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DK' '' .NeißeritzZeitung" fMedtz wöchentlich dxi- «M: Dienstag, Donners tag «nd Sonnabend» — PrnS vierteljährlich 1 M. M Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatkch 42 Dig. Einzelne Nummern »0 Pfg. — Alle Poffan- «alten, Postboten, sowie Die Agenten nehmen Be itellungen an. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate, welche bei d«t bedeutenden Auflage de» Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und coniplicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im reoaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Kmishauptmannschasi, das Königliche Amtsgericht und dm Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: Paul Jehne in Dippoldiswalde. Mit achtseitipem „Jllrrstrirterr Unterhalt«ng»blatt". Mit land« und hauSwirthschaftlicher MonatSbeilage. Nr^ 1. Sonnabend, den 1. Januar 1898. 64. Jahrgau-. Die Jahre, sie kommen und eilen Wie die Wolken am Himmel dahin; Da giebt es kein Sinnen und Weilen, Nur der Glaube bringt Muth und Gewinn. Und die Siebe sie segnet die Zeiten, Sie giebt uns Geduld in der Noth; Und die Hoffnung gehet mit Beiden, Sie würzt unser tägliches Brot. Was hilft das unchristliche Zagen? - Ergreifet nur muthig den Stab! Still' deine Thränen, dein Klagen, Unnöthige Lasten wirf ab. Steig' ein in das Schifflein, die Wellen Sie tragen hinüber zum Strand: Am Glaubensfelsen zerschellen Die Sorgen allerhand! — Aeujahrskied 1898. Das Kindlein in seiner Wiegen Es denkt sich noch nichts, doch es lebt! An die nährende Brust sich zu schmiegen Mit Sehnsucht das Köpfchen es hebt. Es spielt mit den Händchen und zählet, Und lallet so kindlich dazu, Weiß nichts, wenn's an etwas fehlet Und lächelt in süßester Ruh'. — So, Wandrer, so sollst du dich schmiegen An des Heilandes liebendes Herz. Laß deine Sorgen entfliegen, Er hebt und trägt deinen Schmerz. Die Liebe, sie segnet die Zeiten, Sie giebt dir Geduld in der Noth, Verwandelt die Leiden in Freuden Und segnet dein tägliches Brot! O freut euch in dem Herrn allewege Und lobet und preiset den Herrn! Gr führ' euch auf freundliche Stege, Es leit' euch der Weihnachtsstern. — Und de» Armen, den Waisen und Kranken Thut euere Lindigkeit kund, Gold, Weihrauch mit Loben und Danken Von Herzen, mit fröhlichem Mund. Dann werdet ihr kommen und schöpfen Aus dem Brunnen des Heiles mit Freud', Es wird nichts mangeln den Töpfen In guter und strenger Zeit. Der Friede Gottes, sein Segen Sie kehren ein in dein Haus! Geleit' uns, Herr, auf unfern Wegen Und führe uns ein und aus! — A. H. Franke, Schullehrer, Cunnersdorf. Glück auf zum neuen Jahre! Das alte Jahr vergangen ist, ein neues steigt herauf aus dem Schooße der Wintsrnacht. Die Völker der Vorzeit feierten erst am wirklichen Frühlingsanfang Neujahr; noch unter Karl dem Großen begann das Jahr am 25. März. Erst die Erkenntniß, daß die große Wende in der Natur dem Licht und dem Frühling entgegen schon in der Wintersonnenwende -geschehe, führte auf den Anfang des Januar. So ist der Neujahrstag kraft historischen Rechts ein Tag, an dem die Hoffnung sich neu belebt und das Auge freudiger ausschaut zum allen, treuen Gott, der's Frühling werden läßt. Was wird's bringen, „das Jahr des Heils" 1898? Wir werfen in der Neujahrsnacht den Schuh nicht mehr hinter uns, um aberg äubisch die Zukunft zu ergründen; wir lächeln über das Bleigwßen und anderen thörichten Sylvesterkram; nüchtern und ernst steht der sinnende Blick in Vergangenheit und Zukunft. Was war und ist und bleibt des Menschen, der Fa milie, des Volkes, der Völker innerstes Sehnen ? Das .große Projekt der Weltgeschichte ist der Friede. Mit Versicherung des Friedens beginnt unser Kaiser, wenn «r bei der Reichslagseröffnung oder sonst zum Volke spricht; und nnt der Hoffnung aus den Frieden macht «r den Schluß. Aber ebenso lechzt nach Frieden, nach innerer Befriedigung jedes einzelne Mcnschenherz. Wird das neue Jahr uns den Frieden bringen und mehren? Der größte Mann, den diese Erde je getragen, rind den die Seinen den Friedefürsten nennen, hat .gesagt: Ich bin nicht gekommen, den Frieden zu -bringen, sündern das Schwert. Damit proklamirt Er -den Kampf, aber einen Kampf um den Frieden, als Höchstes Gut. Mag's im neuen Jahre Kämpfe wie nm alten geben, Wahlkämpfe, parlamentarische Kämpfe, -soziale Gefechte, internationale Streitigkeiten, — unser Neujahrsgruß erfüllt sich, wenn nur jeder Betheiligte das Ziel, den Frieden, nicht den Kampf um des Kampfes willen, nicht den Haß, sondern die Liebe fest im Auge behält. Aller Kampf um's Recht sei nur «in Kampf um Erfüllung der LtebeSpslicht gegen die Brüder, des Gehorsams gegen den lebendigen Gott. Wie auch der Himmel umwölkt ist, es muß doch Frühling wieder werden im deutschen Vaterland und Friede unter seinen Gliedern! Drum Glück auf zum neuen Jahre! Vorwärts mit Gott! Jedermann auf seinen Posten! Einer für Alle, Alle für Einen! Friede sei des neuen Jahres erstes -rmd letzte- Geläute! Lokale» «nd Sächstfches. Dippoldiswalde. Wie schon gemeldet und aus -einer Annonce zu ersehen ist, will der Männergesang- verein seine seit Jahren gepflegte Neujahrsvereinigung diesmal im Neichskronensaale nach festem Programm zu einer öffentliche« Feier ausgestalten und, um der selben einen Weihnachtszweck zu geben, den Reinertrag der innere i Mission hiesiger Stadt überweisen. Dabei setzt er seine Hoffnung auf einen recht regen Besuch sowohl von Seiten seiner passiven Mitglieder, als auch der übrigen Bürgerschaft, damit die Feier eine all gemeine und ihr Zweck reichlich gefördert werde. Glashütte. Am 1. Feiertag Nachmittag verun glückte bei oer Haltestelle Schüllermühle durch Beisteigen einer zum Bau benutzten Lowry das 8jährige Mädchen und der 13jährige Knabe des Herrn Chauffeewärters Schneider. Die Lowry war ins Rollen gekommen. Während der Knabe noch rechtzeitig abspringen konnte, wurde, das Mädchen durch Anprallen der Lowry aus derselben herauszeschleudert, wodurch es schwere, aber nicht lebensgefälrliche Verletzungen am Kopfe er litten hat. Altenberg. Muthmaßlich in Folge von Schwer- muth erhinq sich hier am zweiten Weihnachtsfeiertag ein 28jähriger, noch lediger Fabriktischler. Dresden. Prinz Georg begiebt sich am Freitag Nachmittag in Begleitung des persönlichen Adjutanten Rittmeister Graf Wilding von Königsbrück nach Berlin, um als kommaudirender General dem Kaiser am Neujahrstage die Glückwünsche der sächsischen Armee darzubringen. Dresden. Unter den monumentalen Bauten, an denen im Laufe des Jahres in unserer Stadt ge arbeitet worden ist, nimmt die in der Nähe der Carolabrücke in der Albertstadt entstehende Garnison kirche eine hervorragende Stellung ein. Dieselbe wird eine Doppelkirche; die evangelische Kirche soll 2000, die katholische 600 Sitzplätze erhalten. Der Bau ist so weit gefördert, daß er in zwei Jahren vollendet sein wird; von dem 90 Meter hohen Thurme, der also wenig niedriger als der 95 Meter hohe Schloß thurm und etwas höher als der 86 Meter hohe Kreuz- kirchenlhurm geplant ist, wird man eine prächtige Um schau genießen können. Von der in der Wilsdruffer Vorstadt an Stelle der Stiftskirche entstehenden Jakobi kirche befindet sich ein Bild in dem neuen, von Pastor Unger redigirten Kalender für Geistliche, aus welchem zu ersehen ist, welch schönes Gotteshaus dieser Stadt- theil in nicht ferner Zeit erhalten wird. Der Bau einer zweiten Kirche in Striesen ist bereits beschlossen; doch ist die Platzsrage zur Zeit noch nicht erledigt. Daß sich die aus Schutt und Asche erhebende Kreuz- kircbe würdig an die Seite der übrigen hiesigen Kirchen stellen wird, dafür ^bürgen die Namen der Meister, nach deren Plänen der Umbau bis zum Jahre 1901 zur Ausführung gelangen soll. — Wie wir bereits berichteten, ist von dem Kgl. Gesammt-Ministerium zu Herbeiführung eines gleich ¬ mäßigen Verfahrens bei allen Staatsbehörden im schriftlichen Verkehr derselben und der sonstigen amt lichen Stellen untereinander die Weglassung aller seit her üblichen Höflichkettsformen und der Wegfall der Gepflogenheit der Vorstände der Mittel- und Unter behörden, die an die vorgesetzten Behörden gerichteten Schreiben mit ihrem vollen Namen zu unterzeichnen, beschlossen worden. Nach einer Verordnung des Evan gelisch-lutherischen Landes Konsistoriums hat dasselbe die gleichen Bestimmungen nun auch für den Bereich der kirchlichen Verwaltung angenommen und die ihm unterstehenden kirchlichen Stellen angewieseii, im ge schäftlichen Verkehre in gleicher Weise zu verfahren. — In einem Restaurant in Lockwitz hatten sich während der Feiertage einige Freunde zu einem Kegel boule zusammengefunden, und als es schließlich zur Auszahlung einer Differenz von 6 Pfennigen kommen sollte, geriethen zwei der Betheiligten in Streit und Thätlichkeiten, wobei Beide zu Boden fielen. Der Unterliegende hielt aber seinen Gegner derart krampf haft an sich fest, daß dieser sich absolut nicht rühren konnte. Kurz entschlossen verschaffte sich derselbe da durch Freiheit, daß er seinem Gegner ganz bedenklich in die Na e biß (! ?) Auch die ihrem Manne zu Hilfe eilende Ehefrau wurde durch Bisse ganz bedenklich ver letzt. — Nette Kegelbrüder, die sich wegen 6 Pfennige» die Nasen wegbetßen! — Der freie Eintritt in die König!. Sächsische Armeesammlung beginnt am Sonntag den 16. Ja nuar 1898. Die Sammlung wird jeden DienSlag und Donnerstag von 10 Uhr Vormittags bis 1 Uhr Nachmittags, an Sonn- und Feiertagen mit Aus nahme dec Bußtage und deL CharsreitageS, von 11 Uhr Vormittags bis 2 Uhr Nachmittags für Be sucher geöffnet sein. In besonderen Fällen könne» aus vorheriges Ansuchen bei dem Vorstande der Armee sammlung bezw. des Kriegsarchios Besichtigung«» außerhalb der vorstehend festgesetzten Zeiten stattfinden. Die Benutzung von Gegenständen der Armeesammlung zu wissenschaftlichen Zwecken — auf vorherigen Antrag beim Vorstande der Armeesammlung bezw. des KriegS- archivs — wird nach Möglichkeit gestattet werden, doch darf eine Mitnahme aus den Räumen der Armee- sammlu»g nicht stattfinden. Aller sechs bis acht Wochen werdens sie bildlichen Darstellungen gewechselt; der nächste» echsel erfolgt Anfang Februar. — Ml Montag Abend war im Alberttheater zu Leipzig als Valleteuse (Meerkatze) figurirende Dame iU der Damengarderobe beim Ankleiden zur „Traum-Pantomime" beschäftigt, als plötzlich ihr auS Watte bestehendes Kostüm in Brand gerteth und sie gleich darauf in vollen Flammen stand. Sie lief so- f>rt aus der Garderobe die Treppe hinab, laut nach Hilfe rufend, und war eben im Begriff, auf die Bühne zu eilen, als sie am Eingänge derselben von