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für die Königliche Umishauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen 'Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserate, welche bei de» bedeutenden Auflage de» Blattes eine sehr wirk» same Verbreituna-flnda^ werden mit 10 Pfg. di« Spaltenjeil« oder verm Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionell« »heile, die Spaltenzeile SOPfg. Die „Weißeritz. Zeitung-c erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern W Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- - stellungen an. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ikhne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem »^llustrirten Unterhaltungsblatt". Mit land- und harrSwirthschastttcher Monatsbeilage. Nr. 74. Donnerstag, den 28. Juni 1894. 60. Jahrgang. Aborinements-Ginladuv-. Mit Nr. 75 schließt das zweite Quartal und ein neues Abonnement auf die „Weißerih-Zeitung" beginnt. Alle bisherigen Leser derselben ersuchen wir hierdurch, das Abonnement möglichst umgehend zu er neuern, damit in der Zusendung der einzelnen Nummern leine Unterbrechung eintritt; auch hoffen wir recht viel neue Leser begrüßen zu können. Aenderungen im Bezugspreise treten in keiner Weise ein. Eämmtliche Postanstalten, Briefträger, sowie die Agenten und die Zeitungsträger nehmen Bestellungen Es-» Die Redaktion der „Weißeritz Zeitung". We EnmiNW »es Wßdeatkn Lmwt. Eine fürchterliche That hält ganz Frankreich in fieberhafter Aufregung und hat überall in der gebil deten Welt einen Schrei ves Entsetzens hervorgerufen: Präsident Carnot, das Oberhaupt der französischen Republik, ist am Sonntag Abend in Lyon dem Dolche eines Meuchelmörders zum Opfer gefallen! Carnot war zum Besuche der Industrie-Ausstellung in Lyon eingetroffen und wohnte er daselbst einem am Sonntag Abend veranstalteten Banket bei, auf welchem er einen mit lebhaftem Beifall ausgenommenen patriotischen Trinkspruch ausbrachte. Als der..Präsident dann in Begleitung des Rhone-Präfekten Rioet nach dem Theater fuhr, sprang plötzlich ein Individuum auf das Trittbrett des Wagens und versetzte Carnot einen Dolchstich in die Herzgegend, dessen Folgen der Ueber- fallene Nachts s/il Uhr im Präfekturgebäude erlag. Der ruchlose Mörder wäre von der aufs höchste er bitterten Menge zerrissen worden, wenn ihn nicht be rittene Gardisten rasch nach der Polizeiwache gebracht hätten. Hier gab der Attentäter in schlechtem Fran zösisch an, Italiener zu sein und Cesario Giovanni Santo zu heißen; sein Alter gab er aus 22 Jahre an. Aus einem bei ihm aufgefundenen Arbeitsbuchs erhellt, daß er in Monte Visconto, Provinz Mailand, geboren ist. Weitere Mittheilungen verweigerte der Mörder, erklärend, daß er nur vor den Geschworenen sprechen würde. Da er geistig völlig normal ist und da er sein schreckliches Verbrechen schwerlich aus per sönlichen Gründen begangen hat, so bleibt nur die Annahme übrig, daß er entweder ein Anarchist oder ein nationaler Fanatiker ist, speziell könnte man an nehmen, daß Santo durch seine entsetzliche That seine in Aigues-Mortes bestialisch hingemordeten Landsleute, deren Mörder von den französischen Gerichten be kanntlich freigesprochen wurden, rächen wollte. Die Schreckensthat von Lyon hat begreiflicher Weise im ganzen Lande hochgradige Erregung und größte patriotische Entrüstung hervorgerusen, worüber zahl reiche Meldungen vorliegen. Der Kriegsminister Mercier ertheilte an sämmtliche Korpskommandanten den telepraphischen Befehl, ihre Truppen bereit zu halten. Der Eenatspräsident hat in seiner Eigenschaft als Präsident der Nationalversammlung die beiden Kammern zu einem Kongreß für diesen Mittwoch Nach mittags einberufen, behufs Neuwahl des Präsidenten der Republik. Hoffentlich wird der so schmählich hin gemordete Carnot einen Staatsmann zum Nachfolger «ms dem ersten Beamtenposten Frankreichs erhalten, welcher eS versteht, das ElaatSruder Frankreichs in diesen für die Republik so prüsungSreichen Tagen mit fester Hand zu führen, und die ernsten politischen Folgen abzuwenden, welche das blutige Ereigniß für da» Land leicht haben könnte. — Sadt Carnot, geboren am 11. August 1837 zu Limoges, betrat 1871 die parlamentarische Laufbahn als Mitglied der Nationalver sammlung sür die Cote d'Or. Später bekleidete er wieder holt verschiedene ministerielle Posten, wurde dann neuerdings in die Deputirtenkammer gewählt und im Jahre 1887 von den als Congreß konstituirten beiden -Kammern zum Präsidenten der Republik mit großer Mehrheit gewählt, an Stelle des unfreiwillig zurück getretenen Grevy. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Mit dem in den Morgenstunden noch regnerischen Dienstage gingen die Heuer so zahl reichen Märzennebel zu Ende und der Wetterbeobachter hofft nunmehr auf den endlichen Eintritt der allen Früchten so nöthigen warmen und trockenen Witterung. Allerdings wird diese Hoffnung etwas dadurch getrübt, daß es heute Mittwoch, am Siebenschläfer, wenn auch nur sehr wenig, doch etwas am Morgen geregnet hat. Hoffentlichmacht derselde diesmal .nicht so strengen Gebrauch von seiner nun angetretenen siebenwöchigen Herrschaft. — „Dem Verdienste seine Krone" oder „Wie die Arbeit jo der Lohn". Diese Sprichwörter bewahr heiteten sich am Dienstag bei der Benefizoor- stellung für Herrn de Lorme, die bei vollbesetztem Hause statlfand. Mag auch das aufgeführte Stück selber „Die Kornblumen des Kaisers", an die Ver ehrung des verstorbenen Kaiser Wilhelm I. appellirend, viele Besucher angezogen haben, so ist doch unzweifel haft bei den Meisten die Absicht geltend gewesen, Herrn de Lorme ihre volle Anerkennung für sein ausgezeich netes Spiel zu bethäligen, hat er doch Alle wieder bei seinem Benefiz durch die vortrefflich abgelauschle Bauerngestalt deS Jochem Plumps ergötzt. Die in dem patriotischen Stücke vorkommenden militärischen Auszüge wurden von Mitgliedern des hiesigen Militär vereins gestellt. — Auf Ansuchen des Festausschusses der Gruppe Dippoldiswalde des Elbgausängerbundes soll aus An laß des in Rabenau abzuhaltenden Concertes Sonntag, den 15. Juli d. I., ein Sonderzug verkehren, der im Anschluß an die Personenzüge 274: 10" N. ab Dresden. 10" N. in HainSberg, und 231 von Reichen bach, 9" N. ab Freiberg, 10" N. in HainSberg, von Hainsberg 10" N„ von Rabenau II" N., von Dip poldiswalde II" N., von Schmiedeberg 12" V. ab geht und in Kipsdorf 12" V. eintrifft, auch an allen Haltestellen hält und Personen aufnimmt. — Ganz ausdrücklich sei hier bemerkt, daß, wie auch aus obigen Zeitangaben bereits hervorgeht, der Sonderzug von verschiedenen Seilen her Anschluß hat, daß also der selbe zur Ausführung eines Ausfluges nach Dresden oder Freiberg rc. besonders geeignet erscheint. — Auf dem Marsche in's Manöver werden vom 2. Feld-Artillerie-Regiment Nr. 28 folgende Ortschaften belegt werden: vom 27. bis 28. August früh: Dippol diswalde mit 13 Offizieren, 185 Mann und 144 Pferden; Glashütte mit 9 Offizieren, 100 Mann und 77 Pferden; Rittergut Berreuth mit 3 Offizieren, 13 Mann und 13 Pferden; Luchau mit 4 Offizieren, 85 Mann und 67 Pferden; Niedersrauendorf mit 2 Offi zieren, 40 Mann und 32 Pferden; Obersrauendorf mit 2 Offizieren, 45 Mann und 35 Pferden; Rein holdshain mit 4 Offizieren, 85 Mann und 67 Pferden; Rittergut Reinhardtsgrimma mit 5 Offizieren, 15 Mann und 10 Pferden; Gemeinde Reinhardtsgrimma mit 8 Offizieren, 134 Mann und 100 Pferden und Hirschbach mtt.4 Offizieren, 67 Mann und 50 Pferden. Vom 28. bis 29. August früherhalten: Pretzschendorf 13 Offiziere, 185 Mann und 144 Pferde; Röthen bach 4 Offiziere, 85 Mann und 67 Pferde; Höcken dorf 9 Offiziere, 82 Mann und 60 Pferde; Ruppen dorf 4 Offiziere, 67 Mann und 50 Pferde, sowie Obercunnersdorf 4 Offiziere, 67 Mann und 50 Pferde. — Wohl selten hat die Heuernte unseren Land- wirthen so viel Sorge und Arbeit bereitet als gerade Heuer, denn dieselbe hat z. B. in den Niederungen an der Elbe vor nunmehr schon Monatsfrist begonnen und ist stellenweise noch nicht beendet; im Erzgebirge mußte man sie vor . wenigen Tagen in Angriff nehmen, weil auch dort das überall außerordentlich dicht und hoch gewachsene GraSinfolge der immer wiederkehrenden Niederschläge namentlich auf tiefer gelegenen Wiesen oberhalb der Wurzeln gelb wird und zu faulen anfängt. Hoffentlich werden sich die gebirgischen Landwtrthe während der Heuernte sonnigeren und trockeneren Wetters zu erfreuen haben, als die in den Niederungen. Obercunnersdorf. Der Leichnam der seit dem 15. d. M. vermißten Dienstmagd deS Gutsbesitzers Kästner in Beerwalde ist in verwestem Zustande im Teiche deS hies. Gutsbesitzers Jnkermann aufgesunden worden. Muthmaßlich liegt Selbstmord vor, zu welchem daS Motiv unbekannt ist. Altenberg. Sonntag, den 1. Juli, hält der in den wohlverdienten Ruhestand tretende Herr Pfarrer Kleinpaul seine Abschiedspredigt, während Herr Pfarrer cloo. Haucke am 8. Juli in sein Amt ein gewiesen wird. Rechenberg. Am Nachmittag des 22. d. MtS. wurde das in den hoch angeschwollenen Muldenfluß gefallene 5 Jahre alte Töchterchen des hiesigen Wald arbeiters Müller von dem auf dem Wege von Rechen berg nach Holzhau befindlichen Klewpermeister Martin aus Nassau nicht ohne eigene Lebensgefahr den Fluthen entrissen und vom sicheren Tode des Ertrinkens gerettet. Sofort angestellte Wiederbelebungs-Versuche waren von Erfolg begleitet. Lockwitz. Nächsten Montag, Vormittags 10 Uhr, soll die alte zweibögige im Jahre 1696 erbaute Brücke in Lockwitz durch das Pionier-Bataillon gesprengt wer den, um einer der Neuzeit entsprechenden Brücke Platz zu machen. Pirna. Gleich wie in anderen Städten, hat jetzt auch der hiesige Stadtrath beschlossen, eine Be kanntmachung zu erlassen, wonach bei nicht im Handels register eingetragenen Firmen aus der Firmen bezeichnung der Inhaber des Geschäfts ersichtlich sein muß. Es wird dadurch gewissen im Handels verkehr hervorgetretenen Mißständen in wirksamer Weise begegnet. Flöha. Die schon seit mehreren Jahren hier auf getretenen Bestrebungen auf Errichtung einer Spar kasse in Flöha sind soweit gediehen, daß nunmehr der hiesige Gemeinderath eine Kommission gewählt hat, welche die Vorarbeiten für Gründung einer solchen Kasse zu erledigen hat. Hainichen. Die hiesige Stadtverwaltung hat vor Jahren zum Bau eines neuen Krankenhauses in unserer Stadl einen Fonds gegründet, der im Laufe der Zeit jzu einer stattlichen Summe augewachsen ist. In der letzten Sitzung des Stadtoerordnetenkollegiums wurde nun demRathsbeschluffe zugestimmt, einen Kranken haus-Bauausschuß einzusetzen und demselben zur Er ledigung der Vorarbeiten zum Krankenhausbau ein Berechnungsgeld von 600 Mk. zu bewilligen. Wüstenbrand. Ein Unbekannter lockte die 10 Jahre alte Liddy Winter, welche mit ihrer 8 Jahre alten Schwester am Waldrande (OrtSantheil „Kühler Morgen") spielte, unter dem Ersuchen, ihm den Weg zu zeigen, in den Wald, wofür er dem Mädchen zehn Pfennige einhändigte. Im Walde hat er das Kind zu vergewaltigen gesucht und dasselbe derart am Halse