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Vo iglländ i scher Anzeiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. MnfmWebenDster Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Diese- Blatt erscheint wöchentlich viermal, und twar DienstagS, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher AbonnemeutSpreiS, welcher vriiaa»*- zu entrichten ist, auch bei vcziebung durch die Post, 1 Thlr. 26 Ngr. — Annoncen, die bis BormittaqS 11 Uhr eingehen, werden in die TagS darauf erscheinend« Rümmer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene LorpuS-Zeile berechnet. Einzellige mit 2 Ngr. — Für die auSwärttgen Königl. Gerichtsämter und Stadträthe, für welche der Voigtlandische Anzeiger Amtsblatt" ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa b«r Herrn Rathskellerpachter A. Oschütz, in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herrn Lhausseegrldcr-Einnehmer Holzmüll«. Sonnabend. A» 20. S. April 1864. Die näher rückenden Conferenzen machen das Volk der Herzogthümer mobil. E- hält für nöthig, nochmals öffentlich sein Recht auszusprechen und zu fordern, und da die unberufenen preußisch-österreichischen Vormünder und Advokaten Deutschlands und Schleswig-Holsteins eine förmliche Einberufung der Stände durch die Bundescommissare nicht dulden, — wie leicht könnte dieß zur Demo kratie oder einer europäischen Verwickelung führen! — so sind die Vertreter der Herzogthümer, wem» auch nicht als Körperschaft, doch als Vertrauensmänner des Landes am vorigen Dienstag, 5. April, in Kiel zusammcugetreten, denen einige Tage später die Lehrer und Geistlichen folgen werden, um dem Lande und Volke das Recht, selbst über sich bestimmen zu dürfen, zu wahren, auch zu erörtern, ob Abgeordnete zu den Conferenzen geschickt werden sollen, um dort die Forderungen des Landes mitzutheilen, möglicher Weise auch vor Beginn der Conferenzen noch an die einzelnen Conferenzmächte Abgeordnete zu schicken. Wenn übrigens die Volksabstimmung noch beschlossen werden sollte, so können wir im Voraus Tausend gegen Eins wetten, daß ohne die geringste stuuzme Nachhilfe, wie sie früher in Italien, Savoyen und Nizza sehr kräftig geübt wurde, die Holsten und Schleswiger für ihren Herzog und für Deutsch land in ungeheuerer Mehrheit stimmen werden. Denn solche Narren, wofür ste Gustav Rasch zu halten scheint, sind die ernsten Männer zwischen der Nord- und Ostsee nicht, daß sie glauben sollten, wirklich die Wahl zwischen Republik und Monarchie sich stellen zu können, oder gar die Republik proklamiren zu wollen. Eine wahre Wohlthat für dieselben wäre es, wenn die Wahl des deutschen Bundes für dessen Vertretung bei den Londoner Conferenzen auf unsern Herrn Minister v. Beust fiel, der im kleinen Finger mehr staatsmännische Ein sicht und Gewandheit hat, als gewisse großthuende, großmächtliche Excellenzen, deren ganze staatsmännische Begabung darin besteht, daß sie in's Zeug hinein regieren, reden, schreiben und marschiren, ohne zu wissen, wohin und zu welchem Zweck, im ganzen Kopfe. — Wenn wir übrigens in Nr. 53 die Erklärung der „Süddeutschen Zeitung," nach welcher der National- und Fortschrittsverein den Augustenburger nicht fallen lassen und die Annexion der Herzogthümer an Preußen und die preußische Spitze neuerlich nicht auf seine Fahne geschrieben haben sollte, freudig begrüßten, so müssen wir heute mit Bedauern gestehen, daß entweder die Süddeutsche schlecht unterrichtet war, oder der National- und Fortschritt-Verein gespalten ist. Die „Voß'sche Ztg." vom 1. April drückt die Berliner allgemeine Stim mung bezüglich der Herzogthümerfrage so aus: „Vollständige Befreiung der Herzogthümer von Dänemark, Selbstbestimmung derselben in Betreff ihrer be- besondern Angelegenheiten, feste Vereinigung derselben mit Deutschland durch Anschluß an Preußen." Die „Kölnische Zeitung" zieht aus der Bewegung für Schleswig-Holstein die Moral, „daß eine einheitliche Verfassung Deutschlands mit Preußen an der Spitze Deutschlands einziges und letztes Ziel ist." Wenn nun ein Correspondent der „D. A. Ztg." aus Berlin ebenfalls sagt: „An schluß an Preußen ist der allgemeine Wunsch der rechten und linken Parteien," so ist es klar, daß die Nationalvereiuer den früher gehätschelten Augustenburger eben so, wie früher noch den Herzog von Coburg, seit er nach Wien gegangen, Über Bord geworfen haben. Und wenn Brater, Häußer, Metz rc., überhaupt alle Führer der süddeutschen Nationalpartei, weil sie am Augustenburger und seinem Rechte festhalten, Gothaer geheißen werden, so ist da- Reich des Rational verein- offenbar uneinig und gespalten. Was uns betrifft, so haben wir auf die deutsche Gesinnung de- alt- preußischen Volkes nie viel gehalten. Jenseits der Elbe wohnen Preußen, die erst dreimal Preußen sind, ehe für sie Deutschland kommt. Das haben sie auch seit dem 15. Novbr. vorigen Jahres bewiesen, indem nirgends weniger in ganz Deutschland, als dort, die Stimme des Volkes für die Herzogthümer und ihr Recht sich erhob, desto mehr aber der altpreußische AnnexionS-Appetit im Stillen wuchs. Herr v. BiSmark mag sich Glück wünschen. Altershalber und wenn es den preußischen Fortschrittsleuten gelingt, ihre Annexions-Wünsche zu verwirklichen, wird ihm die preußische Fortschrittspartei die Schläfe noch mit dem Lorbeerkranz umwinden! Der deutsche Nationalverein in feinem „fort geschrittenen" Theile aber kommt uns vor, wie die Negerflämme in Afrika, welche ihre Götzen oder Fetische sich selbst schnitzen und diese hoch ehren, so lange es den Schnitzern nach Wunsch geht. Geht eS aber nicht so, wie die Fetisch-Verfertiger wünschen, so werfen diese den Fetisch in'S Feuer oder Wasser und schnitzen sich einen andern. So lange Aussicht vorhanden war, mittelst des Augustenburgers, seines, Deutschlands und Schleswig-Holsteins Recht Freifchaaren zu etabliren und nach Befinden etwas Revolution in s Werk zu setzen, waren die Blätter des Nationalvereins alle sammt und sonders voll Kampflust für'S Recht; nachdem aber diese Hoffnung fehlgeschlagen, entpuppt sich gegenwärtig die Begeisterung für die gerechte und nationale Sache als eine Bewegung für Kleindeutschland unter preußischer Spitze. Das wollen Real politiker sein, die gegenwärtig, da man einträchtig am Aufbau von Deutschland- Macht, Größe und Einigkeit arbeiten sollte, die Jdeenverwirrung des babyloni schen Thurmbaues herausbeschwören und sich's am kleinen Finger abzählen könn ten, wie eine versuchte Annexion der Herzogthümer an Preußen Ihm die erwünschtesten Vorwände zu einer Ausgleichung am Rheine böte, die Eifersucht Oesterreichs eben so wenig gerechnet, wie die Abneigung dreier Viertel de- deutschen Volkes. Aber der alte Fetisch taugte nicht-, einen neuen her! Annexion an Preußen! Zeitungen. Hachsen. Dresden, 6. April. Die Erste Kammer berieth heute über einen, den Entwurf einer bürgerlichen Proceßordnung betreffenden allgemeinen auf den Grundsatz der Oesfentlichkeit, Mündlichkeit und Unmittelbarkeit ruhenden Depu- tatiensbericht und nahm die Deputationsanträge einhellig an. Die letzter» sprechen das Eingehen der Kammer auf die Detailberathung aus, für welche zugleich ein abgekürztes BerathungSverfahren beschlossen wird. — Die Zweite Kammer beschäftigte sich heute mit der Berathung eines Berichts ihrer dritten Deputation über eine Petition wegen Abänderung des Generales vom 24. Juli, die Sonntagsfeier betreff., und hat hierbei einen Antrag des Abgeorvn. Georgi, sowie die Anträge der Majorität der Deputation (nach welchen die Erntearbeiten und das Einholen von Grünfutter vor und nach beendigtem VormittagSgotteS- dienste frei gegeben, während desselben aber auf Nothfälle beschränkt werden sollen) angenommen, welche letztere demgemäß zur Berücksichtigung bei der vvr- zunehmenden Revision de- Generale- von 1811 an die Staalsregierung abge geben werden. Die Zollverein-einnahmen im Jahre 1863 haben nach der provisorischen Abrechnung an Eingangsgebühren 25,574,880 Thlr. (gegen 25,703,236 Thlr.