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^>4 Vesper in der KreuMrüje. Dresden, Sonnabend, den 15. November 1890, Nachm. 2 Uhr. I Hrgelvorspiet. 2. Geistliches Lied (op. 55, Div. 2) vv» Alb. Becker. Gieb dich zufrieden und sei stille in dem Gotte deines Lebens. In ihm ruht aller Freuden Fülle. vH»' ihn müh'st du dich vergebens. Er ist dein Quell und deine Sonne, scheint täglich hell zu deiner Wonne. Gieb dich zufrieden. Es ist ein Ruhetag vorhanden, da uns unser Gott wird lösen; er wird uns reißen aus den Banden dieses Leib's und allem Böse». Es wird einmal der Tod Herdringen und aus der Qual uns alle bringen. Gieb dich zufrieden. Er wird uns bringen zu den Schaaren der Erwählten und Getreuen, die hier mit Frieden heimgefahren, sich auch nun im Frieden freuen, da sie den Grund, der nicht kann brechen, den ew'gen Mund selbst hören sprechen: Gieb dich zufrieden. 3. Geistliches Lied für Sopran und Orgelbegleitung von O. von Alvsleben, gesungen von Fräulein Mar gar. Wallowitz. Was ringst im Leide, v Christ, du qualvoll die Hände? O hebe empor im Gebet zu Gott sie, daß dein Leid er wende! Aus deinen Gott nur in allem Leide bau', daß Gottes Auge freundlich dich stets anschau'. Dieses bitte, bitte durch Christum! Wisse, der himmlische Kranz wird nur dem Sieger im Kampfe und Streit nach den Mühen zum Lohne beschicken! Nach der Unruh' der Zeit — glaub' es doch nur getrost, lieber Christ — Gott giebt dir den ew'gen Frieden! 4. Gemeinde: Gesangbuch Nr. 418, 1. Schaffet, schaffet Menschenkinder, schaffet eure Seligkeit! bauet nicht wie sichre Sünder nur auf gegenwärt'ge Zeit; sondern schauet über euch, ringet nach dem Himmelreich und bemühet euch auf Erden, wie ihr möget selig werden. Vorlesung. 5. Adagio für Orgel (L-ckur) von G. Merkel. 6. Mecitativ und Arie aus „Theodora" von G. Fr. Händel, gesungen von Fräulein Margar. Wallowitz. O mehr als Tod fürwahr! Führet mich hin, zur Folter fort, zum Flammentod. Ich will's euch ewig danken. Reiner Engel heil'ge Schaar, schützet ihr mich vor Gefahr; traget mich zu euren Höh'n, lichtumflossen, rein und schön. 7. Motette (letzte Compositiou) von Joh. Seb. Bach. Wenn wir in höchsten Nöthen sein und wissen weder aus noch ein und finden weder Hilf' noch Rath, obgleich wir sorgen irüh und spat, so ist das unser Trost allein, daß wir zusammen insgemein dich rufen an, o treuer Gott, um Rettung aus der Angst und Noth. Zur Nachricht. Am 22. November (vor dem Todtcnsestc) wird in der Vesper ein „Requiem" für Chor, Soli und Orchester von Schulz-Benthcn und eine Nummer aus dem Oratorium „Welt Ende und Neue Welt" von Joachim Raff zur Aufführung kommen. Druck von Licpsch «I Reichardt in Dresden.