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Großenhainer Unterhaltungs- L Mzeigeblatt. Amtsblatt sür die königlichen und städtischen Behörden zu Großenhain imd Radeburg. Redaction, Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. Erscheinen: Dien-tag, Donnerstag, Connabend. 'lO. Abonnement vierteljährlich 1 Mart. Donnerstag den 17. October Inserate werden bis früh 9 Ubr für die nächste 1)^7^ Nummer angenommen. ROßO Bon dem unterzeichneten Gerichtsamte soll den 23. November 1878 das dem Ernst Boigt in Freitelsdorf zugehörige Hausgrundstück Nr. 9U des Katasters, Nr. 136 des Flurbuchs und Fol. 75 des Grund- und Hypothekenbuchs sür Freitelsdorf, welches Grundstück am 9. September 1878 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 2250 M. — Pf. gewürdert worden ist, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf deu au hiesiger Gerichtöstelle auShängeuden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Radeburg, am 12. September 1878. Das Königliche Gerichtsamt. Betzing. Bekanntmachung. Im Gasthofe „zum blauen Hirsch" in Radeburg sollen Montag, den 21. Qctober 1878, von Vormittags 9 Uhr an folgende im Würschnitzer Forstreviere aufbereitete Hölzer, als: 443 Raummeter weiche Stöcke, l in den Kahlschlägen der Abtheilungen: 17, 30, 33, 992 „ Waldstreu, / 35 uud 44, einzeln und partienweise gegen sofortige Bezahlungund unter den vor Beginn der Auction bekannt zu machenden Bedingungen an die Meistbietenden versteigert werden. Wer die zn versteigernden Hölzer vorher besehen will, hat sich an den mitunter zeichneten Nevierverwalter zn Würschnitz zu wenden, oder auch ohne Weiteres in die genannten Waldorte zn begeben. Königl. Forstrentamt Moritzburg und Königl. Revierverwaltung Würschnitz, den 3. October 1878. Michael. Werner. Tagesimchrichten. Grostenhain. Daö Programm für die heutige Oeser- Vorstellung zum Besten der Amalieustiftung und des Vereins zu Nath uud That ist eiu ebenso reichhaltiges als interessantes, denn es umfaßt im ersten Theile folgende acht Nummern: Napoleon'S Degen von Sedan; der unsichtbare Kellner; das bezauberte Vogelhaus; der electrische Karten stern; eine scherzhafte Piece; der unsichtbare Tambour; das gcheimnißvoUe Wasserglas; Neptun im Tuche. Der zweite Theil zählt sechs Nummern, und zwar: Die Krystall-Kassette, das bezauberte Huhn; die goldenen Brautkränze; dieKrystall- Ampel oder Merkurs hilfreiche Hand; der Transport durch die Luft; das große Haudmanöver. Deu dritten Theil und Schluß bilden agioskopische Darstellungen. — Vergangenen Sonntag feierte der hiesige OrtSverein der Stnhlarbeiter sein drittes Stiftungsfest mit Eoncert, Prolog, Theatervorstellung und Ball im dichtgefüllten Saale des SchützenhauseS. Prolog und Theatervorstellung fanden den lebhaftesten Beisatt des anwesenden Publikums; letztere ist als eine sehr gelungene zu bezeichnen, namentlich gelang es mehreren Herren sowie einer Dame, dem Publikum die LachmuSkel« iu Anstrengung zu briugen. Lebhafter Beifall lohnte sämmtliche Mitspieler für ihre Bemühungen. Der am Schluß stattfindende Ball hielt die Festtheilnehmer noch lange in der heitersten Stimmung zusammen. Sachsen. Ihre Majestät die Königin ist am 14. October Nachmittags zu einem Besuche der fürstlich Hohenzottcrn'scheu Familie uach der Weinburg in der Schweiz gereist. In Dresden tagte am 13. und 14. October der zweite deutsche (anti-socialdemokratische) Arbeiter-Congreß, auf welchem 42 Corporationen mit über 45,000 Mitgliedern durch 52 Delegirte vertreten waren. Die Tagesordnung wurde vom Vorsitzenden, Oe. Map Hirsch aus Berlin, mit einem Vortrage über „die wahre Bekämpfung der Social demokratie" eröffnet, welcher vielfachen Beifall fand und mit der Erklärung schloß, daß der Eongreß gleichmäßig das Wohlergehen der Arbeitgeber und Arbeiter erstrebe, indem er beide Theile menschlich zusammenzuführen und zu ver einigen suche aus dem gemeinsamen Boden der Humanität, Freiheit und Vaterlandsliebe, dem einzigen, auf welchem die ^Locialdemokratie besiegt werdeu könue. Hierauf erstat tete der Geueralsecretär Ketter aus Berlin Bericht über die Thätigkeit des ständigen Ausschusses seit dem Geraer Eongresse. Nach zweistündiger Unterbrechung folgte das Referat über „die Verwendung der Wilhelmsspende und die freien Hilfskassen", welches Professor Iw. Rühlmann aus Ehemnitz übernommen hatte und das zu eiuer längeren Debatte Anlaß gab, an deren Schluß folgende Resolutionen mit großer Stimmenmehrheit angenommen wurden: In Erwägung, daß Ardtiterzwangskassen eine ungerechte Aus- nakinesteuer für den Mbeuerstand cinführen würden und daß die Unterstützung derselben selten der Arbeitgeber vielfach als Lohnabzüge, Zuschüße aus Staatsmitteln aber unbedingt als Steucreriwkung sich darstellen würden; in Erwägung, daß sreie Kassen auf dem Gebiete der Selbsthilfe bereits eine beilsame Wirkung sür die Hebung des ArbeitcrstandeS ausüben, erklärt der zweite deutsche Arbcitercvngreß sich mit Entschiedenheit gegen die Einführung von Zwangskaßcn und empfiehlt die Förderung der bereits bestehenden freien Kasten, sowie event. die Gründung von neuen freien Kassen allen Kreisen der Ge sellschaft. — Der zweite deutsche Arbeitercongreß ersucht bas Reichs kanzleramt, in geeigneter Weise statistisches Material zu sammeln, um daraus die technischen Unterlagen zu einem Normativgesetz für Arbeiter- Invalidcnkasscn zu gewinnen. Am zweiten Versammlungstage verhandelte der Eongreß über die Arbciterstaüstik, über' das Lehrlingswesen, sowie über das Wesen und Wirken der Gewerkvereine, und ge laugten entsprechende Resolutionen zur Annahme. Von competenter Seite wird das „Dr. I." aufmerksam z gemacht, daß die neuliche Notiz wegen der Kartenabstem- - pelung insofern nicht ganz zutreffend ist, als cs danach den Anschein gewinnt, als ob alle am Jahresabschlusse im Besitze anderer Personen, als der Kartenfabrikanten, Karten Händler und Inhaber öffentlicher Locale befindlichen Spiel karten behufs Erhaltung ihrer Gebrauchsfähigkeit zur Nach - stempelung mit dem Reichsstempel einzureichen seien. Nach h 24 des Reichögesetzes über den Spielkartenstempel vom 3. Juli d. I. ist dies aber nur hinsichtlich derjenigen Spiel karten der Fall, welche ungestempelt oder mit einem geringer« Landesstempel als dem Reichsstempel versehen sind. Da gegen können andere als die vorbezeichneten Personen die beim Inkrafttreten des vorerwähnten Gesetzes iu ihrem Besitze befindlichen Spielkarten, soweit sie, wie die mit der sächs. Landeöstempelabgabe vernommenen Spielkarten, mit einem gleich hohen oder höheren Landesstempel als dem Reichsstempel bedruckt sind, ohne daß eS einer Nächstem pelung bedarf, auch fernerhin gebrauchen. Die Taubstummenanstalt zu Dresden hat am 14. October das 50jährige Jubiläum ihres Bestehens begangen. Dem Director der Anstalt, Joh. Friedr. Jcncke, welcher seine Lehrtätigkeit an derselben mit deren Gründung begann, wurde von Sr. Majestät dem König der Titel und Rang eines Hofraths verliehen. Am 12. October Vormittags wurden die Bewohner des Kaufmann Herrmann'schen Hauses iu Grimma durch eilten Knall erschreckt. Der Sohn Herrmann'S war im Begriff, Pulver aus der Niederlage im Dachraume des Seiten- gebäudes nach dem Verkausslocale zu holen, als das Pulver explodirte. Der hierdurch am Gebäude angerichtete Schaden ist nicht unbeträchtlich, denn das Dach ist abgedeckt und die Balken sind aus den Zapfen gerissen worden. Doch auch der Sohn Herrmann'S ist vom Unterleibe bis zum Kopfe mit Brandwunden überdeckt, die jedoch, so viel fick jetzt übersehen läßt, nicht lebensgefährlich sind. Deutsches Reich. In den Sitzungen des Reichstags am 14. nnd 15. October wurde in der zweiten Berathung des >Locialistengesetzeö fortgefahren; hierbei sind aber die beiden wichtigen Paragraphen (6 und 16), welche die so- cialistischen Druckschriften uud die Aufenthaltsbeschränkung für die Agitatoren betreffen, in allen vorgeschlagenen Fassungen abgelehnt worden. Bezüglich der Eontrolinstanz ! K 19) wurden die EommissionSbeschlüsse mit einigen Mo- dificationen angenommen, und glaubt man, daß auch der BuudeSrath die bezüglichen Beschlüsse acceptireu wird. Oesterreich. Die „Neue freie Presse" veruimmt, daß eine theilweise Demobilisiert^ der OccupationSarmee, näm lich eine Verminderung derselben um füuf Divisionen und eine Brigade, angeordnet sei, und würden die entsprechen den telegraphischen uud schriftlichen Weisungen sofort ergehen. In Bosnien und der Herzegowina werden sodann noch sechs Divisionen nnd zwei Ulancnregimenter verbleiben. Die Zahl der znrückkehrenden Truppen wird auf 80,000 Mann und die dadurch herbeigeführte tägliche Ersparniß auf etwa 120,000 Gulden geschätzt. Das ungarische „Amtsblatt" publicirt die allerhöchsten Handschreiben, mit welchen der Ministerpräsident Tisza mit der provisorischen Leitung des Finanzministeriums, der Minister am allerhöchsten Hoflager, Baron Wenckheim, mit der provisorischen Leitung des Ministeriums des Juueru betraut und endlich Koloman Szell von der provisorischen Leitung des Finanzministeriums definitiv enthoben werden. Der bisherige Botschafter in Berlin, Graf Karolyi, ist zum Botschafter in London und Graf Beust zum Botschafter in Paris ernannt worden. Im Processe Skrejschovskh zu Prag wurde am 14. Octbr. AbeudS unter großem Andrange des PublicumS das Urtheil gefällt. StrejschovSkU ist von der Anklage des Verbrechens der schweren körperlichen Beschädigung freigesprochen, da gegen der Uebertretuug gegen die Sicherheit des Lebens schuldig gesprochen und zu vier Monaten mit je zwei Fast tagen monatlich verschärftem Arrest vernrtheilt worden. Außerdem soll derselbe gehalten sein, die Kosten des Ge richtsverfahrens zu decken und an den Beschädigten Thierhier für Heilungskosten, Verdienstentgang und Schmerzensgeld 4100 Gulden zu zahlen. Der Vertheidiger des Vcrurtheil ten meldete sofort die Berufung an. Italien. Der Minister des Innern hat in Voraus sicht einer etwaigen internationalistischen Bewegung an den Grenzen lind in einigen Städten Italiens die strengsten Befehle zur energische« Verhinderung und Unterdrückung jeden RuhestörungöversuchS erlassen. Frankreich. Der Marineminister hat, um die Wieder herstellung der Rnhe iu Neu - Caledonien zu beschleunigen, ungeordnet, daß der Gouverneur von Eochinchina unverzüg lich zwei Eompagnien Marine-Infanterie nach Numea sende. Der Kreuzer „Hugon" ist zu demselben Zwecke aus den chinesischen Gewässern nach Neu - Ealedonien beordert. Dänemark. Ein Telegramm des Gouverneurs von St. Eroix an die dänische Negierung führt den Pflanzer Fontaine und zwei Soldaten als getödtet auf; die Zahl der getödteteu Aufständischen wird auf etwa 150 augegeben. Rustland. Von Livadia (wo gegenwärtig der Kaiser weilt) ist an die russische« Botschafter und Gesandten ein Eircular Telegramm ergangen, welches wiederholt der Ab sicht und dem Wunsche Ausdruck giebt, auf der Basis des Berliner Vertrages zur definitiven Abwickelung mit der Türkei zu gelangen. Veranlassung hierzu gaben mehrfache Schwierigkeiten, welcbe ans der Ohnmacht der türkischen Negierung im eigene« Lande entspringe«. Insbesondere ist daraus hiuzuweiseu geweseu, daß Metzeleien nach dem Ab zug der russischen Truppen stattfanden, daß eS fernerweit häufig vorgekommen ist, daß die Bevölkerungen im Gefolge der abziehendeu russischen Garnisonen auüzuwandern be gannen, nnd daß die russischen MilitärchefS bei solchen Ver hältnissen geradezu iu Verlegenheit über die unmittelbare Ausführung der Rückzugsbefehle geriethen. Das Circular- Telegramm hat angesichts dieser Zustände im Auge, nach Kräften auf ein einträchtiges, gemeinsames Handeln der vertragsmäßig betheiligteu Regierungen hinzuwirke«. Der „RegienmgSanz." veröffentlicht ein Telegramm des russischen Eousnls zu Jömail an den Minister des Aus wärtigen, betreffend die laut Art. 45 des Berliner Ver trages erfolgte Annexion Bessarabiens. Die Depesche meldet, daß die gesammte Bevölkerung Ismails die kaiserliche Com mission mit großem Enthusiasmus empfangen habe. Der Bürgermeister überreichte dem Hauptbevollmächtigten Brod und Salz und hielt eine patriotische Ansprache, welche lanteS Hurrahrufen Hervorries. Rumänien. Die Deputirtenkammer hat am 13. Octbr. den von der Regierung beantragten Credit von einer Million zur Bestreitung der Kosten für die Occupatio« und die Ad ministration der Dobrndscha bewilligt. Eine von der muselmännischen Bevölkerung der Do- brudscha abgesendete Deputation, aus BegS und Agas be stehend, traf in Bukarest ei«, um die Regierung zu ersuchen, diese Provinz unter ihre Herrschaft zu nehmen, da dies der Wunsch der ganzen Bevölkerung sei. Türkei. Nachdem die Pforte benachrichtigt worden war, daß die Russen die Marschrichtung gegen Adrianopel wieder ausgenommen haben, sind die Militärattaches sämmtlicher Botschaften von Konstantinopel abgereist, nm sich hiervon zu überzeugen. Die Lage vor Konstantinopel ist nach dem neuesten Vorgehen der Russen wieder so gespannt geworden, wie vor dem Berliner Frieden. Die Türken werden wieder aus den Ortschaften herausgedrängt, welche sie nach Abzug der Russen besetzten; so wurde der türkische Eommandant in Eski-Baba vom General Totleben aufgefordert, den Platz zu räumen, widrigenfalls er gewaltsam delogirt würde, und er fügte fick auf Anordnung des Ministers des Aus wärtigen, Savfct Pascha, der russischen Forderung. Unter solchen Umständen ist eS selbstverständlich, wenn die Tür ken die Vertheidigungölinie vor Konstantinopel von 'Neuem armiren. Bezüglich der Auslieferung der in Montenegro und Rumänien befindlichen türkische« Kriegsgefangene« sind Schwierigkeiten aufgetaucht. Der Fürst von Montenegro soll die Erklärung abgegeben haben, daß die türkischen Kriegsgefangenen nur nach vollständiger Durchführung der