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Nummer 74 — 25. Jahrgang «mal wvch. «ezug»prei« für April 3 M. einschl. Bestellgeld. Anzeigenpreis«: Di» Igesp. PetttzeU« »0H. Stellengesuche i» L. Die Petitreklamezeile. 8S Mlli. Meter breit. 1 ^t. Osfertengebühren für Selbstabholer LV L. bei UebersenduNg vurch bi« Post au herbem Portozuschlag. Einzel-Nr. tv Sonniags-Nr. 18 L. SiicklWie Sonntag, 4. April 1^L6 Leistung —. . ^ rus übermitt. Anzeigen übernehmen wir keine Der. antwortung. Unverlangt eingesanbte u. m. Rückporto nicht versehene Manuskripte wer», nicht oufbeivahrt. Hauptschristleit.: Dr. Joseph' «lbert. Dreien. volrsMuna Leit 1830 imr-Ulm Vrerüen - I'l'SIINItl'lIll Geschäfteftelle, Truck und Verlag: Saronia- Buchdrucker», GmbH., Drcsden-A. >, Poliersiratze 17. Fernrus LIVlL. Postscheckkonto Dresden K7S7 Bankkonto: Bassengc L gritzsche, Dresden. Für chrislliche Politik und Kultur Redaktion der Sächsischen Volkszettuug Tresden-Slllsladt l. Polierslratze 17. Ferimil 207ll und RvtS. Ostern 1926 Gib! es eine politische Osterbotschast? Deutschlands Stellung zum Völkerbund: diesem , für die Zukunstsgestattnng der Weltpolitik und Weit- ! geltung bedeutungsvollen Problem galt die zweitägige Aussprache im deutschen Reichstage über den Haushalt des Reichsaußenmiiristerüims. Dabei schieden sich die Geister je nach der außenpolitischen Gesamteinstellung der Parteien. Wägend Deutschvölkische und Kommunisten grundsatzgetreu jeden Eiulritt Deutschlands in den Völker bund, wie in Vergangenheit und Gegenwart, so auch für die Zukunft scharf ab lehnten und auch die Deutschnatio- nalen, allerdings in wesentlich gedämpfter Tonart, der Regierungspolrtik entgegentraten, stellten sich die Regie rungsparteien und Sozialdemokraten geschlossen auf den Boden der von: Kanzler und vom Außenminister über zeugend vorgetragenen Rechtfertigung. Natürlich müssen wir entscheidenden Wert legen auf unsere völlige Gleich berechtigung und Gleichwertung in: Völkerbund; wir müssen Sicherung haben für die uns gebührende Stellung wie im Völkerbund, so namentlich auch im Völkerbundsrat und wir müssen nicht an letzter Stelle auch die Rück wirkungen des Locarnowerkes auf die besetzten Gebiete deutlich in die Erscheinung treten sehen. Das ist in dem von den Regierungsparteien emgebrachten und von der großen Mehrheit des Reichstages angenommenen Ver trauensvotum klar und unzweideutig zum Ausdruck gebracht. Darüber darf weder im Jnlande noch im Auslande ein Zweifel aufkommen; nicht nur für Deutschlands Auf stieg, sondern weit darüber hinaus für Europas Wieder aufbau, für Gesundung der Weltwirtschaft, für Festigung des Weltfriedens ist Deutschlands Eintritt in den Völker bund als gleichberechtigter und seiner Bedeutung entsprechend gewerteter Faktor von ausschlaggebender Bedeutung. Dieser Tatsache sollten alle beteiligten Länder gerecht werden. Deutschland darf mit Fug und Recht erwarten, daß seine berechtigten Ansprüche nicht mit theoretischen Friedensbeteuerungen und Höflichkeitsformen beant wortet, sondern uneingeschränkt erfüllt werden. Mögen Rauhreif und Nebel von Genf der Frühlingssonne weichen und ziclbewußte Sommerarbeit ersprießlicher Herbsternte dienen. Reichsminister a. D. On. Bell Vizepräsident des Reichstages. ^ Nach wie vor bietet der Völkerbund ernste Probleme. Nicht bloß nach der organisatorischen und politischen Seite, sondern auch nach der sozialen und kulturellen. Es wäre jedoch völlig verkehrt, durch Tagesereignisse und Stimmungsmomente dem Völkerbund lediglich ver neinend gegenüberzutreten. Eine derartige Haltung wäre gleichzeitig durch und durch lebensunwirklich, weil sie Imponderabilien in der Weltpolitik übersehen würde. Zum anderen würde eine lediglich verneinende Stellung nahme gerade unserer Weltanschauung am wenigsten ent sprechen. Gerade sie ist auf universelle Zusammenhänge der Völker und auf Völkerversöhnung positiv eingestellt. Gewiß ist es notwendig, zwischen dem Völkerbund der Idee und dem Völkerbund der Praxis zu unter scheiden. Aber wer den Mut hat, den Völkerbund in der Idee zu bejahen, soll die Mühe nicht scheuen, an der Gestaltung eines brauchbaren Völkerbundes der Praxis mitzuarbeiten. Freilich bedarf es dafür eines inneren Glaubens und eines persönlichen wie nationalen Bekennt nisses zur Macht sittlicher Ideen. Prälat 0i». Georg Schreiber, Universitätsprofessor, M. d. R. »DLL SLkvrLlNQLS »II, unä »»»»»»«»»ItlMU«, «I« iNireieee, rinnen, kllltcken, fteuteSt«. Pickel, putlein n.». V. ri» vertreibe», deetekt in tlittciiea V,,cbunr«a mit <Ier «edlen ,«» d«o»»n» « Le.. keckedchü. vd«r»l> erUitiicd. Der Völkerbund, dessen Organisation in Genf bei der seit seinem Bestehen bedeutendsten Tagung gründlich versagt hat. muß Mittel und Wege finden, uni ähnliche, das Ansehen des Völkerbundes schädigende Vorkommnisse zu verhindern, und denselben möglichst schnell den ihm zugedachten Arbeitsgebieten znzuführen. Offenes, ehrliches, lopales Handeln und Verhalten aller Beteiligte» muß in Zukunft erster Grundsatz sein. Nur dann ist ein solch großes Gremium von Völkervertretern der ganzen Welt aroeitssähig und in der Lage, die großen, von ihm zu erreichenden Ziele der Herbeiführung der politischen und wirtschaftlichen Völkerverständigung, zu der die Not aller Völker hindrängt, der Verwirklichung näherznbrrngeir. Zweifelsohne hat das Ansehen des Völkerbundes durch das Genfer Trauerspiel in den Augen der ehrlich denken den Welt einen starken Stoß erlitten. Es wird die Sorge der an diesem Vorfall beteiligten Mächte sein, die unbe hinderte. reibungslose Arbeitsfähigkeit aus schnellstem Wege herbeizuführen. Die wirtschaftliche Lage Deutschlands hat sich ohne Zweifel gebessert. Der bisher lähmend auf dem Wirt schaftsleben ruhende Druck des Geldmangels bat eine entschiedene Erleichterung erfahren. Die Geldslüssigkeit hält an, sie ist geeignet, das geschwundene Vertrauen und die Unternehmungslust allmählich zurückznbringen. Die wirtschaftliche Verständigung mit den westlichen Industrieländern befindet sich in günstigem Fort schreiten und geht der Verwirklichung entgegen. Mögen die Osterglocken, welche die frohe Botschaft der Auf erstehung in das Land hinausjubeln, glückbringende Vor boten der allmählich einsetzenden Gesundung und Erholung des gesamten werktätigen Lebens in unserem Vater lande sein. k. c. Florian Älöekner, M. d. R. — Unbekümmert um unsere kleinen Alltagsnöte und -Sorgen geht das große Leben in der Natur sowohl wie im Zusammenwirken der Menschen und Völker seinen Weg. Das Osterfest naht und mit ihm hält der Früh ling seinen Einzug. Ein Notjahr liegt hinter uns, ein neues Glied in der Schicksalskette des deutschen Volkes, ein Notjahr sowohl für den Einzelnen von uns. wie für unsere Wirtschaft und unser Volk. Die Urkraft des deutschen Volkes ringt mit dem Schicksal, ein Kampf zwischen Licht und Finsternis. Möge mit beginnendem Frühling die schwere Krisis und damit der physische und seelische Druck von unserem deutschen Volke weichen, ans daß ihni ein Ostern werde, ein Frühlingssest und ein Fest der Auferstehung. Das wäre die schönste wirtschaft liche Osterbotschaft. Die Räder der Weltgeschichte rollen weiter trotz Weltkrieg und Völkerschicksal. Sieben Jahre sind ver flossen, seit der vertragliche Friede geschlossen wurde. In zähem Kampfe ringt seitdem das deutsche Volk um seine politische Selbstbehauptung. Die wiedererwachende Selbstbesinnung um das aufgerüttclte Gerechtigkeits gefühl haben uns allenthalben Bundesgenossen erwachsen lassen in diesem Kampfe. Stärker als die Einsicht der Führer wirkt die gemeinsame wirtschaftliche Notlage hin auf einen erneuten, engeren Zusammenschluß der Nationen. Wenn wir auch nach dem betrüblichen Schauspiel in Genf den Völkerbund in seiner jetzigen Gestalt keineswegs für ein Ideal ansehen, so halten wir doch den Gedanken des Pökerbundes als solchen aufrecht und wünschen und hofften, daß auch der von uns beabsichtigte Schritt dazu beiträgt, für Deutschland den Platz wieder zu erringen, der ihm mit Rücksicht auf seine Geschichte und seine Be deutung als Kulturnation und Kulturpionier in der Welt zusteht, eine führende Stellung, einen Platz an der Sonne. Das wäre die schönste politische Osterbotschaft! v,-. A«slin-e» Reichsminister für ErniHvung und Landwirtschaft. Die 'Auferstehung und das Leben „Erhebet euch, ewige Pforten, eintreten wird der König der Glorie!" So durchbricht triumphierend schon Sieggesang die ernste Matutin deS Karsamstags. „O Tod. ich werde dein Tod sein!" So braust es noch einmal ans in den Landes. In der Gloriamesse aber kennt der Vorjubel schon keine Grenzen mehr. Immer von neuen: aufslutend wogt aus dem Tal der Tränen in die Himmel hinein das endlose Frohlocken der Christenheit: Alleluja, nlleluja, alleluja! Ter Tcinpelvorbaiig des allen Bundes ist zerrissen. DaS Siegel Roms liegt zerbrochen. Der Erbe ist da. der Aiiferstandene. Tief klafft der Felsen von Golgatha in die Abgründe der Natur. Das Totenreich hat gebebt. Die Mächte der Finsternis haben gezittert. Das neue Reich ist da. Alleluja! Wie ein Eroberer ist es gekommen. In seinem Trimnphgcsang erklingt die Stimme des Jubels, der sich steigert zum kecken Ueberrnut. Es ist nicht kleinliche Schadenfreude über die Listen des Synedrinms, über die entsetzt davongeslohenen Legionäre, über Pharisäer, Pilatus und Herodes. es ist nur Nachhall jenes Lachens in der Menschenbrust, das Widerhall göttlicher Größe ist. Darf er nicht spotten seiner Feinde, der Ewige? Ist es nicht lächerlich, wenn Menschen ihn einsperren in ein irdisch Grab? Wenn Mcnschcirweisheit sich zusammenschließt wider seinen Ratschluß? Wenn Tod und Finsternis ihre Gespensterschatten setzen Wider sein Licht? „Ich bin, der ich bin." Sinaigröße und alttestamentliche Herrlichkeit flammt ans in dieser ersten Antiphon deS Ostertagcs Engel steigen unter rollendem Erdbeben hernieder. Ihr Anblick ist wie der Blitz, und ihre Kleider sind weiß wir Schnee. Im Todesschrecken aber zittern die Wächter. Ties Triumphale in der Stimmung har das Oster fest bis ans den heutigen Tag. Kein Osterlied wird sc empfunden als echter, starker Ostersang, wie jenes ge wappnete: Das Grab ist leer. Der Heid erwacht, Der Heiland ist erstanden Wir hören es. wir singen es, aber ach, es will ein Kumwer nicht ans unfern Herzen weichen. Hat ihn nicht auch Paulus enipsrinden in all seiner Christnsfreude? Wo er im achten Kapitel des Römerbrrefes so begeistert vom ewigen Leben spricht, vom Heiland, der auferstarrden ist und zur Rechten Gottes thront, wie »ruß sich sein Herz losrirrgen von schwerer Beklemmung! „Wir wissen ja. daß die ganze Schöpfung seufzt und in Wehen liegt bis auf diesen Tag. Aber nicht allein sie, auch wir, die wir die Erstlingsgabe. den Geist, bereits besitzen, wir seufzen in unserm Innern, da wir auf die Kindschaft Gottes harren, auf die Erlösung unseres Leibes." Sankt Paulus, wir verstehen dich, wir danken dir für solche Worte. Seufzt nicht um uns die ganze Schöpfung? Können wir im Osterjnbel selbst die Blicke wenden von unserm Leid? War es denn nicht genug mit den Opfern des Weltkrieges? Ist nicht Erdreich und Menschenleben genug verwüstet worden durch die Schrecken der Revo lution? Weder das eine noch das andere hat sein Ende gefunden. Wir haben den Frieden gerufen, aber er ist nicht gekommen. Wir haben Versöhnung gesagt, aber der Haß lebt fort. Wir wollten Eintracht zwischen reich und arm, aber sie befehden einander weiter. Alles, was wir unternehmen, das zerstörte Land wieder aufzubauen, scheint uns zum Finch zu werden. Man kommt zu sammen zu friedlicher Beratung und geht auseinander wie eine Herde, in die der Wolf gebrochen. Jugend steht auf mit heiligen Fahnen, aber kaum, daß sie aus gezogen, da scheint sie schon zerschmettert von heimlichen Feinden. Millionen haben nicht Arbeit, nicht Wohnung, nicht Brot. Unablässig schrillen die Schreie der Ver zweifelten durch die Nacht. Wie irrsinnig pochen Not und Wut wider die Stäbe und Schranken der mensch lichen Gesellschaft. Führer haben uns betrogen. Ver brechen pesten durch die Straßen. Selbst die Elemente haben uns nicht verschont. Erdbeben schreckten uns und Wasserfluten bedrohten unsere Dörfer und Städte. „Ja. wir wissen, daß die ganze Schöpfung seufzt und in Wehen liegt bis ans diesen Tag." 1 l