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Verordnungsblatt der KreiShanptmannschaft Bautzen zugleich als Koufistorialbehörde der vberlaufitz. /l m t s ti t a t t der Ämtöhauptmannschaften Bautzen und Löbau, des Landgerichts Bautzen und der Amtsgerichte Bautzen, Schirgiswalde, Herrnhut, Bernstadt und Ostritz, des Hauptsteueramts Bautzen, ingleichen der Stadträte zu Bautzen und Bernstadt, sowie der Stadtgemeinderäte zu Schirgiswalde und Weißenberg. Organ der Handels- und Gewerbekamurer z« Zitta». Verantwortlicher Redakteur Georg G. Monse (Sprechstunden wochentags von 10 blS 11 und von 3 bis 4 Uhr). — Fernsprrchanschluß Nr. 51 Mr Bautzener Nachrichten erscheinen, mit Ausnahme der Sonn, und Festtage, täglich abends. PrrtS deS vierteljährlichen Abonnements S ^i. JnserttonSgebühr für de» Rau« einer Metit-Spaltzetle gewöhnlichen SatzeS 12'/, ö-, tn geeigneten Fällen unter Gewährung von Rabatt; Ziffern-, Tabellen- u. anderer schwieriger Satz entsprechend teurer. NachweiSgebühr für jede An- »eige und Insertion 2« Pfg., für brieflich» AuSkuustSrrteiiuug 10 Pfg. (und Porto). BtS srllh 9 Uhr eingehende Inserate finden tn dem abends erscheinenden Blatte Ausnahme. Inserate nehmen die Expedition und dir Annoncenbureaus an, desgleichen die Herren Walde tn Löbau, Elauh in Weidenberg, Ltppttsch in Schirgiswalde, Gustav Kröitng in Bernstadt, Buhr tn Königs» Hain bei Ofttttz, Reuhner tn Ober EunnerSdorf und von Lindenau tn Pulsnitz. Nr. 34 Montag, den 12. Februar, abends. 18^4. Bekanntmachung, das Verbot der Einfuhr von Borstenvieh aus Bielitz-Biala und Wiener-Neustadt betr., vom 9. Februar 1894. Nachdem von dem Königlich Preußischen Ministerium für Landwtrthschast, Domänen und Forsten aus Anlatz des AuSbrucheS der Maul- und Klauenseuche tn den Kontumaz und Mast-An stalten zu Bielitz Biala und Wiener-Neustadt die Einfuhr von Schweinen aus den genannten Mast anstalten nach dem Königreiche Pieuhen verboten worden ist, findet sich das unterzeichnete Mini sterium auch veranlaht, aut Giunv deS Artikels 6 Absatz 1 deS Viehseuchen Ueberetnkommens zwischen Deutschland und Oesterreich Ungarn die Einführung von lebenden Schweinen auS Bielitz Btala und Wiener Neustadt nach dem Königreiche Sachsen hiermit bis auf Weiteres zu untersagen. Es dürfen daher von jetzt ab bis auf weitere Anordnung nur Schweinesendungen aus der Mastanstalt zu Steinbruch unter den festgesetzten Bedingungen eingelassen werden. Dresden, den 9. Februar 1894 Ministerium des Innern. v. Metzsch. Körner. Beknnntmttchuttg. Für den Monat Januar I8!)4 sind behufs Vergütung der von den Gemeinden resp. Quartierwirthen innerhalb der betreffenden Lieferungsverbände im Monat Februar 18i)4 an Militär-Pferde zur Verabreichung gelangenden Marschfourage in den Hauptmarltortcu der Liefernugsverbäude des Regierungsbezirks Bantzen folgende Durchschnitte der höchste» Kouragc-retse mit einem Aufschläge von fünf vom Hundert festgesetzt worden: Hafer 50 Kilo. Heu 50 Kilo. Zittau: 8 92,5 5 46,0 Bautzen: 9 - 13,5 - 6 - 19,5 - Kamenz: 8 - 92,5 - 6 - 30,0 - Löbau: 8 - 50,3 - 5 - 80,6 - Stroh 50 Kilo. 2 36,3 A 3 - 02,4 - 2 - 97,2 - 2 - 86,7 - und wird solches in Gemäßheit Punkt 1 zu tz 9 unter 3 der mittelst Allerhöchsten Erlasses vom 30. August 1887 (Reichsgesctzblatt Seite 433) bekannt gegebenen Instruktion zur Ausführung des Gesetzes über die Naturalleistungen für die bewaffnete Macht im Frieden vom 13. Februar 1875 und der dazu ergangenen abändernden Bestimmungen des Gesetzes vom 21. Juni 1887 andurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Bautzen, am 9. Februar 1894. Königliche Kreishanptmann schäft, von Salza und Lichtenau. Bekanntmachung. Es wiid hiermit zur Kenvtnih der betheiligten Kreise gebracht, dah für den Bezirk der König!- KretShauptmannschaft Bautzen mit Ausnahme der Königlichen Amtshauptmannschast Kamenz et« Abkommen mit Henn Gemeindevorftand Herrmann in Frtedersdoif btt Z-ttau getroffen worden ist, wonach sich derselbe verpflichtet, den Verkauf über 1 Jahr alter sächsischer Pferde direkt aus Züchter- Hand naw Möglichkeit zu vermitteln R'fl'klanten aus importirte Oldenburger Zuchtstuten werden gleichfalls ersucht, sich an Herrn Gemeindevorftand Herrmann zu wenden. Moritzburg, am 5. Februar 1894. Der Vorstand des Fohlenaufzuchtvereins für das Königreich Sachsen. Gras Münster, Vorfitzender. Bekanntmachung. Durch die Berufung des Pfarrer Richter von Cunewalde zum Pfarrer in Langenbernsdorf macht sich die Neubesetzung ersterer Pfarrftelle nothwendig, deren catastcrmäßtges Einkommen 3471 -6 77 beträgt. Bewerbe» um diese Pfarrst'lle wollen ihre Gesuche unter Beilegung der erforderlichen Zeugnisse beim unterzeichneten Patronate bis zum 15. lünsttgen Monats einretchen. Bautzen, auf dem Decanate, den 9. Februar 1894. Das Domstift St. Petri daselbst. C i n l a d n n g. Am Sonnabend, den 17. Februar ».<>., Nachmittags 3 Uhr, findet im Saale des Hotels Laue Generalversammluna der Oberlausitzer Genossenschaft zur Verwertung der Erzeugnisse der Landwirtschaft und des Gartenbaues statt Tagesordnung: Endgültige Feststellung und Unter zeichnung der Statuten und hierauf Wahl der Genossmschaftsorgane. Zu recht zahlreicher Beteiligung wird hiermit etngeladen. Bautzen, den 12. Februar 1894. -4n88«I»ii88. der Gemeinsamen Ortskrankenkaffe Prischwitz nvd Umg. Freitag, de« 23. Februar ». e-, Abend ü Uhr tm Gasthofe zu Prischwitz. Tagesordnung: Abänderung tz 30 des Statut« resp. Beschlußfassung über Erhöhung der Beiträge Alle Koffenmit,lieber, welche großjährig und tm Besitz der bürgerlichen Ehrenrechte find, sowie deren Arbeitgeber werden hierdurch etngeladen. Prischwitz, den 10. Februar 1894. Der Kassenvorstand. M. Zieschang, Vorsitzender. Wochenschau. Das Hauptereignis der vergangenen Woche ist die teil weise Veröffentlichung des russischen Handelsvertrags - tarifs. In der deutschen, wie in der ausländischen Presse wird er aufs lebhafteste besprochen und zu einer Staats aktion ersten Ranges aufgebauscht, von welcher vielleicht gar der europäische Friede abhänge. Hoffnungsfreudige Gemüter sehen am fernen Horizont bereits das Morgenrot einer neuen Aera emporsteigen, wo die Schwerter in Pflug scharen verwandelt werden, der Kosak mit dem preußischen Grenadier Arm in Arm Unter den Linden in Berlin spazieren geht und auch Deutschland sein „Toulon* erlebt, und die deutsche Friedensgesellschaft, welche gegenwärtig in Berlin tagt, bläst die Fricdensschalmei dazu und dekretiert einen .Gottesfrieden* wenigstens bis anno 1900. In der That gäbe es wohl auch kaum einen günstigeren Zeitpunkt zum Abschluß eines Handelsvertrags mit Rußland, wie den gegenwärtigen, wo Frankreich, der meistbegünstigte Bundes genosse Rußlands, sich anschickt, den Einfuhrzoll für Ge treide enorm zu erhöhen und damit das Väterchen an der Moskwa ganz bedenklich vor den Kopf zu stoßen. Wenn nun auf dem jüngsten Kanzlerdiner selbst der Kaiser Wilhelm seine Meinung für den Handelsvertrag in die Wagschale gelegt und unzweifelhaft zu erkennen gegeben hat, daß auch der Zar von dem Wunsche beseelt sei, ein freundschaftliches Verhältnis zwischen den beiden Nachbar reichen herzustellen, so ist es keine Frage, daß die An nahme oder Ablehnung des russischen Handelsvertrages nicht ohne Einfluß auf das politische Verhältnis zwischen Deutschland und Rußland bleiben wird. Aber daraus den Schluß zu ziehen, daß die russischen Unterhändler in Berlin in ihrer Toga „Krieg oder Frieden* mitgebracht hätten, und im Ablehnungsfälle mit dem Schreckgespenst des Krieges zu drohen, zeugt von ebenso großem Mangel an Patrio tismus, wie von einem Uebermaß von feiger Furcht. Gerade das Beispiel Frankreichs sollte uns lehren, derartige wirt schaftliche Fragen von Erwägungen rein politischer Natur frei zu halten und der Mahnung des Reichskanzlers Caprivi zu folgen, welcher vor wenigen Atonalen im Reichstage erklärt hat, daß in der Frage des russischen Handelsvertrags nur sachliche, aber keine politischen Gründe den Ausschlag geben sollen. Was nun die Sache selbst anlangt, so ist der Tarif in der Presse im großen und ganzen nicht un freundlich ausgenommen worden. Nur die „Kreuzzeitung" und der Bund der Landwirte verharren in starrer Gegner, schäft. Die Freikonservativen haben bereits eine Schwenk ung nach dem Lager der Freunde des Vertrages gemacht, die nationalliberalen Organe suchen zu beweisen, daß die deutsche Gegenleistung, die Meistbegünstigung für russisches die Sonntagsruhe und für die armen Postunterbeamten : den Socialdemokraten überlassen, darf man sich nicht > wundern, wenn letztere an Zahl immer mehr zunehmen. Auch in der Zweiten Kammer des sächsischen Landtages ' fühlten die Socialdemokralen sich gemüßigt, der armen > Unterdrückten sich liebevoll anzunehmen, indem sie nämlich : die Prügelstrafe aus der Schule gänzlich entfernt wissen wollten. Im Gegensatz dazu waren der Minister und die Ordnungsparteien darüber einig, daß bei der gegenwärtigen Verrohung der Jugend alles aufrecht erhalten werden müsse, was die Autorität befestigt. Die Prügelstrafe in der Schule ist ohnehin schon auf ein Minimnm beschränkt. Es stand -mit der Zucht besser, als sowohl zu Hause als in der - Schule mehr geprügelt wurde. Wir möchten eher einer > Ausdehnung der Prügelstrafe auch auf die Fortbildungs schulen das Wort reden, und alle Kenner unseres Volkes sind darübereinig, daß gewisse Roheiten viel eindringlicher mit dem Stock, als mit Gefängnis bestraft würden. Auch Vätern, welche sich der Erhaltungspflicht ihrer Familien entziehen und ihren Verdienst in Branntwein umsehen, könnte eine nachdrückliche Kur mit ungebrannter Asche nichts schaden. Damit wollen wir aber ja nicht das Kameruner Ver fahren befürworten, wo der Kanzler Leist etliche schwarze Soldatenweiber öffentlich hat durchpeitschen lassen, und damit eine Revolte heraufbeschworen hat, die keineswegs zu den Glanzpunkten unserer kolonialen Geschichte gehört. Das Ewig-Weibliche will auch bei den Schwarzen zart angefaßt sein und die schwarzen Krieger lassen im point ä'bonimur auch nicht mit sich spaßen. Man sieht aus alledem, daß unsere Kolonialbeamten sich nicht die Mühe nehmen, den Volkscharakter da drüben zu studieren, sondern vom grünen Tische aus nach einer mitgebrachten Schablone regieren und durch Strammheit und Schneidigkeit ersetzen wollen, was ihnen an Weisheit und Mäßigung abgeht. Auch unsere Kolonien kranken am Militarismus und Assesso- riSmus, die alten .Afrikaner" aber, die wir noch haben und welche die Sache verstehen, werden einfach kalt gestellt. Dabei wuchert dann der Sklavenhandel im geheimen weiter, nur mit dem Unterschiede, daß er, wie die Firma Wölber und Brohm in Hamburg zeigt, aus den Händen der Araber in die der Weißen übergeht. Warum sollen sie auch das Geschäft nicht machen, wenn nur etwas dabei zu verdienen ist? O ihr Juden, ihr könnt getrost Deutschland den Rücken kehren; ihr habt eure Mission erfüllt; ihr habt Schule gemacht: Deutschland hat euren Geist begriffen und in sich ausgenommen! Deutsche .Sklavenhändler! — Das ist auch so ein Stück Lu äs sieele! r. Getreide, uns nichts kostet, das Centrum hält mit seinem Urteil noch vorsichtig zurück, während die Linke Feuer und Flamme für das Zollbündnis ist. Ein endgültiges Urteil über seine Bedeutung läßt sich erst al schließen, wenn der Vertrag auch in seinem andern Teile vorliegt und sich übersehen läßt, was Rußland für Zugeständnisse für sein Entgegenkommen verlangt. Schon jetzt läßt sich indes ver muten, daß der Vorteil wesentlich auf feiten der Industrie liegt, während die Landwirtschaft den Schaden zu tragen hat, und unsere Volksboten werden dann die ernste Auf gabe haben, zu prüfen, ob der Vorteil auf der einen Seite den Nachteil auf der anderen ersetzt, oder ob der Gewinn eines freundschaftlichen Verhältnisses zu Rußland die Opfer rechtfertigt, welche die Landwirtschaft zu bringen haben wird, wenn sie dieselben zu bringen überhaupt imstande ist. Der Reichstag hatte in der vorigen Woche die ver- schiedenartigsten Gegenstände auf seiner Tagesordnung. Den Anfang der Verhandlungen machte die Interpellation betr. des Herzogs von Coburg-Gotha und seines Verhält nisses zu England, welche ziemlich kurz abgethan wurde. Die Erklärung des Reichskanzlers war wenig zufrieden stellend und eine prinzipielle Behandlung der Frage fand nicht statt. Wenn auch in Bezug auf den vorliegenden Fall eine Befürchtung nicht zu hegen ist, so wäre es doch wünschenswert, wenn die Frage der Erbberechtigung aus ländischer Fürsten für die Zukunft geregelt morden wäre. Denn mit derErklärung, daß ein Fürftmit seiner Thronbesteig ung eo ipso aus dem ausländischen Unterthanenverhältnis ansscheidet, ist nicht gedient. Es handelt sich hier um die Nationalität, um die Gesinnung, und diese kann man nicht wechseln, wie einen Rock. Die Bewilligung einer zweiten Direktorstelle im Reichsamt gab den Socialdemokraten Ver anlassung zu einer Debatte über die Sonntagsruhe, deren baldige und strikte Durchführung sie wünschten, und bei der Verhandlung über den Postetat thaten sich dieselben eine Güte in der schonungslosen Aufdeckung der in diesem Verwaltungszweig vorhandenen Uebelstände und vorgekom menen Ungerechtigkeiten. Waren diese Reden vorwiegend zum Fenster hinausgehalten, so kann doch nicht genug be dauert werden, daß derartige Materien den Socialdemo- kraten zum Tummelplatz ihrer Wühlereien und Hetzreden überlassen werden, anstatt daß andere Parteien sich des Gegenstandes bemächtigen, um an bestehenden Mißständen eine sachgemäße Kritik zu üben. Wir haben ja Parteien genug, welche Hochhaltung des Christentums auf ihre < Fahne geschrieben und die Sache der Unterdrückten zu der : ihrigen gemacht haben. Wenn diese aber die Sorge für