», aal den evangelisch», nutz ' wlflenschaftlichr» Ctznend«, «ft de» dn Lehn, dr» Schüler» verletz«.
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