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Lisch, tägl. Mora. 7Mr. Inserate werden b.NbenoSS, Sonnt, bi« Mittags IS U. angenommen in der Expedition: Johannesallee u. Waisenhausstraße K. Abonn. vierteljährlich 20 Ngr. bei unentgeldl. Ltefemng in'« Hau«. Durch die A. Post vierteljährlich 22 Ngr. Einzelne Nummern I Ngr. Tageblatt für Unterhaltung Md Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Mo S44 Dienstag, den 10. Decemberl L8«L Dresden, den 10. December. — Die gestrige Wahlbetheiligung war eine sehr rege, so daß zu erwarten steht, daß die Auszählung jedenfalls bis zum Anbruch des heutigen Tages gewährt hat, wobei die dazu er wählten Bürger sich gegenseitig in bestimmten Zeitfristen ab lösten. Schon kurz nach Eröffnung des Saales^ nach 9 Uhr Vormittags, wo die Wahlzettel in Empfang genommen werden, erschien ein junger, stattlicher Herr, angethan in eine Jagdjupe, und gab eigenhändig seinen Stimmzettel ab. Der betreffende Beamte erhob sich diensteifrig mit der Frage: „Für wen ist der Zettel?" Da erklang die einfache Antwort: „Ich bin der Prinz Georg!" Hiermit erledigte sich die Sache natürlich so fort und alle Anwesenden begrüßten freudig den so pflichteifri gen Bürger und — Herzog von Sachsen. — Nach einer Bekanntmachung des Stadtraths ist mit allerhöchster Genehmigung der die Fortsetzung des Bischofswegs von der Forststraße bis zur Schillerstraße bildenden, neu ange legten Straße die Benennung „Stolpener Straße" und der vom Enste der Forststraße in östlicher Richtung entlang der Staatswaldung beziehendlich ebenfalls bis zur Schillerstraße führenden Straße der Name „Jägerstraße" beigelegt worden. — Bekanntlich hatte das Königl. Ministerium des Innern zum Schutze des inländischen Viehstandes die Einführung un garischer Schweine von der böhmischen Grenze her verboten. Es geschah dies nicht etwa, weil die ungarischen Schweine selbst krank waren, sondern weil dieselben in Böhmen mit dem Rind vieh zusammen auf die Weideplätze getrieben zu werden pflegen. Ist nun darunter krankes Rindvieh, so nehmen die Borsten der Schweine den Ansteckungsstoff sehr leicht an und übertragen ihn, ohne selbst davon krank zu werden, noch nach langer Zeit auf anderes Rindvieh, mit dem sie später wieder in Berührung kommen. Nachdem nun in Böhmen selbst Maßregeln gegen Verbreitung der Rinderpest getroffen worden waren, gestattete neuerdings das Ministerium die Einführung ungarischer Schweine unter der Bedingung, daß dieselben sofort in einen besonderen Schlachthof gebracht und darin geschlachtet würden, bevor sie noch mit anderem Vieh in Berührung kommen konnten. Das Unangenehme dieser Maßregel suchten nun Diejenigen, die un garische Schweine in ihrem Hause oder in dem gewöhnlichen Schlachthofe schlachten wollten, dadurch zu umgehen, daß sie die Schweine, die eben erst von der böhmischen Grenze her durch Sachsen gegangen waren, in Schkeuditz oder Halle aufkauften und sofort wieder nach Sachsen zurückholten. Da das Gesetz ausdrücklich nur die Einführung ungarischer Schweine von Böh men her verbot, so trugen die Behörden Bedenken, gegen diese Umgehung des Gesetzes Maßregeln zu ergreifen. Wie wir hö ren, hat das Königl. Ministerium des Innern neuerdings ver ordnet, daß das Einfuhren ungarischer Schweine auch von an deren Landesgrenzen her verboten ist und glauben wir, daß die betreffenden Eisenbahnverwaltungen, deren Beamte mehr oder weniger wissentlich die Umgehung des Gesetzes unterstützen soll ten, sich einer großen VerantworÜichkcit aussetzen würden. (L.N.) — Die „Wochenschrift des Nationalvereins" sagt in ihrer neuesten Nummer von dem Beust'schen Bundesreformplane u. A.: „Dieser ganze Plan hat nur insofern einige Bedeutung, als er Zeugniß ablegt sowohl von der Unhaltbarkeit unserer gegenwärtigen Verfassungszustände, wie von der Unmöglichkeit ihrer Verbesserung auf der bisherigen Grundlage der vielköpfigen Souveränetät. Wenn ein Staatsmann von so anerkannter Be fähigung, wie Herr von Neust, wenn der beste politische Kopf der gesammten Würzburger Genossenschaft, zur Befriedigung des Lebensbedürfnisses der Ration nichts zu bieten weiß, als hohle Worte und leeren Schall, dann begreift Jedermann, daß es mit der Weisheit und Kunst der Gegner der Nationalpolitik zu Ende ist. Schließlich soll übrigens nicht unerwähnt bleiben, daß Herr v. Neust unter den Motiven seines Entwurfs ins besondere die Nothwendigkeit hervorhebt, die Sache der Bundesreform den Händen der Parteien zu ent winden — ein Geständniß, welches wir hiermit dem Nach denken der Widersacher nicht blos, sondern auch der lauen Freunde des Nationalvereins empfehlen." — Herr 0. Opel, Direktor der hiesigen Opel'schen Lehr- und Erziehungsanstalt und Ehrenmitglied mehrer Vereine im In- und Auslande, ist auch aus Anlaß seiner Wirksamkeit als mehrjähriger Vorstand des hiesigen Pharmaceutenvereins und seiner schriftstellerischen Thätigkeit auf dem Gebiete der Phar- macie zum Ehrenmitglied des gedachten Vereins ernannt worden. — Von E. M. Oettinger's neuem Journal: „Sata- nin o", welches mit Neujahr hier in der Grimm'schen Buch handlung erscheint und in der äußeren Form dem ehemals von ihm redigirten „Charivari" gleichkommt, ist gestern bereits die Probenummer ausgegeben worden. In einem „Briefe des Teu fels an seine Großmutter" und deren Rückantwort, legt Oettin- ger klar und, offen dar, was sein „Satanino" beabsichtigt. In dem Briefe, der gleichsam als Prospect gilt, heißt es: „Sata nino wird Dir — Du kennst die Vielseitigkeit seiner Teufels natur — die pikantesten seiner Beobachtungen mittheilen; er wird abwechselnd zahm und boshaft, sentimental und malitiös, grob und ironisch, mit einem Worte Alles, nur nicht — parolv cis äisdls! — langweilig sein. Er wird Deine großmütterliche Geduld weder durch lendenlahme, geistesbankerotte politische Leit artikel, noch durch endlose Bandwurm-Erzählungen, weder durch populär-medicinische Bocksprünge, noch durch andere windgefüllte Salbaderei, weder durch breitgetretenes Gartenlauben-, noch Dorfbarbierstuben-Geschwätz auf die Folter spannen. Er wird die ganze wurmstichige Weltbühne, die gesalbten und geschmor ten Emporkömmlinge, die großen und kleinen Tyrannen, die Staatsmänner, Bajazzo's und Gliederpuppen jeder Gattung klingenden Spieles an Dir vorüberziehen lassen; er wird Künste und Wissenschaften, Theater und Literatur, die Ltironiguv sean- ä.'ileusv der Ober- und der Unterwelt mit kurzen, aber marki gen Pinselstrichen schildern und Dir das Leben und Weben, das Dichten und Trachten unserer theelauligen, sumpffauligen Zeit